Ich danke! So so, la la!"

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Diese Fragen und Antworten waren in Dschurdschni sakramental. Jeder Mann von Welt" hielt es für seine Pflicht, sich nach der Gesundheit seines Nachbars zu erkundigen und dann seine Besorgnis um das Wohlbefinden der übrigen Familienmitglieder darzuthun. Das gab Anlaß zu langen und lebhaften Unterhaltungen, denen die andren Gäste zu hörten, bis sie zu Worte kommen und auch fragen konnten. Die Antworten hingen von der Mode ab, oder richtiger... vom Isprawnik. Fand der Landeshauptmann, die Gesundheit sei ein gutes Ding, und war er selbst gesund, dann wurden die Krankheiten als etwas Nebensächliches behandelt, als eine lächerliche Legende, und es gehörte zum guten Ton, mit einer Pferdenatur" zu prahlen. Im entgegengesetzten Falle litt jeder an irgend einer Krankheit, stöhnte und quadfalberte an sich herum.

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Diesmal war zarte Gesundheit" Mode. Als daher Escherewin laut auflachte, weil sich Warlaam Warkaamowitsch über sein Befinden beklagte, und sagte:

Aber Warlaam Warlaamowitsch, Sie blühen ja wie eine Rose und sehen aus, wie die Gesundheit selbst," war der Kauf­mann ernstlich beleidigt.

Sie denken, wer dick und fett ist, der muß auch gesund sein," mischte sich Frau Warlaamowa mit saurer Miene ins Gespräch.

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Das sind Vorurteile," begann der Arzt.

Was können diese Anfömmlinge nur vorhaben?" zischte Denisoff, und der Adjunkt nickte zustimmend. Ein gelinder Ein gelinder Lärm erhob sich, der sich erst legte, als der Isprawnik mit lauter Stimme rief:

,, Meine Herren, darf ich bitten! Ein Gläschen!" Die Männer traten an die Tische, den Damen wurden auf Präsentiertellern Gläschen mit Süßem" und" Liqueur" ge­

reicht.

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Warum so behutsam, meine Herren! Bitte, langen Sie zu!" forderte der Hausherr auf.

" Das erste muß die Runde machen, Herr Isprawnik," antwortete der Adjunkt honigsüß.

Und das zweite freisen, wie ein Falk," lachte Vater Afakij mit seinem tiefen Baß.

Und die andren wollen getrunken sein, wie ganz kleine Vögelein! Also bitte: wie ganz kleine Vögelein!" schloß der Hausherr.

Bon dem Ungemischten Vaterländischen" beträufelt, begann die künstliche, feierliche Stimmung allgemach zu

schmelzen.

" Herr Isprawnik!" rief der Doktor lebhaft, wissen Sie? Ich hab's!"

"

Was haben Sie?"

Was meinen Sie?"

" Ich hab' gehört, die Amerikaner sollen heut kommen." Oh!" Die Gabeln klapperten, die Gläser flangen, die Zungen schnalzten, und Fragen und Antworten schwirrten hin und her.

Was raten Sie mir also?" " Sie einzuladen."

Niemals! Sie wissen gar nicht, wie die trinken können! Was die stärksten Köpfe unter uns faum vertragen fönnen, ist ihnen ein Kinderspiel," sagte der Isprawnik ernsthaft, um dem Arzt Furcht einzujagen.

" Hm! Das ist was andres! Ja, dann bin ich zu Ende mit meinem Latein!" meinte der Doktor gedehnt.

Und dabei sind es Kezer, die die Trennung von Kirche und Staat vollzogen und haarsträubend freie Sitten haben," fügte Vater Akakij hinzu.

Wieso freie Sitten?"

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" Ja, sie halten nichts von der Religion! Die Geistlichen zum Beispiel beziehen dort kein Gehalt und müssen von dem leben, was ihnen die Gemeinde zukommen läßt, das hat mir Arkanoff gesagt."

( Fortsetzung folgt.)]

( Nachdruck verboten.)

Geographifche Etappen.

( Schluß.)

Reisen, welche v. Buch nach Hochschottland, nach Irland  und in die verschiedensten Teile der Alpen und des Jura unter­nahm, hatten für Geologie und Geographie eine hohe, rein wissen­schaftliche und eine vielleicht noch höhere vorbildliche Bedeutung. Er

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zeigte, wie man fremde Länder zu bereisen, wie man Tagebücher zu führen, wie man feldgeologische" Arbeit zu verrichten, wie man die Augen auf alles Wissenswerte gerichtet halten müsse. Das heroische . A. v. Bittel( geb. 1839), der neueste Geschichtsschreiber der Zeitalter" der Lehre von der Erde und ihren Veränderungen hat Geologie, die Epoche der beiden märkischen Diosturen genannt, weil durch sie der Ueberzeugung die Bahn gebrochen war, daß die Um­gefstaltungen des Erdreliefs zumeist auf imposante Kraftäußerungen für gewöhnlich schlummernder Kräfte zurückzuführen seien. kräftige Unterstützung lieh dieser Hypothese, an deren Stelle all­mählich diejenige einer steigenden Wertschäzung der unscheinbar in der Natur wirkenden Kräfte trat, der große Zoologe und Paläonto­loge Cubier( 1769-1832), der dafür eintrat, daß je am Ende eines vollständig von der Erde vertilgt und durch eine neue erfekt werde. geologischen Zeitraumes die für diesen charakteristische Lebewelt Die Katastrophenlehren v. Buchs und b. Cuviers schienen sich gegen, feitig zu willkommener Unterstüßung zu dienen.

Eine

Die allgemeine Erdkunde stand somit während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ganz in dem Zeichen der beiden großen Ber­ liner   Naturforscher, deren Reisen so viel zum Emporkommen einer ganz neuen Weltanschauung beigetragen hatten. Und ein dritter danken war, daß auch die Geographie im engeren Sinne, die topische Berliner   Gelehrter war es, dessen rastlosen Bemühungen es zu Geographie, sich jener hemmenden statistischen Einkleidung entäußern fonnte, welche ihr vorab in Deutschland   anhing. Von Karl Ritter ( 1779-1859) aus Quedlinburg   hat die Welt geographisch denken gelernt, und wie manchen Widerspruch sich auch einzelne seiner An­sichten und Grundsäze gefallen lassen mußten, so ist man doch darin einig, daß der ungeheuren Anregung, die von ihm ausging, der hohe Stand, den die geographische Wissenschaft gerade in unserm Bater­lande einzunehmen bestimmt war, ohne die Lebensarbeit dieses Mannes nicht erreicht worden wäre.

Er hatte das Glück, statt des damals und nur zu häufig auch recht lange nachher üblichen geistlosen Unterrichts in der Geographie, in der die Schulroutine beharrlich ein bloßes Memorial­fach" erblicken wollte, eine wirklich gute Unterweisung empfangen zu haben, und dieser zufällige Umstand wurde maßgebend für die Folgezeit. Ritter gehört, obwohl die Verbindung nur eine indirekte ist zuzr Schule J. H. Pestalozzis( 1746-1827), der zwar nicht im strengen Wortsinne als geographischer Reformator gerühmt Specialisierung seines Wirkens abhielten, der sich aber lebhaft für werden darf, weil zahllose wichtigere Beschäftigungen ihn von solcher das Fach interessierte, dessen allgemeine Aufnahme unter die Lehr­gegenstände der Volksschule anbahnen half und unter seinen un­mittelbaren Anhängern mehrere zählte, die sogar einen enthusiastischen Eifer für die Vervollkommnung der geographischen Lehrart an den Tag legten. Solche waren Ch. G. Salzmann, Tobler, Henning und vor allem Gutha- Muths( 1759-1839), der an Salzmanns Er­ziehungsanstalt Schnepfenthal als Lehrer wirkte. Hier hatte er den ungen Ritter als Schüler und pflanzte in ihm die Keime, die sich bald darauf herrlich entfalten sollten. Allerdings wirkten auch noch andre vorteilhafte Umstände wenn man will, Zufälligkeiten mit, daß dieses Ziel erreicht wurde. Seine reifen Jugendjahre brachte Ritter   als Hauslehrer in einem angesehenen Patrizierhause in Frankfurt am Main   zu, dessen Söhne er auf verschiedenen Reisen und zuletzt auch an die Universität Göttingen   begleitete, der er von 1814 bis 1819 als Lernender und zugleich als Lehrender angehörte. Aber schon mehrere Jahre vorher hatte er das Glück, mit A. v. Humboldt  , der jene Familie besuchte, scheidend für ſein ganzes fünftiges Leben." Noch nie wurde," so persönlich bekannt zu werden, und dieses Zusammentreffen war ent schreibt er damals an den treuen Guths- Muths, von einer Gegend ein so anschauliches, in sich vollkommenes Bild in mir erweckt, als durch Humboldt in mir von den Cordilleren" entstand."

Für Humboldt gab es in der Natur nichts Hohes und nichts Niederes. Ihm galt ein Rhythmus in den Strömungen der magneti­schen Erde so viel, als die höchsten Wahrheiten über den präde= ftinierten Gang der menschlichen Gefittung. Karl Ritter dagegen, der lange in der Berufswahl zwischen Geschichte und Erdkunde ge= schwankt hatte, erfaßte nur die eine Aufgabe, die Eingriffe der ört­Bergangenes und Zukünftiges aus dem starren Auge des Planeten lichen Natur in das Schicksal der Völker zu vermitteln. Er wollte und aus den Gesezen seiner Naturkräfte enträtseln. Schon bei Vollendung seiner ersten Jugendarbeit hatte er sich, wie er seinem Stiefvater schreibt, über Meeresströmungen, über Winde, über Ver­teilung der Gebirge und Ebenen, der Flußthäler, der physischen Klimate tiefer unterrichtet. Die Verbreitung der Gewächse, der Seegeschöpfe, der Landtiere und die Wanderungen der Völfer ge= nauer verfolgt, bis zu ihren Urjiten. Ueberall," ruft er aus, " fand ich dieselben Gesetze, dieselben Impulse des Fortziehens, des ersten Ansiedelns, des ersten Ackerbaues und der ersten Schiffahrt. Sc erhielt jeder hohe Gebirgspaß, als Passage, jeder Wasserfall, unter dem die erste Ansiedelung, jedes Vorgebirge, vor dem die erste Kolonie entstand, jede Ebbe und Flut durch ihr Aufsteigen in die Flußgebiete als erste Anregung zur Schiffahrt ihre historische Be­deutung." Ritter hatte vorläufig nur eine deutliche Vorstellung von der hohen Aufgabe der Erdkunde gewonnen, und hatte viel mehr berheißen, als was er 1804 in seiner Geographie von Europa   ges leistet hatte. Aber 1817 veröffentlichte er seine große, leider un bollendet gebliebene Erdkunde im Verhältnis zur Geschichte des Menschen".

Seit Strabos Zeit hatte man nicht mehr von einer Gliederung