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Umfang klein sind, so groß. Diese Frühlingswiese mit den breiten, grauen Stämmen, zu deren Füßen fleine, gelbe Blumen im Gras blühen. Dieses weite Feld mit der Abendsonne, die schon sank, deren Licht nur noch so dumpf auf den Feldern liegt! Dann ein Weg, ein Feldweg, zwischen Bach und Wald vorbei. Ein düsterer Abend im Moor, ein gespenstisches Waldinneres am Sumpf. Die Quelle, die tief drinnen im Walde entspringt, unter einem mächtigen Stein, der Wald ist hier so dicht, daß das Licht nur märchenhaft von draußen Hereinspielt und die dunklen Stämme gelblich fupft. Ueberall hat der Maler aus einer centralen Empfindung, zu der ihn langes, liebevolles Anschauen hinleitete, geschaffen. Am Schlusse steht da vor uns ein umfängliches Bild:" Herbstpracht", auf dem die ganze Farbenpracht jener Uebergangszeit, wo die hellen Farben sich wandeln in Gelb, Rot, Braun, lebt. Dies ist die Natur, die des Menschen nicht bedarf. Es ist feiertäglich belauschtes Sein. Zu dem der Mensch kommt, um sich zu erholen, sich rein zu baden. Die ihn tröstet. Darum fehlt auch ganz der Mensch auf diesen Bildern. Auf diesem Feld erntet kein Mensch. Niemand schreitet durch diesen Wald. Diese Mühle, die auf einem andern Bilde da so ruhig- bunt in der Abendpracht steht, sieht niemand an. Wir sind hier allein. Nicht Mensch und Natur im Zusammenleben, wie es die Impressionisten geben. Nicht Landwitte mit Sagengestalten, wie es Böcklin bevorzugte. Sondern ein so wie das zweite. schen beiden. Nicht mehr wie das erste. Noch nicht
still, unbevölkert.
sich leise hinbewegt zu Böauffassung und Wiedergab der Natur, die Darum ist diese atur noch einsam, Es fällt auf, wie sehr Hans am wie alle Worpsweder Maler den Himmel mit in das Bild hineinbezieht. Dieser Himmel, der breit und wuchtig über der weiten Ebene liegt. Er beansprucht viel Raum für sich. Seine Bläue wölbt sich über den Wiesen. Und immer wieder studiert dieser Maler das wechselvolle Spiel und die Gebilde der Wolken, am Sommermorgen, am schwülen Mittag, am träumenden Nachmittag, am stillen Abend, immer im verschiedenen Licht des Tages. Dadurch werden diese Bilder so frei, groß und natürlich.
Diese Maler geben ein Stück Seele. Ihre Werke sind Bekenntnisse. Sie täuschen nicht ein größeres Wollen vor. Sie sehen ein Ziel, dem sie nachstreben. Dieses Ziel ist: im Bilde das zu geben, was vor unfrer Seele steht, wenn wir allein vor dieser Natur stehen, wenn wir uns nach ihr sehnen. Sie entfernen alles Zuviel, alles Störende des Zufalls und geben den Kern. Durch diese säuberliche Reinigung ist jedes Bild ein Centrum, von dem die Strahlen nach allen Richtungen ausgehen. Es ist viel Fleiß, Selbstzucht und Kraft in dieser Art, die Sehen und Empfinden so gut zu einen weiß. Und eine scheue Bartheit, die auch das innere Leben, die Seele der Dinge empfinden und geben möchte.
Damit kommen wir zu dem letzten, das wir hier beobachten fönnen. Diese Bilder, deren verwirrende Farbigkeit abgedämpft ist,
ohne verflacht zu werden, wirken sehr dekorativ, einheitlich im Gesamt eindruck, beinahe monumental. Sie strömen Ruhe aus. Sie ver tiefen und beleben vornehm den Raum. Niemals drängt sich der Künstler in Aeußerlichkeiten auf. Wo er aber etwas sagen will, sagt er es kräftig und unzweideutig, und alles Unflare muß warten und verstummen, bis es ausreift und klar wird. Diese dekorative Wirkung ist nicht Folge eines vorgefaßten Programms oder Ausfluß einer Mode, sondern Produkt einfach ehrlichen Wollens, das nicht täuschen möchte, sondern klar sein, flar reden möchte. Das Weiß der Birkenstämme, das sanft leuchtende Grün der Wiesenflächen, das Blau des Himmels, das Grau der Wolfen es sind feste und breite Farbentöne, die im Auge haften bleiben und nach denen man sich, wenn man schon gehen will, gern noch einmal umsieht, da sie so ruhig und sicher wirken. Dann fällt auch noch der Blick auf die„ Alte am Spinnrad", die Hans am Ende so natürlich und ungezwungen hinfetzt, wie sie eifrig den Faden sucht; ein prachtvolles Gesicht mit tausend Runzeln, diese alte Bäuerin, die viel hat arbeiten müssen und nun, wo sie alt wird, noch zum Spinnen verwandt wird; sie ist von allerlei buntem Stram umgeben, wie er in der Bauernstube eben da ist. Bauern lieben noch die ungebrochenen, derben Farben. Die Luft auf dem Lande lehrt es sie, die die Dinge unverhüllt hinstellt und nicht mit Nebelschleiern umgiebt und mit Dünsten.
Kleines feuilleton.
wegen ihrer Undurchsichtigkeit die Sauberkeit des Inhaltes nicht zu beaufsichtigen vermöge. Das Verhältnis altohischer Getränke zum Metall von Gefäßen sollte vielleicht genguer untersucht werden. Es spielen außerordentlich viele Gewohnheiten bei der Wahl eines Trinkgefäßes mit. Eine der am meister beachtenswerten ist die Rücksicht auf die größere oder geringere Dicke der Gefäßwände. Die Lippen haben ein ungewöhnliches Feingefühl, worauf man ja schon aus der Psychologie des Kusses schließen kann, und deswegen haben viele Leute eine Abneigung gegen dickwandige Trinkgefäße, indem sie erklären, daß ein guter Wein nur aus dünnen Gläsern richtig genossen werden kann. Außerdem könnte man vielleicht noch daran denken, daß der Geschmack feiner ist, wenn der Mund möglichst geschlossen ist. Ein Kenner" trinkt" überhaupt nicht, wenn er etwas Außerordentliches vor sich hat, sondern er schlürft", und das Schlürfen würde nicht möglich sein, wenn die Art des Trinkgefäßes ein ziemlich weites Oeffnen des Mundes verlangte. Auch die Gestalt des Trinkglases thut manches dazu, seinen Inhalt mehr oder weniger verlockend zu machen. Die Formen sind hier unench mannigfaltige. Ein berechtigtes Vorurteil besteht bei Weinkennern gege die farbigen Gläser, weil sie die schöne Farbe des Weines selbst verdea. und an sich nicht so gefällig aussehen, wie ein flares Glas. Uebrigens kann die obige Aeußerung, daß man nicht nur eine Psychologie, sonde... auch eine Physiologie des Trinkglases schreiben könnte, noch be= sonders gerechtfertigt werden. Es ist eine sichere und jedem aufmerksamen Beobachter auch bekannte Thatsache, daß schon das Aussehen einer Speise oder eines Getränkes eine gewisse physiologische Wirkung hat, die in einer Erregung nicht nur der Speichel-, sondern auch der Magensaftdrüsen besteht. Die Redensart, daß einem der Mund nach etwas wässert, ist durchaus buchstäblich aufzufassen, und mit Rücksicht darauf könnte man in der That von einem physiologischen Einfluß des Trinkgefäßes sprechen.-
Humoristisches.
- Entschuldigung. Hab' die Ehre, Herr Zid!" 3ird ist mein Name!"
" O entschuldigen Sie vielmals! Wir haben uns so lange nicht gesehen, daß ich das" r" ganz vergessen hatte!"
mehr Kleiner Irrtum. Fremder: Also eine Trinker heilanstalt ist dies hier?! Ich dacht's mir gleich, wie ich den dicken Herrn mit der roten Nase da am Fenster stehen sah!" Hausmann:„ Erlauben Sie, das ist aber unser Herr Direktor!"
- Schnell geholfen. Als meine Frau ein paar Tage nach der Hochzeit bemerkte, daß ich schnupfe, fiel sie in Ohnmacht!" ,, Und was thaten Sie?" gleich wieder lebendig!"- „ Eine Pris' Tabak hab' ich ihr in die Nase geschoben- da war
sie
Notizen.
,, Macht", ein sociales Drama in vier Aften von I. Wiegand, wird heute nachmittag 3 Uhr im Neuen Theater von der Neuen freien Volksbühne erstmalig aufgeführt und am 1., 3., 4. und 10. April wiederholt werden.
"
im
-Georg Hirschfelds neues dreiaftiges Schauspiel Nebeneinander" fand bei der Erstaufführung Münchener Residenz- Theater eine geteilte Aufnahme. Die Bergmannsbraut", eine Oper Schuchardt, hatte bei der Erstaufführung in Gotha
Erfolg.
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von
- Das dreiaktige Lustspiel„ Die große Null" von Karl Richter wird noch in dieser Spielzeit im Berliner Theater erstmalig in Scene gehen.
Zu dem vom Berliner Exlibris- Verein veranstalteten Wettbewerb find 183 Entwürfe eingelaufen; gefordert waren fünstlerische Erlibris für Voltsbibliotheken. Zwei Entwürfe wurden mit Preisen, 24 andre mit einer lobenden Erwähnung bedacht. Der Verein ist bereit, zunächst die Druckstöcke der beiden ersten, preisgekrönten Erlibris allen Reflektanten zur Verfügung zu stellen, und zwar nur gegen Ersatz der Galvanokosten. Sechs weitere Entwürfe hat sich der Verein durch Ankauf gesichert und liefert von diesen Erlibris mit beliebigem Eindrud in fünstlerischer zweifarbiger Ausführung zum Selbstkostenpreise. An Voltsbibliotheken, die sich ein Exlibris anzuschaffen beabsichtigen, wird ein Sonderabdruck von 26 der besten Entwürfe unentgeltlich abgegeben. Anfragen sind an Georg Starke, Görlig, Salomonstr. 39, zu richten.
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SS. Trinkgefäße. Gestalt, Größe und Material des Trinkgefäßes fcheinen einen ganz bestimmten Einfluß auf das Behagen auszuüben, mit dem man ein Getränk zu sich nimmt. Beispielsweise wird kaum jemand Bier aus einer Theetasse oder Thee aus einem Seidel mit Genuß zu sich nehmen. Man könnte nun sagen, daß diese thatsächlich vorhandenen Eigenheiten auf langer Gewohnheit be ruhen, die vielleicht teilweise schon in die Vererbung übergegangen ist, aber es ist wohl noch etwas mehr daran, und man könnte darauf tommen, gleichsam eine Physiologie oder Psychologie der Trinkgefäße zu schreiben. Manche Leute behaupten, daß das Bier seine volle Schmackhaftigkeit nur dann zur Wirkung bringen könne, wenn es aus einem silbernen oder allenfalls auch aus einem zinnernen Krug getrunken wird; andre geben wieder dem Thonkrug den Vorzug. Gegen letteren ist eine weitere Partei wieder durch den Verdacht eingenommen, daß Krüge schwerer zu reinigen sind, oder daß man Verantwortl. Nedakteur: Paul Büttner , Berlin.- Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
c. Eine Ehrung, Andrées. Die anthropologische und geographische Gesellschaft von Stockholm , deren Mitglied Andrée tvar, hat beschlossen, auf ihre Kosten seine Biographie zu veröffentlichen. Das Buch wird außerdem seine noch nicht im Druck ver öffentlichten Werke enthalten sowie eine Beschreibung des Ballons, mit dem Andrée und seine Gefährten umgekommen sind. Die Ge sellschaft beabsichtigt außerdem eine Medaille zur Ehrung des uns glücklichen Forschers prägen zu lassen.
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