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musterte ihn mit großen Augen, drehte ihm den Rücken und spazierte Langsam ins Haus. Er wird dich nicht erkannt haben, dachte Peter und zog die Müze vor dem Ortsschulzen, der an seinem Fenster saß, die Brille auf der Nase, ein Schriftstück in der Hand. Der rührte sich nicht. Ms Peter um eine Ecke der Straße bog, fand er sich mehreren jungen Mädchen gegenüber, die am Brunnen standen und schwazten. n' Abend auch," sagte Peter freundlich. Wie geht's denn, Anna und Trine und Fieke?"
" Herrjeh!" schrie eine.
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" Der Peter Bragel!" kreischte eine andre. " Weibsvolk, dummes!" murmelte Peter und setzte seinen Weg fort.
Vor dem heimatlichen Hause stand niemand. Am Fenster kein Gesicht. Ein banges Gefühl wachte in der Brust des Heimkehrenden auf und er zögerte, die kleine Pforte zu öffnen. Dann riß er sich zusammen, ging durch den kleinen Vorgarten, am Hause vorbei, über den Hof und trat zur Hinterthür herein. Kein Mensch auf dem Gange. Nur der Spitz sprang freudig an ihm herauf und bellte vor Vergnügen.
Eine Thür öffnete sich; die Mutter stand da mit scheuem, vorwurfsvollem Gesicht: Bist wieder da, Peter?"
" Ja, Mutter. Er reichte ihr die Hand.
Sie entzog sie ihm schnell:" Komm' nur in die Stub'." Peter hatte das Gefühl, als drücke etwas auf seinen Brust: fasten, als er in die Stube trat.
Vater, Geschwister und Gesinde saßen am Tisch beim Abendbrot. n' Abend," sagte Peter.
Niemand antwortete. Der Vater sah auf und bemerkte die Hand nicht, welche ihm hingereicht wurde:" Seh' Dich und iß."
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In Peter begann der alte Jähzorn zu steigen. Er sah mit finsteren Augen um sich und sagte mit zitternder Stimme: 3 ist wohl nicht mehr Mode dahier, auf einen Gutentag zu antworten?" " Ich mein', Du könntest schweigen," erwiderte der Vater und schob ihm eine Schüssel hin.
,, Was ich gethan hab', hab' ich gebüßt!"
Alle Blicke ruhten auf den Tellern. Dann stand einer nach dem andern auf und ging hinaus. Zuletzt der Vater, nachdem er fich eine Pfeife angezündet. Nur die Mutter saß ängstlich in einer Ede:" JB, Peter!"
Und
„ Es schmeckt mir nicht, Mutter. Ich hab' gedacht, es wär' vorbei mit dem, was geschehen ist. Ich bin gestraft genug. jekt fängt's wohl erst richtig an?"
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Die Schande für unser Haus, Peter!" seufzte die Mutter. Daß einer da ist, der im Gefängnis gesessen."
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" Ich hab' gesessen ja! Hab's verdient weiß ich! Aber ich mein', damit könnt's nun erledigt sein!"
Ein Seufzer antwortete. Dann schlich auch die Mutter hinaus. Peter sann ein Weilchen, nahm sein kleines, mitgebrachtes Bündel von neuem unter den Arm, ging über den Hof, an den schweigenden andern vorbei und trat auf die Straße. Festen Schrittes verschwand er auf der Chaussee...
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eine große Zahl von Nahrungsmittelvergiftungen unter dem Nanten Botulismus , der von Wurstgift hergeleitet ist. Man kann in den Speisen, die derartige Erscheinungen veranlassen, oft nicht die ges ringste Spur eines wirklichen Giftes nachweisen, und auch die Kenns zeichen der Wirkung auf den Menschen sind ganz verschieden von denen, die sich nach dem Genuß von fauligem Fleisch einstellen. Die auftretenden Verdauungsstörungen sind dabei weit weniger wichtig als die schädliche Beeinflussung der Nerven. Der Bacillus botulinus gedeiht vorzüglich in säuerlichen Stoffen, dagegen geht er zu Grunde in einem Nährboden, der mehr als 8 Proz. Sals enthält. Die von ihm ausgeschiedenen Gifte sind äußerst scharf und führen schon in sehr kleinen Mengen zum Tode. Sie werden erst durch eine Temperatur von 60-70 Grad unschädlich gemacht, während die Samen( Sporen) des Bacillus erst bei 85 Grad absterben. Man begegnet dem Bacillus botulinus in allen möglichen Nahrungss mitteln, alsc in Rauchfleisch, Schinken, Fleischkonserven, Wildpasteten, Würstchen, gesalzenen Fischen usw. Als recht bedenklich hat sich auch die Verwendung von nicht einwandfreiem Eiweiß herausgestellt. In Paris sind lehthin mehrfach Vergiftungen durch Kuchen vorgekommen, zu denen schlechtes Eiweiß verbraucht worden war. Dieser Uebelstand steht in Zusammenhang mit der Zubereitung von Likören, denen ein Eigelb zugefügt wird. Bei großem Verbrauch wird das augenblicklich nicht verwendbare Eiweiß aufgesammelt und ettpaigenfalls an Bäckereien verkauft. Da dem Eiweiß nicht wie dem Eigelb der verdorbene Zustand leicht anzumerken ist, so können auf diesem Wege giftige Zersehungsstoffe in die Nahrungsmittel hineinkommen.
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Humoristisches.
Ein Vorsichtiger. Bauer:„ Ein vorzügliches Quellwasser haben wir hier, versuchen Sie' mal!" Herr Süffel( den Finger ins Glas tauchend und an die Lippen führend):" O ja, es scheint gut zu sein!"
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Schreckliche Rache. Professor:„ Der infame Mensch hat mich gröblichst beleidigt. Ich hab' ihn aber auch einen Lump geheißen!" Gattin: Hm, und das ließ er sich gefallen?" Professor: Ja- ich habe es auf Assyrisch gesagt!"-
- Die Politiker. Hiest( im Wirtshaus):„ Ja, ja!" Jackl:" Hm, hm!" Wirt:„ Geh', hört doch mit Eurem Politisieren auf!"
Notizen.
Der russische Schriftsteller Anton Tschechow ist in Badenweiler ( Schwarzwald ) im Alter von 44 Jahren gestorben. Tschechow hat eine große Zahl von kleinen Erzählungen, satirischen Stizzen 2c. geschrieben, die das französische Vorbild deutlich erkennen lassen. In den letzten Jahren wurde er auch als Dramatiker bekannt.
Eine Tageszeitung für Frauen soll im Herbst in Berlin erscheinen. Wie der Beitungsverlag" mitteilt, sind bereits 200 000 m. gezeichnet; das Kapital soll jedoch auf 400 000 m. erhöht werden. Man rechnet auf 20 000 Abonnenten.
c. Einen Kirchhof für Bücher" nennt Eugène Morel in der„ Nouvelle Revue" die„ Bibliothèque nationale". Die Geschichte Frankreichs ist in 300 000 Bänden behandelt und die der Republik allein in 14 000 Bänden, so daß 300 auf das Jahr kommen. Die Zahl der Romane, die die Republik befigt, betrug 1897: 116 824. Vom Jahre 1876 bis 1882, also in sechs Jahren, wuchs die Zahl um 5200 Bände. Von 1882 bis 87, also in fünf Jahren, vermehrte fie sich ebenfalls um 5200 Bände. Von 1887 bis 92 um 5700, von 1892 bis 97 um 4200; von 1897 bis 1902 um 3300; von 1902 bis 03 um 600. Man veröffentlicht jetzt also weniger Romane; dafür desto mehr fleine Erzählungen. Der Rückgang der Produktion der Romane wird in Zusammenhang gebracht mit dem Aufhören der unabhängigen Kritik, die ernsten Erscheinungen nicht mehr die nötige Aufmerksamkeit entgegenbringt.
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tn. Sommerliche Nahrungsforgen. Je mehr die Hize steigt, desto größer wird die Gefahr der Erkrankungen durch Genuß verdorbener Nahrungsmittel. Der tägliche Bezug von Eis ist glücklicherweise in unsern Städten, wo auch die Gefahr am größten ist, recht verbreitet, und die Benutzung eines guten Eisschrankes bietet die beste Gewähr für die Aufbewahrung von Speisen in tadellosem Zustande. Freilich hat auch der Eisschrank seine Eigenheiten. Namentlich muß man darauf achten, daß kein Wasser von dem Eisfasten in den Schrank felbst hineinlaufen kann. Einmal gedeihen alle Bakterien in der Feuchtigkeit und unter Ausschluß von Licht besonders gut, und außerdem ist das Natureis selbst nicht immer bakterienfrei. Vereinzelte Fälle von Erkrankungen, die auf den Eisschrank zurückzuführen waren, sind thatsächlich vorgekommen; immerhin sind sie sehr selten. Wenn dagegen die Nahrungsmittel einfach in einer Speisekammer aufgestellt und vielleicht noch nicht einmal durch irgend eine Bedeckung geschützt werden, so gehen, wie jede Hausfrau weiß, bei großer Wärme verhältnismäßig rasch Veränderungen mit ihnen vor, die sie für den Genuß ungeeignet machen. Sind diese Veränderungen solcher Art, daß sie sich dem Auge oder der Nafe aufdringlich anzeigen, so geht es noch an, denn der Mensch müßte ja schon dem Hungertode nahe sein, wenn er etwas Uebelaussehendes oder Uebelriechendes genießen sollte. Es kommt aber auch vor, daß manche Speisen, namentlich Fleisch, ganz gut zu sein scheinen und doch gewisse Zersetzungsstoffe enthalten. Auch dann werden, falls sie gegessen werden, die Folgen nicht gerade häufig sehr In Düsseldorf bewilligten die Stadtverordneten 470000 M. schwere oder gar lebensgefährliche sein. Meist kommt man wohl für die Vergrößerung des Central- Gewerbemuseums mit einer vorübergehenden Uebelkeit und Erbrechen davon. Es find für Rheinland und Westfalen.- in fauligem oder sonstwie verändertem Fleisch krankheiterregende Batterien gefunden worden, von denen einige dem Typhusbacillus- Ein gutes Gewissen... Ein Fall, wie er wohl ähnlich sehen und zu der Gruppe des Bacillus coli gehören. Auch einzig dastehen dürfte, ereignete sich, der Kölnischen Volkszeitung" diese Seime find an sich unschädlich, wenn das Fleisch genügend ge- zufolge, dieser Tage vor dem Schwurgerichte zu Lyd( Ostpreußen ). tocht oder gebraten wird. Sie befizen jedoch die Fähigkeit, einen Während nämlich der Erste Staatsanwalt seine Anklagerede hielt, Giftstoff auszuscheiden, der selbst einer höheren Temperatur als der den Angeklagten des wissentlichen Meineides zieh und als erdes kochenden Wassers widersteht, und dann bleibt selbstverständlich schwerendes Moment hervorhob, daß man einem Menschen, der auch ein ordnungsmäßig gefochtes Fleisch gesundheitsgefährlich wider besseres Wissen eine falsche Anzeige erstattet, sehr wohl einen Neben den Unfällen, die durch den Genuß von wirklich fauligem oder Meineid, ja selbst das schwerste Verbrechen zutrauen könne, war der Frankem Fleisch verursacht werden, geschehen noch andre, die noch Angeklagte auf der Anklagebank sanft eingeschlafen und fiel Heute nicht hinreichend aufgeklärt sind. Die Fachleute unterscheiden unter mächtigem Gepolter lang auf die Erde. Berantwortl. Redakteur: Paul Büttner , Berlin.- Druck und Verlag:
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Rudolf Bachers Gemälde Bildnis zweier Frauen" ist vom Staate für die Moderne Galerie in Wien angekauft worden.-
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