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Nein, die hellen Sachen knöpft er nich- da verderben sonst die Knopflöcher." Na, denn man zu denn wird's wohl so durchgehen." Emma steht auf und wirft den letzten Mantel der Schwester zu. So, nun fertig nun schnür zusammen, ich werde mich in­zwischen anziehen." Sie gähnt: Aber die Nacht schlafen wir aus, das ist wohl denn ' s erste Mal seit acht Tagen."

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Ein sehr elegantes Toilettenzimmer in einer sehr eleganten Villa, weiche Teppiche, seidene Gardinen durch das offene Fenster nicken grüne Zweige. Bom Garten strömt ein Meer von Wohlgerüchen Herein. Vor dem hohen, reichgeschliffenen Pfeilerspiegel steht eine junge Frau und probiert Mäntel um- sehr elegante Mäntel, ein ganzer Stoß liegt schon auf dem seidenen Sofa, er hat offenbar feinen Bei­fall gefunden, aber der weiße mit der reichen Kurbelstickerei und den großen blanken Silberknöpfen gefällt. Sie wendet sich mit strahlendem Gesicht zu der jungen Direktrice, die ihn eben aus dem Karton nimmt: Aber warum zeigen Sie denn den nicht eher, ah ja das ist etwas Apartes. Ich hab mich ja gleich gewundert, daß Sie mir da lauter solche tuntigen Sachen zeigen. Ihre Firma schickt mir doch sonst nur gutes. Den wollen wir mal probieren." Entzüdens steht er, gnädige Frau," sagt die junge Direttrice und legt der andren das duftige Ding um die Schultern.

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Und so apart die Silberknöpfe..." Die Dame dreht und wendet sich vor dem Spiegel, fie nimmt noch einen Handspiegel und betrachtet sich auch die Rückenansicht:" Einfach reizend! Und was soll er tosten? Der Preis thut allerdings nichts zur Sache, aber ich muß es doch meinem Manne sagen."

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Hundertfünfzig Mark, gnädige Frau." So? Hm

nun dann schreiben Sie die Quittung und lassen Sie sich das Geld unten vom Sekretär auszahlen. In der nächsten Woche fann mir Ihr Chef Sommerkleider zur Ansicht schicken. Aber was ist denn das?"

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mehr überwiegt, sondern die Gesamtheit maßgebend erscheint. Erst, indem er ihre Geseze erfüllt, tritt er in ihre Kreise ein. Es ist ein abgeschlossener Kreis, den wir hier kennen lernen. Landschaften, Seeftüde, Straßenzüge, Intérieurs, alles mit persönlicher Liebe in tadelloser Technik wiedergegeben. Nur eines fällt auf, das nicht Schuld der Schotten, sondern der Technik zu sein scheint; allzu leicht er­scheint das Bild flau und verwaschen. Bläßlich erscheinen die Linien. Die Kraft scheint dieser Technik nicht eigen. Und so erhalten diese Werke leicht einen Stich ins Fade, Süßliche, rettete sie nicht die fleißige Hand des Künstlers über diese Klippe hinüber. R. Edstein( Düsseldorf  ) stellt eine Reihe von Silhoutten aus, Portraits, luftige Scenen u. dergl. Meist sind die Sachen recht lebendig und entbehren nicht einer tieferen Charakteristik. Es berührt vielleicht zuerst merkwürdig, derlei Sachen in einem Kunstsalon zu sehen. Doch liegt etwas Jntimes darin.

Die Portraits von Schacher sind talentlos. Es fehlt jede Art von malerischer Auffassung, Charakterisierung. Es sind die Arbeiten eines Nachahmers, den nicht eignes Empfinden zur Kunst führt. Nuancenlos glatt und trivial schauen uns die Menschen an. In den vorderen Räumen ist eine gute Kollektion englischer Porträts in Kohledrucken zu sehen. Die besten englischen Portraits fünstler sind hier beiſammen. Gainsborough  , Romney, Hoppner, Lawrence, Reynolds. Einige Originale geben auch einen Begriff von der farbigen Delikatesse dieser Künstler. Auch hier merkwürdigerweise die gleiche Beobachtung wie bei den Aquarellisten: alle diese Bilder, die von verschiedenen Künstlern herrühren, zeigen eine gewisse Aehn­lichkeit. Die Rasse spricht hier wohl mit. Und auch hier eine respektable Höhe der Technik und ein Fehlen persönlichen Wollens, durchgebildeter Geschmad, kein Entgleisen und ein nicht abzuleugnen­der Stich ins Süßliche.

Humoristisches.

Bitte, wollen Sie nun einmal das Sprechen probieren, mög Bu deutlich. Zahnarzt: So, das Gebiß sitzt wunder­

Sie hat während ihrer Anordnungen den Mantel wieder aufgeknöpft, bar. dabei trudelt erst der eine und dann der andre der großen Silber- lichst laut und deutlich." knöpfe auf die Erde. Das Gesicht der Dame verzieht sich: " Na hören Sie mal, das scheint aber nett gearbeitet zu sein beim ersten Knöpfen gehen die Knöpfe ab, das ist ja die reine Schluderei."

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Wohl nur ein Versehen gnädige Frau" die Direttrice er­rötet ich werde fie sofort wieder annähen; es fann ja wohl schon einmal vorkommen, daß ein Knopf nicht festsitzt." Giner ja, aber gleich zwei... Na, und sehen Sie doch mal die andern. Alle acht! Nun das ist reizend! Die großen neuen Knöpfe, jeder nur mit zwei Stichen angenäht."

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" Ja, das ist ja allerdings empörend!" Das Fräulein stimmt in ihre Entrüstung ein. Ich werde gleich alle nachnähen, gnäd'ge Frau, ich werde es auch im Geschäft melden. Unser Meister soll einen Verweis bekommen, wie kann er so liederliche Arbeit ab­nehmen, er muß den Arbeiterinnen mehr auf die Finger sehen natürlich." Die Direktrice ist sehr ärgerlich es ist ihr vollkommen ernst mit ihrem Zorn wie tann man ihr auch so viel Arbeit machen. Der Meister, der die weißen Mäntel geliefert hat, kann sich ja freuen.

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Die gnädige Frau legt sich auf den Divan und gähnt:" Uh, bin ich müde, das Anprobieren greift so an. Ich möchte aber wissen, was sich solche Arbeiterin denkt die großen Knöpfe mit zwei Stichen anzunähen liederliche Gesellschaft! Den Arbeitslohn steden sie ein, aber thun wollen sie nichts dafür, und das sind doch teure Mäntel."

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Sie wird ja auch noch nachträglich ihren Verweis bekommen, gnädige Frau; aber Sie können sich gar nicht denken, was man für Aerger mit den Leuten hat."

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Patient( schreit laut):" Herr Doktor, ich habe kein Geld, Sie bezahlen zu können."

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Ausrede. Landvikar( der erst vor kurzem seine Stelle angetreten hat): Michel, Ihr müßt nicht so viel Schnaps trinken. Wasser! Das ist viel gesünder."

Michel: Ja, schaun S', Hochwürden, die Gegend ist halt sehr wasserarm." ( ,, Meggendorfer Blätter  ".)

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Notizen.

Ein Nachdruck der von Cotta veranstalteten erst en Goethe- Ausgabe ist in der Northwestern- Universität in Chicago   aufgefunden worden. Bisher wurde angenommen, daß von dem Nachdruck kein Exemplar mehr vorhanden sei.

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Der dichterische Nachlaß C. F. Meyers wird dem­nächst bei Wiegandt u. Grieben( Berlin  ) in Buchform herauskommen; Herausgeber ist Dr. August Langmesser.­

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t. Eine neue buddhistische Vierteljahrsschrift erscheint unter dem Titel, Buddhism" in englischer Sprache in Ranghun. Die Häufigkeit der Aufführung Shake­spearischer Werte im Jahre 1903 rangiert, nach dem Jahr­buch der deutschen Shakespeare- Gesellschaft, folgendermaßen: Die be­zähmte Widerspenstige, Othello  , Der Kaufmann von Venedig  , Romeo und Julia, Hamlet, Ein Sommernachtstraum  , Was ihr wollt, Viel Lärm um Nichts, Das Wintermärchen, Julius Cäsar  , König Lear  , König Heinrich IV. 1. Teil.

Ja, das kann ich mir doch denken." Die Dame ist schon milder gestimmt, weil man ihr recht giebt. Sie sind ja alle so thun wollen sie nichts, aber Geld ein­stecken, und wenn sie was thun, geht's hez hez, damit sie nur ja recht viel verdienen, die kann ja nie genug bekommen, die Gezur sellschaft 1"-

Kunst.

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Das Wiener Burg Theater veranstaltet im Mai 1905 Erinnerung an die hundertste Wiederkehr des Todestages Schillers einen Schiller- Cyklus.

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In Paris   ist von einem Privatmann ein Hunderts tausend Frankenpreis für einen Wettbewerb um e. s. Ausstellung bei Keller und Reiner. Den französische   Opern, Operetten, Ballette und Sin­schottischen Aquarellisten ist eines gemeinsam, dasselbe, was bei den fonien gestiftet worden.- englischen Radierungen im Künstlerhause auffiel: eine fünstlerische Eine Schwind- Ausstellung Gemälde, Kartons Zurückhaltung, die sich hütet, allzu sehr das Kraß- Persönliche zu be- und Zeichnungen- wird in den nächsten Tagen in den oberen tonen. Sie folgen den Anregungen, die die Technik der Wasser- Räumen der National Galerie eröffnet werden.- farben ihnen giebt, mit der Ruhe eines künstlerisch gebildeten Kultur­Preise von 1200 m., 900 m. und 600 M. Hat der volkes. Kein Lärm stört diese Stille. Sie sind hier wie für sich. Kein Baugener Stadtrat ausgeschrieben. Gefordert werden Baupläne, einziges Bild ist da, das aus dem Rahmen des Ganzen herausfällt, fich die den Ansprüchen der Neuzeit genügen, ohne den eigentümlichen Herbordrängt. Kein einziges, bei dem man sich sagt, das ist weiter Baucharakter der Stadt zu beeinträchtigen. Der Wettbewerb foll nichts als eine gute Schülerarbeit. Wie von einem Geiſte, wie von sich auf Schaufeiten oder auch Teile von solchen erstrecken, wie einer Hand herrührend, zeigen diese Werke ein gleichmäßiges Niveau Ladeneinbauten, Erker, Ladenschilder, Essenköpfe 2c. Die Frist läuft des Könnens. Dieses Können imponiert nicht gewaltsam. Es prunkt bis 31. Oftober d. J. nicht. Wohlabgewogen stehen die Farben bei einander. Eine sanfte- Der diesjährige internationale tunsthistorische Empfindung vermeidet die schroffen Töne; die Wirklichkeit ist wie Songreß wird in der letzten Septemberwoche in Straßburg  durch einen Schleier gesehen. Durch und durch Künstler arbeiten tagen. diese Schotten so intensiv an der Abschleifung aller Das Hamburger Museum für Bölterkunde, störenden Eden, daß es schwer wird, daß es schwer wird, die einzelnen noch das bisher mit dem Naturwissenschaftlichen Museum verbunden war, von einander zu unterscheiden. Geschult an den besten Leistungen wird demnächst ein eignes Gebäude und einen eignen Direktor Gleichstrebender, schaffen sie sich ein Reich, in dem nicht der einzelne erhalten.-

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Berantwortl. Redakteur: Paul Büttner  , Berlin.-Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.