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Wir wollen die Frage unerörtert lassen, ob bei einer so Farben zu plump; sie gehen nicht mit mit dem Räumlichen. Hier zeigt Er wichtigen Angelegenheit nicht ein jüngerer Künstler den Vortritt sich: Prell will teine dekorative Kunst, sondern Bilderkunst. Ev verdient hätte. Wir wollen uns auch an der Versicherung genügen ist Illustrator. Er illustriert die griechische Göttersage( in recht lassen, daß Prell durch frühere Arbeiten gleicher Art Vorkenntnisse leichter Manier) und meint, einen Empfangsraum, der überleiten soll ertvorben hatte, praktische Resultate, die ihm jetzt bei der Bewältigung zum Genuß der Meisterwerke der Plastik, damit ausgestaltet zu haben. einer ganz großen, neuen Aufgabe zustatten kommen mußten. Er Wir haben jetzt andre Anschauungen von den Principien moderner schmückte die Rathäuser zu Worms und Hildesheim , das Treppenhaus Raumgestaltung, und darum hätte eben ein jüngerer Künstler im Breslauer Museum, das Architektenhaus in Berlin und in Rom berufen werden müssen, der diese Entwicklung mitgemacht hat. Wir den Palazzo Caffarelli der deutschen Gesandtschaft. Alle diese haben deren gerade heute genug. Wenn es aber daran geht, große Arbeiten aber unterschieden sich von dem Dresdener Auftrag. Dort staatliche Aufträge zu verteilen, werden immer die gewählt, die sich mußte er sich festen Verhältnissen fügen, durfte nur mit malerischen eigentlich schon selbst überlebt haben. Und wir haben das traurige Mitteln wirken. Hier, in Dresden , sollte er frei schaffen können, Schauspiel vollständiger Entgleisung dann mitanzusehen und müssere eine Art Gesamtkunstwerk hinstellen. Sechs Jahre arbeitete Prell es uns gefallen lassen, daß es uns und unsern Nachkommen für daran. Er konnte mit Material edelster Art wirtschaften. Das lange Beit geboten wird. Geld spielte keine Rolle. Er hat gewirtschaftet, und zwar traurig. Beim Eintritt in das Gebäude hat man nicht die Vorstellung, in ein Treppenhaus zu kommen mit freien, lichten Ausblicken. Bielmehr windet man sich an der Garderobe vorbei und, trotzdem man die Fresten sucht, findet man nichts. Es ist gleichgültig graues Licht, das einen empfängt. Man geht die Treppe hinauf, in dem Gefühl, fich geirrt zu haben. An einem Absatz der Treppe steht eine breite Eckbank, von der aus der Raum nicht zu übersehen ist. Man geht noch weiter. Richtig, nun sieht man die Farben leuchten. Noch ein paar Stufen weiter und man weiß nun erst, dies ist das Treppen haus, das Prell ausmalte.
Augenscheinlich schwebte Prell wenn er überhaupt eine Abficht damit verband vor, durch die Verdunkelung des unteren Raumes die Helligkeit hier oben zu heben, und, indem er unten dunkle Tönung verivandte, die lichte Farbigkeit der oberen Halle um so stärker hervortreten zu lassen und durch diese Kontrastierung den Raum zu weiten. Diese Absicht ist nicht erreicht. Abgesehen davon, daß es ein Theatercoup wäre, wird der Raum dadurch nicht geweitet, vielmehr hat man das Gefühl der Enge, der verstärkt wird durch die Notwendigkeit, den Hals unbequem nach oben und nach den Seiten recken zu müssen.
An der Decke nämlich prangt ein Gemälde, das wie ein an die Dede geklebter Theatervorhang aussieht. Man sieht allerlei aufgeregte Gebärden, ein Sammelsurium nackter Glieder. Allem Anschein nach also wird es der beliebte Kampf der Titanen gegen die Olympier sein, der immer herhalten muß, wenn es gilt, dekorativ zu wirken.
Auf der rechten Seitenwand, die sich in zwei Felder teilt, sieht man einmal, wie zwei beflügelte Jünglinge es sehr eilig damit haben, einen alten Mann an einen Felsen zu schmieden. Aha, das wird Kronos sein, der Führer der Titanen, der auf diese Weise unschädlich gemacht wird. Auf dem andern Felde siben auf recht luftiger Höhe drei weibliche Gestalten; die eine hält eine Spindel, die andre eine Schere, die dritte thront zwischen ihnen, erhöht, und hält einen Faden; der Deutlichkeit halber recht hoch, über dem Kopf, damit es jeder sieht. Das werden also wohl die Parzen sein.
Zwischen diesen Feldern steht in einem kleinen Mittelteil eine ebenfalls von Prell geschaffene Statue, ein düster dreinblickender Held. Er trägt eine Fadel in der Hand. Prometheus.
Folgt die andre Seite, die gegenüberliegende Wand. Diese ist der Liebe geweiht. Dem Prometheus entspricht eine Aphrodite, die soeben dem Meere entsteigt.
Auf dem einen der Felder ist Zeus als Stier verwandelt, damit beschäftigt, eine griechische Damie auf seinem Rücken durchs Meer zu tragen, während das andre Feld drei nackten, weiblichen Gestalten Gelegenheit giebt, sich von vorn und von hinten zu zeigen.
Allerlei sonstige Buthaten schmücken noch die freigelassenen Eden in üblicher Art, Guirlanden, Gewinde, harfenspielende Gestalten, die auf einem Giebel fizen, und dergleichen.
Offenbar hat Prell gar nicht begriffen, wozu das Treppenhaus da ist. Nämlich als Ueberleitung. Es soll weiter nichts leisten, als durch seine lichte, feierliche Haltung den Besucher zur Betrachtung der folgenden Kunstwerke hinzuleiten. Es soll nicht selbst etwas sein. Der Künstler, der sich der Raumkunst widmet, muß dienen. Brell aber seht sich selbstherrlich darüber hinweg und schafft etwas, das um seiner selbst willen betrachtet sein will, und darum die Blide recht fräftig auf sich lenkt.
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Dabei vergißt er aber, daß wir zu dieser Antife längst alle Beziehung verloren haben. Sein Menscher sei denn ein Philos Toge oder ein Gymnasiast weiß, was das denn nun bedeuten solle. Auch der gebildete Mensch weiß es nur aus dem Umstande vielleicht, daß es eben fünstlerische Sitte und Gepflogenheit ist, diese Borwürfe bei solchen Gelegenheiten immer wieder durchzufäuen. Diese Antife die fein innerliches Verhältnis, sondern eine billige Illustrierung von Scenen darstellt, die ein fremdes Volk uns gab was soll sie uns? Gott sei Dank beginnen wir uns davon zu befreien! Prell aber sagt diese Art offenbar etwas und demzufolge dekretiert er: ich folge mir.
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Wir wollen den Gegensatz raumkünstlerischer Grundsäße un erörtert lassen, ob eine Wand nur ornamentalen Flächenschmud oder wirkliche Bilder erhalten darf. Wir wollen zugeben, daß wenn die Säulen an sich die Decke schon tragen, es dem Maler freisteht, die Wand mit Bildern zu schmücken. Prell weitet aber damit nicht die Flächen. Er giebt einfache Gemälde, die an die Wand gepappt find. Wenn schon Bilder, so müssen es doch solche sein, die in dem Rhythmus des Ganzen mitgehen. Und das Ganze ist der Raum. Diese ganz undekorative, illustrative Art zerstört ja die ganze Illusion. Die Harmonie der Linien ist überall zu eng, die
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Ein solches Museum dient öffentlichen Zwecken und viele Bes sucher gehen da hinein. Was hat solch Spielen mit gelehrten Reminiscenzen da für einen Zived? Es ist barbarisch. Es zeigt gröbste Berkennung des Allgemeinwertes der Kunst. Dazu kommt dann noch, daß diese Reminiscenzen eben bloße Reminiscenzen bleiben, fie find nicht umgestaltet in Stunft. Man merkt nicht, daß worüber dann nicht mehr zu sie Prell selbst Herzenssache sind diskutieren wäre sie sind durchaus Schablone und Cliché. So wächst das Ganze nicht aus einer umfassenden Raum vorstellung organisch empor, sondern es ist ein Nebeneinander werts vollen Materials, das leider schlecht verwandt ist. Ein solcher Raum, wie der gegebene, hätte ganz anders angepackt werden müssen; er ist nicht allzuweit, also wäre es Aufgabe gewesen, ihn zu er weitern, nicht, ihn durch allerlei Bauereien zu verschachteln, so daß eigentlich nichts flar zu übersehen ist. Es ist die ganz alte Art der Dekoration, die auch bei uns im alten Museum das schöne, freie Treppenhaus mit Bildern befleben ließ, die in den Raum gar nicht hineinpassen und nur mit ihren unten hängenden Erklärungen Gelegenheit zu geschichtlicher Belehrung bieten. Ein fleinlicher Geist, der darin lebt, trotz aller großen Gebärden. Nicht Brell ist hier der Vorwurf zu machen, der sicher gab, was er geben konnte, sondern dem Ministerium, das ihn berief. Tausende wurden wieder ausgegeben, und wir sind um nichts Sc.
reicher,
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Kleines feuilleton.
Die gebratenen Mals ". Ueber ein amüsantes Mißver. ständnis, das einem Straßburger in Baden passierte, wird in der Straßburger Post" erzählt:„ Der Herr war von Bekannten zu Tisch geladen, man war in fleiner Gesellschaft fröhlich zusammen Der und sprach Dialekt oder Hochdeutsch mit starken Anflängen. Straßburger suchte sich nach Möglichkeit zu afflimatisieren und so badisch als möglich zu reden. Die Unterhaltung kam auf die fleinen billigen Delikatessen, welche die Natur mit vollen Händen spendet und die besonders den Beifall der Kinder finden. Der eine hatte in jungen Jahren Käselstraut" leidenschaftlich geäst"; im Lobe der in der heißen Asche des verbrannten Strautes gebratenen Kara toffeln war alles einig und eine junge Dame bemerkte, daß in heißer Afche gebratene frische Wallnüsse ganz ähnlich wie gebadene Fische schmedten. Der Straßburger wollte bei so viel fulinarischer Wissens fchaft nicht hintanstehen und warf ganz harmlos in die Unterhaltungs Wisse Sie, was mir in Straßburg als Butve auf de Matte besonders gern gegesse hate? Gebratene Mais, auch so in der heiße Asch gebacke!"
Die Wirkung dieser unschuldigen Feststellung war überraschend. Die Bissen hatten allenthalben im Munde einen unvorhergesehenen Aufenthalt, die Gabeln wurden bei Seite gelegt, allgemeines Husten und Räuspern, und von einem Ende des Tisches sogar ein untera Nies drücktes Pfui Teufel! entschuldigen Sie das harte Wort!" mand war über den Erfolg betroffener als der Straßburger Herr der ohne den geringsten Nebengedanken fragte:
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" Ja, wundert Sie denn das so? Das schmeckt sehr gut, bea sonders wenn's fnusperig gebraten ist, sodaß die Haut schon ein bisset angebrannt ist und aufspringt. Da fragen Sie nur die Straßburger Snedes, ob das keine Delikatesse ist."
Allgemeines, fortdauerndes peinliches Schweigen, nur ein starka nerviges Backfifchchen vom Lande fragt: Wo haben denn die Straßburger neces die.... hm, ihre Delikatesse in appetitentsprechender Menge her?" „ Ei, wir haben sie als auf dem Felde geholt!" " Also Feldmais?"
Natürlich Feldmais."
Allgemeine Unruhe, bei älteren Damen Tendenz zu Nervena affären, Stoden der Unterhaltung, Baisse des Appetits, die sic; ein Egoist zu Nutze hätte machen tönnen. Der Straßburger wird durch vielsagende Blide und noch empfindlicheres Ignorieren auf den Nur das Enfant terrible vom Lande Isolierschemel abgedrückt. merkt nichts und fragt noch einmal neugierig: " Ja, wie ist das? Habe Sie die Schwänzle auch mits gegesse?"
" Die Schtvänzle? Was für Schivänzle!" " Na von Ihre Feldmais!"
" O du lieber Gott, was hab ich da, ohne zu wollen, angerichtet Ich hab von Mais geredet, von Welschkorn oder amerikanischen Weizen, oder wie sie es sonst nennen.