Kleines feuilleton.

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Theater.

gehoben, noch ein drittes geheimnisvolles Tier im Innern Afritas zu vermuten hat, über das gleichfalls Stanley, Doggett und -Japanische Heiratsannoncen. Der" Frankfurter Beitung" Antilope mit furzen Schraubenhörnern, die äußerlich der Nilgau­Johnston selbst Kunde erhalten haben. Es ist vielleicht eine große wird geschrieben: Die Japaner scheinen nicht bloß in militärischer Antilope ähneln dürfte. Ein Mitglied der Stanleyschen Expedition Beziehung fich westlicher Methoden zu bedienen und europäischen  Mustern mit Erfolg nachzueifern, sondern auch aus anderen Gebieten brachte ein paar Hörner mit, die der Elen- Antilope zugeschrieben abendländischer Kultur ihr junges modernes Volksleben zu be- wurden; lettere aber wird von jenem noch nicht von einem Europäer reichern. Eine Durchsicht der zeitgenössischen japanischen Tages- gesehenen Tier seitens der Eingeborenen des Kongo  - Waldes wohl unterschieden. journale zeigt nämlich unter den Ankündigungen von Industrie­artikeln und Dienstleistungen aller Art gegenwärtig auch schon die bisher auf das Abendland beschränkt gewesene Heiratsannonce. Allerdings trägt die sechsspaltige ostasiatische Chesehnsucht durch die Expedition"( wie es in derartigen Kundgebungen heißt) noch nicht den westlichen Stempel der Geschäftsmäßigkeit, die etwa" behufs lohnender Geschäftserweiterung" oder behufs lukrativer Eta­blierung" irgendwo hineinheiraten" will, sondern sie hat sich noch den ganzen frischen Blütenstaub orientalischer Poesie bewahrt. So fündigt beispielsweise ein junges japanisches Mädchen durch ein Inserat an, daß es einem geeigneten Manne fürs Leben anzugehören wünsche:" Ich bin ein sehr hübsches Mädchen," heißt es mit echt japanischer Angriffsschnelligkeit gleich im ersten Sake. Mein Teint besitzt die Frische und Bartheit der Blume. Der Ausdruck meines Antlizes ist beweglich wie ein Blatt des Weidenbaumes ( Silberpappel). Meine braunen Augen gleichen den Sicheln des Mondes. Genug irdischer Güter nenne ich mein eigen, um Hand in Hand mit meinem Gatten durchs Leben zu gleiten, versenkt in die Betrachtung der Blumen bei Tage und des Mondes bei Nacht. Sollte dies Bekenntnis dem Auge eines Mannes begegnen, flugen Sinns, liebenswürdig und von gutem Anstand, so will ich ihm ange­hören fürs Leben und später mit ihm ruhen in einer Gruft von rotem Marmor." Derartig weitreichende, bis zur roten Marmorgruft sich erstredende Ehelodungen erscheinen tagtäglich in allen erdenklichen Formen in den japanischen Zeitungen und scheinen infofern das Boltsgemüt zweddienlich zu beeinflussen, als im letzten Jahre nicht weniger als 346 000 Verheiratungen in Japan   stattgefunden haben.

ie. Das afrikanische Waldschwein. Die letzten Jahre haben den Beweis geliefert, daß im Innern Afrikas   noch mandy rlei Tiere von ansehnlicher Größe hausen, die der Wissen­schaft bis dahin ganz unbekannt geblieben waren. Das Okapi, diese fonderbare Form der Giraffe, ist das berühmteste Beispiel dieser Tatsache geworden. Man darf annehmen, daß die Zoologen auch jetzt noch nicht am Ende der Ueberraschungen stehen, die ihnen von Afrika   her bereitet werden können. Gleichzeitig mit dem Okapi wurde den Reisenden Stanley und später Johnston gerüchtweise ein anderes Tier bekannt, das von den Eingeborenen einfach als Waldschwein bezeichnet wurde. Nunmehr hat Meinerzhagen   nicht nur genaue Kunde von dieſem bis dahin sagenhaften Geschöpf ein­gezogen, sondern auch leibhaftige Proben davon nach Europa   ge­bracht, die gegenwärtig im Britischen   Museum in London   der Unter­suchung unterliegen. Meinerzhagen   hörte zuerst von den Ein­geborenen am Berge Kenia über das Waldschwein sprechen und gab fich große Mühe, sich ein Exemplar zu beforgen, erhielt aber zu nächst nur einige Hautftüde, aus denen sich nicht erkennen ließ, um was für ein Tier es fich handeln konnte. Schließlich aber er­langte er im Nandi- Wald, in der Nähe des Vittoria- Njanza, in einer Meereshöhe von über 2000 Metern zwei Schädel, von denen einer vollständig erhalten war, außerdem noch mehrere Teile des Felles. Diese Stüde   bewiesen nach der vorläufigen Prüfung, die ein Naturforscher des Britischen   Museums vorgenommen hat, daß das Tier eine höchst interessante neue Gattung darstellt, die einen Uebergang zwischen dem Warzenschwein( Phacochoerus) und den gewöhnlichen Vertretern der Schweinefamilie, wie unserem Haus­schwein und dem Flußschwein, bildet. In der allgemeinen Ge­ftaltung des Schädels gleicht es den gewöhnlichen Schweinen, in der Bezahnung dem Warzenschwein. Entweder stellt das afrikanische Waldschwein einen Uebergang zum Warzenschwein dar oder ist geradezu als dessen Vorfahr zu betrachten. Das Tier hat etwa die­felbe Größe wie das Warzenschwein und ist mit langen, groben, schwarzen Haaren bekleidet. Vorläufig hat es den Namen Hylochoerus meinertzhageni erhalten.

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e. s. Freie Volksbühne. Die Karlsschüler". Schauspiel in fünf Aften von Heinrich  , Laube. Dadurch, daß Laube Schiller in den Mittelpunkt seines Stückes stellte, sicherte er ihm fortwirkende Bedeutung. Nicht die psychologische Er­gründung des Charakters, den der junge Schiller   zeigte, reizt uns hier biel Psychologie ist hier nicht zu holen, jeder der Auf­tretenden redet, nicht wie es seinem Charakter angemessen ist, so daß sich aus diesem Hin- und Widerspiel des Seelischen, das die Ereignisse beleuchtet, die Entwidelung ergibt, sondern so wie der Autor es braucht vielmehr die Zeitstimmung ist es, die uns hier intereffiert. Diese unsägliche Kleinheit der Verhältnisse, diese Roheit und Brutalität, Geschicke zu entscheiden, dieses täppischa lächerliche Zugreifen in Angelegenheiten, die feinste Weltkenntnis erfordern. Das sind alles die reinen Kinder, und zwar nicht unschuldsvolle, lachende Kinder, sondern Karikaturen eines findischen, aufgeblasenen, zügellosen Willens. Ein solcher Hof mit einem so tretinhaften General Rieger, einem so lächerlich aufgeblasenen Herzog Karl, der nichts tann, als mit Phrasen à la Louis XIV.  um sich zu werfen, der seine tyrannischen Gelüfte mit Geschick unter einer fünftlich angenommenen Maste der Ueberlegenheit verbirgt, dazu die lächerlich- dumme Weiberwirtschaft, die hündisch vor dem Herrscher friecht, um hinter dem Rücken im Intrigenspiel eigene Zwecke durchzusetzen all das ein Bild einer Bergangenheit, die noch nicht zu weit hinter uns zurückliegt. Berhältnisse, die uns wie ein Kapitel aus der russischen Leibeigenschaft anmuten, z. B. daß der Herzog seinen lukrativen Handel mit Menschenfleisch betreibt, Landestinder aufgreifen läßt, fie an kriegführende Mächte zum Höchstpreise losschlägt, die fie in die Kanonen der Gegner hineinheßen alles vor einer noch nicht allzulangen Reihe von Menschenaltern zirka 150 Jahre sind es her, eine kurze Spanne Zeit unsere Welt, unsere Kultur. Diese Zeitstimmung ist das, was uns an dem Stück intereffiert. Es führt uns direkt noch einmal jene geschilderten Zustände vor Augen, aus denen ein Schiller hervorgehen sollte. Wie anders sind die Verhältnisse, Goethe aufwachsend als Sohn begüterter Eltern in einer großen Handelss stadt, dann der Freund eines Fürsten, der mit der Tat den Zielen zustrebt, die ihm sein überlegener Freund zeigt, und hier die Launen eines größenwahnsinnigen Duodezfürsten, der sein Land aussaugt, Menschen verkauft, dem Tode überliefert, um seiner Maitresse Fests beranſtalten zu können. Man sollte gar nicht glauben, daß zu ein und derselben Zeit so verschiedene Verhältnisse und Kulturen neben­einander bestehen konnten. An diese Zeit erinnern wir uns wieder, wenn wir die Karlsschüler" sehen. Das zeitliche Moment ist das wichtige, nicht das psychologische, nicht das fünstlerische. Laube   hat diese Zeit sehr gemildert, die scharfen Gegenfäße berwässert. Es fehlte ihm der soziale Blick, der tiefe Sinn für die großen Bewegungen der Geschichte, den Schiller in so hohem Maße besaß. Sein Herzog bekommt einige Büge, die ihn menschlich uns nähern sollen. So versanden die Möglichkeiten zu großen Kon flitten im Kleinbürgerlichen. Was geht es uns an, ob diese Franziska von Hohenheim   auch edlerer Regungen fähig ist, sie trägt doch den Schmuck, den tausend Menschenopfer, die wie Vieh ver­fauft wurden, bezahlten, fie feiert doch die Feste, um derentwillen Tausende hungern. Nicht nur, daß Laube die fünstlerische Qualität fehlte, es stedt auch ein gut Teil bürgerlichen Stlabenfinnes in ihm. im folche Verhältnisse gebührend zu schildern, dazu wäre ein großer Satiriker nötig gewesen, einer, der mit Mut und Hohn allen die Maste abreißt und sie in ihrer ganzen grotesten Verzerrtheit vor uns hinstellt. Der Gogol, der den Revisor" schrieb, oder einer jener genialen Russen, die den Sinn für große, geschichtliche Kultur­gegenfäße haben, eine solche Straft wäre dazu nötig. Aber hier bei Laube wirft alles zahm, ledern und Kleinbürgerlich. Als zum Schluß der aufgeblasene Tyrann, von der weiblichen Gegenpartei überliftet, wieder einmal fich den Lurus einer besseren Regung Teistet, und dies mit hoheitsvollen Gebärden tundtut, wollte das einem Teil des Publikums komisch vorkommen und es lachte. Es stedte ein gut Teil gesunder Kritik darin. Dieser Herzog sah einem bürgerlichen Hausthrannen zu ähnlich.

Zu dem vorläufigen Bericht über das neue Säugetier, der von Dr. Thomas am Britischen   Museum veröffentlicht worden ist, hat Harry Johnston noch eine Mitteilung an die Londoner  " Nature" gerichtet, worin er die während seiner Reise in Afrika   gesammelten Erfahrungen bezüglich des Waldschweines auseinandersetzt. Stanley hat in feinem seiner Werke das Tier erwähnt, wohl aber im Ge­spräch mit Johnston und anderen mitgeteilt, daß er von einem efel­ähnlichen Tier mit großen Ohren( dem späteren Olapi) gehört und auch einmal ein großes, schwarzes Schwein gesehen habe; letzteres habe er für eine seltsame neue Art oder Gattung des Schweines gehalten, das den Teil des Kongowaldes in der Nähe des Semliki­Flusses bewohnte. Johnston selbst hat ähnliches von der Be­völkerung jenes Waldes vernommen. Genauere Berichte sammelte der Afrikareisende Doggett, der zu Anfang dieses Jahres im Kagera­Fluß ertrant. Die ersten bestimmten Berichte brachte dann ein englischer Beamter des Protettorates Ostafrika  , Hobley, der bereits eine Beschreibung des Tieres und eine Beichnung des Schädels ein- finnung die Karlsschüler" daraus.- fandte, die er nach einigen unvollkommen erhaltenen Exemplaren am Kenia   angefertigt hatte. Leider gingen diese Urkunden später verloren. Johnston macht auch darauf aufmerksam, daß man, nach­

Die Darstellung war im wesentlichen eine gleichmäßige, daß Zusammenspiel glückte, da sich niemand besonders hervorwagte. Die Rollen boten keinen Anlaß dazu. Das Milieu, die Interieurs waren gut getroffen, auch die Kostüme präsentierten fich über­raschend gut. Der Beifall hob sich instinktiv da, wo tiefere Gegen­sätze aufflammten und die persönlichen Erörterungen untergingen in der anklagenden Erkenntnis dieser jammerbollen Welt.

Es kommt eben auf die Anlage an. Schiller   schreibt die " Räuber". Bei Laube werden vielleicht aus der gleichen Ge­

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Musik.

Was aber in Berlin   in auffälliger Weife vernachlässigt wird,

dem sich der Schleier über dem Okapi und dem großen Waldschwein ist der a- capella- Gefang." Diese Klage über unsere Vernachlässigung