Statzftirter Lager nur durch sehr kostspielige Bohrungen und Täufun-gen hätte rentabel gemacht werden rönnen, wurde der Betrieb schonwenige Jahre darauf eingestellt. Im Jahre 181S aufs neue in An-griff genommen, sollte das Bergwerk im Jahre 1839 für immeraufgegeben werden. Bevor man aber den Betrieb einstellte, beschloßman zur Rechtfertigung dieses Schrittes und zu geognostischen Zweckennoch eine Tiefbohrung auszuführen. Im Jahre 1343 stieß man bei266 Meter Tiefe auf ein mächtiges Salzlager, in dem man fast70 Meter weiter bohrte, ohne das„Liegende", d. h. die ans andrenMaterialien bestehende Unterlage der Salzschicht zu erreichen. ZurGewinnung von Sudsalz war die Sole des Bohrloches jedoch nichtverwendbar, weil sie eine große Beimischung von Kali- und Magne-siumsalzen enthielt, von deren bedeutendem Wert man damals nochkeine Ahnung hatte. Man begann jedoch im Jahre 1851 zweiSchächte abzutäufen, mit denen man im Jahre 1856 ein ungeheuresSteinsalzlager erreichte, das von einer 16V Meter starken Schicht vonKali und Magnesiumsalzen bedeckt war, die man recht geringschätzigals Abraumsalze bezeichnete, weil man sie erst abräumen mußte, umzu dem reinen Steinsalz zu gelangen. Bohrungen, die man nunmehrauch an andren Stellen vornahm, ergaben, daß hier und da über denAbraumsalzen noch ein zweites, also später entstandenes Steinsalz-lager von außerordentlicher Reinheit vorhanden ist, dessen vorzüg-liches Salz vielfach von glasklarer Beschaffenheit ist.Auch für sich allein war das neuentdeckte Steinsalzlager vongroßem Wert. Schon wenige Jahre darauf konnte der preußischeStaat auf die große Gratislieferung von Salz aus Wieliczka der-zichten, die Oesterreich durch internationale Verträge mit Preußenund Rußland übernommen hatte, als es im Jahre 1846 das Gebietder Republik Krakau einschließlich des ebenerwäbntcn, berühmtenSalzbergwerks seinen Ländern einverleibte. Kochsalz findet sichjedoch auf der Erde in so großen Mengen, daß das Staßfurter Lagerwegen dieses Salzes allein kaum eine über die Grenzen Preußensund einige benachbarten Kleinstaaten hinausreichende Bedeutung hätteerlangen können. In Teutschland allein erstrecken sich Steinsalz-lager, in der Tiefebene, stellenweise eine Mächtigkeit bis zu 1500Metern erreichend, von der Weser- und Elbmündung bis an dieWeichsel bei Thorn und Bromberg. Andre Salzlager befinden sichbei Heilbronn in Württemberg, im Rheinthal und in Bayern beiReichenhall. Oestcrreich-Ungarn besitzt außer den galizischen nochausgedehnte Salzlager in Ungarn und Siebenbürgen. In Rumä-nien ist der Südabhang der transsilvanischen Alpen überaus reich anSteinsalz. Kurzum, fast jeder größere Staat besitzt für den mensch-lichen Genuß und zu industriellen Zwecken mehr als genügendeMengen dieses Minerals.Weit wertvoller als das Kochsalz erwiesen sich aber sehr baldbei dem Staßfurter Lager die Abraumsalz« und unter diesen Haupt-sächlich die Kalisalze. An erster Stelle ist es die Landwirtschast,die ihrer heute nicht mehr entraten kann. Auf Sand- und Moor-böden erzielt der Ackerbau hauptsächlich deshalb keine befriedigendenErträge, weil es der Ackerkrume an Kalisalzen fehlt, die einen unent-behrlichen Nährstoff der Pflanzen bilden. Man führt hier demBoden den Kalidünger hauptsächlich in Gestalt des unter dem NamenKainit bekannten Salzes zu. Man wendet es, da es als Beimischungfast immer auch größere Mengen des den Zucker- und Stärkegehaltder Zuckerrüben und der Kartoffeln schädigenden Kochsalzes enthält,in der Weise an, daß man den Boden dann damit düngt, wenn Ge-treibe als Vorfrucht gebaut wird, weil dann durch den Regen undSchnee bis zur nächsten Aussaat eine Auswaschung des Kochsalzeserfolgt, während das Kalisalz im Erdboden zurückgehalten wird. Fastebenso wertvoll als Düngemittel wie das Kainit, ein Doppelsalz desgiftigen Chlorkaliums und doppelschwefelsauren Magnesiums ist daswegen seiner Fleischfarbe als Karnallit bezeichnete Doppelsalz desChlorkaliums und Chlormagnesiums. Man erkannte jedoch den Wertbeider Mineralien erst um das Jahr 1860, worauf im folgendenJahre bei Staßfurt die erste Fabrik zu ihrer Verarbeitung auf Chlor-kalium und Düngemittel eröffnet wurde, deren Konzentration denlohnenden Versand über weite Entfernungen gestattet.Nicht minder wichtig sind die Kalisalze für die chemische Industriegeworden. Während man sie früher hauptsächlich aus der Asche ver-branntcr Pflanzenbestandtcile gewann, benutzt man die in der Naturin krystallisicrter oder krystallinischer Form vorhandenen Salze, umaus Boracit den Borax und die in immer steigenden Mengen vonder Industrie verbrauchte Borsäure herzustellen. Des weiterengewinnt man aus ihnen Bittersalz, Brom, Chlorkalium, Glaubersalz,metallisches Magnesium, schwefelsaure Magnesia, schwefelsaures Kali,Potasche, Soda und noch viele hundert andere Produkte der chemischenGroßindustrie, deren Preis sich durch die Benutzung der Kalisalze alsRohstoffe außerordentlich ermäßigt hat. Große Mengen von Kali-salzen verbrauchen ferner die Glas- und Seifenindustrie, die Fabri-kation des Bromsilbers und die Sprengstoffindustrie. Die teureGewinnung der Salze aus Meertangen(Kelp), aus den Melasse-rückständen der Zuckerfabrikakion und aus dem bei der Reinigungder Schafwolle hergestellten Wollschweitz hat dabei vollständig auf-gehört.Nicht uninteressant ist es, der Natur bei der Schöpfung dieserfür Deutschland einen unschätzbaren Wert bildenden Salzlager nach-zuspüren. Die Ablagerung der verschiedenen Salze, die genau nachihrer Löslichkeit im Wasser übereinander geschichtet sind, giebt einendeutlichen Fingerzeig dafür, daß es sich hier um eine Ausscheidungder Salze aus langsam verdunsteten Meeresbeckcn handelt. Manstelle sich ein umfangreiches und tiefes, weit in das Land hinein--reichendes Meerbecken vor, dem dort, wo es mit der offenen See inVerbindung steht, eine ungefähr horizontale Mündungsbarre obereine langgestreckte Landzunge vorgelagert ist. Erhält dieser Meer»busen reichliche Zuflüsse von Süßwasser, so wird letzteres entwederallein in dem Seebecken herrschen, wie es in den preußischen Haffsder Fall ist, oder es wird sich eine Mischung von See- und Süßwasser,nämlich brackiges Wasser bilden, je nachdem der Zufluß vom Landeher ein großer oder geringer ist. Sind fast gar keine Zuflüsse vomLande her vorhanden und ist die Barre so hoch, daß nur sehr wenigMeerwasser mehr nachströmen kann, oder sperrt eine säkulare Hebungdes Bodens das Becken gänzlich gegen das Meer ab, so erhält dieVerdunstung des Wassers über die neuen Zufuhren das Uebergewicht.Allenfalls strömt auch noch durch Oeffnungen in der Mündungsbarrenoch etwas Mcerwasser nach. Auf jeden Fall aber führt die Ver-dunstung an der Oberfläche zu einer fortgesetzten Anreicherung mitSalz, wobei die konzentrierten Salzlösungen wegen ihres schwererenspezifischen Gewichtes zu Boden sinken, während Meerwasser vonnormalem Salzgehalt die oberen Schichten anfüllt. Das Salz derOzeane, das ungefähr 3V. Gewichts-Prozente des Wassers beträgt,besteht nun nicht allein aus Kochsalz, sondern enthält außerdem nochbedeutende Mengen Chlormagnesium, Magnesiumsulfat, Gips, Chlor-kalium, Brommagnesium, Calciumsulfat, Borverbindungen und an-dere Salze. Jedes der angeführten Salze besitzt aber einen ver-schieden hohen Grad von Löslichkeit im Wasser, und zwar Kochsalzden geringsten, Borazit aber einen so hohen, daß es schon unter Auf-saugung des in der feuchten Lust vorhandenen Wasserdampfes sich zueiner breiigen Masse auflöst. Bei fortschreitender Verdunstung schlägtsich deshalb am Grunde des Wasserbeckens zuerst das Koch- undSteinsalz in großen Mengen nieder, über das sich sodann in derumgekehrten Reihenfolge ihrer Löslichkeit die anderen Salzschichtenlagern. Häufig bildeten sich dann über ihnen noch Tonschichten, diewesentlich zur Erhaltung der Salzlager beitrugen.Die große Wichtigkeit des Kalibergbaues für Deutschland mögezum Schlüsse noch mit einigen statistischen Angaben beleuchtet werden.Während im Jahre 1882 nur 6 Betriebe mit 3538 Arbeitern undeiner Förderung im Werte von 11V, Millionen Mark bestanden.existierten im Jahre 1390 schon 16 Betriebe mit 5600 Arbeitern,die Kalisalze im Werte von 16Vi Millionen Mark zu Tage brachten.Im Jahre 1301 war die Zahl der Betriebe bereits auf 40 mit einerProduktion im Werte von 43V, Millionen Mark gestiegen, währendder Wert der heutigen Produktion auf mindestens 55 MillionenMark pro Jahr geschätzt werden muß. Dies ist aber— wohlverstanden— nur der Wert des geförderten Rohmaterials, von demim Jahre 1901 fast 600 000 Tonnen ä 20 Centner im Werte von14V, Millionen Mark allein nach Amerika gingen.—___ Fritz Stubenberg.Kleines feuületon»— Es kommt von Herzen! Der«Frankfurter Zeitung" wirdgeschrieben: Den Pfälzern sagt man nicht mit Unrecht nach, daß siein: Fluchen das Menschenmöglichste leisten. Bös ist's ja meistenteilsnicht gemeint, wenn auch die Kirchweih-Raufereien, die auf dasPrädikat„solenn" Anspruch machen können, gewöhnlich auf beiderSeiten mit den blutigsten Verwünschungen eingeplänkelt werden. Imallgemeinen hat das Fluchen des Pfälzers nur den Charakter vonKraftausdrücken, hinter denen man sich nicht allzuviel denkt. DaSbegreift allerdings nicht jeder, auch jener Kaplan nicht, der ebenerst aus der geistlichen„Presse" herausgekommen war und nun aufein Dörflein im Westrich gefetzt wurde, um dort die Leute für denHimmel vorzubereiten. Ihm gingen die Haare gen Berg, wenn erdie Bauern so greulich fluchen hörte, und er wollte eine Besserungihrer Sitten zuerst auf gütlichem Wege versuchen, ehe er zu andrenMaßregeln schritt. So redete er denn eines schönen Tages einenBauer, der auf dem Felde grade die„Kränk" und ein. Dunnerkeil"'über das andre auf seine Pferde herabgcwünscht hatte, also an:„Aber, Hansjörg, das gotteslästerliche Fluchen müßt ihr lassen!Das zerreißt mir, der ich's so gut mit euch meine, die Ohren, daSklingt ja schrecklich!"Ter Hansjörg sieht den Scelenhirten zuerst etwas verdutzt an,dann aber entgegnet er, rasch gefaßt:„Ja, Herr Kaplan, das Fluche iß so e Sach, es klingt netschön, awer es kummt vun Herze!"Da schlich der Herr Kaplan betrübt von dannen, um über andriüGegenmittel nachzusinnen.—gc. Ueber Opiumpfeifeu und Opiumrauchen in China weiß einfranzösischer Reisender neuerdings folgendes zu berichten: Währenddas Opium in verschiedenen Ländern verschieden gebraucht, bald inPillenform oder flüssiger Lösung geschluckt, bald gekaut oder endlich inder Pfeife geraucht wird, ist in China der letztere Gebrauch der fastausschließliche. Das Rohr der chinesischen Opiumpfeife ist 40 biS50 Centimeter lang und am unteren Ende mit einem Knopf ver-schlössen. Der Pfeifenkopf sitzt etwas weiter oben in einem seit-wärts in das Rohr gebohrten Loche. Er hat die Form eines kleinenTrichters und besteht aus Thon oder Metall. Will der Raucherseinem Genüsse frönen, so legt er seinen Kopf auf ein Kissen, nimmtmit einem nadelartigen Instrument ettvas Opium, das gewöhnlichin kleine, erbsengroße Kügelchen geformt ist, hält es an die Flamm«eines Lämpchens und befestigt die Stückchen am Rande des Trichters,