und eingelegter Majolika. Hier ist das Bildartige betont, es ist komponiert, im Ganzen ein gemütlicher, wohnlicher Charakter. Da- neben das sogenannte blaue Haus ist bis zur Höhe des ersten Stocks mit blauen Kacheln verkleidet, darüber die gleichmäßige graue Fläche bis zum Dache, in der die Fenster nicht symmetrisch eingesetzt sind; dieses Haus ist ein Beispiel für die Verwendung großer Flächen für den architektonischen Außenschmuck. So ist jede von den drei Villen für sich gestaltet, die eine feierlich-dekorativ, die andre mehr malerisch-intim, die dritte mehr praktisch-großzügig. Die gesamte Anlage umfaßt ein gemeinsamer Garten, von dem je ein Teil den einzelnen Häusern zufällt. Es fällt bei dieser Anlage auf, daß geflissentlich ein allzu extremes Betonen persönlichen Geschmackes vermieden ist. Sichtlich waren diese Künstler bestrebt, dem Praktischen Rechnung zu tragen, ohne des Geschmackvollen zu entraten. So steht man manch' stimmungsvolles Arrangement, manch' intimes Interieur. Ein be- sonders schönes Herrenzimmer präsentiert sich in dunklem Braun. Grüne Oefen und Gesimse bringen luftige Farbe in den Jnnenraum. Wandornamente schmücken die Flächen. Wenig Bilder hängen an den Wänden. Es wird die Linienführung in den Möbeln, das Material, das Holz betont, das als einziger Schmuck dienen soll. Ein Bild zerstreut: die schöne glatte oder rauhe Fläche eines Holzes in wechselnder Tönung wirkt ruhig und anheimelnd auf das Auge. So empfängt jeder Raum durch diese Tönung seinen Charakter. Ein helles, freundliches Speisezimmer wirkt recht einladend. Hier ist alles leicht und licht. Ein Billardzimmer ist schwer und dunkel gehalten. Die Küchen befinden sich im Kellergeschoß. Ein Aufzug befördert die Speisen nach oben. In einem Hause wird elektrisch gekocht. Die Schlafzimmer sind geräumig und ruhig gehalten. Eni- weder schließt sich der Baderaum gleich an oder er befindet sich gesondert. Allerlei praktischen Neuerungen begegnet man an Schränken, Waschtoiletten, dem täglichen Bedürfnis entsprechend. Gerade hier leisten die modernen Künstler Gutes. Sie individuali- sieren diese Möbel, sie brechen das Schema, das hier oft recht un- bequeme und herbe Formen aufzwängen will, und passen sie den Bedürfnissen an. Aus diese Weise lassen sich die Künstler von der Praxis leiten, ein gesunder Grundsatz. Es ist auf diese Weise möglich, die praktischste Form eines Möbels herauszubekommen, die dann fabrikmäßige Vervielfältigung gestattet, so daß ein solcher Gegenstand dann billig, geschmackvoll und praktisch werden kann und mehr ist ja nicht zu wünschen. Vor der Hand wird natürlich ein solcher Luxus unerschwinglich teuer; es sind eben Ausstellungs- objekte. Aber so wird wenigstens ein Weg angebahnt, der ein gut Stück weiterführt, sobald allgemeingültige Modelle gefunden sind. Daß eine solche Ausstellung den Künstlern diese Gelegenheit giebt, ist erfreulich. Erst muß die gleichmäßige Uniformierung unsrer Gebrauchsgegenstände gebrochen werden, erst dann setzt das Neue ein. Die Stuben sind meist niedrig, die Thüren klein, die Oefen ohne jede Verschnörkelung, eine einfache viereckige Form, nur die Farbe der glasierten, glatten Kachel spricht mit. Sehr angenehm wirkt die häufige Verwendung von Blumen zum Arrangement. Die Fenster zeigen verschiedene Formen, quadratisch, oval. Wie oft find schöne Wirkungen auf ganz einfache Weise gewonnen. Ein Sofa und mehrere Sessel aus Tannenholz sind mit Segeltuch bezogen, und das Ganze wirkt geradezu vornehm. Auch hier liegt ein gut Teil vernünftige Anregungen verborgen, in diesen praktischen Ver- Wendungen guten und brauchbaren Materials, das feiner aussieht, als teure Modeware. Einige Sonderausstellungen zeigen Arbeiten von Fabriken, die nach Entwürfen der Künstler ausgeführt wurden, Linkrusten der deutschen Linkrustawerke in Höchst a. M., Textil- arbeiten, Kissenbezüge, die in Masse angefertigt, überallhin exportiert werden und darauf angelegt sind, die billige und schlechte Massen- Ware zu verdrängen, wozu der billige Preis sein Teil mit beitragen wird. Eine Uebersichtskarte zeigt, daß diese Waren schon in alle Welt gedrungen sind. Die Sonderausstellungen im Ernst Ludwig- haus, das in breiter Front die Anlage krönt, zeigen Schmucksachen, Schirm- und Stockgriffe, ein Herrenzimmer in dunkelgebeiztem Eichenholz mit Intarsien, Beschläge, Stühle und Sofa mit dunkel- grünem Saffianlcder überzogen, Beleuchtungskörper, Vorhänge, Kissen, Bierkrüge, Theeservice, Photographierahmen, ein Damen- zimmer in weiß Ahorn, poliert mit Intarsien, Holz- und Elfenbein- schnitzercien, ein Schlafzimmer in Nußbaumholz mit Schnitzereien, Vasen, Fliesen, Handtücher, alles von Haustein entworfen. Greiner stellt Portraitbüsten, Masken, Bronzen, Plaketten, Radierungen, Bleistiftzeichnungen aus. Von Habich sind Reliefs, Büsten und Bronzen zu sehen. Eine vierte Ausstellung vereinigt Radierungen, Plakate, Buchzeichnungen und Entwürfe zu Gebrauchsgegenständen von Cissarz. Die architektonischen Entwürfe zu den drei Häusern lieferte Olbrich, der auch die Gesamt-Jnneneinrichtung des grauen Hauses schuf. In die innere Einrichtung der beiden andern Villen teilen sich Haustein, Cissarz und Habich. Von Habich rührt auch ein Thürrelief her. Bon Greiner eine GruppeMutter und Kind", die im Garten Aufstellung gefunden hat, der in seiner Anlage einen Entlourf von Olbrich darstellt, sowie die Majolika am Eingangsthor des blauen Hauses. Bemerkenswert find unter den Malereien die nach Entwürfen von Cissarz hergestellten Erzeugnisse der.Altdeutschen Weberei Alsfeld ". Diese find eine Weiterentwicklung der Ornamentik der altdeutschen Handweberei, die natürlich jetzt mit vollkommeneren Mitteln arbeitend, reicher und farbiger gestattet werden kann. Das Grundmaterial ist Leine». Auf diesem werden die Ornamente mit Garn und seidenem Durchschutz hergestellt. Auch zur Bespannung der Wände eignen sich diese Stoffe. Die Webstühle wurden für diese Erzeugnisse von der Weberschule zu Lauterbach eingerichtet. In der Fensterbekleidung sind alle schweren Stoffe, die das Licht wegnehmen und Staub ansammeln, vermieden. Leichte Stoffe hängen gleichmäßig von oben herab, nur wenig Ornamente unter» brechen den Fluß. Ueberhaupt ist in jeder Hinsicht der hygienische und praktische Gesichtspunkt maßgebend gewesen. Die Arbeiten zu der Dreihäusergruppe wurden begonnen am 30. Juli 1303, beendet am 14. Juli 1904, sodaß die Bauzeit eine Frist von 348 Tagen in Anspruch nahm. Erfreulich ist, daß, wie ver- lautet, bei der Vergebung der Arbeiten nicht nur große Fabriken, sondern auch kleine Handwerker mit der Herstellung des Mobiliars berücksichtigt wurden. Es ist dies von wesentlichem Vorteil für die Anregungen, die solch eine Ausstellung dem Handwerk giebt. Gerade dabei sieht der Handwerker Neues, vervollkommnet seine Technik und kann den Ansprüchen der modernen Zeit genügen, was oft bei den kleinen Handwerkern zu wünschen übrig läßt. Sie gehen an solche neuen Aufgaben mit Lust und Liebe heran. Auf diese Weise kommt das Neue direkt zu dem Stand, der hierin praktisch arbeitet und es wird damit zur Verbreiterung dieser Ideen und Versuche mehr gethan als mit Reden und Diskutieren. Er sieht neue Muster und Formen und übt an ihnen sein Können, das in der Verfertigung von Massenwaren leicht untergeht, so daß es oft schwer ist, einen Handwerker zu finden, der den Ansprüchen eines tüchtigen Meisters genügt. Es wird leicht alles über einen Kamm geschoren, und wer besondere Formen verlangt, muß lange suchen, bis er einen Hand» werker findet, der auf seine Ideen eingeht. Zusammen mit den für die erste Ausstellung 1301 gebauten Häusern ergiebt sich schon ein ansehnlicher Komplex von Häusern, die hübsch im Grünen verteilt sind. Und wenn die Sonne auf die Höhe herab scheint, leuchten die Flächen und die breiten, flachen Dächer, bunt, doch nicht allzu auffallend. Wenn die Künstler sich allerdings der Hoffnung hingeben, einer bürgerlichen Wohnungskunst zu dienen, so ist das ein wesentlicher Irrtum. Es ist wohl richtiger, den Ausstellungsstandpunkt beizu- behalten, findet sich dann jemand, der diese Häuser kauft, so mag das ein Einzelfall bleiben. Die Hauptsache ist, daß einmal praktisch Versuche unternommen werden, unter Hinzuziehung aller Hand- Werksarten neue Wohnungen zu schaffen und vor allem architektonisch selbständig zu werden. Hier liegt die Hauptbedeutung d--''arm- städter Bestrebungen. Es mag manches Spielerische, manches Un- brauchbare, Unpraktische schließlich noch mitunterlaufen, es mag der Wert gerade dieser speciellen Arrangements bestritten werden können, es mag ein Widerspruch sein und bleiben, daß ein einzelner Künstler eine ganze Innenausstattung für andre erfindet. Immer» hin wird durch diese Proben und Versuche der Weg wenigstens ge- ebnet, es werden Anregungen gegeben, die weiter wirken, und wenn dann aus einheitlichem Grunde eine Kultur ersteht, wird der Boden bereitet sein. Durch solche vorbildlichen Versuche lernt der Einzelne sich bedenken, er vergleicht, lernt, wägt, und die Handwerker ge- Winnen neue Liebe zu ihrer Arbeit. Es ist so erst möglich, an eine Erneuerung zu denken, da der Anfang gemacht ist. Als solch ein Anfang ist die Ausstellung zu betrachten. So wird man ihr gerecht. Es ist nichts Fertiges geleistet, das nun für immer und ewig Vorbild sein soll. Einzelne Künstler unternehmen es, zu zeigen, wie ein Interieur geschmackvoll gestaltet werden kann. Dem Publikum wird es vorbehalten bleiben, diese Ideen in die richtigen Bahnen zu leiten, wo diese jetzt nur singulären Bestrebungen populärer werden können und diese Dinge, was die Kosten anlangt, erschwinglich werden. Dann wird auch, wenn die sociale Kultur zur rechten Zeit mit Macht einsetzt, eine Korrektur vollzogen werden können. Launen verlieren sich. Eherne Notwendigkeit stellt sich ein. Die Maschinen» Produktion verbilligt die Herstellungskosten. Wenn dann die Möbel und Gebrauchsgegenstände beginnen, durchaus prattisch, billig, solide und geschmackvoll zu werden, so wird ein Erfolg zu verzeichnen sein. Es wird dann jene schlechte Bazarware verschwinden und der Ge- schmack, der das Talmi und Surrogat und den verschnörkelten Schmuck liebt und ihn teuer bezahlt, wo er die einfache Schönheit billiger haben könnte. E. Schur. kleines feiriUeton. Einiges auö der Geschichte der Gartenbankunst. lieber die Gärten bei den alten Völkern ist im allgemeinen recht wenig be» kannt, und einer von Dr. Erbe herrührenden Zusammenstellung in den Veröffentlichungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur ist zu entnehmen, daß aus ägyptischer Zeit nur der Garten RamseS II. in Georg Ebers Uarda" erwähnt wird; außerdem giebt es nur noch zwei zufällig aufgefundene Gartenpläne. Von den hängenden Gärten der Semiramis in Babylonien wird viel erzählt, doch fehlen über sie alle näheren Angaben, und auch über die Garten» anlagen der Perser wissen wir so gut wie nichts. Das gleiche gilt von denen der Griechen, von denen Homer nur erwähnt, daß LaerteS und Alkinous Gärten besaßen. Ferner wissen wir. daß der Markt» platz zu Athen mit Baumreihen bepflanzt war. Eine richtige Garten. baukunst findet sich erst bei den alten Römern, be, denen einzelne Anlagen weltberühmt wurden, wie z. B. die Gärten verschiedener Villen am Golfe von Salcrno. Nicht mindere Berühmtheit erlangte der Garten der Hadrianschen Villa bei Tivoli. Der Prunk den