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Kleines feuilleton.
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-Der Bulldogg im Omnibus. Der Frankfurter Zeitung " wird aus Paris geschrieben: Ein amüsanter Auftritt spielte sich, wie das Petit Journal" versichert, dieser Tage in einem Omnibus am Boulevard Haußmann ab. As der Kondukteur in den Wagen trat, fab er zu seinem Entsetzen einen mächtigen Bulldogg gleich zwei Pläge auf einmal auf der Bank einnehmen. Bitte, hinaus mit dem Hunde!" wandte er sich an den daneben fizenden Herrn.
Hilfsmittel übergiebt, obwohl fie mit den schmalen Schiefertafeln| Straße hin durch eine steife, charakterlose, mit Schiefer belegte ganz gut auszukommen vermögen. Dazu kommt, daß auch in fon- Blatte verdeckt wird, seine weitere Verbreitung finden. Vielleicht struktiver Hinsicht die flache Wölbung der Steine an den Kehlen ist dieses Dach für die Berliner Mietskasernen auch charakteristisch. am günstigsten ist und dem Waffer am wenigsten Gelegenheit bietet, Aber bewahren wir doch die Städte, welche überhaupt noch ein einzubringen. Lokalfolorit besiken, vor dieser Verflachung des Geschmackes. Auch Es ist nicht zu verkennen, daß gerade unsre modernen, mit das Dacheindecken sollte zu einer Kunst entwickelt werden. Maschinen gepreßten Dachsteine dem Ziegeldach sein charakteristisches Fred Hood. Gepräge geraubt haben. Man hat nun dies sehr wohl empfunden und sich bemüht, den Dachflächen die unerwünschte Härte und Regelmäßigkeit zu nehmen, indem man die Falzziegel mit allerlei Hohlfehlen und Rippen verfah. Aber dadurch wurde das Uebel nicht be= seitigt; ein Stein sieht wie der andre aus, und alles ist so furchtbar fein aufeinander geschoben und zusammengepreßt, daß eben der Eindruck einer großen, ununterbrochenen Platte hervorgebracht wird. Auch das mannigfache Farbenspiel der alten Dächer suchte man nach zuahmen. Ich möchte aber nicht behaupten, daß man durch die umfassende Berwendung glasierter Biegel und die Ausführung farbiger geometrischer Muster auf den Dachflächen die Aufgabe in glüdlicher Weise gelöst hat. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Die geometrischen Muster zeigen ja besonders deutlich die peinliche Korrektheit der Dachsteine und die öde Einförmigkeit der Dachfläche. Bei den gewöhnlichen Handstrich- Dachsteinen wird wohl auch ein Muster her= geftellt; aber es entsteht ganz zufällig, und die Zufallseffekte verleihen diesem Dache seinen Reiz. Bei diesen gewöhnlichen Steinen ist zunächst die Struktur der Oberfläche eine völlig ungleichmäßige, wie fich dies aus der Natur der Handarbeit von selbst ergiebt. Die Steine sind auch alle mehr oder minder gewölbt, wodurch sich ein leichtes Spiel von Licht und Schatten zeigt, das aber nicht die herben Kontrafte wie die Falzziegeldächer aufweist. Die gewöhnlichen Dachziegel find zwar alle rot gebrannt, aber es sind doch wieder durch den Brand verschiedene Nuancen des Ziegelrots entstanden, welche die Fläche nicht eintönig erscheinen lassen, sondern dieselbe durch diesen Zufallseffekt beleben. Dazu kommt bei alten Dächern die feine Moosdede, deren Bildung bei gesinterten und glasierten Steinen ausgeschlossen ist. Die unregelmäßige Gestalt der Steine, hervorgerufen durch das Trocknen und Brennen derselben bei ungleicher Beschaffenheit des Tones, ergiebt auch jene ungleiche Reihenbildung, welche sich als Wellenlinien auf dem Dache abzeichnen und die frummen Schattenbänder hervorrufen, die auch ein gut Teil zur malerischen Wirkung alter Ziegeldächer beitragen.
Der Schiefer giebt an und für sich eine ebene, glatte, eintönige Fläche. Aber auch hier kommt uns die Natur zu Hilfe. Warum fortieren wir nur so ängstlich die Schiefersteine von verschiedener Färbung? Warum geben wir uns so große Mühe, farbige, geometrische Muster auch auf den Schieferdachflächen zu erzeugen, anstatt den natürlichen Effekt zu nußen? Ein Schieferdach, welches den unregelmäßigen Wechsel von schwarzen, bläulich und grünlich schimmernden Steinen zeigt, ist entschieden reizvoller als ein Dach mit eingelegten Mustern, welche gerade durch ihre Korrektheit störend wirken. Unglücklich wirkt auch fast immer ein auf Schalung eingedecktes Dach, während bei Lattendächern schon von selbst die Struktur lebhafter und beweglicher erscheint. Endlich sollte man die Kanten der Schieferplatten nicht so genau behauen oder beschneiden. Das Dach sähe weit besser aus, wenn es etwas rauher behandelt würde, etwa wie die schieferbedeckten Wand- und Dachflächen der alten Häuschen im Wupperthal, welche bis auf den heutigen Tag, ungeachtet der äußerst primitiven architektonischen Mittel, einen intimen Reiz bewahrt haben.
erst
Fällt mir gar nicht ein!" erwiderte der Fahrgast. ,, Dann bitte, mit mir zu kommen!"
,, Denke gar nicht daran."
"
So werde ich einen Polizisten holen lassen."
Meinethalben zwei, und was dann?"
" Und dann? Das werden Sie ja sehen."
,, Nun, so werden wir's eben sehen!"
Majestätisch erscheint der Vertreter des Gesetzes und versucht es mit der väterlichen Milde:
"
Aber Sie wissen doch, daß es nicht erlaubt ist, Hunde in den Dmnibus mitzunehmen!"
"
Habe ich auch nie bestritten."
Dann gehen Sie doch mit dem Hunde weg 1" " I wo!"
Dann geben Sie mir Ihren Namen an, Bornamen, Stand und
Adresse.
,, Gern, weshalb denn nicht, wenn Sie das interessiert." " Ich muß doch ein Strafprotokoll gegen Sie aufnehmen." Sie scherzen, weshalb denn?"
"
Weshalb? Weil Sie Ihren Hund nicht hinausschaffen wollen." " Das hätten Sie mir doch gleich sagen sollen," versetzte der Passagier mit dem verbindlichsten Lächeln;„ das ist ja gar nicht mein Hund!"
In der That gehörte das Tier einem Engländer, der mit größtem Interesse dem Auftritte gefolgt war, dann sich erhob und mit dem Hunde verschwand.
ge. Abgetrumpft. George Clarke, ein vielgerühmter Volkssänger in New- Orleans , war eines Tages als Beuge vor Gericht berufen, und der gegnerische Advokat, der sein Zeugnis abschwächen wollte, versuchte es, den Mann herabzusetzen.
Sie find Bänkelsänger?" sagte er. Ist dies nicht ein recht niedriger Beruf?"
" Das weiß ich nicht", entgegnete Clarke, ich weiß nur, daß es ein viel besserer ist, als der meines Vaters war.
So? Und was war denn Ihr Vater?" fragte der Rechtsfundige. dem" Gelächter der Zuhörer. Er war Advokat", antwortete der schlagfertige Sänger unter
"
Archäologisches.
Damit komme ich zu einem andren Kapitel, welches aber hier nicht übergangen werden kann. Das Baumaterial soll einen lokalen Charakter haben. Wenn wir von erhöhtem Punkte aus auf die Dächer einer Stadt hinabblicken, so wird dieselbe uns charakteristisch erscheinen, wenn überall, oder wenigstens fast überall, dasselbe Dach k. Ein etruskischer Bronzewagen aus Nursia. deckungsmaterial gewählt ist. Ich denke da z. B. an den malerischen Das Metropolitan Museum " in New York befißt einen kostbaren Eindruck der Stadt Hirschberg in Schlesien . Das Dachdeckungs- Schah, wie ihn sonst wohl kein andres Museum der Welt aufzuweisen material bestimmt ja auch die Neigung der Dachflächen und giebt hat, in einem alten, etrustischen Wagen, der in der Nähe von Norcia , bei einfacheren Gebäuden überhaupt dem Ganzen den Charakter. dem alten Nursia, auf einer vergessenen Gräberstätte ziemlich zerEs ist doch nur natürlich, sich das Material aus der Nachbarschaft brochen und verstümmelt aufgefunden worden ist. Am besten waren zu holen und es nicht aus weiter Ferne kommen zu lassen. Man die Räder erhalten, die durch bronzene Beschläge geschützt wurden; dente sich die Hirschberger Häuschen mit den einheitlichen roten aber die hölzernen Balten am Wagen mußten durch neue ersetzt und Biegeldächern ins Wupperthal verseßt und die Wupperthaler Häuschen die Bronzereliefs sorgfältig von Erde gereinigt werden. Es war mit der charakteristischen Schieferbedeckung in das schlesische Gebirgs- wohl, wie im„ Century Magazine" des längeren ausgeführt wird, thal. Das hieße eben den Ortschaften ihren architektonischen fein Kriegswagen, der hier dem Lichte wieder geschenkt wurde, sondern Charakter nehmen; und die modernen Großstädte haben in der That der Fest- und Triumphwagen eines Fürsten oder fleinen Königs, auf teinen Charakter, weil sie ihre Baustoffe und ihre Architektur stück- dem er, von seinen Kriegern und Priestern umgeben, in der Proweise aus der ganzen Welt beziehen. Die neuen Stadtteile in Berlin , zession an hohen Feiertagen daherzog. Der Wagen ist nicht gerade Leipzig , Köln und andren Großstädten sehen sich sehr ähnlich; nur die klein im Verhältnis zu den Rennwagen, die man auf späteren alten Stadtteile haben noch einen Charakter. Viele meinen vielleicht, italienischen Mosaiten findet und die so winzig sind, daß sie nur eine Art daß die Wahl verschiedenartigen Materials eine große Mannig- Trittbrett bilden. Auf allen diesen alten Wagen haben höchstens faltigkeit erzeuge. Thatsache ist aber, daß gerade die Möglichkeit, zwei Personen Platz, der Wagenlenter und der Krieger; erst die die Baustoffe aus entfernten Gegenden heranzuschaffen, den Städten Triumphwagen späterer römischer Feldherren wurden gewaltig groß ein so einförmiges Gepräge giebt. Da wird alles durcheinander und hoch, um die imponierende Stellung des Triumphators zu betonen. gerührt, und so fommt es, daß die alten Städtebilder mehr und mehr Dem New Yorker Eremplar sichern seinen überragenden Wert vor verschwinden, daß die Ortschaften nicht mehr ihre architektonische andern alten Römerwagen, wie z. B. dem des Vatikans, seine schönen Besonderheit bewahren, welche in hohem Grade von dem Material Reliefs. Auch sie zeigen das hohe Alter dieses erlesenen Stückes in abhängig ist. der starken Schrägstellung der Augen bei den Figuren und an der altertümlichen Art, mit der die Bronze in einzelnen Blättchen auf das Holz aufgelegt ist. Diese primitive Methode der Bronzeverarbeitung fennen wir von griechischen Frühwerken her, so von der Jupiterſtatue in Sparta , die ganz mit dünn gehämmerten fleinen Blatten belegt und dann mit dem Meißel vollendet war. Selbst was wir von der Elfenbeintechnik, in der Phidias die Statue seines be
Aus alledem geht sicher hervor, daß das Dach ein höchst wichtiges Architekturglied ist und daß nicht nur Neigung und Gestalt desselben bon zielbewußten Architekten zu berücksichtigen wäre. Struktur, Färbung, Lokalcharakter sind ebenso wichtige Faktoren. Möge immerhin in Berlin das praktisch- nüchterne Holzzementdach, das in architektonischer Hinsicht überhaupt kein Dach ist und welches nach der