andren Form in vielen Berichten ilker das Reservations­system. Eine solche Klage kam 1864 aus der Sioux- Agentur zu Crow Creek:Im Januar begann die Ausgabe von Suppe an die Indianer. Sie wurde in einem großen, hölzernen Bottich angesetzt und durch Dampf gekocht, den man vermittelst einer Röhre aus dem Dampfkessel einer Sägemühle in den Bottich hinein- ließ. Der Bottich war teilweise mit Wasser gefüllt, und in dieses wurden mehrere zerkleinerte Rindsviertel und einige Säcke Mehl hineingethan. Herzen, Lungen und Eingeweide wurden dieser Mischung zugefügt und im Anfange wurden noch einige Bohnen in den Bottich gethan; aber dieser Luxus hörte bald auf. Diese Suppe wurde einen Tag um den andren den Santee-Sioux ausgegeben und an den dazwischen liegenden Tagen den Winnebagoes. Sie war äußerst unschniackhaft. An den Suppentagen wurde den Indianern kein andres Essen verabfolgt. Sic waren hochgradig unzufrieden und sagten, sie könnten von dieser Suppe nicht bestehen, worauf ihnen die Beamten erwiderten, sie sollten nur gehen, wenn fie wo anders leben könnten; aber die Ansiedelungen der Weißen dürften sie nicht betreten. Manche von ihnen verließen die Agentur, und einige gingen nach Fort Sully, andre nach Fort Randall, um sich Essen zu verschaffen. Nach einer Beschreibung, welche Samuel C. Hahnes, Assistenzarzt im Militär- dienst und damals in Fort Randall, von diesem Gericht, genannt Suppe, gegeben hat, scheinen die Indianer guten Grund gehabt zu haben, Crow Creek zu verlassen. Er sagt aus, daß in den Bottich Rindfleisch, Ochscnköpfe, Eingeweide von Rindern, einige Bohnen, Mehl und Schweinefleisch hineingeworfen wurde. Ich glaube, in den Bottich wurden jedesmal zwei Fässer Mehl hineingeschüttet; dies geschah alle 24 Stunden nur einmal. Diese Masse wurde dann durch den Dampf eines Dampfkessels, den man durch eine Röhre in den Bottich leitete, gekocht. War das geschehen, dann mußten alle Indianer mit ihren Eßkesseln antreten. Das Essen wurde den Indianern vernnttelst eines für diesen Zweck gemachten langstieligen Schöpflöffels zugemessen. Ich kann nicht sagen, wie viel ein jeder Indianer erhielt. Diese Suppe war ungefähr so dick wie sehr dünne Hafergrütze. Die Indianer pflegten die dünne Masse abzugießen und aßen, was sich am Boden setzte. Beim Ausschöpfen bekam ein Teil der Indianer die dünneren Bestandteile und ein Teil erhielt etwas Fleisch. Ich ging häufig vorbei, wenn gekocht wurde, und war oft bei der Essenausgabe zugegen. Das Essen hatte einen höchst ekelhaften Geruch. Es roch nach dem Inhalt von Rindseingeweiden. Ich habe nach der Essen- ausgäbe den Satz am Boden des Bottichs gesehen, als man mit seiner Reinigung beschäftigt war. Der Satz roch wie verwesendes Fleisch. Einige Indianer wollten es nicht essen, und sagten, sie könnten es nicht, fie würden krank davon. Eine immer wiederkehrende Bestimmung in den Indianer- Verträgen war die den Vereinigten Staaten auferlegte Verpflichtung, das Eindringen weißer Squatter in das Jndianergebiet zu ver- hindern, und weiter das den Eingeborenen ausdrücklich zu- erkannte Recht, mit solchen Eindringlingen zu verfahren, wie es ihnen gut dünkt" oderwie sie es für richtig halten". Die Regierung hat sich in nahezu jedem mit den Indianern ein- gegangenen Vertrage verpflichtet, das unerlaubte Eindringen der weißen Bevölkerung zu verhindern. In nicht einem einzigen Falle hat man sich bemüht, dieser Bestimmung der Verttäge nach- zukommen. Erlaubte sich nun aber der rote Mann, zu der ihm ver- tragsmäßig zustehenden Selbsthilfe zu greifen undwie es ihm gut dünkte" einen der zahllosen Eindringlinge gewalffam hinaus- zuwerfen oder gar hierbei ihn an seinem Eigentum oder seinem Leibe zu schädigen, so hatte er sicherlich in kurzer Zeit die ganze wutschnaubende weiße Bevölkerung und die Armee der Vereinigten Staaten auf dem Halse; dieMissethäter" wurden aufgehängt, der Stamm verlor gewöhnlich den Rest seines Landes, und die Ver- einigten Staaten hatten einen neuen blutigen Jndianerkrieg zu ver- zeichnen. Trotz der Schnelligkeit, mit der die Indianer sich von der niedrigen Kulturstufe eines barbarischen Volkes zur Civilisation Ackerbau treibender Menschen emporschwangen, verlangten und be- standen die habgierigen Weißen daraus, daßdiese Wilden" aus ihrer Mitte entfernt würden. Es ist, so unglaublich es klingt, doch geschichtlich fest- gestellt, daß man absichtlich, lim den roten Maimklein zu kriegen", die Blattern bei ihnen einführte. Ein andres bewährtes Mittel der weißen Kultur, um dem Verschwinden der Indianer etwas nachzuhelfen, waren die Skalp-Prämien. Aus diesem dunkeln Kapitel soll hier nur als Probe anglo-amcrikanischer Gesetzgebung ini fernen Westen ein Beschluß der gesetzgebenden Versammlung des Territoriums Idaho aus den sechziger Jahren Platz finden. Beschlossen, daß drei Männer beaustragt werden sollen, fünf- undzwanzig Männer für die Jndianerjagd aufzusuchen, und daß diejenigen, welche sich selbst auszurüsten vermögen, eine bestimmte Summe für jeden mitgebrachten Skalp erhalten sollen, und daß die- jcnigen, welche ihre Ausrüstung nicht selber bestreiten können, auf Kosten des Komitees ausgerüstet werden, und daß der Aufwand hierfür ihnen wieder abgezogen werden soll, wenn sie Skalpe ein- liefern. Daß für jeden Skalp eines Bocks fd. h, erwachsenen mann- lichen Indianers) 166 Dollar, für jede? Weib 50 Dollar, und für alles in Gestalt eines Indianers unter 10 Jahren 25 Dollar gezahlt werden sollen. Daß jeder Skalp die Skalplocke besitzen muß, und daß jeder Mann eidlich erhärten soll, der besagte Skalp sei von der Gesellschaft erbeutet worden."Wenn wir solche Ge- fühle," sagt Bancroft,durch die gesetzgebende Versammlung eines unsrer jüngsten Territorien in einer solchen Sprache öffentlich be- kannt gegeben sehen, dann können wir wohl über unfer Volk vor Scham erröten. Nichts, was ich je über Schandthaten aller Art ge- lesen habe, hat mich derartig angewidert." Durch die gänzliche Ausrottung der Büffel in den Jahren 1872 bis 1874 und 1882 bis 1884 erlitten die Eingeborenen einen Schlag, der mehr als 60 000 Indianer vollständig ihrer Nahrung beraubte. In einem Gemetzel, wie die Naturgeschichte kein zweites kennt und auch nie wieder kennen wird, wurde in den Jahren 1872 bis 1874 die südliche Büffelherde in einer geschätzten Stärke von 5 260 000 Stück ausgerottet, und in den Jahren 1382 bis 1884, nach Fertig- stellung der neuen Pacific-Bah.., hatte die nördliche Herde dasselbe Geschick. Diese unglaublichen Schlächtereien entsprangen lediglich schnöder und rücksichtsloser Geldgier, wurden geschäftsmäßig und offenkundig betrieben und gingen nur auf Erlangung der Felle, höchstens noch der Zungen aus. Die Kadaver verkamen oder wurden eine Beute des wilden Getiers. Die Regierung that nichts hier- gegen und die Ausrottung der Büffel war eine so vollständige, daß es 1889 in ganz Nordamerika nur noch 685 wilde Büffel gab und von diesen nur 85 im Gebiet der Vereinigten Staaten . Hierzu kamen noch 456 in Gefangenschaft befindliche, so daß die Gesamtzahl der zu jener Zeit in Nordamerika vorhandenen Exemplare des Bison americanus 1091 betrug. Die mannigfachen Frevelthaten des weißen Mannes haben denn auch schließlich ihren Ziveck die Ausrottung des Indianers nicht verfehlt. Im Norden und Nordwesten der Vereinigten Staaten giebt eS heute nur noch verhältnismäßig wenig Indianer, auf den Reservationen im ganzen 75 000. Arizona , wo die beiden großen Nattonen der Apachen und Navajoes leben, Idaho , Oklahoma und vor allem das Indianer- Territorium, westlich von Arkansas und nördlich von Texas , sind jetzt wohl die Gegenden, wo die meisten Nationen der Rothäute zusammengedrängt sind. Besonders das Indianer- Territorium mit seinen 86 000 Indianern kann wohl als die gegenwärtige Heimat des roten Mannes angesehen werden, da es nur noch eine Frage der Zeit ist, daß die Indianer in den anderen Staaten entweder gänzlich ihre Stammcszusammengehörigkeit aufgeben oder in jenes Territorium gewaltsam übergesiedelt werden. Aber anch in jenen Reservationen und Territorien werden die Indianer nach wie vor von den Jndianeragcnten in der schäm- losesten Weise beschwindelt. Besondere Gesellschaften haben sich ge- bildet, die mit den Jndianerländereien einen schwunghaften Handel treiben. Um wenigstens einen Teil der Verantwortung gegenüber den Indianern loszuwerden, hat Onkel Sam, wie Dr. Gerhard mit- zuteilen weiß, mit denfünf Nationen" des Jndianer-Territoriums, den Cherokees, Creeks, Chikasaws, ChoctawS und Seminolen, welche zusammen etwa 84 000 Köpfe zählen und ein Gebiet von 19 776 000 Acres besitzen, ein Uebereinkommen getroffen, demzu- folge spätestens mit dem 4. Mai 1906 ihre Sonderstellung als Stämme aufhört. Der kommunistische Grundsatz geht zu Ende, und jedes Mitglied wird individuell für seine Existenz Sorge zu tragen haben, wie jeder andre Bürger auch. In dem Gebiet von zweien der Nationen, der Choctaws und Chickasaws, sind Vermesser der Regierung bereits an der Arbeit, Land, das für Städte oder zur Anlage von Bergwerken bestimmt ist, von dem für die Landlvirt- schaft bestimmten und den Indianern zuzuweisenden abzuteilen. Von den Mineralländern, in denen sich Kohlen- und Asphaltlager befinden, kommen 445 000 Acres zum Verkauf. Voraussichtlich werden die vorteilhasten Partien in den Besitz von Syndikaten übergehen, die schon ihre feinen Spürnasen darauf gerichtet haben. Daß das Eigcnwm in staatlichen Besitz übergehen sollte, anstatt monopolistischer AuSbeuttmg anheimzufallen, dafür fehlt leider den amerikanischen Staatsmännern vorläufig noch das Verständnis. Der Verkauf dieser Ländercien wird den Indianern nach konservativer Schätzung min- destens zwanzig Millionen Dollar einbringen, was immerhin für sie eine schöne Summe bedeutet. Da außerdem jedem Indianer eine Farm von 360 Acres Land im Durchschnittswert zusteht. so wird selbst der ärmste unter ihnen, der jetzt noch keinen Cent besitzt die Mehrzahl aber sind sicher jetzt wohlhabende Gutsbesitzer eine neue Existenz als seßhafter Mann mit einem Vermögen von min- destens 10000 Dollar beginnen; es sind nämlich� 11610 605 Acres vorhanden, in welche sich 25 500 Choctaws und 6500 Chickasaws zu teilen haben. Wer dies liest, wird nun wohl auch verstehen können, warum so viele Weiße Indianerinnen, oft recht häßliche und alte Squaws, heiraten; das sind nämlich spekulative Abenteurer, die sich auf diese Weise mühelos in ein warmes Nest hineinsetzen. Wie lange freilich die Herrlichkeit dauern tvird, ist ungeiviß, denn mit dem Tage des Verkaufs hört die Fürsorge der Regierung auf. Da dem Indianer dann das Recht zusteht, seine Erbschaft sofort zu v�r- äußern, so liegt die Gefahr nahe, daß Spekulanten sie um ihr Hab und Gut bringen werden, da die bisherigen Mündel doch nicht mit einem Schlage mündig werden. I. W i e s e. Kleines Feuilleton. lk. Zwischen Ostern und Pfingsten. Milde war der Winter gewesen, aber lange genug hatte er gedauert, um den Pflanzenwuchs des heurigen Frühjahrsanfangs um etwa zwei Wochen gegen das Vorjahr zurückzuhalten. Tann aber, um die Mitte des April, haben