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Es ist eine erstaunliche Bucht und Meisterschaft lebendigen Könnens Rub. Uhramm 8ittau bleibt mit dem Bilde Hühner" in diesem Bild. feiner alten Art getreu. In Nach dem Gewitter" betritt er ein Kroyer selbst stellt ein Bild von Tuyen dar. Ein frisches, in neues Gebiet. Er giebt eine Luftstimmung im Dorfe und setzt eine seinen Farben echt nordisches Bild! In sonniger Landschaft, am Figur hinein. Strande , gegen blaues Wasser, steht der Maler in gelbem Anzug; Friedlich ruht die Schweineherde Oberländers. Amor er gleicht eher einem Jäger als einem Künstler. Die flare Durch steht auf einem andern Bilde neben dem Löwen und blickt recht sichtigkeit der Luft läßt alle Farben heller erscheinen als bei uns, dumm drein. und die scharfen Augen der Bewohner dieses Landes sind gewohnt, Lichtenberger giebt drei geschmackvolle Bilder. Das fie so zu sehen. Es kommt da eine nationale Eigenart heraus. Souper" ist in der Luft gut gelungen und die Haltung fein Magnus Endens Bilder machen zuerst einen abstoßenden beobachtet. In Variété " ist der Raum originell geweitet und es Eindruck. Sie scheinen ungeschickt, farblos, roh. Aber dieses eigen- meldet sich da etwas wie eine eigne Phantasie. Am besten ist er artig Harte ist nicht Unfähigkeit. Enden verschmäht die Farbigkeit. in seiner Studie: Das Bild einer Dame, das feine, malerische Reize Seine Menschen sind wie Plastiken. Doch lebt in diesem Künstler enthält. ein ernster Sinn für selbständiges Suchen. Namentlich das Atelier- sowohl wie Farbengebung. Immer wieder sieht man von ihm diese Etwas einseitig ist Benno Beder, in seiner Stoffwahl interieur" ist eine tüchtige Arbeit. Standpunkte läßt sich nichts gegen sie einwenden. Doch berührt es italienischen Landschaften, blaß und schwer. Vom fünstlerischen bei der farbigen Mannigfaltigkeit der äußeren Welt eigentümlich, wenn ein Künstler immer wieder so sich selbst kopiert. Doch hat man bei Becker wenigstens den Eindruck, daß er diesem Stoff, diesen melancholischen Landschaften treu bleibt, weil es seinem inneren Wesen entspricht.

Von A. Zorn( Schweden ) kennt man leuchtendere Bilder. Hier in dem Portrait meiner Frau" fehlen die Gegensäße, die fich gegen feitig steigern. Diese Masse leuchtendsten Rots des Mantels und der Müze versagt ein wenig, wenn auch immerhin die Wirkung fräftig genug ist, um suggestiv zu wirken. Doch so frisch, so elementar, so genug ist, um suggestiv zu wirken. Doch so frisch, so elementar, so nordisch- kühl wie sonst, ist er hier nicht. Die Charakteristik ist mit Verve gegeben, sie ist die Charakteristit seines Voltes: gesundefte Natürlichkeit der Raffe, die Natur und Kultur eigenartig in sich

verbindet.

E. Werenskiölds Edw. Grieg, den der Maler in scharfer Profilstellung portraitierte, ist ein schwaches Bild. Die Farbe ist matt, schlimmer noch, flau, und die Charakteristik bleibt sehr ober­flächlich. Besser gelingt ihm das Portrait eines alten Herrn. Doch zeugt auch dies nicht von sonderlicher Eigenart.

Rings In der Gartenthüre" ist eine ehrliche Arbeit.

Jm zweiten Saale links hängt Die Scholle". Dieser Münchener Vereinigung, die unter eigner Jury ausstellt, gehören ausschließlich jüngere Künstler an. Sie rechtfertigen den guten Ruf, den sie be­figen. Sie alle streben, sich zu vervollkommnen, reifer zu werden, fich wirklich zu entwickeln.

Leider muß man bei dem Leiter dieser Vereinigung vorerst eine Ausnahme machen. Wenn jemand ein so rohes Machwert wie den Fechter" der öffentlichen Beachtung anheimstellt, so verdient das un­verhohlenen Tadel. Frizz Erler hat Talent. Und ein Talent ist, nicht dazu da, gemißbraucht und bis zu Ende gepeitscht zu werden bis die Ohnmacht eintritt, sondern ein Talent ist nur der Anfang auf einer möglichen Bahn. Es will geleitet sein. Wer etwas so lächer­lich Unmögliches giebt wie Erler, der muß sich späterhin, will er ernst genommen sein, erst wieder rehabilitieren.

Im einzelnen heben sich heraus: eine durchaus ehrliche und tüchtige Arbeit von Feldbauer, ein Pferdeportrait. Das ein wenig merkbare ungeschick schadet nicht. Erler- Samaden mit zwei fräftigen Schneelandschaften. 2. Putz giebt ein in der Farbe fehr warmlebendiges Bild Im Park" und ein ein wenig oberflächliches " In der Laube". Das dritte Bild Schneckenmutter" ist einfach glatt geschmacklos. Bechlers Maitag" und" Wintermorgen" find gute und zuverlässige Arbeiten, ragen jedoch nicht sehr über dieses Mittelmaß hinaus. Eichler, Georgi, Münzer, Büttner, Voigt vervollständigen mit tüchtigen Arbeiten das Gesamtbild dieser Vereinigung.

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Bleiben wir gleich bei München , das zahlreich vertreten ist, so wundern wir uns darüber, daß ein Maler wie Stud sich selbst so andauernd in Mißkredit bringt, wie jest wieder mit seinem Richard Wagner ", der Lenbach äußerlich nachempfunden ist und wie ein Druck wirkt. Farbig wertlos. Als Charakteristik äußerlich. Stuck hat nie viel unter Geist" zu leiden gehabt. So treibt es Stuck mum schon seit Jahren. Mit überraschender Verve( Folge natürlicher Be gabung, die er unleugbar befizt) befigt) sette er einst ein. Man wartete immer auf die Selbstbesinnung. Sie blieb aus. Nun Iebt er fröhlich und guter Dinge in dem München , das für solche Naturen den Ruin bedeutet. Es ist traurig, dieses Sinken verfolgen zu müssen. Diese Herren glauben, des Lernens überhoben zu sein München erzieht dazu und dünfen sich sehr selbstherrlich und untadelhaft vollkommen. Und jeder Pinsel­strich von ihnen, meinen sie, muß andern eine Götterfreude und eine Offenbarung sein.

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Licht und freundlich ist Uhd e's" Der Leierkastenmann kommt", einheitlich und frei in der Komposition. Alle diese Farben stehen für sich und gehen doch gut zusammen. Aus dem Ganzen spricht eine intime Lokalstimmung.

Einen breiten Vortrag bekundet Strobent in dem Sigen­den Knaben". E. Steppes wirkt mit seinem Oberbayrischen Borland" natürlicher und wärmer als sonst, wenn er alte Vorbilder archaisch und gequält nachempfinden will.

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Einzigartig ist wieder Strahtmann. Man muß sich lange in ihn hineinsehen und ich kann mir leicht denken, daß er zuerst sehr merkwürdig berührt. Das dauert aber nicht lange. 8. B. Der heilige Franz von Assist". Welch prachtvoll lebendige Komik liegt in diesem von der Richtigkeit seiner salbungsvoll vorgetragenen An­schauungen so überzeugten Prediger! Welche erschütternde Dummheit offenbaren diese stumpffinnig grotest aufgerissenen Lippen, die lehr baft irgend eine Seichtheit verarbeiten.

Das mertt man bei H. v. Habermann nicht. Nur äußerlich fann man diese beiden so zusammen nennen. Habermann ist ein unglaublich gefchicter Maler und sofort merkt man bei ihm, daß er tann. Er beherrscht den Pinsel. Und so, da es ihm nun leicht gemacht ist, merkt man leider sehr oft, daß er nicht recht will. Hand und Auge funktionieren virtuos. Aber dafür schweigt das Innere. Er hat keine Beziehung zu seinem Bilde. Man weiß eigentlich nicht, warum er es malt. Er sagt uns also nicht viel. Er giebt unserm Auge einige flotte Pinselstriche zu sehen und ein lebendiges Farbenineinander, das sich wie in einem Gewühl zuckend ineinander schlingt, als lebten diese Farben gleich Schlangen. Doch dann ist es aus. Was man also fühlt: ein malerisches Talent, zweifellos, im höchsten Grade. Was man weiter fühlt: schade, daß er so leichtsinnig wirtschaftet. Wie bei Stud. München ist für manche eine direkte Gefahr.

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In zwei harmonisch gestimmten Bildchen Am Kamin" und " Die Blumenmalerin" zeigt Borchardt seine an den alten Hol­Er liebt das leise Dämmern in der ländern geschulte Eigenart. Stube, wo die Gefichter verschwimmen und irgend ein delikater Stoff feidig herausleuchtet. Der Knabenalt" von Landenberger hält sich sehr weich und aufgelöst in der Luft.

Etwas oberflächlich wirkt Klein. Diese in der Hängematte fizzende Dame und dieser Terrier sind so gemalt, wie man malt, wenn man die Dinge äußerlich betrachtet. Er giebt nichts von sich hinzu. Er schöpft malerisch den Gegenstand nicht aus.

Wenig erquidlich wirkt A. v. Seller mit seiner Auferweckung". Farbige Empfindung ist wohl darin: mit ein paar hellen Farben­flecken eine suggestive Borstellung zu wecken. Jedoch bleibt die Empfindung äußerlich und im Effektvoll- sein- sollenden haften. Kandinsky ist eifrig bestrebt, seine Grenzen zu erweitern. Sein malerisches Können wird voller, fräftiger.

Jawlensky giebt geschmackvolle Stillleben, H. v. Heyden ein paar prachtvolle Truthähne. Außerdem find noch Treumann, Reifferscheid, Piesich zu nennen. Ernst Schur .

Kleines feuilleton.

- Beter Hille ist am Sonnabend im Kreiskrankenhause zu Groß­Lichterfelde gestorben. Der Dichter wäre im September 50 Jahre alt geworden. Hille ist an seiner Bedürfnislosigkeit zu Grunde ges gangen. Anderen war das eine Waffe, mit der sie sich oben hielten in den Zeiten ärgster Bedrängnis; er war zu weich, das reine Kind; daß jeder sein Leben sich erkämpfen müsse, davon hatte er zeitlebens Wartete und sann. Nahm Almosen, teine Ahnung. Er wartete. die nicht zu bitter schmeckten, so lange sie von Mitstrebenden kamen. Gewöhnte sich aber mählich daran. Und so zerrann ihm das Leben, verzettelte sich sein Talent. In den lezten Jahren war es wieder wie ein Aufleuchten. Er veröffentlichte einiges, richtete sich eine Art Cabaret ein. Manchem schien es, als stände er schon auf eignen Füßen. Jetzt ist er dahingegangen. In Zehlendorf fand man ihn, mit Wunden im Antlib.

Hille hat ein größeres Werk hinterlassen, den Roman Die Socialisten". Das Buch ist 1886 bei W. Friedrich in Leipzig er schienen. Durch den Riesensak, mit dem es anhebt, hat sich wohl keiner durchgefunden. Wer Hille kannte, hat sich über ihn geärgert; hat oft hell aufgelacht, wenn er daherkam, den Mund aufthat. Gut war ihm jeder.

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Die Erben. Waren einmal zwei Brüder. Hans hieß der ältere. Gern hätte er seinem Bruder Peter die Halbscheid feines Hofes ab getreten. Dann aber wären alle beide nur Kleinbauern gewesen. So aber war er Großbauer, der etwas vorstellte in der Ges meinde und den man überall respektierte.

Darum auch hatte man ihn zum Vorsteher gewählt. Ja, was war da zu thun?