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den Wolfen, die sich über der Schlucht wölbten und sanken| Unterstüben, Burechtweisen seitens des Lehrers tritt ganz dahinter bis auf ihren Boden herab, wo sie von den wütenden Wogen aufgegriffen und weitergewirbelt wurden.

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Alles ist grau: die Felsen, die Luft, das Wasser! Ich fehe nichts mehr! Zieht die Ruder ein!" sagte Niehorski. Das Rudern war übrigens überflüssig, denn der Strom eilte den Rudern voraus und diese klatschten nur erfolglos ins Wasser. Die Nebel, die sich oberhalb der Schlucht ballten, hingen in langen Feßen bis aufs Wasser herab, und die Felsen zu beiden Seiten schienen nicht mehr senkrecht aufzuftreben, sondern sich einander entgegenzuneigen.

Sie schossen an den Verbannten vorüber, wie die Säulen­gänge eines unerbittlichen feuchten, falten Hölleneingangs.

,, Na! Wenn wir jetzt an den kleinsten Stein prallen, dann ists auslebendig kommt da keiner davon! Wir fahren mit Ertrapost ins Jenseits ein!" meinte Jan.

Still! Hört ihr ihn? Der Wasserfall!" unterbrach ihn Miehorski. In der Schlucht vor ihnen, heulte, toste und klatschte es im Nebel.

Die Strömung war so stark, daß sie meinten, das Boot stehe still, und bebe nur vor Furcht, und die immer mächtiger braufenden Stimmen, die sie hörten, kämen mit Sturmeseile auf sie zu.

Krafsuski und Alerandroff an die Ruder! Schnell!" befahl Niehorski mit versagender Stimme.

Sie jetzten sich nieder und ergriffen die Stangen. ,, Wartet aufs Kommando!"

Die anderen drängten sich im Vorderteil des Schiffes zu sammen, und ihre Augen bemühten sich, den Nebel zu durch­dringen, um den Feind zu erblicken. Plötzlich standen sie einem Wunder gegenüber: ein hoher, herabhängender Fels verschloß die Schlucht und schien den Fluß zu verschlucken. Ein bleicher Lichtstreif, der von der Seite einbrach, als hätte ihn der hinter einer Wolfe verborgene Mond ausgefchickt, zeichnete geheim­nisvolle Hieroglyphen auf die dunkeln Abfäße des Berges, und versilberte die Schaum- und Wasserstäubchen, die an dem Riesen auf und niederschwebten. Der Fluß schoß brüllend unter das jamze Gewölbe.

( Fortsetzung folgt.)

In Berlins

( Nachdruck verboten.)

Itädtischer Blindenfchule.

Vierzehn bis fünfzehnjährige Mädchen bringen gegen 8 Uhr morgens nach den Hause Oranienstraße 26 Kinder beiderlei Ge­schlechts und verschiedenen Alters, die von ihnen aus der elterlichen oder sonstigen Behausungen abgeholt und mittags, etwas nach 12 Uhr, dorthin zurückgeleitet werden. Sie sind städtische, der Obhut von Familien anvertraute Waisen und nehmen nach dem Abgang aus der Schule an Kursen einer Fortbildungsschule in der Alten Jakobstraße für die Dauer eines Jahres teil. Während dieses Jahres ist jedes der Waisenmädchen verpflichtet, eine Schülerin oder einen Schüler der städtischen Blindenschule morgens nach der Anstalt und mittags nach Hause zu führen.

zurück und macht sich im wesentlichen kaum mehr als bei nicht- blinden Kindern bemerkbar. Eine Abweichung besteht z. B. darin, daß während der Freiübungen die Kinder durch Aufruf ihres Namens zum Vor­

treten veranlaßt werden.

Die Blindenschule nimmt Kinder vom 6. Jahre an auf und be

hält sie ungefähr bis zum 15.; eine Entlassung erfolgt hier nicht nach so genau feststehenden Regeln wie in den übrigen Gemeindeschulen. Defters wird sie im Interesse der Kinder mehr oder weniger hinaus­geschoben. Zum nicht geringen Teil wurzeln mangelhafte Leistungen in zu später Einschulung. Für blinde Kinder gibt es ebensowenig wie für taubstumme und schwachsinnige, einen Schulzwang.

Auf dem Lehrplan der Blindenschule stehen Schreiben, Lesen, Rechnen, Geographie usw., wie auf dem jeder anderen Gemeinde­schule, wenn auch mit der durch das Unglück der Kinder bedingten Einschränkung, und außerdem Fertigkeiten, wie z. B. das Formen aus Ton, das Flechten. Für manche Stunden gleicht die Klasse mehr einer Werkstatt als einem Schulzimmer. Es wird geklopft, ge= hämmert, gebohrt oder in sonstiger Weise hantiert. Bewunderswert 3tveige und andere Dinge muten geradezu fünstlerisch an. zierlich sind die Gebilde aus Ton. Nicht wenige Körbchen, Blätter, Zum großen Teil werden solche Schöpfungen späterhin entformt und wiederum zu einem Klumpen zusammengeballt, um abermals als Knetmasse dienen zu können. Es geschieht das jedoch nie seitens der Kinder. Diese sollen nicht wissen, daß ihre Arbeit zerstört wird. Sie würden dies als Kränkung empfinden und so entweder ganz um ihren Schaffenstrieb und ihre Schaffensfreudigkeit kommen oder mindestens eine recht bedenkliche Einbuße daran erleiden.

Befremdend wirkt auf den, der zum erstenmal dem Unterricht in der Blindenschule beiwohnt, der Umstand, daß die Kinder den Kopf nicht der Arbeit, die sie in Händen haben, zuwenden. Er kennt ja das Weshalb. Trotzdem bannt ihn die Macht des Ungewohnten. Noch eigenartiger aber berührt's ihn, daß er hier und da und dort Kinder mit verbundenen Augen erblickt. Es handelt sich in solchen Fällen um Zöglinge, denen der Quell des Sehens nicht gänzlich aus­geflossen ist. Ihnen eignet zwar eine mehr oder minder deutliche Lichtempfindung, fie reicht jedoch nicht hin, um mit ihrer Hilfe die Kinder erreichen nichts dadurch, daß sie die Augen eifrig auf die Arbeit der Hände entlasten zu können. Hier in Frage kommende Arbeit richten. Im Gegenteil, sie schaden sich hiermit nur. Während sonst Schüler und Schülerinnen zum Hinsehen, zum sehr genauen Hinsehen angehalten werden, liegt in der Blindenschule der Fall gerade umgekehrt. Haben die nicht gänzlich blinden Kinder aber auch wirklich den guten Willen, auf den Gebrauch des Auges zu ver­zichten, so bildet dabei doch die Verknüpfung mit früheren Gepflogen­heiten den Stein des Anstoßes. Man verrammelt deshalb durch ein Verbinden des Auges den Zugang zum alten Fahrweg und achtet darauf, daß es gründlich geschieht, und daß die Kinder nicht ver­suchen, unter dem Tuch hinweg auf die Arbeit zu blicken. Handelt es sich nicht ums Lesen usw., sondern nur um ein Zuhören, so unter­bleibt das Verbinden. Mit ihm verfolgt man überdies den Zweck, den Lichtschimmer, wie schwach er auch sein mag, zu erhalten. Für nicht gänzlich ausgeschlossen sein. Ueberanstrengung würde diese einzelne Fälle soll ja die Möglichkeit, daß er erstarkt und wächst, jedoch untergraben und den Lichtschimmer bald zum völligen Er­löschen bringen.

oder von links, von vorn oder von hinten auf die Kinder fällt, Ob die Tische und Bänke so stehen, daß das Licht von rechts das bleibt für die Blindenschule ganz belanglos. Kämen nur die Zöglinge und blinde Lehrerinnen und Lehrer in Frage, so könnte der Unterricht auch in einem vollständig finstern Raum erteilt werden. Ein solcher böte den Vorteil, das Grab der vorerwähnten Sehversuche zu sein.

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Braille

Diese Einrichtung besteht seit der durch den früheren Stadt- handen. Es wird mit einem Stahlstift, der sich, auch hinsichtlich des Federn und Tinte sind, wenigstens für die Kinder, nicht vor­schulrat Bertram bewirkten Gründung der Blinderschule, die, ur- Griffs, in dem er steckt, wie ein kleiner Bohrer ausnimmt, geschrieben. sprünglich in der Alten Jakobstraße untergebracht, erst neuerdings Beim Lesen und Schreiben dient der Taftsinn auf dem Wege durch die nach der Oranienstraße übersiedelte. Das Geleit durch Waisen- aus Frankreich stammende Braille- Schrift als Vermittler. mädchen bildet die Regel und liegt nur für wenige Kinder anderen hat die nach ihm benannte Schrift aber nur verbessert. Ihr Erfinder Persönlichkeiten ob. Die Anstalt führt darüber, jede Aenderung berist Barbier. Sticht man mit einer Nadel in ein Papier, so buchtet mertend, genau Buch. Auf die Frage, weshalb das Begleiten nicht sich umstehend eine fleine Erhöhung auf. Solche erhöhten Punkte uneingeschränkt den betreffenden Familien überlassen bleibt, hieß es, bilden die Braille- Schrift. Der Blinde befühlt sie und erkennt aus daß dann kein regelmäßiger Schulbesuch zu erzielen wäre. Der der Anordnung den Buchstaben. Unterricht entfällt ausschließlich auf den Vormittag, und zwar für fämtliche Klassen, deren jede im Durchschnitt 15 Kinder aufnimmt, auf die Zeit von 8 bis 12. Die Ferienordnung kommt der der übrigen Gemeindeschulen gleich. Ein Teil der Lehrmittel wird un- Schriftzeichen in Frage. Keins aber erfordert mehr als 5 Punkte, entgeltlich geliefert und Schulgeld nur für die nicht in Berlin wohnen- und nur zwei Buchstaben, den Zöglinge eine Kleine z. B. war in Pankow ansässig Herr Direktor Kull leitet die Anstalt seit ihrer Eröffnung.

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Mädchen und Knaben werden gleichsam in fünf aufsteigenden Klassen von Lehrerinnen und Lehrern, darunter auch blinden, unter­richtet. Eine Trennung nach Geschlechtern besteht nur für den zusammensetzen. Man zeichnet z. B.: Unterricht in den weiblichen Handarbeiten und für den Turnunter­richt der oberen Klassen. Jener bleibt auf das Stricken beschränkt. o o A Sehr mühevoll ist's, die Mädchen hierin zur Fertigkeit zu bringen. o o Oft muß mit Uebungen, bei denen Bindfaden zur Verwendung kommt, der Anfang gemacht werden. Ueber das Striden hinaus: gehende Handarbeiten gehören dem Fortbildungsunterricht an. Der Turnunterricht fußt auf dem Plan, der für Berlins sonstige Ges meindeschulen Geltung hat. Rundgänge und andere Uebungen er­folgen in bewundernswerter Ordnung und Genauigkeit. Einhelfen, und

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Diese zehn Buchstaben machen die erste, nur über die obere die mittlere Linie verteilte Gruppe aus. Fügt( man auf der