-
-
-
415 weiße Wolfen aus den Blüten der Wafferranunkel und auch im Uma treise bildet das Wollgras weißschimmernde Bestände. Das sind vorherrschende Färbungen, die sich fast von Woche zu Woche im Freien ändern. Gegenwärtig nimmt die Buntheit des Blumenkleides noch stark zu, um erst gegen den Herbst das Gelb als überwiegende Farbe hervortreten zu lassen.
verwirrenden und verfimpelnden Indianergeschichte. Irgend welche politische Geltung errang der„ Tag" nicht. Scherl jedoch wollte auch politisch werden, nachdem er sich der Erkenntnis nicht mehr hatte verschließen können, daß trok lang jähriger Herrschaft des„ Lokal- Anzeiger" die politische Meinung immer noch als etwas Würdigeres und Vornehmeres galt als die Mordgeschichte aus der Mulackstraße und die Reisebeschreibung aus Hindostan. Also entschloß er sich, auch die Politik zu kaufen. In dem munmehr vollzogenen Ankauf der Hamburger Börsenhalle" erwarb er das, was man ein angesehenes Blatt nennt.
"
"
-
Der Hamburgische Korrespondent" steht in dem Ruf, nicht nur von dem Auswärtigen Amt in Berlin benutzt zu werden so ziemlich alle bürgerlichen Blätter Deutschlands find Offiziöse des Auswärtigen Amtssondern es sollen auch die liberalen Geheimräte älterer Schule in ihm ihre Herzenswünsche fund thun. Das Blatt hat den Liberalismus des weltschweifenden Handelskapitals, ist frei von dem Scharfmacherwahnsinn der Hamburger Nachrichten", bekämpft mit einiger Entschiedenheit das preußische Junkertum und verteidigt eine, wenn nicht freihändlerische, so doch gemäßigt schutz zöllnerische Handelspolitit. Das an Scherl verhandelte Organ er flärt, daß es vertragsmäßig berechtigt sei, seinen Charakter beizubehalten. Gewiß, jede Kette läßt eine gewisse Bewegungsfreiheit, aber sie bleibt immer Kette, und sie gestattet niemals, weiter hinaus zu gehen, als die Länge der Kette reicht.
Der Hamburgische Korrespondent" scheidet damit aus der Reihe der politischen Blätter aus. Wie unabhängig immer er sich geberden mag, er gehört zum Scherl- Syndikat. Das ist ja gerade der Kniff. Man läßt anscheinend alle Ueberzeugungen gelten. In entscheidenden Augenblicken jedoch wird die Kette angezogen und dann bellt alles, wie August Schirl pfeift.
August Scherl aber ist längst tein Privatmann mehr. Seit feiner Sparlotte weiß man urkundlich, wie eng er mit der Regierung berfippt ist. Indem er die Zeitungen und die Journalisten auftauft, macht er sie abhängig, nicht nur von seinen Geschäftsintereffen, sondern auch von der herrschenden Politit. Scherl ist der verkörperte Welfenfonds, er ist der allmächtige Agent der Regierung, und zugleich, wenn es ihm paßt, ihr Tyrann.
Schreitet die Konzentration des Zeitungswesens in dieser Weise fort, so wird die gesamte bürgerliche Presse an dem Nasenring einiger mit der Regierung und den herrschenden Sippen zusammen arbeitenden Kapitalisten geleitet. Es hat dann überhaupt faum noch einen 8wed, bon bürgerlichen Preßäußerungen Kenntnis zu nehmen. In noch höherem Maße als jegt muß man dann bei jeder Stimme dieser öffentlichen Meinung fragen: Wer steckt dahinter? Wer
berdient daran?
Bedauernswerter als Galeerensträflinge aber find die Schreiber dieser torrumpierten Presse, die ihr Wissen, ihre Kraft, ihre Nerven opfern müssen, um tagaus, tagein das Gegenteil von dem zu verkünden, was sie denken.
Der Kapitalismus tötet nicht nur die Leiber, sondern martert auch die Geister bis zur Vernichtung. Er bezahlt den Selbstmord. Damit die Sklaven leben, müssen sie sich entfeelen. Der Kapitalismus stiehlt das Hirn aus den denkenden Köpfen und türmt aus den leeren Schädeln eine gewaltige, immer höher steigende Pyramide, die grauenvoll grinsende Schädelpyramide der öffentlichen bürgerlichen Meinung.
Kleines feuilleton.
1k. Neben der Bahn. Wenn der Zug durch die Ebene der Mart Brandenburg faust, gewährt der Blid aus dem Fenster manchen Eindruck, der beim langsamen Wandern ausbleibt. Der rasche Wechsel der Scenerie drängt für das Auge in eine kurze Spanne Beit zusammen, was die Mart an Vegetationsbildern zu bieten hat: ein schwach welliges Gelände, auf dem Roggen-, Hafer- und Kleefelder mit weiten, von Bächlein durchzogenen Wiesen, furzgrafige Triften, moorige Sümpfe an den Rändern großer und fleiner Seen, düstere Kiefernpartien, hellere Birken- und Erlengebüsche und selbst schöne Laubwälder in buntem Wechsel sich folgen. Das alles prangt jetzt im Sommerkleide. Das junge, helle Laub des Frühlings hat den dunkleren Sommerton angenommen. An den Böschungen der Bahn blühen die Butterblumen, das Hornkraut und die gelben Büschel des Ginsters, überall durchwirkt von den gelben Dolden der schmalblätterigen Wolfsmilch. Einfarbig grün sind die Kornfelder noch, tein farbiges Unkraut blinkt zwischen den Halmen hindurch, aber die anstoßenden Wiesen schimmern gelb von unzähligen Blüten des scharfen Hahnenfußes und andren Arten aus der Gruppe der Ramunkeln. Weißes Wiesenschaumfraut steht dazivischen, von zahlreichen andren Wiesenkräutern, die sich zum Blühen anschicken, nicht zu reden. Nun gleiten niedrige Brachfelder an uns vorüber; ein rötlicher Schimmer überzieht sie, den um diese Zeit unzählige Exemplare des fleinen Sauerampfers verursachen. Der ganze obere Teil der Pflanze ist rötlich überlaufen. Der Zug durchschneidet jetzt den hohen Kiefernwald; was hier an niedrigen Blütenpflanzen wächst, ist von der Bahn aus nicht zu unterscheiden. Dafür erblicken wir in Menge die hellgrünen, hohen Wedel des Adlerfarne über den niedrigen Halbkräutern der Preisel- und der Blaubeere. Hinter dem Walde öffnet fich der Spiegel eines Gees. Das moorige Ufer ist von Torfgräben durchzogen, die voll Wasser stehen. Darauf schwimmen
-
Das Centrum der mexikanischen Vanille- Aufbereitung ist Bapantla, ein freundlicher Ort, zwischen Kreidehügeln eingebettet, die ehemals mit Wald bestanden, jezt überall gerodet sind. Die an der Rebe hängende reife, grüne Schote ist durchaus geruchlos. Man packt die Schoten, immer 800 bis 1000 Stück zusammen, in einen Mattenumschlag und schichtet, wie Prof. E. Seler- Steglik in seiner Arbeit Ein Wintersemester in Merito und Yucatan"( Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin ) mitteilt, diese Pakete in einem Backofen, in dem die Temperatur aber nicht über 120 Grad Celsius steigen darf, auf. Dann beginnen die Schoten zu schwitzen und sich schwarz zu färben, und dabei entwickelt sich der eigentümliche, wohlriechende Stoff, das Vanilin. Wenn die Schoten sich vollständig gebräunt haben, werden die Pakete herausgenommen, die Schoten umgepackt und gelüftet und langsam und vorsichtig an der Luft und in der Sonne getrocknet. Das letztere ist ein sehr schwieriges Geschäft und nimmt Monate in Anspruch; denn die Zeit, wo die Banillienschote reif ist, Dezember und Januar, das ist gerade die Zeit der kalten Luftströmungen, die hier in dem heißen Lande Konden sation des in der Luft gelösten Wasserdampfes, b. h. tage- und wochen lang anhaltenden feinen Regen, bringen. Die Vanille wird von den Indianern im Walde gesammelt, die genau den Zeitpunkt kennen, wann die richtige Reife eingetreten ist. Sie bringen die Schoten handvoll und bündelweise zur Stadt, und die fleinen und großen Kaufleute, unter denen sich namentlich viel Italiener befinden, kaufen fie auf und beginnen die Präparation in der geschilderten Weise. Jeder regenfreie Augenblick muß benutzt werden. Sowie die Sonne sich blicken läßt, werden die Tragbahren mit den braunen Schoten herausgebracht und diese auf cementierten Tennen hinter oder zwischen den Häusern oder geradezu auf der Straße auf flach geneigten hölzernen Tennen ausgebreitet. Die ganze Stadt duftet in dieser Zeit nach Vanille .- („ Nerthus".).
Theater.
Schiller Theater N.„ Das Heiratsnest". Lufts spiel in drei Aufzügen von Gustav Davis.- Davis? Der Name flang unbekannt und ließ vermuten, daß das Stück eine zu fällig in diese sommerlichen Zeiten hinausgeschobene Premiere ſein würde. Aber es war alte, durch ihr Alter sehr wohlverdienter Ver gessenheit anheimgefallene Ware. Der Erzeuger ist, wie die Schillers Theater- Hefte berichten, ein ehemaliger österreichischer Offizier, der dann zur politisch- militärischen Schriftstellerei überging; das Produkt seiner dramatischen Muse hat vor etwa einem Jahrzehnt im Wiener Hofburg- Theater das Bühnenlicht erblidt. Die Bemühungen des Autors richten sich darauf, awei eingefleischte Junggesellen, einen windigen Rittmeister und einen bärbeißigen Oberst, die in die ala Heiratsnest berühmte kleine Garnison verschlagen sind, in den Stand der heiligen Ehe zu versehen. Drei lange, mit einigen harmlosen Späßen und sehr viel hanebüchenen Unmöglichkeiten im alten Moser Schwantstil ausgefüllte Akte dauert das. Für den Beifall, den die aufgepuste Richtigkeit am Freitag fand, ist als mildernder Umstand, außer der geistschwächenden Gluthize, die frische, muntere Laune der Darsteller anzuführen. Herr Pategg überraschte in der Rolle des österreichischen Obersten durch eine trodene parodistische Drolligkeit, die man dem pathetischen Heldenspieler gar nicht zugetraut. Else as a mit ihrem liebenswürdigen, diskreten Wesen verhalf der blassen Gestalt der Baronin zu einer freundlichen Scheineristenz und Schmaso to fonnte seiner urwüchsigen Bossenkomit als dumm Pfiffiger polnischer Bursche des Obersten nach Herzenslust die Zügel schießen lassen. Man lachte, sobald man ihn nur sah.
Völkerkunde.
-
-dt.
Ueber den Aberglauben der Riobambas Indianer( Ecuador ) veröffentlicht Dr. Rivet im" Journal de la Societé des Américanistes à Paris " eine Studie, aus der der Globus" folgendes mitteilt: Träumt jemand von einer Schlange, so ist das von übler Borbedeutung; dagegen sind gewisse Vogelgefänge günstig, während andre wieder Unheil künden. Wenn ein Hund heult, so wird jemand bald sterben; wenn die Schweine im Stalle rumoren, fo find das die Toten, die erscheinen. Dienstag und Freitag sind unheilvolle Tage. Vor dem Schlafengehen legt der Indianer manch mal in ein Loch seiner Hütte Fleisch oder andre Nahrung, damit die Krankheit der Nacht ihn nicht ergreife. Nicht selten findet man Indianer, die die Berge anrufen; so empfiehlt man sich, wenn man zu einer Reise aufbricht, Taita Chimborazo Mama Tingurahua, den beiden Andenriesen bei Riobamba. Wie die Inca und so fügt Rivet hinzu wie die Bara, Antandroy und Antanosy im Süden Madagaskars werfen die Indianer, wenn sie eine schlimme Wegstrecke hinter sich haben, seitwärts vom Pfade einen fleinen Stein, um dem Geist der Stelle, der sie beschützt hat, zu danken. Daher kommen die fleinen Steinhügel, die man hin und wieder an ge= fährlichen Stellen trifft. Ebenso macht der Indianer auf der Reise ab und zu einen Knoten in die Strohbüschel des Paramo, um sich irgend etwas was, vermag Rivet nicht zu sagen günstig zu stimmen.
-
-