stellen, in eine Reihe 0. So ist denn theoretisch die Stelle des Weltäthers unter den Elementen genau bestimmt. Seine chemisch- physikalischen Eigenschaften find folgende: I. Der Aether ist das leichteste GaS. Es besitzt ein außer- ordentlich hohes Diffusionsvermögen. Seine Moleküle haben also ein sehr geringes Gewicht, und die Geschwindigkeit ihrer fort, schreitenden Eigenbewegung übertrifft die aller andren Gase. 2. Der Aether ist ein einfacher Stoff, der sich nicht verflüssigt und keine chemischen Verbindungen mit andren einfachen oder zu- sammengesetzten Stoffen eingeht, dagegen diese zu durchdringen vermag. Der Weltäther muß so leicht sein, daß seine Atome der An- ziehung der Sonne und selbst noch größerer Fixsterne entgehen können. Andernfalls würden sie sich an den großen Himmelskörpern ansammeln und nicht den ganzen Raum erfüllen. Durch eine ziem- lich komplizierte Rechnung kommt er zu der Annahme, daß der Welt- Lther, wenn er sich im Weltenraum überall frei bewegen soll, ein Gewicht haben mutz, das nur ein Milliontel von dem des Wasser- stoffes beträgt und daß seine Atome sich mit einer mittleren Ge- schwindigkeit von nahezu 2250 Kilometer in der Sekunde bewegen, während der entsprechende Wert beim Wasserstoff sich auf 1S43 Meter in der Sekunde beläust. Mendelejew ist nicht abgeneigt, den Weltäther in Beziehung zur Radioaktivität zu bringen. Die strahlenerzeugenden Aus- strömungen aus radioaktiven Stoffen sind bereits von Rutherford als ein sehr leichtes Gas angesprochen worden. Der russische Forscher möchte diese Emanationen für identisch mit dem Weltäther halten. Das Aethcrgas, so leicht es ist, dürfte sich doch der Anziehungskraft besonderer Massencentren nicht ganz entziehen können. In der Nähe so schwerer Elemente, wie es das Radium, das Thorium und das Uran sind, sammeln sich die Aetheratome an. Hier macht sich das Aus- und Einströmen der letzteren als Radioaktivität bemerkbar. Möglicherweise rührt auch die Leuchtkraft der Sonne und der andern Fixsterne von ihren gewaltigen Massen her, welche viel größere Aethermengen um sich zu sammeln vermag, als die Planeten und ihre Trabanten. Mit dieser Anschauung von der Radioaktivität könnte wohl auch Rutherford selbst übereinstimmen. Nur ist der letztere der Ansicht, daß die Emanation erst aus der Zersetzung andrer in den radio- aktiven Stoffen enthaltener Elemente entstehe. Mendelejew hält an der Konstanz der Atome fest. Dagegen ist Ruthcrford auf Grund seiner Entdeckungen bekanntlich zu jener Aufsehen erregenden Meinung gekommen, daß Helium aus Radium entstehe, Atome eines Elementes aus denen eines andern. Da die Zersetzung des Radiums in nicht allzu langer Zeit erfolgt, so müßte das Radium der Erde immer neu entstehen. Andernfalls würde jetzt keines mehr auf unscrm Planeten vorhanden sein. Versuche, die diese Meinung prüfen sollen, sind bereits im Gange, und sie sollen, soweit die Kürze der Zeit bereits ein Urteil erlaubt, darauf hindeuten, daß jene Meinung richtig sei. Die Anschauung, daß Atome aus Atomen entstehen, erhält einen viel radikaleren Verfechter in Lenard, dem bekannten Forscher auf dem Gebiete der neuen Strahlenarten. Er ist der Meinung, daß alle Atome aus gleichartigen, nur in ihrer Zahl und Gruppierung verschiedenen Elementarteilchen bestehen. Er gründet seine Ansicht auf gewisse Erscheinungen bei dem Austreten der Kathodenstrahlen. Diese, wie die noch schneller sich bewegenden Strahlen der Radium- Verbindungen, erfahren bei ihrem Durchdringen verschiedener Stadien eine gewisse Absorption. Ein Teil von ihnen bleibt in jenen Stadien hängen, und zwar kommt es dabei nicht auf deren chemische Beschaffenheit, sondern nur auf ihre Masse an. Wären die Atome der verschiedenen Elemente grundverschieden, so müßten offenbar diese kleinen negativ geladenen Elementarteilchen, als welche man die Kathodenstrahlen aufzufassen hat. in verschiedenem Prozentsatze aufgesogen werden, je nachdem die Atome diese oder jene chemische Natur besäßen. Waren jene Strahlenteilchen aber von einem Körper, den sie durchdringen, nur proportional der Masse desselben zurückgehalten worden, so bedeutet dies, daß die kleinsten Teilchen der verschiedenen Körper nicht ihrer Natur nach verschieden sind, sondern daß sie nur in verschiedener Zahl vorhanden sind. Lenard nimmt deshalb an, daß jedes Atom aus einer bestimmten Anzahl von kleinen, gleichfchweren Teilchen, den Dynamiden, besteht. Ein schwereres Atom besteht demnach aus mehr Dynamiden als ein leichteres Die Dynamiden eines Atomcs bewegen sich nun in ge- wissen Zwischenräumen voneinander. Gehen die Elementarteilchen der Kathodenstrahlen nun durch einen Körper, so dringen sie durch die Zwischenräume zwischen den einzelnen Dynamiden hindurch. Ein Teil von jenen stößt jedoch an diese an und bleibt an ihnen hängen. Je mehr Dynamiden ein Atom besitzt, je schwerer es also ist, um so mehr Strahlenteilchen wird es absorbieren. Nun folgt aber die Absorption der Kathodenstrahlen in bestimmten Fällen nicht ganz genau der Proportionalität der Masse, nämlich dann nicht, wenn die Geschwindigkeit, mit der die Strahlen einen Körper durch- dringen, sehr klein wird. Daraus folgert Lenard. auf Grund einer komplizierten Deduktion, die wir hier übergehen wollen, daß die Dynamiden als elektrische Doppelpunkte aufzufassen seien, die aus irfnem positiven und einem negativen Elemcntarquantum bestehen, die in sehr schneller Rotation um ihre Achse begriffen sind. Die Absorption der Kathodenstrahlteilchen beruht demnach darauf, daß ein solche? negativ geladenes Teilchen in das elektrische Kraftfeld einer Dynamide gerät und hier vom positiven Pol derselben fest- behalten wird. So führt uns denn Lenards Anschauung tiefer in das Wesen der Materie, in das Wesen der Atome ein. Er zerlegt bis Atome selbst wieder und gelangt so zu einem aller Materie ge- meinsamen, überall gleichen Uratom, der Dynamide. deren Zahl und Gruppierung allein das Wesen eines Elementes, und damit zu« gleich das Aussehen der ganzen Welt bestimmt.« Liemes feuilleton. — Die Audienz. Aus einer norddeutschen Stadt wird der«Frank» furter Zeitung" geschrieben: Vor einiger Zeit spielte sich im Sprech» zimmer eines hohen Funktionärs der hl. Justitia folgende kleine Scene ab. Ein junger, eben aus dem Ei gekrochener Referendar erscheint in Frack und Angströhre und will sich, wie üblich, vor Eintritt in die praktische juristische Thätigkeit dem gestrengen Herrn vor» stellen. Visitkarte und legitimierende Zeugnisse werden ins Aller» heiligste geschickt. Längere Pause. Dann erscheint Se. Excellenz. Bückling. «Sie wollen also Jus studieren?" Der junge Mann ist maßlos verblüfft. »Pardon, Excellenz, ich habe schon..' «Gut, gut. Sie wollen also als Referendar thätig sein. Haben Sie besondere Wünsche?" «Allerdings. Excellenz. Wenn ich bitten dürste, in der Nähe der Stadt..." „Wird nicht gehen, wird nicht gehen, ist alles überfüllt. Sind Sie Reserve-Offizier?" «Nein, Excellenz, ich bin militärfrei." „So fo, so. Na, was ist Ihr Vater?" «Kaufmann, Excellenz." „Kaufmann... Kaufmann? Können Sie nichts Positiveres angeben?" Dem verängstigten jungen Mann fällt zum Glück eine juristische Definition ein: .Vollkaufmann, Excellenz." Excellcnz ist nicht beftiedigt und sinnt auf Neues. Dann: «Sind Sie vielleicht Corpsstudent?" (Notabene: Excellenz ist selbst keiner.) Der junge Besucher war in seinem ersten Semester zwei Wochen lang in einem Corps. Drum sagt er forsch: „Jawohl, Excellenz l" Im Antlitz Sr. Excellenz leuchtet es förmlich auf. «So, so. DaS ist etwas andres. Vielleicht kann ich Sie doch in der Nähe der Stadt unterbringen..."— — Der August im Bolksmunde. Am Maria Schnee-Tage (6. August) wird von den Wettermachern der Schnee bereitet und für den Winter zurechtgelegt. In der Sonnenglut der Hundstage wird also das weiße, küble Leintuch gewoben, sowie die Witterung dem Landwirte überhaupt Herbst, und Winterwetter verkündet. .August ist der Wettermann, den ganzen Herbst hält er in Bann." Und auch auf den Winter erstreckt sich seine Bedeutung.«August- Anfang heiß, Winter lang und weiß."«Auf Hitz am St. Dominikus ein strenger Winter folgen muß." Streng charakteristisch für den August ist folgende Regel, welche die Obsternte betrifft:«Sitzt die Birne fest am Stiel, giebfL im Winter Kälte viel." Besonders der erste Regen im August, der von großer ftuchtbarer Bedeutung sein soll, wird sprichwörtlich gebraucht. So sagt ein bergamaskisches Wort:„La prima acqua d'Agost la rinkresca ITdoso".(Der erste Regen im August erfrischt das Holz.) Ein andres, lombardisches lautet:«Der erste Regen im August trägt einen Sack mit Flöhen und einen Sack mit Mücken davon", ist also ein wohlthätiger Vertilger des vielen Ungeziefers. Zwei deutsche Sprichwörter lauten:«August vergeht, indes der Bauer mäht" und«Der Augusti macht den Bauer lusti". Für den Aelpler beginnt die wichtige August-Zeit mit dem Tage Maria Himmelfahrt , rsoto„großen Frauentag". Die «dreißig Tage" sind meist deshalb von Bedeutung beim Bolle gewesen, weil während derselben das Sammeln von Kräutern und Pflanzen begann, die in diesem Zeitabschnitte eine besondere Heil- kraft haben sollen. Am 24. August(Bartholomäus-Tag) soll bereits gesammelt sein: Speik, Edelweiß, Neunhäutelwurz, Einhacken, Zwarglkraut usw. Am heiligen Abende läßt man diese Kräuter weihen. In den Rauhnächten ist es im EnnSthaler Gebiete und anderwärts üblich, Speik und andre Pflanzen aus die Glutpfanne zu legen und damit das Haus auszuräuchern. Vielfach gilt der Bartholomäus» Tag als der Schluß des Sommers. Die Redensart:«Ich werde dir zeigen, wo Bartel den Most holt", dürste auf die bevorstehende Weinlese hindeuten. Vor Bartholomäi aber hoffen und fürchten die Winzer noch für ihre Lese: «Brennt im August die Sonne beiß, dann kommt der Wein ins rechte Gleis, dann giebt es guten Rebensaft und hartes Obst voll Saft und Kraft."„Maria Himmelfahrt Sonnenschein bringt unS viel und guten Wein." Folgende Sprüchlein verleihen ihren Befürchtungen Ausdruck:«Was die Hundstage gieße», muß die Traube büßen."«Regen zu Bartholomä thut den Trauben weh!"„Je dicker der Regen im August, je dünner wird der Must." Der August wird auch, wenn er dem Wein günstig ist, der Weinkoch genannt. Die kleine, grüne Beere mft ihrem weißen Schlafhäubchen kann nun in Ruhe gedeihen, denn wie der Juni keinen schädlichen Frost mehr bringt, so hat der August keinen Regen, welcher der iungen Beere sekährlick wäre Bekonders
Ausgabe
21 (9.8.1904) 155
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten