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In der Aufführung überraschte Käthe Hannemann in der geworden. In dem Berichte der Kammer wird gesagt:" In den letzten Rolle der Maria durch ungewöhnliches Talent. Ihr Mienenspiel, die Jahren hatte Wien  , namentlich in den kleineren Phantasieartikeln, Bewegungen der Hände und des Körpers sprechen lebendiger vom dank der" Sezession", eine führende Rolle übernommen, und da die Wesen dieser armen Seele als die Worte des Dichters. Wunderbar wirtschaftlichen Verhältnisse in den konsumierenden Staaten günstige traf sie den Ton durchbrechenden, fanatischen Troyes   in ihrer legten waren, machte sich dies auch in den Exportausweisen bemerkbar. großen Szene. Herr Albrecht Friedrich   that für den guten Leider hat diese Mode" rasch ihr Ende erreicht, der neue Stil" brachte nichts, was Früheres an Schönheit und Reiz übertroffen Schullehrer das Mögliche. Die anderen Rollen blieben farblos. hätte und ist dadurch unmodern geworden. Die alten Stile sind aber abgebraucht und bieten keinen Reiz mehr für den Käufer. Führende Kräfte, die, an Vorhandenes anknüpfend, durch Weiterentwickelung Neues schaffen würden, fehlen uns in Wien   nicht minder wie ander wärts; diesem Umstande ist es neben den schon erwähnten ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnissen teilweise zuzuschreiben, daß der Export im bergangenen Jahre abnahm."

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d t.

Geographisches.

e./s. Lustspielhaus. Bieberleute." Komödie in vier Akten von Robert Misch.- Es ist leichter, vom Bettel zu leben, als von ehrlicher Arbeit, die wenig oder nichts ein­bringt. Nach diesem Grundsak handelt die feine Familie, die uns Misch vorführt. Das Milieu erinnert an die Ehre" und an den Biberpelz". Natürlich gehen diese Biederleute" nicht auf die Straße und betteln, sie haben eine viel schlauere Art herausgefunden. Sie stehen mit allen möglichen Wohltätigkeitsanstalten in Verbindung, denen sie Gesuch um Gesuch schicken. Unter sich trinken sie Rotwein vor den Donau  - Mündungen liegt, ist nicht, wie häufig irrig ans and essen Gänsebraten, der natürlich sofort verschwindet, wenn ein Mitglied der Armenpflege erscheint, um die Verhältnisse zu in­Spizieren". Dann stellt sich der alte Breithaupt hin, schlägt an sein Herz und versichert in treuherzigem ostpreußisch:" Ich bin ein alter, preußischer Soldat" und die Alte betont unter Schluchzen: Wir find arme, aber ehrliche Leute." ent

gc. Die so selten besuchte Schlangeninsel, die genommen wird, eine Anschwemmung der Donau  , sondern besteht aus Schieferschichten, ganz wie die Ausläufer des Balkan, als deren Fortsetzung sie angesehen werden muß. Sie erhebt sich mit steilen Felsenwänden von 20 bis 30 Meter Höhe aus dem Meere, das überall genügende Tiefe für die größten Schiffe bietet; von Schlamm ist keine Spur, die Anschwemmungen der Donau   werden offenbar durch die Strömung der Küste entlang weggeführt. Auf dem höchsten Punkte der Insel, 40 Meter über dem Meeresspiegel, erhebt sich ein Leuchtturm zweiter Ordnung, dessen Feuer man von der Sulina  aus sieht. Die Insel hieß im Altertume Leute und war hochberühmt als die Heimat des Achilles, dem sie seine Mutter schenkte; er hatte hier ein Heiligtum mit berühmtem Orakel. In alter Zeit scheint auch eine kleine griechische Kolonie hier bestanden zu haben, die mit den Völkern an der Donaumündung Handel trieb; aber schon zur Zeit Kaiser Hadrians  , wo Arrion die Insel besuchte und dem Kaiser in einem noch erhaltenen Briefe darüber Bericht erstattete, war sie unbewohnt, nur Ziegenherden fand man auf ihr, aus denen zufällig landende Schiffer die Opfertiere entnahmen. Die Bildsäule des Achilles war von Holz. Ihren heutigen Namen hat die Insel von den sehr zahlreichen Nattern.

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Humoristisches.

Doch auch die Armenvorsteher suchen auf ihre Kosten zu kommen. Breithaupt hat nämlich eine niedliche, freche Tochter Milly. Und sowie der Rentier Reinecke die sieht, leuchtet ihm ein, daß hier etwas geschehen muß, und er nimmt die Tochter zu sich ins Haus als Hausfräulein. Goldene Berge werden ihr versprochen, wenn sie ihre Pflichten treu erfüllt". Sie erfüllt sie so treu, daß sie bald ihrer Mutter ein kleines Geheimnis ins Ohr flüstern kann. Das ist dem Vater nicht etwa unangenehm. Gott   bewahre! Mit schlauer Berechnung nimmt er sich den Rentier vor und wirft ihm in höchster moralischer Entrüstung sämtliche Phrasen an den Stopf, die bei solchen Gelegenheiten gang und gäbe sind, um dann das Geschäftliche zu besprechen und dem Opfer ganze 35 000 M. herauszupressen. Mit diesem Geld födert er nun wieder Leo, das andere Verhältnis von Milly, der gar nicht daran denkt, Milly zu Heiraten. Junger, schnoddriger Kaufmann, der sich etablieren möchte. Amüsiert sich, keine Rede von Heirat. Da aber kehrt der Vater auch hier den Moralischen heraus. Auch er ist schuldig an dem füßen Geheimnis. Bei diesem Jungen fängt das aber nicht. Aber das Geld, das wirkt. Soviel braucht er gerade. Sie schließen Lachend das Geschäft und Milly fliegt ihrem Leo um den Hals. So triumphieren diese Leutchen, indem sie mit launigem Geschick all die Phrasen, die in unserer Welt umherschwirren, von Vaterland, Kirche und Sittlichkeit, herunterschnurren und jedesmal fällt dafür für sie etwas ab. Der Alte führt über die einlaufenden Wohltätigkeits­gelder, Anzüge, Strümpfe usw. gewissenhaft ein umfängliches Kassa­buch. In dem angeflicten Schlußatt steigert sich die Komit noch. Hochzeitstafel. Der Pastor fommt. Breithaupt, der mit einem unglaublichen Zylinder alle Sonntage in die Kirche zog, erhält den Küsterposten und beginnt schon, salbungsvoll zu reden. Diesen Küsterposten hatte er nämlich dem vergnügungssüchtigen Rentier, - Der Proz. Nachbar( zum Hofbauer, der am Gericht der in der Kirchenverwaltung ein Wort hat, auch noch als Sünden- war): Was! Fünfzig Mart mußt Du für die Maulschelle zahl'n? geld abgenötigt. Mir hat meine damals nur zehn koſt'!" " So wenig haben sie mir gar nicht anzubieten' traut!" ( Meggendorfer Blätter.  ")

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Ein alter Professor, der mit sich und der Welt hadert, wohnt bei Breithaupts ein. Er verrät frühere, intimere Beziehungen zu Frau Breithaupt, indem er ab und zu in ein Du" verfällt. Die einzige anständige ist die zweite Tochter. Sie geht ins Geschäft und spart. Vater Breithaupt verachtet sie." Sieh Deine Schwester an, sie hat's zu was gebracht." Den Bräutigam, den äußerst korrekten" könig­lichen Beamten, schmeißt er um dieser leidigen Eigenschaft zur Tür Hinaus. Und die Komödie schließt damit, daß der lüsterne Rentier während der Hochzeitsfeierlichkeit dieser anderen Tochter das An­erbieten macht, zu ihm als Hausfräulein zu kommen. Der Krieger­berein überbringt die Ernennung zum Präsidenten und bricht in das dreimalige kurz abgerissene Hurra, Hurra, Hurra" aus.

Natürlich wird dies alles nur als lustige Farce benutzt. Die Bertiefung, das däronische Lachen fehlt. Beitströmungen sind ge­wandt benutzt. Die alte Art, nur modernisiert und etwas kecker zu­greifend, um jedoch noch rechtzeitig Halt zu machen und die Schroff­heit ins Lächerliche hinüberzuführen. Auch die alte, verstaubte Lust­spieltechnik ist etwas aufgefrischt, Situationskomik ist vermieden, einer oberflächlichen Uebertreibung ist aus dem Wege gegangen. Wenigstens ein Versuch, Charaktere zu entwickeln, wenn auch die alte, leidige Einseitigkeit des Sehens noch obwaltet.

Gespielt wurde gut. Namentlich Hanns Fischer schuf in dem geriebenen Vater Breithaupt einen ganzen Menschen, voll Saft und Ursprünglichkeit. Franz Schönfeld spielte den Leo flott und schnoddrig. Impekoven   stellte in dem knurrenden Professor eine glaubhafte Figur hin. Der Beifall war reichlich und laut. Die Hervorrufe setzten schon nach dem ersten Aft ein.

Kunstgewerbe.

Der Herr Steuerinspektor. Wer ist denn der Herr mit der alten Dame?" Das ist die Steuerschraube unserer Stadt; die Alte ist die Schraubenmutter!"

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- Mißverständnis. Schauspieler( renommierend): und in Berlin  dort haben sie mir die ich sage Ihnen Pferde ausgespannt!" Bliemchen: Ja, ja! Dort gibts beese Menschen! Mir hawen sie auch' mal, wie ich dort war, die Reisedasche,' s Bordmonäh und die Uhr ausgeschband!"-

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Die Hauptsache. Schwiegervater: Sie wollen heiraten, was haben Sie eigentlich?" Freier: Courage!"

Büchereinlauf.

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E. v. Nesselrot: Jlse Salm". Roman. Berlin  . F. Fontane u. Co. Pr. 5 M. Berlin, Theodor Duimchen: Bruch". Roman. Leipzig  , Paris  . Hüpeden u. Merzyn. Antonio Fogazzaro  : Das Geheimnis des Dichters". Roman. Berlin  , Leipzig  , Paris  . Hüpeden u. Merzyn.

Deutsche Humoristen". Dritter Band( Hans Hoff­mann, Otto Ernst  , Mar Eydt, Helene Böhlau  ). Hamburg  - Groß­borstel. Verlag der Deutschen   Dichter- Gedächtnis- Stiftung. Pr. 1 M.

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Heinrich Lilienfein  : Maria Friedhammer". Drama. Heidelberg  . Karl Winters Universitätsbuchhandlung. Sammlung: Neudrucke literar- historischer Seltenheiten. Nr. 2. Meine Geschichte, ehe ich gebohren wurde." Eine anständige Posse vom Mann im grauen Rode. Herausgegeben von Dr. S. Rahmer. Berlin  . Ernst Frens­dorff. Preis 3 M.

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-Ludwig Pietsch  : Von Berlin bis Paris." Kriegsbilder. Berlin  . F. Fontane u. Co. Preis 3 M.­- v. Stendhal  ( Henry Beyle  ): Essays". Aus dem Französischen und mit Einleitung von Artur Schurig, Berlin  , Leipzig  , Baris. Hüpeden u. Merzyn.-

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Dr. Otto Weddigen  : Geschichte der Theater Deutschlands  ". Mit zahlreichen Illustrationen, Faksimiles und Die Wiener Handelskammer und die Beilagen. 1. Heft. Berlin  . Ernst Frensdorff. Preis der Lieferung Gezession". Nach einem Berichte, den die Kammer dem 1 M. Handelsministerium über die Lage der Bronzewarenindustrie, sowie Dr. Heinrich Jlgenstein: Wilhelm v. Polenz". über die Erzeugung und Absatzverhältnisse von feineren figu- Essay. Berlin  . F. Fontane u. Co. Br. 2 M.­ralen und ornamentalen Bronze waren vorgelegt Fred Hood: Bom Rhein zum Mississipi". hat, ist auch schon die Sezession veraltet. Sie ist schon unmodern Reisebriefe. Pößned i. Th. Bruno Feigenspan. Pr. 2 M.­Verantwortl. Redakteur: Paul Büttner  , Berlin.-Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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