Kleines feiiilleton.k. Japanische Zeitnngsreklame. Jeder Sieg, den die Japanererrungen haben, wird in der Heimat abends in Sonderausgaben be-kannt gegeben. Diese werden umsonst von Trägern verteilt, die wieverrückt durch die Straßen laufen. Die Sonderausgabe ist notwendig,da es an Abendzeitungen fehlt; sie soll dem Publikum zeigen, daß diePresse ihm möglichst früh die großen Ereignisse mitteilen will, diedas Vaterland betreffen; in Wirklichkeit aber sind sie eine guteReklame für die Zeitungen. Man entreißt sich gegenseitig diesePapierfetzen, die den doppelten Vorteil haben, nichts zu kosten underfreuliche Nachrichten zu enthalten. Der Träger der„Sonder-ausgaben" spielt denn auch eine große Rolle im japanischen Leben.Wenn er laufend ankommt, sieht man nur seine gelben Beine, die ausweißen Hosen hervorragen, und den Kopf, auf dem kleine Papier-sahnen wehen. Wenn er vorbei ist, bemerkt man nur seine blaueBluse mit einem roten Riesenmond mitten auf dem Rücken, auf demin großen Buchstaben der Name der Zeitung steht. Seine Ankunftwird von weitem durch die Schellen angekündigt, die er am Gürtelträgt, und die das Geräusch eines Schellen tragenden Pferdes nach-ahmen. Dann stürzen alle aus den Häusern heraus, um im Flugedie Zeitungsblätter aufzufangen, die der Bete in die Luft schleudert;laute Freudenrufe begrüßen ihn auf seinem Wege.—ss. Das längste Kabel der Erde ist das von den Ver-einigten Staaten durch den Stillen Ocea» in seiner ganzen Breiteverlegte untermeerische Kabel, das nunmehr San Francisco mitManila, der Hauptstadt der am weitesten abgelegenen Besitzung derBereinigten Staaten, verbindet. Bis Honolulu, dem Hauptort, derHawai-Jnseln, sind 4420 Kilometer Kabel in einer mittleren Meeres-tiefe von 4500 und einer größten Tiefe von 5600 Metern verlegtworden. Dann folgt eine Strecke von 2320 Kilometer bis zu denMidway-Jnseln durch Tiefen von 3500 Metern. Die Fortsetzungbis zur Insel Guam beträgt 4650 Kilometer und durchläuft mittlereTiefen von 4000 Metern, berührt aber auch die tiefste bekannte Stelledes Meeresgrundes überhaupt mit gegen 0000 Metern. Der letzteTeil von Guam nach Manila ist noch 2760 Kilometer lang, liegt inmittleren Tiefen von 4000 Metern und geht bis zu 6300 Meternherab. Im ganzen ist das Kabel also 14 140 Kilometer lang. Fürdie Verbindung der Vereinigten Staaten mit ihrer größten Kolonie,den Philippinen, ist das Riesenwerk hon außerordentlicher Bedeutung.Früher mußte eine Depesche von Washington nach Manila 15 Sta-tioncn machen und folgenden Weg nehmen: nach New Jork, über denAtlantischen Ocean nach den Azoren, weiter nach Lissabon, dann nachGibraltar, durch das Mittelländische Meer über Malta undAlexandria, durch das Rote Meer nach Aden, durch den westlichenIndischen Ocean nach Bombah, sodann nach Madras, über den Meer-busen von Bengalen nach Singapur und weiter über Saigon undHongkong nach Manila. Außer dieser Umständlichkeit der Verbindungwar für die amerikanische Regierung noch der Nachteil in Anschlag zubringen, daß dieser Weg fast vollständig auf fremden Kabeln beruhte.Jetzt kann der telegraphische Verkehr mit den Philippinen durch eineausschließlich in amerikanischem Besitz befindliche Kabelstrecke ver-mittelt werden, die noch den Vorteil bietet, auch die Hawai-Jnseln inZusammenhang mit dem neuen Stammlande zu bringen. DieMidway-Jnseln sind die westlichsten Eilande in der Hawai-Gruppe,während die Insel Guam zu dem in deutschem Besitz befindlichenArchipel der Marianen gehört. Die größte Mceresticfe in der Näheder letztgenanten Inseln beläuft sich auf 9633 Meter.—— Fund eines Urwalskeletts in Ungarn. Das Museum desKgl. ungarischen geologischen Instituts wurde, wie in der„Oesterr.Fischerci-Zeitung" 1904 mitgeteilt wird, durch einen in der ganzenWelt einzig dastehenden paläontologischen Fund bereichert: das voll-kommcne Skelett eines Urwalfisches(�.ulocetus) aus jenen ante-diluvianischcn Zeiten, deren Ueberreste nurmehr in einigen wenigenSeltenheiten der Museen zu Brüssel und zu Bologna zu finden sind.Das Skelett dieses Urwalfisches wurde bor vier Jahren in einerZiegelei in Borbolya geftinden und dem geologischen Institut zumGeschenk gemacht. Das in einem schifförmigen Glaskasten in natür-lichcr Schwimmlage ruhende Skelett mißt 7 Meter in der Länge und1,6 Meter in der Breite; der MuseumSwcrt soll sich auf etwa 25 000Mark belaufen. Geologisch interessant ist der Umstand, daß inBorbolya, dem Fundort des Skeletts, noch 3 Meter unterhalb des-selben im Innern der Erde das Skelett eines vorsintflutlichen Hirschesgefunden wurde von der Art der i» Ostindien heimischen.—(„Globus".)Aus dem Tierlcdeu.— Wiese lund Fuchs. In der Provinz Hannover nimmtdas Wiesel sehr überhand. Gelegentlich eines einzigen Spaziergangesam Waldrande zählte ich, so schreibt Hr. Nußbaum in„Wild undHund", dieser Tage über 20 Wiesel und fand 3 abgewürgte Fasanen-Hennen, von denen 2 nur wenig angeschnitten waren. Wer andersals das Wiesel konnte der Räuber sein? Im vorigen Herbst schontrat das Wiesel in großer Zahl auf. Während eines Jagdfrühstückssing mein Hund 4 Wiesel und ich erlegte eins; in einem Revier desHerzogtums Braunschweig sah ich bei jedem Trieb fast vor meinenFüßen Wiesel aus den Erdlöchern huschen und wieder verschwinden,sobald der Hund den Kopf hob. In diesem Jahre scheint es nochärger zu sein. Das nächste an Mäusen arme Jahr kann unsrerNiedcrjagd zum Verderben werden. Denn fehlt es an Mäusen, sowendet sich das Wiesel erfahrungsgemäß gegen das kleinere Wild»und wie arg seine Mordlust ist, habe ich mehrfach beobachten können.Das eine Mal hörte ich einen Hasen klagen und fand ihn vom Wieselerwürgt, das, abspringend, von mir erlegt wurde. Mein Hund brachtemir dann weitere drei Hasen aus nächster Nähe, sämtlich noch warm.Ein andres Mal rettete ich eine alte Häsin vor diesem Räuber, denmein Hund rechtzeitig griff. Aber vier junge Häslein lagen ab-gewürgt in nächster Nähe. Woher kommt diese Plage? Bislang habeich nie von einem derartig zahlreichen Auftreten des Wiesels etwasgehört. Alten Forstleuten und Landwirten ist es neu. Sollte nichtdas Vertilgen des Fuchses die Ursache oder doch wenigstens eine derUrsachen sein? Der Fuchs haßt das Wiesel mehr noch als die KatzemEinmal sah ich den Schlaumeier im vorigen Herbst an Reisighauferistehen, ohne ein Glied zu rühren. Da springt er ein und schlägt einTier im Fang empor, das einer Schlange gleicht; ein großes Wiesel.Kaum eine Viertelstunde war vergangen, da lagen noch vier derselbenvor ihm. Mit ihnen im Fang schnürte er an mir vorüber; ich habeden Finger nicht krumm gemacht. Eine Woche darauf erwürgte vormeinen Augen fast am nämlichen Platze ein Fuchs eine starke ver-wilderte Katze. Weidmannsheil! dachte ich und birschte ftöhlich weiter.Allerdings habe ich auch weniger angenehme Thaten vorn roten Räuberverrichten sehen. Im letzten der schneereichen Winter hat manchesarme Rehkitz dran glauben müssen. In einem Teile des bergigenReviers wurden mehrfach zwei starke Füchse beobachtet, die gemein-sam Rehkitze hetzten und fingen. Der eine wurde erlegt; es war einalter Rüde.—Hnmoristisches.— Sächsische Höflichkeit.„Aber, Herr Dictchen, wassollen denn immer die Menge Buchstaben unter jeder Seite IhrerBriefe„A. w. S. d. d. G." usw.?"„Sähnse, das soll Sie nämlich nur Heeßen: Ach, wenn Se dochdie Giehde haben mcchten un gefälligst e Bißchen umwenden, ja?"—— Folgendes„Ehe-Jdyll" spielte sich kürzlich ab indrei aufeinander folgenden Nummern der„Lauenburger Zeitung".Kreis- und Lokalblatt.Nr. 136 vom 13. Juni 1904:„Hiermit warne ich einen jeden, meiner Frau etloas zu borgen,da ich für nichts aufkomme, weil sich dieselbe dem Trünke total er-geben hat. F. Skibbe, Maurer."Nr. 137 vom 14. Juni:„Ich, als Eheftan, warne hiermit jeden, meinem Manne etwaszu borgen, auch nichts von ihm in Empfang zu nehmen, von Sachender Wirtschaft, da ich gerichtlich einschreiten werde.Maurerftau Lina Skibbe,geb. Eigentümertochter T h r u n."Nr. 142 vom 20. Juni:„Ich widerrufe die Annonce im„Kreis- und Lokalblatt" gegenmeine Frau, erteile ihr alle Rechte wieder, es war Uebereilung.Maurer Ferdinand Skibbe.Obiges stimmt! Es war Liebe gegen Liebe! DieRechte behalte der Mann.Maurerftau Skibbe geb. Thrun."—— Ungarisches Verhör:„Wie heißen Sie?"„Stefan Attilla Hortobagyi, Herr Richter."„Religion?"„Katholisch. Herr Richter."„Können Sie lesen und schreiben?"„Ja— aber nur hebräisch."—(„Jugend.")Notizen.— Holger Drach manns Drama„Wieland derSchmied" erscheint demnächst bei Albert Langen in München indeutscher llebersetzung.—— In 9t et u c n"st ein bei K o v u r g fand eine stark besuchteAufführung von„W a l l e n st e i n S Lager" auf einer Natur«b ü h n e am Fuße des Burgbergs vielen Beifall.—— Das zweite Juli-Heft der Monatsschrift„Die Musik"(Berlin, Schuster u. Löffler) ist wieder ein W a g n e r- H e f t. Esenthält u. a. folgeitde Aufsätze und Abhandlungen: H. v. Wolzogen„Was hat Richard Wagiter seinem Volke hinterlassen?"; Kurt Mey„Ronianische Ring-Uebersetzungen"; Rud. M. Breithaupt„WagnersKlavierntusik"; Robert Petsch„Gnrnemanz"; einen ungedrucktenBrief Wagners an Frau Schott; 14 Kunstbeiligen. Preis IM.—— Übel ist nicht gestorben. Das Depeschen-Bureau hatteihn in der Schnelligkeit mit einem Mitgliede seines Quartetts ver-»vechselt.—— Bei Ausgrabungen in D e l o s fand man eine GruppePan und Aphrodite von bester Arbeit aus dem zweiten Jahr-hundert v. Chr. Auf der linken Schulter der Aphrodite sitzt der Eros,der den Pan zurückzustoßen sucht, von dem er ein Horn erfaßt hat.—— Eine untergehende deutsche Insel ist Haage.das höchst gelegene, nordwestlichste der nordstrandischen Eilande. Sieist unbedeicht und häufig Ucberschwemmimgen ausgesetzt. Man schätzt,schreibt die„Kölnische Zeitung", daß sie sich jährlich um 2 bis2,5 Hektar verntindert. Bor 200 Jahren umfaßte ihre Fläche1300 Hektar, vor 100 Jahren 861, jetzt kaum 500 Hektar. Die Zahlder Bewohner sank in 110 Jahren von 480 auf 135.—Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint amSoitntag, den 24. Juli.Berantwortl. Redakteur: Paul Büttner, Berlin.— Druck und Verlag:Vorwärts Buckdruckerei u.Verlaasanstalt Paul Sinacr LcCo., Berlin S W.