Tr wiederholte ihm kurz die Einwände Alexandroffs Und seine eignen Bemerkungen. Krassuski äußerte seine Meinung. Er hatte eine bessere Landkarte, glaube er, im Hause des Lehrers gesehen. Dieser könnte ihnen auch manche geographische Winke geben. Tie Lehrerin habe Handelsverbindungen mit den Eingeborenen in jenen Gegenden. Viele von den Kindern lernen in der Schule. In der Küche sei immer ein ganzer Haufe von Wilden zu finden. Auch die Verlosung sei mit Hilfe der Lehrersfrau leicht zu bewerkstelligen, da sie ihnen sehr gewogen sei. Ei, sogar uns betonte Niehorski, mdem er Krassuski anblinzelte. I-a! jEZ sind beides anständige Leute. Er möchte gern bei uns verkehren, aber er fürchtet den Bezirkshauplmann. Einmal hat er mir sogar gestanden, im Grunde seines Herzens sei er Socialisi!" lachte Krassuski.Morgen will ich sie be- suchen und ihnen vorsichtig auf den Zahn fühlen. Die Lose könnt Ihr mir auch überlassen. Ich will mit Mutzja und mit der Frau des Lehrers sprechen... Dann fügte er hinzu, von seinen Habseligkeiten eigneten sich außer der Taschenuhr auch ein Paar Stiefel und ein noch ganz anständiger Rock zum Verlosen. Aber es scheine ihm zweifelhaft, ob es zweck- mäßig sei, Niehorskis Jurte zu verlassen. Sie stehe am Ende der Stadt, in der Nähe von Seen und Hainen, und es wäre am leichtesten, die Sachen von dort aus fortzubringen und die Pferde wegzuführen. Aber die Schmiede müßten sie in diesem Falle dort einrichten und bei Alexandrofs Zwieback und Fleisch dörren. Es ginge dann nicht an. jemand Fremdes einzulassen, und sie könnten den Eintritt in die Schmiede nicht verbieten, denn das würde Argwohn erwecken. Sic be- schlössen also, Mußja zu bitten, er möchte ausziehen,?tiehorski sollte zu Alexandrofs übersiedeln und Krassuski Niehorskis Jurte bewohnen. Außerdem wollten sie die nötigen Er- tundigungen einziehen, sich nach Geld umsehen, ein Pferd zu kaufen zwei Pferde drei Pferde, um die Einwohner daran zu gewöhnen, daß sie oft abwesend sind und Ausflüge in die Umgegend unternehmen. In der That! Bis dahin hockten wir immer zu Hcmse, wie die Schildkröten in ihrer Schale," sagte Niehorski. Wo sollten wir auch hin, ohne jedes Ziel! Aber vor allem müssen wir vorsichtig sein, so wenig wie möglich und nur mit denen reden, die zur Partie gehören," meinte Alexandroff.Durch das Reden auch mit zuverlässigen Leuten kommt immer zu viel herum. Wider seinen besten Willen verrät sich dieser und jener durch ein Wort, eine Bemerkung, die anscheinend nur den Eingeweihten verständlich ist. Ich hasse jede Heimlichkeit, jedes Getuschel und Zeichengeben und freue mich daher, daß Psctroff und Gliksberg nicht dazu ge- hören. Auch die Lehrersfrau fürchte ich. Ueber das Weibs- bild wird so manches geredet..." wandte er sich an Krassuski. Auch ich fürchte sie," wiederholte Niehorski bedeutsam. Krassuski errötete, runzelte die Stirn und zog sich tiefer ins Zimmer zurück. Man darf niemand ansehen, ohne daß darüber geklatscht wird,'s ist ja'ne hübsche Frau, aber was ist weiter dabei! Ich verkehre bei ihnen, denn sie haben mich beide gern, und sie haben mich gern, weil ich immer bei guter Laune bin... Dieser Niehorski bildet sich ein, in Dschurdschiij langweilen sich nur die Verbannten und haben Sehnsucht nach etwas anderm." Niehorski hatte an diesem Abend keine Lust, in seine einsame Jurte zurückzukehren, aber er mußte sich doch auf den Weg machen. Alexandroff pflegte früh schlafen zu gehen und ebenso früh aufzustehen. Bald saß er auch heute teil­nahmslos da. sprach kein Wort und verstand auch nichts mehr. Krassuski schnarchte angekleidet auf einem Bett. Bald kam auch Mußja, unterbrach ihre Beratungen und fing an, seine Neuigkeiten und Klatschgeschichten auszukramen. Niehorski machte sich erregt und von seinen Träumen erfüllt auf den Heimweg. Als er sich seinem Hause näherte, strich eine ge- stikulierende, zottige Gestalt im Nebel an ihm vorbei. Woronin! bist Du's?" Aha! Niehorski! Vortrefflich! Ich komme eben von Dir." Ist etwas vorgefallen? Tu läufst ja wie eine Loko- motive. Oder wolltest Du zu einem Plauderstündchen zu mir kommen?" (Fortsetzung folgt. (Nachdruck Verbote»».) Wasserversorgung in alter unci neuer �eit. Kühn können sich auf dem Gebiete der Wasserversorgung die Leistungen der Römer den modernen an die Seite stellen. In dem gewaltigen Weltreiche sind Wasserleitungen geschaffen worden, die im Hinblick auf ihre ausgezeichnete und großartige Anlage noch heute als technische Leistungen ersten Ranges gelten müssen. Nach dem Zusammenbruche des stolzen Imperiums machte die Kultur des Abendlandes unleugbar einen Rückschritt. Auch auf dem Gebiete der Wasserversorgung muß ein Niedergang eingetreten sein, denn von großen technischen Ausführungen hörte man lange Zeit nichts mehr. Erst im Mittelalter, nachdem das Städtcwcsen einen neuen Aufschwung genommen hatte, mutzte sich die Notwendigkeit einer guten Wasserversorgung mehr und mehr fühlbar machen. Wo es anging, trat der Ziehbrunnen in sein angestammtes Recht. Auch Pumpen gelangten zur Aufstellung, damals einfachMaschinen" genannt; aber sie litten an manchen konstruktiven Mängeln, so daß ihre Leistungsfähigkeit nicht gerade bedeutend sein konnte. Vor- nchmlich wurden für sie Röhren von Holz benutzt, während Blei-, Bronze- und Messingröhren wegen ihrer großen Kostspieligkeit seltener zur Verwendung kamen. Gußeiserne Röhren kannte man noch nicht, ist doch, wie mit Sicherheit nachgewiesen ist, ihre Her- stellung vor dem ersten Drittel des. Jahrhunderts kaum bekannt gewesen. Eine besondere Schwierigkeit bestand in der Wasserversorgung hochgelegener Burgen. Die Anlage einer großen Cisterne im Burg- Hof, in die das von den Dächern ablaufende Regenwasser gesammelt wurde, war ein Notbehelf von sehr zweifelhaftem Werte, denn bei langer Belagerung und großer Dürre konnte die Besatzungaus- gedürstet" werden. Sogar die Wartburg   bei Eisenach   hat nur eine Cisterne und keinen Brunnen besessen. Hier ist später, jedoch noch vor dem Jahre 1442, eine Einrichtung getroffen worden, die bezweckte, das Negenwasser durch Filtrieren zu reinigen und triill- barer zu machen. Zu diesem Zwecke wurde das Regenwasier, bevor es in die Cisterne gelangte, langsam sickernd durch eine Sandschicht geftihrt. Bei der Restaurierung der Wartburg   um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts hielt es Dr. H. v. Ritzen für notwendig, die Cisterne, die verschüttet war, ausräumen zu lasten und in ihrem alten Zustande wieder herzustellen. Die Ausführung von Brunnen auf den Burgen war natürlich sehr kostspielig, snußte doch in»nanchen Fällen der Schacht bis zu der erheblichen Tiefe von mehr als hundert Meter ohne Hilfe von Pulver in den harten Felsen hineingearbeitet werden. Von den wahrscheinlich schon in romanischer Zeit hergestellten 67 Meter tiefen Brunnen der uralten Salzburg   bei Neustadt a. d. Saale, unfern von Bad Kissingen  , der noch heute ein ausgezeichnetes Trinkwasser liefert, bis zu dem 152,5 Meter tiefen Brunnen der Beste König- stein an der Elbe, den Kurfürst August in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ausführen ließ, ist eine stattliche Reihe trefflicher Burgbrunnen von gewaltiger Tiefe zu nennen. Auf der Wachsen- bürg, einer derdrei Gleichen  " in Thüringen  , und auf Burg Streitberg in der fränkischen Schweiz   findet man eine Tiefe von 86 Metern, auf Schloß Greifcnstein von mehr als 96 Metern, auf der Beste Koburg von 166 und auf der Beste Marienberg bei Würz­ burg   von 112 Metern. Bei manchen Burgen liegt der Brunnen im Keller, wie auf der Wartburg  , oberhalb Oberlahnsteins, oder im Turm, wie auf der Beste Marienberg  . Liegt der Brunnen im Hofe, so ist er gewöhnlich mit einem Gehäuse, oft von sehr reizvoller Architektur, überdeckt, in dem sich die Vorrichtung zuin Aufwinden der Eimer befindet. Sehr gebräuchlich für diesen Zweck war ein Tretrad, wie solches mit einem Durchmesser von fast 3 Metern noch auf der Salzburg   im Betrieb ist. Das auf dem Königstein   befind- liche Tretrad, das durch vier Soldaten getreten wurde, ist in jüngster Zeit durch eme Dampfmaschine ersetzt worden. Bewundernswert ist die Sauberkeit, mit der die Tiefbrunnen ausgeführt sind; die Wandung des kreisförmigen Schachtes, der bei dem des Königsteiner Brunnens 4 Meter Durchmesser besitzt, ist bis zur tiefsten Tiefe fast so glatt behmien, als sei sie aus Quadern gefügt. Leistungen sind es, auf die die Brunnenmeister damaliger Zeit stolz sein konnten. An großen Wasserleitungen, die den römischen oder modernen verwandt gewesen wären, hat das Mittelalter nur wenige ge- schaffen. Große Städte in den romanischen Ländern und in Deutsch  - land haben zwar Anstrengungen gemacht, auch in diesem Sinne die Frage der Wasserversorgung zu lösen, aber nur zu oft ist das Er- gebnis aller Anstrengungen ein Fiasko gewesen. Ilntcr den deutschen Städten ist daS damals stolze und mächtige Augsburg   die erste gewesen, die sich um eine Wasserleitung bemühte. Paul von Stetten   berichtet über diese Wasserversorgung in seiner 1779 herausgegebenenKunst-, Gewerbe- und HandwerkSgeschichte der Reichsstadt Augsburg" wie folgt:Im Jahre 1412 gab Leopold Karg dazu den ersten Anschlag. Er wollte von einem Turme bei dem Schwibbogen das Wasser in sieben Rotzkastcn, die in der Stadt verteilt sein sollten, leiten, allein sein Werk that nicht lange gut. Vier Jahre später ließ man Hans Felder, einen Werkmeister von Ulm  , kommen und dieser führte den Gedanken besser aus. Er legte sein Werk bei dem roten Thore an. Man verbessert elange an dieser Einrichtung. Im Jahre 1486 ließ die Stadt die Brunnen-