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es ist sehr schmerzlich, Frau Heinichen, I fest und im vorigen Herbst auch nur wenige, darunter freilich einen, der allein über 500 Bögel faßte. Während in früheren Jahren die Bugzeit bis zu fechs Wochen verfolgt werden konnte, schien sie in dem fraglichen Gebiet im letzten Herbst nur noch drei Tage zu umfassen. Im Frühjahr dieses Jahres sind ebenfalls nur zwei Kranichzüge ge= fichtet worden. Nach den Erkundigungen, die unser Gewährsmann eingezogen hat, schwenken die Kraniche, von Süden kommend, schon in der Gegend von Worms   ab und fliegen am Rande des Oden waldes entlang über Darmstadt   und Groß- Gerau  , worauf sie den Main   bei Frankfurt   überschreiten. Warum die meisten Kranichzüge die alte Zugstraße über die Wetterau berlassen haben, läßt sich ebenso wenig ergründen, wie man eine Vermutung darüber aussprechen könnte, ob sie in Zukunft den früheren Weg wieder aufnehmen werden. Während in der Wetterau   früher in jedem Jahr Kraniche auf den Getreide- Aeckern zu sehen waren, lernt die jetzige Schul­jugend den Vogel nur noch aus Bildern und vielleicht in zoologischen Gärten kennen; andrerseits macht er sich für die Bauern im Ried und an der Bergstraße   recht unliebsam bemerkbar.-

Sie hören ja, aber aber .Sie sind doch der Vater und das da ist die Mutter!" " Ruhig. Schreien Sie doch nicht so. Wir haben Rücksichten zu nehmen. Hier ist Geld, Frau Heinichen. Besorgen Sie, bitte, alles, damit das Unglückskind anständig unter die Erde kommt. Einen Kranz schicken wir noch."

" Ach ja, Karl, einen recht, recht schönen Kranz!" Frau Lisbeth weinte.

Die Pflegemutter Lottchens ging gesenkten Hauptes hinaus ohne Gruß. Es nimmt Dich wohl sehr mit, Lisbeth?"

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Unser Kind, Karl! Ach, weißt Du noch, damals " Ja, jal Gott sei Dank, daß die dumme Geschichte endlich tot ist. Du mußt Dich zerstreuen. Ja so, das Theater! Ich weiß nicht 1 Er faute an den Schnurrbartenden.

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Du hast doch nun mal die Billets gekauft!" Frau Lisbeth griff eiligst zur Brennschere. Wir werden doch die Billets nicht verfallen lassen! Ueberhaupt, wo es ein Lustspiel giebt-"-

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Technisches.

- Wenn... denn... Von Gebaert, dem Komponisten ie. Künstliche Rubine. Die Chemiker haben sich be­und Leiter des Brüsseler Konservatoriums, erzählt ein belgisches greiflicherweise mit besonderem Eifer über die genaue Untersuchung Blatt: Als er zum Direktor des Konservatoriums ernannt werden der Edelsteine hergemacht, um damit die Grundlage zu ihrer fünft­sollte, ließ ihn der damalige belgische Unterrichtsminister rufen, um lichen Verfertigung zu schaffen. Beim Rubin   ist das mun besonders ihn zu fragen, ob er die einflußreiche und sehr ehrenvolle Stellung gut gelungen, während die künstliche Erzeugung von Diamanten annehmen würde." Wir würden uns freuen," sagte der Minister, bisher nur sehr kleine und fast wertlose Stryftalle erzielt hat. Man wenn wir eine so schäßbare Kraft im Lande behalten könnten, aber weiß, daß der Rubin   durch eine Vereinigung von reiner Thonerde ich muß Ihnen gleich jest sagen, daß wir Ihnen nicht so viel Gehalt mit 2,5 Proz. Chromoryd gebildet wird. gebildet wird. Besonders hat bewilligen fönnen, wie Ihrem Vorgänger."" Dann werde ich ab- der französische   Chemifer Verneuil das Verfahren in geists lehnen müssen," erwiderte Gevaert, denn es wäre unter meiner reicher Weise verbessert, indem er in seinem Apparat Würde, wenn ich mich mit einem geringeren Gehalt abspeisen lassen die entstehenden Rubinkrystalle nach und nach vergrößerte sollte; es sähe dann ja so aus, als wenn auch meine Kenntnisse und und Steine von erheblichen Ausmaßen und tadelloser Leistungen geringer bewertet würden."" Das ist es nicht," sagte Beschaffenheit hervorbrachte. Noch leichter läßt sich auf demselben der Minister befchwichtigend, die Sache liegt vielmehr so, daß Ihr Wege aus dem Staube natürlicher Rubinkrystalle ein künstlicher Vorgänger ein Ausnahmegehalt bezog, weiler große Schulden wieder herstellen. Thatsache ist, daß es jetzt eine höchst vollkommene hatte." Ach! wenn es nur das ist!" entgegnete Gevaert. Maschine zur Fabrikation fünstlicher Rubine giebt. Ihre Erzeugnisse Wenn Sie es gerade wünschen, Herr Minister, ma che ich eben sind also, wie noch besonders hervorgehoben werden soll, keine auch Schulden!" Der Minister lächelte, und Gevaert hatte seine Nachahmung, sondern sie gleichen in jeder Hinsicht, sowohl in der Ernennung in der Tasche.  - chemischen Zusammensetzung wie in der Eigenschaft der Farbe, des Künstliche Glanzes und der Dauerhaftigkeit dem Naturprodukt. Rubine von 3 oder 5 Karat und mehr sind bereits auf dem Edel­steinmarkt erschienen. Humoristisches.

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Niesen und Sonnenschein. Bekanntlich werden viele Per­fonen beim Schauen gegen die Sonne, beim plöblichen Heraustreten aus dem Schatten in die Sonne usw. von heftigem Niesen befallen. Es giebt ja noch eine Menge andrer Gelegenheitsursachen für diese Reflerthätigkeit( Kibeln der Nasenschleimhaut, Schnupftabat usw.) insbesondere aber mit dem Einfluß des Sonnenlichtes hat sich Dr. Freund( Wien  ), der selbst täglich bei Ueberschreiten eines fonnigen Blazes heftig zu niesen begann, beschäftigt und darüber in einer fleinen Skizze berichtet.

Wie wirkt nun das Sonnenlicht? Zunächst ein eigner Reiz in den Augen mit manchmaliger Thränenabsonderung, Kneifen der Lider, tiefe Inspiration durch die Nase, Atmungsstillstand, starter Najentikel und schließlich der eigentliche Niesaft.-Dabei wirft

am stärksten das Sonnenlicht des Sommermittags.

Vor allem frug sich Freund, ob nicht vielleicht die tiefe In­spiration die Nasenschleimhaut reize; hielt er jedoch die Augen zu und inspirierte start, so blieb der Effekt aus, um sich beim Augen­öffnen sofort einzustellen. Der primäre Augenfibel ist also notwendig; und die Grundursache jedes anders herbeigeführten Niesreizes ( Nasenkibel usw.) wuchs außerdem auffallend beim Augenöffnen.

Um nun zu bestimmen, welche Augenanteile bei der Auslösung des Reflexes beteiligt sind, unternahm Freund eine Reihe von Ver= suchen, die ergaben, daß Binde-, äußere und mittlere Augenhaut in Betracht kommen, dagegen die Aderhaut ausgeschlossen ist.

Nun war noch zu untersuchen, ob sich sämtliche Bestandteile des Sonnenlichts, d. i. die verschiedenfarbigen Lichtsorten gleich verhalten. Hier zeigte sich, daß rotes und grünes Glas die Anregung zum Nies­reflere vollständig hemmte, während blaues und violettes Glas diese Wirkung nicht zeigten: d. h. die erregende Wirkung des Lichtes bei Anregung und Auslösung des Niesreflexes ist vorzüglich den kurz welligen Strahlen( blauviolett) zuzuschreiben. Damit ist aber auch zugleich ein einwandfreies Experiment für die heute vielumstrittene Frage geliefert, daß das Licht auf Nervenendigungen( und zwar hier reflexauslösend) wirken kann.

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Aus dem Tierleben.

( Umschau".)

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- Die tluge Mutter. Junge Frau: Diesen Morgen habe ich Klavier gespielt, dann selbst gekocht und nachmittags habe ich meinem Mann etwas vorgefungen!" Mutter( borwurfsvoll): Aber Kinder, vertragt Euch

doch!"-

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Im Gegenteil. Mama( zu Franz, der mit seinen Freunden Indianer" gespielt hat): Aber Kind, Du siehst ja ganz bleich und angegriffen aus; Ihr habt Euch gewiß wieder recht tüchtig herumgeschlagen!"

Franz: D, im Gegenteil wir haben die Friedenspfeife

geraucht!"

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Im Zorn. Gast: Wer ist denn der Herr dort?" Wirt: Ach, das ist auch so ein Antialkoholdich der teufeldoktor!" ( Fliegende Blätter  ".)

Notizen.

Die Wiener Akademie der Wissenschaft hat seiner Zeit den Beschluß gefaßt, die landesfürstlichen Urbare De sterreichs zu sammeln und zu bearbeiten. Es sind dies alle Urtunden und Handschriften, die sich auf die Verteilung des Bodens, der Bevölkerung, die Zinse, Abgaben, Bodenproduktion, Maße, Münzen und Preise beziehen und dergestalt ein Bild der gesamten fulturellen Entwickelung des Landes in frühester Zeit geben. Der erste Teil dieses Monumentalwerkes, welches Nieder- und Oberösterreich   im 13. und 14. Jahrhundert behandelt, wurde soeben von den Professoren Alfons Dopich und W. Levec fertiggestellt.

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Hartleben   hat nach dem Berl. Tagebl." ein neues drei­altiges Lustspiel Jm grünen Baum zur NachtigaII" boll­endet. Das Stüd spielt in Rospeda bei Jena   und schildert das Leben der deutschen   Couleurstudenten.

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ss. Der Kranich   in Deutschland  . Der Kranich   ist bei uns ziemlich felten geworden, denn trotz seiner Schönheit ist er nicht- Anton Tschechows Tragikomödie, Onkel Wanja  " sehr beliebt, weil er seinen Appetit zwar auch an schädlichen Insekten gelangt im Laufe dieses Monats im Berliner   Theater zur und Würmern, aber besonders durch einen recht ausgeprägten Ge- Aufführung. Das Stück ist von August Scholz übersetzt. schmack an allerhand Getreide bethätigt. In der Monatsschrift Der Eine ungarische Oper Nemo" von Graf Géza 3ich h Zoologische Garten" macht Bugbaum auf die merkwürdige Thatsache wird im Laufe der nächsten Spielzeit in Budapest   aufgeführt aufmerksam, daß die Kraniche, die im Winter weit nach Süden werden. ziehen, ihre Zugstraße über deutsches Gebiet neuerdings verändert haben. Sie benutzen die oberrheinische Tiefebene, wo in jedem Frühjahr und Herbst ganz bedeutende Kranichzüge beobachtet werden, die dann früher über den Main   nach der Wetterau hinflogen und im Herbst denselben Weg in umgekehrter Richtung verfolgten. Seit wenigen Jahren erst haben die Kraniche diese Zugstraße in deren Letzterem Teil verändert. Burbaum stellte an seinem Wohnort zu Raunheim   am Main   im Frühjahr 1903 überhaupt nur zwei Züge Verantwortl. Redakteur: Franz Rehbein  , Berlin.-Druck u. Berlag:

Der Berliner   Künstler Bund", dem Albert Maennchen, August Ungar, Albert Klingner, Julius Voß  , Olle Geerke und Richard Boehland angehören, veranstaltet vom 4.- 30. September im Künstlerhaus, Bellevueftr. 3, seine erste Ausstellung- boriviegend dekorativer Kunst.-

-Auf der internationalen Kunstausstellung in Düsseldorf   sind bisher für 300 000 mart kunstwerke verkauft worden.-

Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.