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Im Verlage von Auer u. Comp., Hamburg , ist soeben allen diesen Ereignissen nimmt die deutsche Arbeiterschaft hervor-| brutalften Gewaltmittel nicht für immer niederhalten. Kaum find ein umfangreiches Wert erschienen:" Die Hamburger Ge- ragend Anteil, sie ist politisch erwacht und beginnt ihre Kräfte zu die ersten Schauer des Socialistengesetzes überwunden, da beginnen wertschaften und deren Kämpfe von 1865 bis 1890", X und messen. Der Funke ist in die Massen geworfen und ist nicht mehr sich auch die Arbeiter wieder zu regen. Schon Anfang der achtziger 578 Seiten, zusammengestellt und bearbeitet von Heinrich zu löschen. Auch auf gewerkschaftlichem Gebiete regt es sich ge- Jahre werden neue Vereinigungen gegründet, und die Aufrüttelung Bürger im Auftrage des Hamburger Gewerkschaftskartells. Der waltig und Hamburg ist der Klassische Boden der deutschen Ge- rüdständiger Elemente begonnen. Gegen 1888 mehren sich die Preis des Buches beträgt 3 W., jede Arbeiterbibliothek sollte es sich werkschaftsbewegung. Zahlreiche neue Vereinigungen tauchen plöz- Streits; in Hamburg führen die Tischler, Maler, Klempner, Schlosser, zulegen; für jede Berufsart enthält es interessante Einzelheiten, es lich auf und verschwinden eben so schnell, es sind die ersten Versuche Schiffsbauer größere Lohubewegungen durch; im Jahre 1890 rühren sollte daher auch in keiner Redaktion eines Gewerkschaftsblattes einer zum Selbstbewußtsein erwachten Selasse. sich auch die Werftarbeiter, sie halten einen Kongreß ab und schreiten fehlen. zur Verbandsgründung. Das Material über die lezte Hälfte der achtziger Jahre ist reichlicher vorhanden; die Vorgänge sind aber auch allgemeiner bekannt, so daß wir darüber kurz hinweggehen können. In dem Kapitel VIII:„ Die Hamburger Gewerkschaften in den achtziger Jahren", finden sich fast für jeden Berufszweig Einzeldarstellungen, welche den Entwicklungsgang der betreffenden Berufsorganisation aufzeichnen; auf sie hier näher einzugehen erscheint nicht geboten.
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Ueber zwei größere Hamburger Streits aus jener Zeit sind nähere Angaben vorhanden. An dem Streit bei der Firma Lauenstein waren über 1400 Arbeiter beteiligt. Nach sieben Wochen Dauer gelang es der Firma, schwedische Arbeiter als Streit brecher zu gewinnen. In ihrer Wut darüber ließen sich die Streifenden zu Gewaltthätigkeiten hinreißen, wobei es Tote imd Verwundete gab. Einen blutigen Abschluß erreichte auch der Streit der Maurer und Zimmerer im Jahre 1870, an dem 5000 Mann beteiligt waren. Als Streitbrecher wurden Soldaten verwandt, die man eigens zu diesem Zweck beurlaubt hatte. Das Streiffomitee wurde auf das Rathaus bestellt und dort verhaftet. Die Streifenden, die für die Freilassung ihrer Führer demonstrierten, wurden von der Polizei angegriffen und es entspann sich ein einstündiger Stampf. Am 15. Juli bricht der Krieg aus und die Bewegung erlischt. Eine Menge Prozesse und Strafen hatten diese Streits im Gefolge. Es folgt mum die Gründerperiode
Das Hamburger Kartell hatte im Jahre 1894 den Beschluß gefaßt, eine Gewerkschaftsstatistik aufzunehmen, und zwar sollten die Lohnbewegungen von 1885-1890 festgestellt werden. Diese Aufgabe zu lösen hat den Beauftragten nicht geringe Schwierigkeiten gemacht, die Hindernisse reizten aber zu immer weiteren Forschungen an, und schließlich entstand das vorliegende Werk. Eine I den Iose Geschichte der Hamburger Gewerkschaften bietet das Buch freilich nicht. Das Material aus den früheren Jahren war schwer zu beschaffen; fehlte zuerst in Arbeiterkreisen das Verständnis für die Wichtigkeit, welche Aufzeichnungen, Protokolle u. s. w. haben, so ist später unter dem Socialistengejez eine Menge intereffantes Material vernichtet worden, aus Furcht vor polizeilichen und gerichtlichen Verfolgungen. Auch über die Lebenshaltung der Arbeiter in dear sechziger und siebziger Jahren konnte genaues nicht ermittelt werden, da Aufzeichmungen über den Haushalt der Arbeiter nicht vorhanden waren. Dagegen lassen sich die Lohnhöhen der einzelnen Arbeiterkategorieen einigermaßen feststellen an den von denselben bei Lohnbewegungen aufgestellten Forderungen. Auch sonst bietet das Wert, wenn es auch nicht alle Einzelheiten der Hamburger Bewerkschaftsbewegung geben kann, dafür auf der anderen Seite mehr, als sein Titel andeutet. Denn die Hamburger Arbeiter- Aber auch der Mahner stellt sich ein, der Arbeiter will auch sein bewegung ist keine isolierte, von der deutschen Bewegung Anteil haben an dem allgemeinen Segen. Den Unternehmern ist losgelöste gewesen, sie wurde naturgemäß beeinflußt von der alle diese Störung natürlich unbequem, und es beginnen schon Stimmen gemeinen deutschen Arbeiterbewegung, von den politischen Ereignissen, laut zu werden vom Mißbrauch des Koalitionsrechts"," Kontraktbeinflußt auch und nicht zum wenigsten von den wirtschaft- bruch" 2c. Unternehmerfonferenzen finden statt; in staffel kommen lichen Berhältnissen des Landes, der industriellen und gewerblichen 200 Vertreter der Tabakfirmen zusammen, um gegen die Streits Entwickelung. Auf alle diese Zusammenhänge des wirtschaftlichen Front zu machen", in Berlin versammeln sich die Eisengießerei und politischen Lebens ist in den Buche Rücksicht genommen und befizer und Maschinenfabrikanten, um eine Vereinigung ins Leben darum bietet es uns thatsächlich ein Stück Geschichte der deutschen zu rufen. Arbeiterbewegung.
wieder.
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Geben wir nun in gedängter Kürze den Juhalt des Buches Unter der Zunftherrlichkeit.
mit ihren Milliardensegen. Gründungen der blutigsten Art schießen wie Pilze aus der Erde, Aktiengesellschaften entstehen mehr in einem Jahre, als ehedem in zehn; Industrie und Handel nehmen einen ungeahnten Aufschwung.
lich bei Gelegenheit der Former- Aussperrung in Hamburg 1872. Der Die Unternehmersolidarität zeigte sich das erste Mal recht deutKampf endete mit einem Siege der Former, fie errangen die zwölf stündige Arbeitszeit. In diesem Kampfe spielen schon die schwarzen Listen" und die„ vertraulichen" Cirkulare der Unternehmer eine Rolle.
Einen hochwichtigen Abschnitt in der Hamburger , wie überhaupt in der deutschen Arbeiterbewegung bildet
Die Maibewegung von 1890.
Die Februarwahlen hatten der socialdemokratischen Bartei einen mächtigen Stimmenzuwachs gebracht; die Arbeiterschaft hatte unter mächtigen Stimmenzuwachs gebracht; die Arbeiterschaft hatte unter feit entfaltet, daß die herrschende Klasie es für gut fand, das dem Socialistengesez eine so energievolle und tattisch kluge Thätig schmachvolle Ausnahmegesez sang- und klanglos verenden zu lassen. Dazu kam der Sturz Bismarcks, und die Februar Erlasse. Alles dies blieb natürlich nicht ohne Einfluß auf die Arbeiterklasse; ihr Selbstbewußtsein stieg eben so sehr, wie die Furcht der Bourgeoisie vor einer nahenden Revolution, deren Ausbruch man am 1. Mai erwartete. Daran dachte zwar die Arbeiterschaft nicht, sie wollte lediglich den Beschlüssen des Pariser Kongresies gemäß am 1. Mai friedliche Demonstrationen veranstalten; nichtsdestoweniger wurde fräftig der rote Lappen geschwungen, um die Philister gruseln zu
machen.
Ueber die Art der Maifeier entstanden bekanntlich Meinungsverschiedenheiten; von einer Seite wurde für strikte Arbeitsruhe Propaganda gemacht, die Fraktion der socialdemokratischen Partei erließ einen Aufruf, in welchem sie nur da Arbeitsruhe empfahl, wo es ohne wirtschaftliche Schädigung möglich sei. Die Hamburger Ges werkschaften erklärten sich für allgemeine Arbeitsruhe und es ers freijen war schon vorher kräftig agitiert worden zu Gunsten eines folgten sodann jene zahlreichen Aussperrungen. In Unternehmergemeinsamen Borgehens gegen die Arbeiter. Es war der erste größere Versuch der Unternehmer, und er ist ihnen geglückt, die Furcht vor dem roten Gespenst hatte sie zusammengeschweißt. Der Beschluß der Hamburger Unternehmer, jeden Arbeiter auszusperren, der am 1. Mai von der Arbeit wegbleiben werde, wurde strikte durchgeführt; 17 000 Arbeiter wurden von dieser Maßregel betroffen, und nahezu eine Million Mart haben die Kämpfe der Hamburger Arbeiterschaft ( einschließlich des der Tabakarbeiter) von 1890 gekostet.
Trozdem sehen wir in jenem Jahre die Gewerkschaftsbewegung sich fraftvoll entwickeln; namentlich treten eine Reihe der rückständigsten Berufsgruppen auf den Plan und gründen Verbände, so die Gasarbeiter, Destillations- und Spritarbeiter, die Kellner, Laternenanzünder, Plätterinnen.
Das Jahr 1865 brachte bereits den Hamburger Bürgern die Gewerbefreiheit, die Freizügigkeit, die Verehelichungsfreiheit und das Koalitionsrecht. Bis dahin hatte die alte Hamburger Staats - Auch rückständigere Schichten der Arbeiterschaft drängen sich herverfassung und die Zunftordnung fast jede freie Regung eines neu- vor, wie die Bäcker und Schlächter und heischen Verbesserung ihrer zeitigen Geistes niedergehalten. Die Zünfte hatten noch bis Mitte Lage. Wie tief beispielsweise die Bäckergesellen damals noch stehen, der sechziger Jahre wenigstens den Arbeitern gegenüber eine große geht aus den Forderungen hervor, die von den Hamburger Bäckern Machtstellung inne. Es existierte ein Meister- und ein Gesellenamt, 1874 aufgestellt wurden. Sie verlangten u. a. mit Sic" angeredet jeder Zunft stand ein Amtspatron, immer ein Senats zu werden und bei Tisch Messer und Gabel zu erhalten. Ein Streit mitglied, vor. Diesen Instanzen wurden die Streitigkeiten der Bäckerei- Arbeiter verläuft zu deren Gunsten. Die gleichen Forde unterbreitet, die zu schlichten ihnen aber durchaus nicht immer rungen stellen die Schlächtergesellen; diese verlangen auch die Vergelingt, und so sind denn schon in den 50. und 60. Jahren hartnäckig abfolgung eines Hausschlüssels und die Verkürzung der Arbeitszeit auf geführte Streits zu verzeichnen. Um mißliebige Personen zu ent- 14 Stunden. Was aber die 1890er Bewegung ebenfalls zur Blüte gebracht, fernen, bedienten sich die Zunftmeister eines recht probaten Mittels, Bon 1872-74 treten auch fast alle Gruppen der Hafenarbeiter das sind die Verbände der Unternehmer; seit Mitte der fie ließen solche Geseller: durch die Polizei einfach aus dem Thore in Aftion, die Schauerleute, Quai, Speichereiarbeiter, Gwerführer, 80er Jahre hatten diese schon die Berufsgenossenschaften benützt, um schreiben". Die nicht in Hamburg geborenen Gesellen founten als und drücken ihre Forderungen durch; der Hafenarbeiter- Bund wird gelegentlich gemeinsam gegen die Arbeiter vorzugehen. Jetzt ent " Fremde" eben immer der Stadt verwiesen werden; jedes Gewerk gegründet. Große Kämpfe führen auch die Maurer und Zimmerer standen überall, zuerst in Hamburg und Berlin , Unternehmerverbände machte jährlich nur etwa 3-5 Gesellen zu„ Einheimischen". durch; der Allgemeine deutsche Maurerverein zählt 1872 bereits 5000, zu dem ausgesprochenen Zweck, die Arbeiterorganisationen niederzuAber noch zur Zeit der Zünfte begeguen wir doch auch schon freien ein Jahr später 10 000 Mitglieder. Auch der in früheren Jahr- halten. Diese Verbände haben sich seither mächtig ausgewachsen, ihre Korporationen der Arbeiter, wenn es auch nicht Gewerkschaften im zehnten in England häufig angewandte Versuch, den Arbeitsmarkt brutalen Kampfmittel sind hinlänglich bekannt. Dem heutigen Sinne waren. Meist waren es Unterstützungs-, Krankenkaffen durch Auswanderung zu entlasten, ist in den Gründerjahren einmal Kampf der Polizei und der Gerichte gegen die Bereinigungen, welche aber doch gelegentlich auch Lohnbewegungen gemacht worden, und zwar von den Tabatarbeitern. Im Mai 1872 Gewerkschaften durchführen. So kämpfen die Zimmerer im Jahre 1842( nach erschien im„ Socialdemokrat" ein vom„ Auswandererkomitee" in dem großen Hamburger Brande ), sodann 1854 und 1860 für herab Wandsbek erlassener Aufruf an die deutschen Cigarrenarbeiter, ist ein besonderes Kapitel gewidmet. Eine Tabelle unterrichtet uns setzung der Arbeitszeit und höhere Löhne, die k or bm a cher 1857 in dem dieselben aufgefordert werden, einen vollen Tagelohn ein- über Prozesse und die Strafen, welche die 1890 er Bewegung allein für Abschaffung von Kost und Wohnung beim Meister. Die Ewer - zusenden. Berliner Fabrikanten hatten nämlich mehrere hundert in Hamburg im Gefolge hatten. Obwohl in dem genannten Jahre führer, die schon 1805 eine Krankenkasse begründeten, und die Schiffs- Arbeiter ausgesperrt, und diesen sollte die Auswanderung ermöglicht über 20 000 Arbeiter in Bewegung waren, ist es zu Ercessen nicht zimmerer, welche 1849 bereits einen Getverkverein befizen, haben werden. Es muß", hieß es in dem Aufruf,„ eine That geschehen gekommen, trotzdem wurde insgesamt auf 19 Jahre, 8 Monate, neben anderen Hafenarbeitern schon frühzeitig Kämpfe geführt, die sondergleichen in der Geschichte der Arbeiterbewegung. Es muß von 1 Woche, 5 Tage Gefängnis erkannt wegen Nötigung, allerdings vielfach noch einen zünftlerischen Charakter tragen, indem nun ab jeder Arbeiterausschluß mit vollständiger Auswanderung be. Bedrohung, Beleidigung. Wegen der geringfügigsten Vergehen, das Wort„ Arbeitsfie sich nicht bloß gegen die Unternehmer, sondern auch gegen die antwortet werden!" leber den Erfolg dieses sonderbaren Beginnens der harmlosesten Worte gegen Streifbrecher " Fremden"( zu diesen gehörten auch die von St. Georg, St. Pauli, war nichts festzustellen. willige" war damals noch nicht üblich monatelange Einkerkerung. Altona 2c.) richteten. Auch die Armenpfleger wurden gegen die Streifenden mobil ge macht; das Hamburger Armenkollegium wies dieselben an, alleinheiratete sollte eventuell wegen Müßiggang"( nach§ 361, 5 des stehenden Streifenden Unterstützungsgesuche abzuweisen; gegen Ver Reichs- Strafgesetzbuches) vorgegangen werden.
unterhielt.
an
Mit 1874 tonimit
die Krije,
der große Krach und die Reaktion. Tessendorf beginnt seine staatsretterischen Aktionen einzuleiten. Für Breußen werden die Verbände der Maurer, Zimmerer u. a. verboten, versuchte Neugründungen werden aufs neue gefchloffen. Ganz aber find die bisher errungenen Erfolge nicht mehr aufzuheben. So ist es den Maurern Hamburgs , die Anfang der 60er Jahre ebenfalls wie alle übrigen Arbeiter noch 15 Stunden täglich arbeiteten, bereits gelungen, die
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Da sehen wir, wie der Kampf in den 60er Jahren sich noch dreht
Einen moderneren Anstrich hat die Bewegung der Arbeiter der Cigarrenbranche, eines unzünftigen" Gewerbes. Dieses nahm in Hamburg schon frühzeitig einen großen Aufschwung fangs liefen ihm fast nur Juden zu, später auch Christen, meist aber nur gescheiterte Existenzen, Invaliden, Kranke, Krüppel. Die Hamburger Cigarrenmacher gründeten schon 1848 eine Reise Mit dem Jahre 1890 schließen die Betrachtungen ab. Mert unterſtügungskasse, und die Krankenkasse, die sie in demselben Jahre würdig genug, wie bald in unserer schnelllebigen Zeit alles in Ver anderen Hilfskaffen zu der noch heute bestehenden Centralkrankentaffe Arbeitszeit bis auf 12 Stunden bei 21/ astündiger Bause herabzudrücken. Arbeitsverhältnissen 2c.), die nur etwa 8 und 2 Jahrzehnte zurückerrichteten, bestand bis zum Jahre 1884, zu welcher Zeit sie mit gessenheit gerät. Mußten doch die Bearbeiter des Buches gewisser. massen Ausgrabungen vornehmen von Dingen( Vorkommnissen, der deutschen Tabatsarbeiter verschmolzen wurde. Eine Versammlung mit der gewaltigen Depression auf wirtschaftlichem Gebiete, der der Tabakarbeiter beschäftigte sich ebenfalls schon 1848 mit dem politischen Reaktion, die sich namentlich in der Verfolgung der Ar- liegen, sodaß einem manche Einzelheit anmutet wie eine„ OffenProblem der Arbeitslosigkeit und forderte vom Senat die Errichtung beiterorganisationen äußert, hören auch die Gewerkschaften auf, barung". Hoffentlich wird auf diesem ersten Versuch weiter gebaut, bon staatlichen Eigarrenfabriten. 1849 gründeten sie selbst eine Fortschritte zu machen; stehen doch die meisten noch auf so schwachen so daß mit der Zeit eine Geschichte der deutschen Gewerkschaften Association, die noch bis 1862 in Hamburg drei Berkaufsläden Füßen, daß der geringste Windhauch sie wegbläst. Im Jahre 1875 entsteht. lind welche Lehren können wir nun aus diesem Stück deutscher fand der Einigungstongreß in Gotha statt, und die dort gefaßten Arbeitergeschichte ziehen? Charakteristisch für jene Periode ist die lange Arbeitszeit, die Beschlüsse wären wohl geeignet gewesen, der Gewerkschaftsbewegung in fast allen Gewerben vorherrschte. Sie dauerte noch Mitte der einen mächtigen Anstoß zu geben, jede freie Entfaltung wurde aber uns das stetige Emporringen einer Klasse. Wohl kommen RüdDas 25jährige Kämpfen der Hamburger Gewerkschaften zeigt 60er Jahre fast überall von morgens 5 bis abends 8 Uhr, mit dem Polizeiknüppel niedergehalten. Auf dem Allgemeinen also 15 Stunden; um ihre Verkürzung wurden mit die ersten Metallarbeiter- Kongres in Hannover , auf dem unter den 53 Dele- fchläge; wirtschaftliche Krisen, politische Reaktion wirken gleicher Kämpfe geführt. gierten auch 5 Hamburger sich befinden, wird der Allgemeine Metall- maßen ungünstig auf die Entwickelung, aber eine aufwärtsstrebende Unter der Gewerbe- und Koalitionsfreiheit. arbeiter- Verband gegründet mit dem Sitz in Berlin . Er sollte alle Klasse drängt immer wieder vorwärts. Und in den 25 Jahren ist ein Mit dem Jahre 1865 beginnt eine neue Zeit. Die Koalitions Kongreß waren u. a. auch Frohme für Frankfurt a. M. und Schwarz- deutsche Arbeiterklasse heute unleugbar befigt, bleiben wir bei den Branchen umfassen, ist aber bald wieder eingegangen. Auf dem gewaltiger Aufstieg der Arbeiterklasse zu verzeichnen. Sehen wir selbst von dem großen politischen Einfluß ab, den die freiheit wird gegeben, allerdings mit einem Fallstrick versehen, dem §28 des Gewerbegesezes, ähnlich unserem heutigen§ 153. Die Aera der großen Kämpfe beginnt. Bemerkenswert ist, daß in jenem die Polizei hatte Tessendorfs Wort begriffen; Auflösungen von So wie diese, so scheitern fast alle Neugründungen jener Zeit, Erfolgen auf wirtschaftlichem Gebiet. Gesetz von 1865 die Beschäftigung der Kinder unter 14 Jahren ganz Gewerkschaften, Beschlagnahme von Büchern und Kassen sind an der um die Werkürzung der Arbeitszeit von 15 auf 14 lich verboten ist, nur ausnahmsweise durfte sie gestattet werden, Tagesordnung. Viele Verbände flüchten sich nach Hambung. Hier der 13 Stunden; bis 1890 ist eine Verkürzung von 3 bis wenn es ohne Nachteil für die Gesundheit geschehen konnte. Dies die zehnstündige Arbeitszeit die gewöhnliche war aber an ziemlich strengen Nachweis gebunden und der Be- herricht noch das verhältnismäßig regste Gewerkschaftsleben. Die Stunden durchgeführt, seitdem ist wenigstens in den fortdortigen Gewerkschaften traten in ein Kartellverhältnis; eine Kom- geschrittenen Berufen schäftiger mußte auch für die Innehaltung des Schulunterrichts mission hatte die gewerkschaftliche Agitation zu fördern, Streitmittel und wir befinden uns auf dem besten Wege, vom 92, 9 stündigen zu beschaffen, die Referenten für Versammlungen zu bestellen 2c. auf den Achtstundentag zu kommen. großartiger zu industrieller und gewerblicher Entwickelung, die naturgemäß nicht von den Referenten jener Zeit sind bekannt: die beiden Brüder ohne Rückwirkung auf die Arbeiterschaft bleibt. Arbeitervereinigungen Rapell, Staningt, Geib, Auer 2c. Im Februar 1878 trat in Gotha eine Konferenz von Gewert entstehen und suchen Vorteile für ihre Berufsangehörigen zu erringen. schaftsführern zusammen, um einen zweiten allgemeinen GewerkschaftsIn nicht weniger denn 30 Berufszweigen entstehen gleich im ersten der Wohnungen 2c. in Betracht gezogen werden. zu 25 Broz. durchgesetzt werden. Besonders hervorragend find die aus aller Verbände hergestellt, das Vorgehen bei Streifs, bas UnterJahre Streiks, durch die in den meisten Fällen Lohnerhöhungen bis fongreß in die Wege zu leiten. Auf diesem sollte eine Annäherung Der Kongreß sollte im stände der Tischler und der Schneider; an ersterem waren fügungswesen 2c. geregelt werden. 3000 Mann beteiligt. Die Meister sind entsegt und schimpfen über Sommer stattfinden; er unterblieb, die Schüsse Hödels und Nobilings die Begehrlichkeit der Arbeiter"; die Polizei hilft ihnen, fie fann waren inzwischen gefallen. sich mit den neuen Verhältnissen noch nicht befreunden und verhaftet das Streikkomitee der Schneider; dasselbe wird aber später von den Gerichten freigesprochen. Auch die Krämerfommis" treten auf den fam, der eisige Hauch blindwütiger Reaktion erftidte auf Jabre Plan und fordern den 9 Uhr- und später sogar den 8 Uhr- Laden- hinaus jede Regung der Arbeiterklasse. Fast alle Gewerkschaften, schluß. bie dem Polizeigeist noch entgangen, verfallen nun der Auflösung. Mit 1866 fommt die Zeit der großen politischen Eren Hamburg überdauern nur die Buchdrucker, Sattler, Schiffseignisse. Der Krieg beginnt und mit ihm die Krise. Das zimmerer und die Lederarbeiter das Gesetz; die Buchdrucker haben darauffolgende Jahr 1867 wird beherrscht durch die Wahlen zum Nord- feit 1767 eine Vereinigung ohne Unterbrechung. Eine große Anzahl deutschen Reichstag. 1868 bringt den ersten deutschen Geder Führer wurde fibers Meer getrieben, andere zogen sich zurück. wertschaftstongreß, einberufen von Schweizer und Fritzsche, Alles war in Auflösung begriffen. und 1869 den Eisenacher Kongreß und die Spaltung. An Aber eine vorwärtsstrebende Klasse läßt sich auch durch die
haften.
Die Gewerbefreiheit giebt den Anstoß
Das Socialistengeseh
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Die Löhne sind in den 25 Jahren von 9-12 m. auf 18 bis 24 M. pro Woche gestiegen, weitere Hinaufschiebungen der Minimal grenze find feitdem bei einigen Berufsarten eingetreten. Freilich muß babei die mittlerweile eingetretene Berteuerung der Lebensmittel, Die Sonntagsarbeit ist in der Industrie faft gänzlich beseitigt. Noch im Jahre 1865 forderten die Tischler Hamburgs , werden sollte, im Jahre 1887 wurde die Sonntagsarbeit gänzlich daß am Sonntag nur von früh 6 bis 4 Uhr nachmittags gearbeitet abgeschafft.
Freilich bleibt immer noch ungeheuer viel zu thun; noch befinden fich große Arbeitermassen in einer Abhängigkeit und Knechts fchaft des Unternehmertums, die durch wirtschaftliche Vereinigung allein faum jemals zu beseitigen sein wird; für viele Arbeiter Kategorien ist noch heute die Arbeitszeit eine unmäßig lange, ihre Löhne so niedrige, daß sie zu einem elenden Dasein verurteilt sind. Die flassenbewußte deutsche Arbeiterschaft aber besitzt Energie und Thatkraft genug, auch für jene rückständigen Elemente beffere Existenzbedingungen den herrschenden Klassen abzuringen. Dazu gehört aber vor allen Dingen freie Bahn für die politischen und wirtschaftlichen Arbeitervereinigungen. H. P.