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liert man leicht das große, gemeinsame Ziel und die Freude an dem| Künstlers eigen ist, Slevogt mit einigen temperamentvollen Auf und Ab der Entwicklung, die im Grunde keines Strebenden Studien, Trübner giebt seine Landschaften, deren graues Grün Feind ist. so vornehm wirkt, und Leistikow. Zum Schluß tommt dann noch die Gruppe der Jungen, R. Breyer, Ulrich und Heinrich Hübner , und Kardorff.
Da ist der Salon Schulte. Er kultiviert nicht mehr ganz so ausschließlich wie früher die Durchschnittsware, die leicht Käufer unter dem Publikum, das hier verkehrt, findet. Diese wird, wenn fie auch noch überreichlich vorhanden ist, doch ein wenig zurüdgedrängt. Cassirer brachte und bringt die Franzosen in Mode. Gut, nun will Schulte auch seine Franzosen haben. Der gute Ton verlangt es und das Publikum will es so. Es will nicht, daß es heißt, es sei zurückgeblieben. Leider hat sich Schulte auch in diesem Fall auf ein halbwegs anständiges Mittelmaß beschränkt. Es sind lauter französische Namen, jawohl. Aber so ist es nun doch nicht, daß jeder Franzose nun gleich ein Malgenie ist, das verdient, über die Grenze nach Berlin , in die Hauptstadt des deutschen Reiches, gebracht zu werden. Fernand le Gout Gérard malt in bunter Manier italienische Scenen, meist aus Venedig . Ein eigner Accent ist nicht bemerkbar. Es sind Bilder, wie man sie eben in die gute Stube hängt, ohne daß sie auffallen. Victor Vignon hat einige Landschaften da, die gefällig und angenehm einen Ausschnitt der Natur wiedergeben. Wären die großen französischen Landschaften nicht gewesen, sie würden wahrscheinlich nicht eristieren. Feiner ist schon Fri Thaulow, der namentlich das Wasser zu guten Stimmungen verwendet. Harry van der Weyden ist ohne jede persönliche Note, Eugéne Joors malt Stillleben in der auch bei uns sattsam bekannten glänzenden( übelfarbigen) Manier und Paul Sain und Raoul Gardier sind so geleckt und glatt wie einer. So fragt man sich zum Schluß, weshalb die Mühe des Transportes aufgewendet wurde. Ohne daß wir uns überheben, kann man dreist behaupten, daß wir Kunst gleichen Wertes leicht selbst aufgebracht hätten. Eine ganze Reihe von Aquarellen aus Babylon und Syrien find noch ausgestellt. Der Leiter der Ausstellungen, die die deutsche Orientgesellschaft in Salat Schirgât veranstaltet, hat sie gemalt, W. Andreae. Für ein wissenschaftliches Werk über diese Ausgrabungen, als Illustrationsmaterial, mögen sie Wert besitzen. Künstlerisch sagen sie uns nichts. Es ist die übliche Orientmalerei, an der wir, wenn ein künstlerisches Urteil herausgefordert wird schon lange genug leiden. Am anziehendsten in der jetzigen Ausstellung sind eine Reihe kleiner Bronzen des temperamentvollen Carabin. Sie sind schon einige Zeit bekannt. Namentlich ein paar Statuetten, die die Schlangenwindungen der Serpentintänzerinnen festhalten, sind mit künstlerischer Verve ge
arbeitet.
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Der Salon Schulte pflegt also das gute Durchschnittsmaß, das am meisten Aussicht hat, von der breiten Masse des Publikums gelobt und gekauft zu werden. Er hat einen Konkurrenten in dem " Künstlerhaus" in der Bellevuestraße, dessen prunkvolle Räume dazu herhalten müssen, die Arbeiten mittelmäßiger Talente aufzunehmen. Augenblicklich finden wir hier den Berliner Künstlerbund". Richard Kaiser versucht sich an Motiven, die leider schon zu sehr Schablone sind, um, mit einer nur leidlichen, wenn auch fräftigen Technit vorgetragen, eine Wirkung noch auszuüben. Dorfkirchen Wenn solche Motive noch etwas sagen sollen, müssen sie feiner, persönlicher sein. Albert Klingner padt derb zu. Er gestaltet dekorativ. Manche seiner Studien sind nicht ohne Reiz. Er scheint wirklich etwas dekoratives Talent zu befizen. Aber noch muß er manche Aeußerlichkeit überwinden und abstoßen, wenn er mehr als Augenblidswirkung erstrebt. Albert Männchens Kunst ist ebenso haltlos und schwach, wie die Vorwürfe, die er sich wählt, schwebende Gestalten, die in der Luft umhergondeln. August Unger besteht zum großen Teil aus Nachahmung.
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Diese beiden Salons also haften immer noch allzusehr am Gegenständlichen. Sie erfüllen nicht einmal das erste Erfordernis: eine gute Qualität des Technischen zu bieten. Dieses Streben technisch gute Bilder wenigstens zu zeigen hält der Salon Cassirer immer aufrecht. Es ist ein richtiger Instinkt, daß er darauf dringt, daß die Maler malen tönnen müssen. Nicht jeder fann ein Malgenie sein. Aber wer den Pinsel führt, kann einwandsfrei malen lernen. Darum gewährt ein Gang durch die Säle dieses Salons mit am meisten Genuß. Man wird nichts finden, das den Geschmack beleidigt. Er übt eine gute Erziehungsmethode, dieser Salon. Der Leiter dieses Salons scheint sich zudem wohl bewußt zu sein, daß große Kunst auch auf diesem Wege nicht anerzogen werden kann. Da muß noch jenes Mehr an Persönlichkeit hinzukommen, das in den Bann zwingt, imponiert, das eine Gabe, ein Geschenk ist und nicht Produkt der Erziehung.
In der jezigen Ausstellung läßt dieser Salon, der es sich angelegen sein läßt, die Kunst von dem Gegenständlichen zu befreien und das Publikum auf die Vorzüge der Technik aufmerksam zu machen, wohlgeordnet alle die Streitkräfte aufmarschieren, denen er sich widmet. Es sind die bekannten Namen, denen wir hier immer begegnen. Da sind erstens die Franzosen Manet , Monet , Lisley, Cezanne . Manet groß im Figürlichen, Monet wuchtig im Land schaftlichen, isley, der so subtil die feinsten Luftstimmungen in der Natur festhält, das Schwirren und Flirren des Sonnenlichts im Wald und über Wiesen, und Cezanne , dieses eigentümliche, ftarke Talent, von dem im letzten Winter schon ausführlich die Rede war. Dann folgen als zweite Truppe die deutschen Vorkämpfer. Liebermann mit einigen vorzüglichen Studien und Bildern Sonnenlicht auf Waldwegen und in Höfen, in jenem breiten und schönen, saftigen Ton gemalt, die den besten Arbeiten dieses
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Keller und Reiner geht nicht in derselben schroffen Art eigne Wege. Er will für die moderne Kunst dasselbe sein, was Schulte der alten Kunst war: Kaufmarkt. Er möchte immer Schlager haben. Und er braucht dazu Künstler, die ein wenig in Stimmung machen. Stimmung, die sich nur die ganz Großen sollten erlauben dürfen. Augenblidlich rüdt er in den Mittelpunkt das plastische Werk Stephan Sindings :" Anbetung". Vor einer nackten Mädchengestalt, die auf einem Sockel fitt, Iniet ein Jüng ling. Sinding ist so recht ein Künstler für Keller und Reiner. Weich, gefällig, zahm, dabei nicht ohne technische Begabung, sucht er sich immer solche Motive, die auf die Gunst des Publikums rechnen können. Jede herbe, strenge Note fehlt ihm. In der„ Anbetung" stört die Größe der Ausführung. Solche Idee" verträgt nur eine fleine, stizzenhafte Ausführung. Jns Große übertragen wird sie zimperlich, affettiert. Ja, auf die Dauer wirft, dieser Jüngling, der dem Mädchen die Knie tüßt, lächerlich. Es sind hier geheime Gesetze nicht beachtet, die sich rächen.
Den Hauptsaal füllen die Worpsweder , Modersohn, Hans am Ende , Overbed. Auch von ihnen war schon aus= führlich hier die Rede. Modersohn geht dem Sput der Moorlandschaft nach, Ende entnimmt der Landschaft frühlingszarte Stimmungen, Overbeck wirkt durch die Frische seiner Auffassung. Sie alle zus sammen geben in dieser Gesamtheit ein volles Bild der Worpsweder Luft. Es ist die ganze Natur, die sie uns bringen. Von den Bildern Otto Sindings, des Bruders des Plastikers, ist nicht viel zu reden. Es ist gute Durchschnittsarbeit.
In den andern Sälen, die diesmal auch für Bilder verwandt find die Wände find mit grauem Stoff bespannt worden, von giebt es eine leine Elite- Ausdem die Bilder sich gut abheben stellung. Zwei warme Landschaften von Thoma, zwei Bilder von Böcklin Melpomene"( mit rotem Gewand) und„ Gottfried Keller", ein Leibl( Porträt) und einige kleine Bildchen von Urh in seiner schönen, Iyrischen Art. Von Böcklin ist auch der" Froschkönig" da, ein fleines plastisches Werk. So wirkt Keller und Reiner durch die Masse seiner Darbietungen, es kommen noch Möbelausstellungen und kunstgewerbliche Gegenstände hinzu. Auch ein Der Salon wirkt daher wie ein Leseraum zieht das Publikum an. Ernst Schur. modernes Kunst- Kaufhaus.-
Kleines feuilleton.
- Die Bogelwelt der Alpen . In der Frankfurter Vereinigung für Vogelschutz und Vogelliebhaberei sprach fürzlich Herr K. Kullmann über die Vogelwelt im Engadin . Er führte nach der" Frank furter Zeitung " unter anderm folgendes aus: Je nach der Waldund Wiesenformation finden sich im Engadin nicht nur eine große Anzahl unsrer heimischen Sänger in alpiner Verfärbung, sondern in der Nähe der Gletscher Alpenvögel, die nur in Gebieten über 200 Meter vorkommen. In dem noch mit Laubholz ziemlich be= tränzten Thusis treffen wir als Sänger noch unsre Amsel, Gartengrasmücken, Schwarzplättchen, Müllergrasmücken, Bachstelzen, Bauntönige, alle Meijenarten usw. Auf dem Schhnpaß, der sich auſchließt, flingen die letzten heimischen Vogelstimmen an unser Ohr. Erst bei Bad Alvenoe, Bergün , Preda und Filisur wird in den Künstlich geschaffenen Barlanlagen wieder belebter. Nach der Albulapaß- Höhe zu, bei dem Orte Weißenstein, verschwindet das Vogelleben wieder nahezu gänzlich; nur die klagenden Töne des Brachbibers wechseln mit dem schrillen Pfiff des Murmeltieres. Die Paßhöhe bergab schreitend erreicht man das romantische Ponte, einen lieblichen Ort, der uns wieder der Vogelwelt näher rückt. Von hier aus gelangt man durch saftige Alpenwiesen nach Pontrefina, das ein wahres Dorado für unsre gefiederten Sänger ist. Wunderbare Alpenwiesen wechseln mit lang sich hinziehenden Anlagen bis zum Roseg- und Morteratsch- Gletscher. Hier ist vor allem einer unsrer schönsten und seltensten Vögel, der Alpenmauerläufer, der biologisch noch wenig erforscht ist, heimisch. Der Vors tragende konnte ihn im Verlauf von fünf Jahren am Nest ein gehend studieren. Außer dem Mauerläufer sind als ausgesprochene Alpenvögel anzugehören: die Gebirgsbachstelze, der Schneefink, die Schneeammer, die Alpenlerche, das Schnechuhn und die Alpenmeije. Als gemeine Alpenvögel seien die Alpenkrähe mit rotem Schnabel und gelben Beinen und die Alpendohle mit rotem Schnabel und gleichen Beinen, der spitzschnäblige Tannenhäher, die alpin gefärbte Misteldrossel, der Grün- und Dreizehenspecht registriert. Unfre heimische Vogelwelt ist vor allem durch das Hausrotschwänzchen in alpiner Verfärbung bis in die Schnee- und Eisregion überall ans zutreffen. Ferner beobachtete der Redner Zaunkönig, Goldhähnchen, Baumläufer, Alpenmeisen, Baumbiber in den Anlagen und die eigentümlich gefärbten Stein- und Wiesenschmaker, graue Bachstelzen und unsre allbekannte Singlerche in den Wiesen. Der Gesang der Lerche in solch hohen Regionen berührt den Vogelfenner ganz eigentümlich. Im Orte Pontresina selbst finden sich wenige Hausschwalben neben einer um so größeren Zahl von Mauerfeglern. Der Abzug der lettgenannten Vögel nach Italien über den Biza Julier wurde von dem Vortragenden schon am 24. Juli beobachtet.