-
590
-
Einzelheiten fielen ihr ein, die ebenso die Hingebung der Er zaudert, dann befreien seine groben Finger, ebenso ge Mutter wie ihre eigne findliche Selbstfucht charakterisierten. fchickt als zart, sie aus dieser Gefangenschaft.
-
-
--
Er streckt ihr die Hand entgegen; sie ergreift sie, als hätte sie ein Anrecht darauf.
Und es ist ein großes und heiliges Anrecht, das in jenent Naturgefühl wurzelt, das in Not und Traurigkeit den Menschen zum Mneschen zieht, alles Gute und Liebe von ihm erwartend, Hilfe und Beistand.
Diese aufopfernde Liebe war ihr etwas so Selbstverständliches Während er sich so über sie beugt, öffnet sie ihre Augen gewesen wie Licht und Sonnenschein, sie hatte niemals darüber und blidt in die feinen. Sie bleibt ganz ruhig, ihre Lippen nachgedacht. Heute erschien es ihr anders. Reue erfaßte fie, öffnen sich und leise, mit einem Aufatmen, das ihre Brust er Sehnsucht und leidenschaftliche Bärtlichkeit. Und nicht ver- leichtert, flüstert sie seinen Namen. gelten können, was die Mutter an ihren Kindern gethan, nicht mehr gut machen können, was sie an ihr verbrochen! Mutter, meine Mutter!" In heißem Verlangen streckte sis beide Hände empor, um sie sofort wieder sinken zu lassen zu spät! Jm Unmut war sie von ihr geschieden, im Zorne fast. Sie war schlecht gewesen wahnsinnig! Sie sieht die mageren Hände bittend gehoben. Sie hört den flehenden Ton der Mutter,„ geh' nicht, geh' nicht!" Sie war taub gegen ihre Bitten gewesen, sie war gegangen. Sie ist gemartert von Neue und fühlt doch, sie konnte nicht anders. Alles, was in ihr lebt und atmet, alles was hinreißt und verführt, trieb sie zu ihm. Und nun war sie wieder mit ihren Gedanken dort, wo sie nicht hin will. Sie spürt wieder den heißen Atem, die saugenden Küsse des Mannes. Sie erschauert unter dem Blick seiner Augen, sie lehren sie, was Begierde ist. Sie schlägt die Hände vor ihr Gesicht ein Zittern überfällt sie: Ist sie verloren, ist sie es nicht?!
-
-
-
Es ist völlig Nacht geworden. Das Girren der Tauben verstummt. Da wird die Glocke gezogen; laut tönte sie durch die Stille.
-
-
Ein Fremder ist's. Neich! Er kommt! Der Gedanke reißt sie empor, zitternd steht sie da und fann nicht von der Stelle.
-
Gusti hat die Tür geöffnet sie horcht-sie hört eine Männerstimme- dann vernimmt sie nichts mehr als die wilden Schläge ihres eignen Herzens.
Hat sich der Mann wieder entfernt? " Gusti!" ruft sie, ihrer Erregung Luft machend, wer ist's?"
Die Gerufene erscheint in der Thür, das Licht zittert in ihrer Hand. Der Tischler sei es gewesen, berichtet sie und geht wieder hinaus.
Luise sinkt auf ihr Lager zurück.
Ihre Augen, die sich wieder mit Thränen gefüllt haben, sprechen so deutlich: verlaß' uns nicht, und sein fester ehrlicher Blid antwortete ihr: ich bleib' bei euch, ohne daß er ein Wort hinzugefügt hätte.
Sie erhebt sich rasch, wie neu belebt; wie gut, daß er ihre Haare vorher aus dem Geflecht gelöst hatte. Sie deutet auf die dunkle Stube. " Da drin," flüstert sie, und hier der Sarg-"
11
Er nickte. Wir werden die Mutter zur Ruhe bringen." Er geht voran, sie folgt mit dem Licht. -Seine Nähe, welch' unsägliche Wohlthat!
Sie arbeiten nun gemeinsam, ohne viel Worte zit wechseln. Er ist der Anordnende und jeder seiner Winke wird verstanden und rasch befolgt.
Die Selbstbeherrschung, die er sich auferlegt, seine ruhige, fichere Art wirken beruhigend auf sie.
Die Stube war aufgeräumt, das Fenster verhängt. Fritz hatte die Entseelte in den Sarg gelegt und gebettet. Ihr Kopf ruhte auf einem kleinen Rissen.
Es waren keine geweihten Kerzen vorhanden, kein Kreuz wurde ihr zwischen die erstarrten Finger geschoben, den Anordnenden waren diese Ceremonien fremd; nur die kleine Rampe, bei der sie so oft gearbeitet, war an das Kopfende gestellt und warf ihr düster ruhiges Licht über sie hin.
Die beiden jungen Menschen standen vor dem Sarge mit gefalteten Händen und Gusti schaute zum erstenmal ohne den verdunkelnden Flor ihrer Thränen in das entfärbte Antlig der teuren Toten.
Ein großes, ehrfürchtiges Gefühl überkam sie mit diesem Frieden, den nichts mehr störte, fein Leid mehr berührte. In dieser starren Ruhe erschienen die edlen Linien ihres Gesichts in voller Reinheit.
Er hat den Sarg gebracht, den Sarg für die Mutter. Die Fieberschauer erneuern sich, ihre Zähne schlagen flappernd aufeinander. Gusti blieb in der Küche. Nach dem sie die physischen Schauer, die der Tod den Lebenden bringt, überwunden hatte, und sie mußte sie überwinden, hatte sie seit dem Morgen all das Unaufschiebbare allein gethan. Stirn und Nase erinnerten an die Bildnisse der Antike, Mit von Thränen verschleierten Augen hatte sie ihrem toten wunderbar schön der äußere Bau der Augen, die sanft geMütterlein die legten Liebesdienste erwiesen. Zum erstenmal schlossen waren. Das prachtvolle, schwarze Haar war gelöst, Iernte sie eine schwere Pflicht üben und sie übte sie. Sie es breitete sich in dichten Ringeln über das Kissen aus. Fris brachte ihr Trost und Stärkung. Jetzt, vor dem dunkeln hatte zwei gelbliche Rosen leise ihr auf die Locken gelegt, und Bimmer, in welchem die Tote liegt, überfällt sie auf's neue dieser Schmuck erhöhte noch ihre märchenhafte Schönheit und das Grauen. Vor ihr steht der schwarz angestrichene Sarg rätselhafte Unwirklichkeit. Was dieselbe zur Bangigkeit -wie häßlich er ist er enthält nichts als Späne-die steigerte, war, daß dieser schöne Kopf keinen Körper hatte. sind so hart und kalt. Und da hinein also. Sie jetzt sich auf Diese Hüllen umschlossen ein Nichts, nicht einmal die An den niederen Küchenschemel ihr zittern die Knie, sie ist deutung einer menschlichen Form war darunter: flach, ein. furchtbar müde, sie denkt nach, wie sie's anstellen tönne, wie gesunken, ein Schemen lag da im Sarge. sie's allein vollbringe. Plöglich wirft sie beide Arme über den nebenstehenden Stuhl und läßt den Kopf darauf sinken sie sinnt und sinnt die Augen fallen ihr zu die Gedanken verwirren sich im nächsten Moment war sie, von Müdigkeit überwältigt, eingeschlafen..
-
-
-
-
Sie hatte die Thür, nachdem der Tischler sich entfernt, nicht wieder geschlossen. Sie wird sachte geöffnet, Frizz tritt herein.
Er sieht sich um, das düster brennende Licht läßt alles im Schatten; im Weiterschreiten bemerkt er den Sarg und das Mädchen vor ihm.
-
-
Was ist ihr ist sie ohnmächtig geworden? Er nimmt das Licht und leuchtet über sie hin. Ruhig hebt sich ihre Brust, sie schläft, schläft an dem Sarge der Mutter, wie ein Kind, das dem Gram entrüdt ist. Nicht doch, ihre Augen sind dick verschwollen vom Weinen und jetzt ein stoßweiſes Aufschluchzen, die Lippen verziehen sich, ein krampfhaftes Bucken äberfliegt ihren Körper fie weint noch im Schlafe. Armes Kind! Da überkommt ihn das schwächliche Mitleid, er weist es nicht barsch von sich, er wendet auch seine Augen nicht ab von dem lieben Gesicht, das in seiner tiefen Ermattung 10 hilflos und hilfebedürftig aussah.
-
so
Der Kopf ruht seitwärts auf ihrem Arm, eine Partie der Haare war nach vorn gefallen und ein Strähnchen davon hat fich in dem zerrissenen Rohrgeflecht des Stuhles verwickelt,
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdrud verboten.)
Das Neue Treppenbaus
In diesem Frühling vollendete Hermann Prell , Pros feffor und Leiter eines Meisterateliers für Geschichtsmalerei an der Dresdener Akademie, die Ausschmückung des Treppenhauses im Albertinum , der königlichen Skulpturensammlung an der Brühlschen Terrasse. Eine solche Aufgabe interessiert die Deffentlichkeit in hohem Grade. Denn eine solche Gelegenheit, einen Raum ganz neu auszubauen, mit Malereien und Bildhaueriverken zu schmüden, bietet sich sehr felten. Man kann hier endlich einmal die Probe aufs Erempel machen, und stimmt die Rechnung nicht, so nimmt man sich die gemachten Fehler ad notam. Daher interessiert die Ausführung eines solchen Auftrages, der Unsummen verschlingt, weitere Kreise. Ursprünglich sollte nur die Malerei in Anspruch genommen werden, das Treppenhaus zu schmücken. Ein Wettbewerb wurde dabei als Sieger hervor und die Gewichtigkeit seines Ansehens war veranstaltet. Hermann Prellein Mann von 50 Jahren ging so groß, daß er das Ministerium dahin brachte, den ursprünglichen Plan umzuiverfen, das ganze Treppenhaus Brell zum 11 m bau nach seinen neuen Plänen zu überantworten und ihm zu gestatten, auch die Bildhauerkunst heranzuziehen.