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Und doch giebt's mehr solche, die schlecht essen, als solche, die Und das ist bei dem Sohn des Böas nicht etwa ein Ausbruch fich was zu gute thun fönnen, und die Welt geht nicht zu der Verzweiflung über die eignen furchtbaren Leiden wie bei dem Grunde, und gerade jene find's, die alles zusammenhalten. biblischen Hiob, dem die Qualen das Kezerwort auspreßten:„ Es Und's giebt verschiedene Leute unter ihnen; welche die schlecht ist alles eins, den Gerechten vertilgt er( Gott ) wie den Frebler!". und dumm sind, und welche, die gut sind und flug. Wie wadren Patroklos und die Erhaltung des niederträchtigen Therfites. sondern in einer ruhigen Stunde bemerkt er es über den Tod des überall. Aber jeder von ihnen weiß: was nicht geht, das geht nicht, und erst dann ist's wirklich schlimm, wenn's geht und man's doch nicht haben kann, dann kocht's in jedem von wegen der Ungerechtigkeit der Menschen."
Er hatte Luft noch weiter zu reden, denn diese Dinge lagen ihm immer am Herzen, aber er gewahrte die leichte Kleidung Eugeniens und schloß großmütig:
" Ich will schon ein andermal davon reden. Gehen Sie jetzt hinein, denn es ist kalt."
13.
Jan hatte beschlossen, mit den andren zu fliehen. Mit der Gewandtheit erfahrener Verschwörer entwarfen sie den Fluchtplan und verteilten die Beschäftigungen unter einander. Sie hatten nur wenig Zeit, dagegen aber mußte eine Unmenge von Arbeit bewältigt werden. Arkanoff erbot sich zwar, die nötigen Mittel herbeizuschaffen, fie sich aus der Heimat kommen zu lassen, aber er verlangte, es sollte dann erst im nächsten Jahre aufgebrochen werden.
Dann können wir alles reiflich überlegen und die Vorbereitungen ohne Uebereilung treffen. Eine Seereise ist keine Kleinigkeit," setzte er ihnen verständig auseinander.
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Was? Anderthalb Jahre sollten wir warten? Niemals," murrten die Verbannten. Gott weiß, was unterdessen geschehen kann. Es wird ein neues Attentat verübt, ein andrer Gouverneur fommt, oder jemand denunziert uns von hier aus, und alles ist verloren; sie können uns dann fortschicken, in verschiedenen Ulussen unterbringen. Dieser neue Plan fann nur gelingen, wenn er schnell und auf der Stelle ausgeführt wird. Eile mit Weile das hat seine Berechtigung, wenn man philosophische Systeme aufbaut, aber nicht, wenn man etwas unternehmen will. Worauf sollen wir warten? ft vielleicht noch ein Zweifel an unfren Willen zur Flucht vorhanden?" fiel Niehorski über dies Verzögerungsprojekt her. ( Fortfehung folgt.),
( Nachdruck verboten.)
,, Sittliche Weltordnung".
Schweres Kopfzerbrechen verursachte den Theologen schon in alten Zeiten das Problem, das auch von einem modernen Dichter in der versificierten Fassung gestellt wird:
Noch ferner lag den Alten, auf den Atheismus zu verfallen. In der alttestamentlichen Litteratur giebt es nur eine Stelle, die ihn erwähnt, um dagegen zu polemisieren( Psalm 14) und sie gehört trotz der Ueberschrift, die das Gedicht dem König David zuschreibt, unstreitig einer späteren Zeit an. Auch unter den Griechen und Römern waren eigentliche Gottesleugner wie Anayagoras und Lucretius äußerst selten.
zu Grunde liegende Anschauung, daß die Götter die Frevel der Es läßt sich vermuten, daß die den antifen Schicksalstragödien Ahnherrn auch noch an ihrer Nachkommenschaft rächen, ein Versuch gewesen ist, den Widerspruch der Wirklichkeit mit der göttlichen Gerechtigkeit auszugleichen. Auch im Detalog( die Zehn gebote) heißt es noch, Jehovah sucht die Miffethat der Bäter heim an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied. Weil aber das einer aufgeweckteren Zeit anstößig erscheinen mußte, wird diese Auffassung von einem späteren Propheten, Hesekiel , in einer längeren Rede bekämpft( Stap. 18), die beginnt: Was heget Ihr im Lande dies Sprichwort und sprechet: Die Bäter haben Heerlinge gegessen, aber aber den Kindern find die Zähne davon stumpf geworden?" Er versichert vielmehr:" Der Sohn soll nicht tragen die Missethat des Vaters und der Vater nicht die Missethat des Sohnes; sondern des Gerechten Gerechtigkeit kommt ihm selbst zu gute und des Ungerechten Ungerechtigkeit hat er allein zu tragen." das Glüd der Schlechten sind vorübergehend. Die Götter find Ein andrer Lösungsversuch war: die Leiden der Gerechten wie langmütig und lassen die Frebler eine Beitlang gewähren, dann aber fahren sie um so drastischer drein, eine Anschauung, die zum Beispiel auch in den" Bacchen " des Euripides zum Ausdruck kommt. Die Schlechten grünen wie das Gras und die Nebelthäter blühen, damit sie zuletzt vertilgt werden für immer," singt der 92. Pfalm. Das Evangelium gebraucht dafür das Bild vom Unkraut, das der Gärtner erst ausrauft, wenn es hoch gewachsen ist.
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Dieselbe Lösung ist auch die Pointe des Buches Hiob , das zugleich die Leiden des Gerechten als Prüfung desselben hinstellt, wozu fich Gott entschließt, um die Zweifel Satans zu widerlegen. Meinst du, sagt dieser im Prolog( dem bekanntlich der Fausts Prolog nachgebildet ist), daß Hiob umsonst gottesfürchtig ist? Dut haft ja das Wert feiner Hände gesegnet fein Gut hat sich ausgebreitet im Lande. Aber recke deine Hand aus und taste an alles, was er hat: was gilts, so wird er dir ins Gesicht fluchen!" Worauf ihm Gott erlaubt, dem Hiob alles Böse zuzufügen, nur sein Leben müsse geschont bleiben. Schließlich fegnete Gott Hiob mehr denn zuvor und er starb alt und lebenssatt". Das Problem der Theodicee ist die Grundidee dieses auch vermöge seiner sprachlichen Kraft und Schönheit( wovon teine Uebersetzung einen Begriff geben kann), seiner Bilderpracht und der Lebendigkeit seiner Schilderungen, des Ergreifenden seiner lyrischen Ergüsse, dem Höchsten, was die Poesie der Weltlitteratur hervorgebracht hat, ebenbürtig zur Seite steht, und das im Rahmen einer Begebenheit grandiose Frescobilder aus Natur, Bölfer- und Menschenleben aufrollt. In den herrlichen Dialogen zwischen den Freunden und dem schwer leidenden Hiob, der zugleich die leidende Menschheit repräsentiert, wird unter allerlei Erzwungenem, womit die Freunde die Rechtfertigung Gottes berfuchen, auch das asylum ignorantiae( fyl der Unwissenheit) aufgeführt, die Unerforschlichkeit der göttlichen Ratschlüsse. Gott selbst aber, der am Schluß erscheint, erklärt, daß ihm die ehrlichen Anflagen Hiobs besser gefallen haben als die Sophistereien seiner Freunde.
Warum schleppt sich blutend, elend, Unter Kreuzlast der Gerechte, Während glücklich als ein Sieger Trabt auf hohem Roß der Schlechte?" Aber nicht als Klage, wie bei dem ungläubigen Heine, sondern als Frage, die einer Lösung dringend bedarf, wurde von der Theologie diefes Warum? aufgeworfen. Die göttliche Gerechtigkeit, die sich in der Proportion von Frömmigkeit und Glück beweisen soll, war ja ihr Fundamentaldogma. Und das nicht bloß bei Juden und Christen. Wenn der römische Poet fingt:„ Cura pii, Dii sunt, et qui coluere coluntur"( Die Rechtschaffenen stehen in der Obhut Ser Götter und die Verehrer der Götter werden von ihnen gehegt Dasselbe Problem bildet auch das Thema des 73. Psalms, und gepflegt"), so bringt er damit eine bei Griechen und Römern worin ein späterer Dichter, Assaph, sagt, er wäre schier gestrauchelt allgemeine mythologische Anschauung zum Ausdruck. Wenn die Menschen an einer Ansicht ein lebhaftes Intereffe empört über die Prozen, da ich sah, daß es diesen Schurken so und an der göttlichen Gerechtigkeit irre geworden, denn ich war haben, stellen sie unter Umständen die greifbare Wirklichkeit auf den wohl ging. Sie strogen von Fett, das Ungemach andrer Leute Kopf und leugnen sogar die geometrischen Lehrfäße des Euklid, hat plagt fie nicht. Hochmut ist ihr Halsgeschmeide und Gewalteinmal ein Staatsmann gesagt. Bei dem grellen Widerspruch der thätigkeit umgiebt sie wie ein Kleid. Bosheit dringt aus ihrem Wirklichkeit mit jenem Glauben wäre es das Nächst Busen, Tüde bricht hervor aus ihrem Herzen. Frech reden sie von liegende gewesen, diesen selbst, den Glauben an das Walten oben herunter und im Lande schaltet ihr Wort. Sieh' da, jene einer göttlichen Gerechtigkeit in den individuellen Geschicken, Gewaltmenschen, wie sie ungestört bleiben, wie ihr Reichtum sich was man die fittliche Weltordnung" nennt, preiszugeben. Das mehrt! Ich aber hielt vergebens rein mein Herz und wusch meine aber lag den alten Zeiten fern; war doch dieser Glaube nicht allein Hände in Unschuld. das vulgäre Motiv der Frömmigkeit und Tugend, so daß mit seiner mein Leid mit jeglichem Morgen usw." Dann aber, sagt der Dichter, Tagtäglich erneuert sich mein Kummer und Breisgabe der ganze Bau der Religion zusammenbrechen mußte und fei er zur Einsicht gelangt, daß das Glück der Frevler alle Moral aus Rand und Band zu gehen schien. Es galt also, doch nur ihn gegen die Wirklichkeit zu retten und mit allerlei Advokaten er selbst aber trotz seiner Leiden ein besseres Glück genieße. Er ein Schatten- und Scheinglück sei, ein Traum, Iniffen zu verteidigen. Das nannte man das Problem der„ Theodicee" meint wohl das innere Glüd eines reinen, tugendhaften, gottinnigen ( Rechtfertigung Gottes).
Nur der große griechische Tragiler Sophofles legt seinem
Philoftet die bitteren Worte in den Mund:
" Ja, langer Dauer freut das Böse sich. Mit zarter Sorgfalt hegen es die Himmlischen. Sie lieben, Tückevolles und Verschlagenes Zurückzuführen aus dem Reich der Unterwelt, Und was gerecht und edel ist, hinabzusenden. Wie kann ich Götter loben, wenn die Götter, So hoch gepriesen, schlecht erfunden find!"
Lebens, doch ist er in seinen Ausdrücken ziemlich dunkel.
Vielleicht war es hauptsächlich dieses Problem, welches zum Glauben an die Fortdauer der Seelen nach dem Tode und an die jenseitige Belohnung und Bestrafung geführt hat. Damit war die Lösung in eine unkontrollierbare Sphäre verlegt und der Berlogenheit der Theologen ein Ende gemacht. Schon die griechische Mythologie fennt die drei Nichter über die Seelen in der Schattenwelt: Minos , Aiatos und Nhadamantys, und schon Homer läßt berühmte Frevler wie Tantalos und Sisyphos nach dem Tode aus gesuchte Qualen leiden. Was aber da nur dichterische Phantasie