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die bedeutungsvolle Stellung, die er einnahm. Er war der erste Be- ursache festzustellen hatte, Condorcet   einem Herzschlage erlegen ist. richterstatter, der den Telegraphen für seine Zwecke ausnutte; mit Diese Annahme ist äußerst wahrscheinlich, denn Condorcet   war der ungeheuren Schnelligkeit erst, die es heute möglich macht, dem leidend, frühzeitig gealtert, abgearbeitet und erschöpft. Aeußerst Zeitungsleser die neuesten Nachrichten ganz frisch auf den Kaffee-| empfindlich gegen die Unbilden des Wetters, war er unter den tisch zu legen, hat nun auch die Kriegsberichterstattung sich zu einer größten Entbehrungen drei Tage und Nächte im März umhergeirrt. 10 wichtigen Institution entwickelt. Forbes beschrieb nicht mehr nur Bei seiner Festnahme in Clamart   hatte man ihm alles, was er bei die militärischen Operationen, die Einzelheiten des kriegerischen Vor- sich trug, abgenommen, seine Uhr, seinen Bleistifthalter, sein ganges, sondern er gab flammende, farbenprächtige und stimmungs- Taschenmesser und selbst seinen Horaz  . Man würde ihm also gewiß volle Gemälde, führte mit dichterischer Kraft und politischer Weitsicht nicht einen Ring oder einen wenn auch noch so kleinen verdächtigen in die aufregende Welt der Schlachten ein. Er setzte sein Leben aufs Gegenstand gelassen haben. Dies sind die Gründe, die nach Con­Spiel so gut wie jeder Soldat. dorcets jüngstem Biographen gegen die Annahme eines Selbstmordes und für einen natürlichen Tod sprechen.

Humoristisches.

Sabine eine Unterhaltung" zu führen; zumeist sagt die langweilige - 8artfühlen d. Es ist geradezu unmöglich, mit Fräulein Person gar nichts, höchstens hin und wieder einmal Na ja!" Hm! mithin Nige und Najade in einer Person!"

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- Die wissen es. Mama, das Fräulein hat uns heute von den Schwalben erzählt: Auf einmal erheben sie sich wie auf Kommando und fort geht's nach Süden, wie kommt das?"

Ein Meisterstückchen in der Kunst der Berichterstattung führte Holt White, der Vertreter der New York Tribune  " im deutsch­französischen Kriege, aus. Er beobachtete die Schlacht bei Sedan   vom preußischen Hauptquartier aus am Donnerstag, den 1. September und wollte nach dem Ende der Kämpfe die Niederlage der Franzosen  nach London   berichten. Doch das französische   Telegraphenbureau weigerte sich, diese Botschaft weiter zu befördern, ja wollte ihn sogar arretieren lassen, weil er solche Dinge verbreite. So eilte er denn nach Calais  , fuhr auf einem eigenen Dampfer nach Dover   hinüber und mit einem Ertrazuge nach London  , wo er am Sonnabend 5 Uhr morgens ankam. Sonntag früh stand sein Bericht, 6 Seiten lang, in der Tribune", während die Londoner   Zeitungen erst Dienstag Das ist nichts Besonderes, da schau' nur Deinen Papa und Nachrichten brachten. Das größte Wunder an zäher Ausdauer voll- Deinen Onkel dort an, wirst' gleich seh'n, auf einmal erheben sie sich brachte Archibald Forbes  . Im serbischen Krieg 1876 ritt er 120 wie auf Kommando und fort geht's ins Hofbräuhaus!" englische Meilen und raste im schnellsten Galopp, alle 15 englische Meilen das Pferd wechselnd, bis zum nächsten Telegraphenamt, schrieb Die Hauptsa che. Der Prozzenbauer ist eifrig bestrebt, dort viele Stunden lang den Bericht über die Schlacht, übermittelte es allen andren in Geldsachen vorzuthun, und scheut teine Kosten, ihn an seine Zeitung und sank dann in den Kleidern in einen tiefen, um der kleinen Gemeinde zu imponieren. Aus diesem Grunde hat zwanzigstündigen Schlaf. Er hatte sechs Stunden im Feuer und er sich auch ein Telephon angeschafft. Eben verläßt der Monteur, Gewühl des Kampfes gestanden, war 120 englische Meilen geritten der den Apparat eingerichtet, das Haus, und das bäuerliche Ehepaar und hatte vier lange Zeitungsspalten geschrieben und der Daily macht sich eine Zeitlang an der neuen Telephonanlage zu schaffen, News" telegraphiert, alles in 30 Stunden. Wolseley, der mit zuerst sie von allen Seiten mit freudigem Stolze betrachtend. Da mit die Stellung der Korrespondenten im Stabe eines Heeres genau einem Schlage legt sich die Freude des Protzenbauern und sich ver­festlegte und Bedenken gegen ihre Beeinflussung der Meinungen legen hinter'm Ohr fragend, bricht er ärgerlich in die Worte aus: schriftlich aussprach, ließ im egyptischen Feldzuge gar teine Kriegs- Satra, satra, an wen telephonier'n wir aber jetzt?" berichte zu, so daß ein Korrespondent sich damit helfen mußte, seinen ( Fliegende Blätter.  ") Lesern von dem Funkeln und Glänzen der Sterne über der weiten Wüstennacht eine Naturschilderung zu entwerfen. Doch der Heraus­geber der Zeitung befahl telegraphisch, er wolle keine Sternguckereien, sondern Neuigkeiten. Wolseley selbst erklärte auf die Klagen der Korrespondenten:" Ihr Herausgeber ist sehr unverständig. Giebt es etwas Sicheres und Feststehenderes als die Sterne?" Und auch Heute müssen wieder die Korrespondenten sich mit allerlei phantasie­bollen Beschreibungen begnügen, denn Thatsachen erfahren sie wenig und es geht ihnen oft wie jenem Berichterstatter der Times", der den General Fukushima fragte: Von wo aus werden Sie Ihre Truppen auf Liautung landen, von Osten, Westen, Süden oder Norden her?", und die Antwort erhielt: Vom Himmel her, aus den Wolken."

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Geschichtliches.

Notizen.

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c. In Finnland  , das nur 2 500 000 Einwohner zählt, er­schienen, wie die amerikanische   Review of Reviews" berichtet, bis zum Jahre 1900 228 Beitungen und periodische Zeit­schriften. Seitdem sind bis Mitte dieses Jahres 24 unterdrückt

worden. Das Schauspielhaus wird am 15. September, oder früher, seine Vorstellungen im Neuen tgl. Operntheater ( Stroll) wieder aufnehmen.

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Second Ménage" von Sylvane und Froyer wird die erste heurige Novität des Trianon Theaters sein.- Von der Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in München  sind Gemälde von Stuck, Keller, Diez  , Kuschel, Kaiser, alle in München  , Dill- Karlsruhe, Overbeck- Worpswede und eine Bronze von August Gaul- Berlin für die Pinakothet angekauft worden.

Der Tiroler Künstlerbund erläßt einen Aufruf, nach dem er die heimische Kunst zu fördern gedenkt und die Errichtung eines Ausstellungsgebäudes plant.

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Augenuntersuchungen an Schulkindern ver­anstaltete im Mai und Juni dieses Jahres Professor Dr. Schleich in Tübingen  . Von den 2125 Schülern der Stadt wurden 2098 untersucht, darunter 1153 Schüler und 945 Schülerinnen; die nicht zur Untersuchung gekommenen( 27) waren wegen schwerer Krankheit vom Schulbesuch befreit. Von den 4196 zur Untersuchung ge fommenen Augen wurden 65,2 Proz. normal, 34,8 Proz. anormal befunden. Von den männlichen Schülern hatten 63,2 Proz. normale, 36,8 Proz. anormale, von den weiblichen Schülern 67,6 Proz. normale und 32,4 Proz. anormale Augen. Die günstigsten Verhältnisse fanden sich bei den jüngsten Jahrgängen; am schlechtesten waren die Verhältnisse bei den höchsten Schuljahren des Gymnasiums, wo nur 28,2 Proz. normale Augen gefunden wurden.

- Condorcets Ende. Der Frankfurter Zeitung  " wird geschrieben: Bisher hatte man allgemein angenommen, daß der berühmte französische   Philosoph Condorcet  , um der Guillotine zu entgehen, seinem Leben selbst ein Ziel gesetzt habe. Es wurde sogar berichtet, daß sein Freund Cabanis   ihm ein starkes Gift bereitet hätte, das Condorcet   stets in der Kapsel seines Ringes bei sich trug, um es nötigenfalls anwenden zu können. Diese Annahme scheint der Wahrheit nicht zu entsprechen. Der französische   Gelehrte 2. Cahen vertritt in seinem bor   kurzem erschienenen ausführlichen Werke: Condorcet et la Révolution française"( Paris  , Felig Alcan 1904) die gegenteilige Ansicht, zu der er auf Grund ein gehender Untersuchungen über die letzten Lebenstage Condorcets ge­langt ist. Am 7. Juli 1793 hatte der Konvent einen Verhaftbefehl gegen Condorcet   erlassen. Der Philosoph, der sich gerade in Auteuil  befand, begab sich sofort nach Paris  , wo er bei einer alten Dame, Madame Vernet, in der rue Servandoni ein sicheres Asyl fand. Hier verfaßte er in furzer Zeit eine seiner berühmtesten Schriften: Esquisse d'un tableau historique des progrès de l'esprit humain", worin er die unbegrenzte Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen darlegte. Acht Monate blieb er in dieser sicheren Zu­fluchtsstätte, wo er auch den Besuch seiner trefflichen Gattin und einiger treuer Freunde empfing. Da glaubte er aus verschiedenen Anzeichen darauf schließen zu müssen, daß sein Aufenthaltsort ent­deckt sei, und um nicht seine Wohlthäterin in Gefahr zu bringen, beschloß er, zu fliehen. Mit der Jakobinerjacke und einer wollenen Müze angethan, entfam er am 25. März 1794 aus Paris  . Er hoffte in Fontenay- aux- Roses   bei der ihm befreundeten Familie Suard eine neue Zufluchtsstätte zu finden. Diese aber weigerte sich, den Flüchtling aufzunehmen, da sie die Rache Robespierres fürchtete. Zwei Tage später befand er sich in Clamart  , halb tot vor Hunger und Erschöpfung. Er trat hier in eine Herberge ein, um etwas zu essen. Aber bevor man ihm etwas reichte, verlangte man, seine Papiere zu sehen. Er versuchte, sich für einen Diener, Namens Pierre Simon, auszugeben, der seiner Heimat 20 Jahre lang fern gewesen sei. Natürlich glaubte man ihm nicht, und da er keine Ausweispapiere bei sich hatte, wurde er verhaftet und ins Ge­fängnis gebracht. Am nächsten Tage fand ihn der Gefängniswärter halb entkleidet, entfeelt auf einem Stuhle zurückgelehnt. L. Cahen stellt nun fest, daß nach dem Bericht des Arztes, der die Todes­Werantwortl. Redakteur: Paul Büttner  , Berlin.-Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

t. Die Erschwerung der Atmung im Hochgebirge ist bisher allgemein dem Mangel an Sauerstoff in der Höhenluft zugeschrieben worden. Angelo Mosso   hat durch eine Folge von Ver suchen in dem neugeschaffenen Laboratorium auf dem Monte Rosa  diese alte Auffassung zu Fall gebracht. Er hat festgestellt, daß eine Mischung von Sauerstoff und Stickstoff, wenn die Spannung des ersteren auf den gewöhnlichen Verhältnissen erhalten wird, bei niedrigem Luftdruck für den Menschen kaum atembar ist. Die Unter­suchung des Blutes hat dann ferner erwiesen, daß in der Herab fegung des Gehalts an Kohlensäure durch den niedrigen Luftdruck wahrscheinlich die Ursache der Atembeschwerden im Hochgebirge zu suchen ist, was auch durch weitere Experimente bestätigt worden ist. - Der älteste Baum Belgiens   ist die alte Eiche bei Lierna, Provinz Namur; aber sie ist schlecht erhalten, hat einen hohlen Stamm, ist vom Blige ihrer Krone beraubt und wächst busch mäßig. Ihr Umfang am Boden ist 12 Meter. Man giebt dem Baume mehr als tausend Jahre und auch noch eine gute weitere Lebensdauer, da er sich alljährlich noch reichlich begrünt.

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