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Menn

( Nachdrud verboten.)

Wald und Moor brennen.

einzutreten und nach dem Wege zu fragen; fie fürchtete, in eine Schenke oder eine geheime Spielhölle zu geraten, in denen Wenn es gewöhnlich von Kosaken und Ansiedlern wimmelfe. Sie blickte also um sich und versuchte zu erkennen, wo sie sei. Da Die regenarmen Tage des diesjährigen Juli und August haben gewahrte sie ganz in der Nähe, aber von einer andern Seite, in Deutschland zu einer so ungewöhnlichen Zahl von Wald- und die Jurte Alerandroffs, die sie eben verlassen hatte. Sie Moorbränden Veranlassung gegeben, wie sie die Statistik der Feuer­ging geradenwegs durch die hohen Schneehaufen darauf zu. schäden seit Jahrzehnten nicht aufweist. Im Oldenburgischen hat ein In demselben Augenblick bemerkte sie auf dem blutroten Brand von fast Wochendauer die Delmenhorster Heide schwer ver­Hintergrunde eines der erhellten Fenster des Hauses einen wüftet, und noch an mindestens einem halben Dukend andren Stellen dunklen Flecken, der verschwand, als sie näher kam. Vorsichtige brennt das Moor. Dem großen Waldbrand in den Staatsforsten an der Anhaltisch- preußischen Grenze sind über 5000 Morgen gut Schritte, die immer leiser wurden, entfernten sich in der ent- bestandener Forst zum Opfer gefallen. Das gleiche wird aus Hagenau gegengesezten Richtung. im Niederelsaß gemeldet. Ein durch die Funken einer Lokomotive im Bunzlauer Stadtforst entstandener Waldbrand hat bis gegen Primkenau hin einen 3 Meilen langen Streifen Wald im Flächen­maße von 24 000 Morgen( also mehr als eine deutsche Quadrat­meile) in Asche verwandelt. In Desterreich und in Ungarn ist es nicht beffer, und auch in Frankreich steht der berühmte Wald von Fontainebleau in hellen Flammen.

Sie werden belauscht!... Vielleicht ist schon alles ver­raten," dachte sie und trat atemlos in die Jurte.

Sie spionieren Euch nach! Es war jemand am Fenster, ich hab's gesehen... Durch das Eis kann man jeden Laut hören."

,, Also Sie sind nur umgekehrt, um uns das zu sagen Oh, wir wissen, daß wir belauscht werden. Wir haben schon mehrere Male Neugierige abgefaßt. Aber über wichtige" Sachen sprechen wir nur polnisch oder deutsch ..." sagte Niehorsti lächelnd.

,, Und mit mir?"

" Oh, da hat niemand gehorcht!" versicherte Krassusti. Uebrigens fönnen sie uns unser Vorhaben erschweren, aber nicht vereiteln. Jedenfalls haben Sie Dant. Wir werden uns bemühen, vorsichtiger zu sein. Die Zwiebacke und das gedörrte Fleisch werden wir zu Jan bringen müssen," fügte Alerandroff hinzu.

Ihre Ruhe berührte sie angenehm. Sie knöpfte den Pelz ein wenig auf.

Ach, wie heiß mir ist! Bitte, möchte mich nicht einer von Ihnen nach Hause begleiten. Ich habe mich verirrt, bin im Schnee umhergewatet."

Sie haben sich verirrt? Sie sind ja auch ganz atemlos und in Schweiß gebadet. Legen Sie ab und ruhen Sie sich ein wenig aus.

Das geht nicht. Artemij ist wahrscheinlich halb tot vor Angst: sein Kopf ist immer voll der fürchterlichsten Vor­aussetzungen. Und er kann nicht hinaus, denn er findet sich im Dunkeln nicht besser zurecht als ich. Vor ein paar Tagen hat er sich auf seinem eignen Hofe verrirt," lachte sie. Also, wer von Ihnen will so freundlich sein?"

Krassuski nahm Pelz und Mütze.

,, Hier kann man sich sehr leicht verirren, es ist dunkel, und was noch schlimmer ist, der Atem hüllt die Augen in Nebel," sagte der Jüngling sanft, indem er neben der Frau einherging. Aus seinen Bewegungen sprach so viel Kraft und Selbstbewußtsein, daß die Frau nur zu wohl fühlte, seine Worte hätten den Zweck, ihren Mann auf diese Weise zu rechtfertigen.

" In der That, der Pfad ist kaum zu unterscheiden. Als ich fortging, schien es mir nicht so dunkel zu sein, und die Sterne glänzten am Himmel," antwortete sie freundlich.

Krassusti sah sich aufmerksam um. Eine der wunder­baren Veränderungen war eingetreten, die immer stattfanden, wenn der Wind von Süden wehte. Sein warmer Hauch hatte die kalte, flare Winternacht warm und trüb und frühlings­weich werden lassen.

Neugierig wandte Krafsuski den Kopf nach der Windseite hin und lauschte begierig auf die Verkünder des Ueber­ganges.

" Der Lenz! Der Lenz!... Der Schnee wird schwinden, die Wälder grünen, und dann werden auch sie ausziehen, um Abenteuer zu suchen und die Freiheit zu erobern!"

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Er hatte sich so in seine Gedanken vertieft, daß er nicht bemerkte, wie seine Begleiterin wiederholt über die Uneben­heiten des Weges stolperte. Endlich bat sie selbst um seinen Arm. Er mäßigte seine Schritte, paßte seine Bewegungen den ihren an und eine Zeitlang gingen sie schweigend neben­einander. Schräg aus der Dunkelheit fielen ihnen feine Schneeflocken auf Gesicht und Mund.

Wann gedenkt Ihr denn aufzubrechen?" fragte sie, dem sie sich ein wenig zu ihm bog.

in­

Wenn das Eis geborsten und die Wasser in ihre Ufer zurückgetreten fin Sonst könnten uns die Flüsse unterwegs aufhalten."

Und Sie glauben an den Erfolg?" Krassusti antwortete nicht gleich.

( Fortsetzung folgt.)

Waldbrände von solchem Umfange, bei denen Bestände im Werte von vielen Millionen vernichtet werden, find für gewöhnlich nur eine Specialität Nordamerikas , Centralafritas oder Australiens , wo Prairie, Savanne und der undurchdringliche Busch oft absichtlich angezündet werden, um die mühevolle Arbeit des Rodens zu er­leichtern oder dem Boden durch die Pflanzenasche neue Düngstoffe zu­zuführen. Bei uns aber sind sie in dieser Zahl und Ausdehnung eine große Seltenheit. Relativ am häufigsten ereignen sie sich noch im Frühjahr. Wenn auf einen schnee- und regenarmen Winter ein trodener und warmer März und April folgen, find die abgefallenen Nadeln der Koniferen und das vorjährige dürre Blätterwerk der Laubbäume salztrocken. In den Stämmen ist der Saft noch nicht im Aufsteigen begriffen. Ein weggeworfenes, brennendes Streich­hölzchen, die letzten glimmenden Reste eines Feuers, an dem Holz­fäller ihr Mittagbrot wärmten, genügt dann, um das Boden- oder Lauffeuer entstehen zu lassen, aus dem sich schnell das die hohen Bäume zerstörende Wipfelfeuer entwidelt.

Es ist nicht immer menschliche Nachlässigkeit und Bosheit, durch die solche Brände entstehen, bei dem außer dem wertvollen Holz auch große Mengen Wild und andre Tiere des Waldes zu Grunde gehen. Sehr häufig tragen, wie schon angedeutet, die Lokomotiven den Brand in die von ihnen durchfahrenen Forsten, obwohl ein breiter Schutzstreifen den Bahndamm von dem eigentlichen Waldbestande trennt. Wenn man bei Nacht den dichten Funkenregen beobachtet, der sich aus dem Schlot der Maschine wie ein feuriger Kometschweif namentlich dann ergießt, wenn der Heizer neue Kohlen in den Feuerungsraum geworfen hat, ist man fast geneigt, sich zu wundern, daß nicht noch viel mehr unglück, als thatsächlich der Fall ist, auf diese Weise entsteht. Zwischen dem Schuhstreifen und dem Wald­gebiet zieht sich aber ein ziemlich tiefer Graben hin, der so tief ausgeworfen ist, daß die von Aesten und Wurzelwerk durchzogene Erdkrume bis auf den darunter liegenden vegetationslosen Boden eingeschnitten ist. Seht nun auch wirklich, was vieltausendmal im Jahre vorkommt, ein Funke die ausgedorrte Pflanze des Schutz­streifens in Brand, so kann die Glut, wenn nicht ein starker Wind weht, nicht nach dem Wald überspringen. Recht gefährlich sind aber diejenigen Stellen, wo die Eisenbahn auf hohen Dämmen durch den Forst geführt ist. Die Funten aus dem Lokomotivschornstein, die namentlich bei Braunkohlenfeuerung sehr groß sind und lange nach glimmen, haben hier Gelegenheit, sich über eine weit größere Fläche auszubreiten und tragen bei heftigem Sturm das Feuer oft nach biele hundert Meter weit entfernten Orten.

Der reiche Harzgehalt der Nadelbäume macht die aus ihnen be= stehenden Forsten für das Feuer weit empfänglicher als solche, wo Laubbäume vorherrschen. Die Forstwirtschaft sucht der Gefahr da­durch zu begegnen, daß sie die Anlage ausgedehnter Nadelholzwälder vom gleichen Alter vermeidet, Nadelholz- und Laubbaumbestände mit einander abwechseln läßt und den Wald mit einem dichten quadratischen Netz von Schneisen und Gestellen( das find lange Linien, auf denen der Waldbestand gefällt ist), bedeckt, auf denen der Unkundige oft einen nach seiner Meinung recht zwedlosen und seine Wanderung störenden Graben entdecken wird, der ebenso wie die Schneise selbst den Zweck hat, die Verbreitung des Waldbrandes aufzuhalten. Man stellt besondere Feuerwächter an, verbietet das Rauchen von Cigarren und aus Pfeifen ohne Deckel und reinigt die Bodendecke von Schneisen und Schußstreifen, von feuergefährlicher Vegetation. Aber eines Tages ist doch das Feuer da, und nun heißt es, mit Aufgebot aller verfügbaren Hilfskräfte den Boden auf tausende von Metern hin in einem 3 bis 4 Meter breiten Streifen abzustechen und die Flammen, die herüberschlagen, auszudrüden. Gegen Wipfelfeuer hilft nur das umständliche und mühevolle Ab­Holzen breiter Streifen. Ein ganz verzweifeltes Mittel aber ist es, wenn der Brand in einer bestimmten Richtung weiterschreitet, ein beträchtliches Stück vorher ein Gegenfeuer, das man beherrschen tann, anzulegen, damit der Waldbrand, wenn er bis an diese Stelle vorgeschritten ist, dort keine weitere Nahrung findet und erlischt.

Wahrhaftig unheimlich ist ein Moorbrand zu einer Zeit, wenn durch lange Trockenheit der Stand des Grundwassers bedeutend gesunken ist. Hier hilft meistens nur ein andauernder und aus­giebiger Regen. Während oben die mit Erde vermischten Moor fchichten sich in Asche verwandeln, frißt die Glut in die Tiefe weiter bis dorthin, wo die natürliche Bodenfeuchtigkeit ihr eine unübersteigliche Schranke setzt. Ein solches brennendes Mooc hat