UTZ
Helfen sollst du den anderen, fie lehren und stüßen, wo du es fannst. Gegen das Meistern lehnt sich der Gemeisterte auf und hört nicht aufs Gute.
Fröhlich, in geordneten Bahnen, ströme der Strom unferes Lebens. Nicht der Bedürfnisarme ist Held, und der sich ohne Not das Leben versagt. Reiches Bedürfen, gelenkt in spielender Ordnung: das sei das Leben."
So sollte das Leben sein. Aber was ist es in Wirklichkeit heute für die große Mehrheit der Menschen? Geistige Knechtschaft und materielle Not, Unterdrückung, Unrecht und Elend, wohin man schaut! Wie Peitschenhiebe sausen die Säze nieder, in denen Staudinger mit der herrschenden Gesellschaft ins Gericht geht. Den kapitalistischen, Patrioten" ruft er zu:
-
-
Dihr Verrannten, ihr Interessengelichter! Redet doch nicht von Liebe zum Vaterland! Euer Kind so rühmt ihr euer eigenes Leben wollt ihr, wo es not tut, dem Vaterland opfern? Aber des Goldes Interesse- das opfert ihr dem Vaterland niemals, wohl aber dem Interesse das Baterland." Freiheitsleben für alle, und gleiches Recht, das ist das wahre Vaterland. Das aber treten die Herrschenden mit Füßen: " Zwiespältig ist das Recht und die Gerechtigkeit heute in den Landen. Was sein soll, steht geschrieben, und was ist, das ist Anders als recht ist das Recht, so lange des Geldsacks Interessen um uns her wie saugende, giftige Mücken schwärmen."
anders.
Den privilegierten Gesetzgebern der Herrschenden Gesellschaft hält der Dichter entgegen, daß über dem geschriebenen Gesetz ewig und fest das ungeschriebene steht von der Würde des Menschen; die rechtliche Form allein mache noch kein rechtlich Gesetz, auch in goldener Schale tönne Schmutz sein.
Schmutz ist ein Gesez, ob es auch die Mehrheit gebe, wenn es den Fleiß der abpreßt, ihn den Reichen in die Tasche zu träufeln.
Schmutz ist eine Mehrheit, wenn sie erlistet ist durch falsche Rede und täuschend Versprechen, ertrotzt durch Gebot der Herren und durch Angst vor deren Verfolgung.
Schmutz ist jede Mehrheit, zu der nicht alle als Freie in freier, gesicherter Wahl ihre Stimme geben dürfen nach gleichem Recht.
Denn wo ist Gleichheit vor dem Gesez, wenn nicht Gleichheit im Rechte ist, das Gesetz zu beschließen?" Der heuchlerischen Logik gewisser Wahlrechtsfeinde dient Staudinger mit den Worten:
Beschönigt nicht eure Missetat, ihr Herrenseelen, und sagt nicht: Die Armen sind roh und verstehen nichts, sie sind nicht reif, sich selber Gefeße zu geben.
Seid ihr denn reif? Macht der Geldsack reif und das Geschwätz in dem Festsaal der Reichen? Arme fand ich genug, die reifer waren als ihr. Auf des Lebens Schaum schwebt ihr leicht, aber in seinen Grund geht selten euer Gedanke."
"
Wider den Umsturz" schallt die Losung von oben. Worauf ruht denn der Staat? fragt Staudinger, und er antwortet: " Freiheit der Person , Gleichheit im Recht sind die Säulen des Staates. Und Freiheit der Person kann nur bestehen, wenn nach gleichem Recht alle die Gesetzgeber wählen.
Wer will den Staat umstürzen? Wer tastet diese Säulen des Rechts an?-Habt nicht ihr Geld gesammelt zum Umsturz des Reichstags- Wahlrechts? Und wieviele wünschen solchen Umsturz sehnlich und heimlich im Herzen?"-
Wahrlich, ehrenwert ist der Räuber gegen euch, denn er nimmt mit rechtloser Waffe. Ihr aber macht das Gesez zur Keule des Räubers!"
In dem Kapitel„ Von der Gebildeten Torheit"
heißt es:
"
" D, welche Toren seid ihr Gebildeten, die ihr vor des Goldes Ordnung den Bückling macht, und die ihr wähnet, Moloch werde das Recht und Mammon des Forschers Freiheit befchüßen." Doch was hilft es, die Pflanzen des Sumpfes auszuraufen, immer Aehnliches wird der gleiche Boden erzeugen. Also gilt es, einen neuen Boden zu schaffen, auf dem sich die Freiheit des Geistes und des Leibes entfalten kann: die freie Gemeinschaft. Das kann nur durch Befreiung der Arbeit aus den Ketten des Kapitalismus geschehen. Wie ist das Befreiungswerk zu vollenden?
Nicht nur der politische Kampf, um eine Regierung, deren Biel ist Erhaltung der Rechte des Menschen", ist von nöten. Auch die wirtschaftliche Macht muß errungen werden. Staudinger ist begeisterter Genossenschaftsmann. In der Organisation des Konsums als Basis genossenschaftlicher Eigenproduktion sieht er die unentbehrliche Vorarbeit für ein tollektives Produktionssystem. " Wohl mehr als fünfzehn Millionen der Sklaven des Drachen sind heute im Lande. Mehr als zehn Milliarden ist der Wert, der als Lohn ihnen zukommt. Und den geben sie heute noch fast alle achtlos zurück an den Drachen.
-
Wohl zehn Milliarden ist eure lebendige Macht, eure Kauftraft. Das hört! Von denen gebt ihr noch nicht eine eurer Freiheit." Auch der Heimholung der Grundrente" auf dem Wege der Wegsteuerung, der Rentenzuwachsrente ist ein Kapitel gewidmet. Doch das gegebene möge genügen.
Stürmende Kampffreudigkeit und raftlose Arbeit am positiven Wert der Geist der Vereinigung dieser beiden Seiten unserer Bewegung atmet aus Staudingers Sprüchen der Freiheit". Mögen fie beitragen, daß der Wille zur Freiheit, des Lebens Leben, immer mächtiger erſtarke, immer aufs Ziel gespannt, wie der Pfeil auf der Sehne, stetig von Stufe zu Stufe empor, vor uns immer Unendlichkeit."
-
Kleines feuilleton.
-
ed.
e. w. Fakke Nulpe. Ueber diese beiden in der Sprache des Volfes oft gehörten Wörter dürften die meisten unserer Leser sich feine genügende Rechenschaft geben können. Im allgemeinen berbindet man wohl mit dem Worte Fakke die Vorstellung des Hülflosen und Unzulänglichen. Wenn von jemand gesagt wird, er sei ein Fakke, so versteht man zunächst darunter, daß der so Benannte irgend einer peinlichen oder schwierigen Lage nicht gewachsen ist. Daß das Wort wie alle übrigen Wörter mißbraucht werden kann und, so namentlich bei öden Schimpfereien, vollständig finnlos angewendet wird, kommt hier nicht weiter in Betracht. Wir wollen vielmehr sehen, ob die vorhin angegebenen Merkmale wirklich an dem Worte haften. Zu dem Zwecke müssen wir es in seine beiden Bestand= teile zerlegen. Trennen wir die Endung ke( die niederdeutsche Form für die neuhochdeutsche Verkleinerungsfilbe chen) ab, so bleibt uns der Stamm Faß. Wir können nun ohne weiteres annehmen, daß dieser Stamm irgendwo als Hauptwort vorhanden ist, oder daß, wenn wir die Endung en anhängen, irgendwo ein Tätigkeitswort faßen zu finden ist. Und in der Tat ist das der Fall. Als erster verzeichnet es Geiler von Kaisersberg ( um 1500 lebend) in folgender Stelle, woraus man zugleich den Sinn sehr deutlich erfassen kann. Er( der Gedultige) vertruckt es, als verftünd er es nit, er thut, als ob er weder hörte noch seh, damit lond( lassen) die andern hinden nach ihm zu fazen. Einem Mönschen der nüt wil vertragen, dem beschicht( geschicht) als einem Hund, wenn man den zeuhet ( zieht) bei dem einen Ohr, zehand( sogleich) schnapt er herumb, denn fezt man ihn bei dem andern, so schnapt er wieder herumb auf das ander Ort, also hat er niemer Ruw( Ruh) bis das er sich darein ergibt, das er sich des Fabens nicht me( mehr) an= nimmet zu erwehren, zehand lasset man ihn gon( gehen).
"
Hieraus geht flar hervor, daß fagen neden, zum besten haben" bedeutet und in diesem Sinne ist es noch im 18. Jahrhundert im Gebrauch. Ebenso ist das Wort Fazz in der Bedeutung Aufzieherei, böswillige Neckerei, Possenreißerei" verzeichnet und weist viele Zufammensetzungen auf, z. B. Faßmann, Fazmeister, Fakvogel usw. Von einer Pommerin hörte ich einmal den Ausdruck: er sitt da wie Hanne( Johann) Fakke. Hier hat also das kräftige Wort einen Vornamen bekommen.
Ist es nun nicht gerade angenehm, ein Fable genannt zu werden, so ist es erst recht unangenehm, sich in der Rolle eines Nulpe zu befinden. Wer hat nicht schon die Aeußerung gehört: sie hat die Hosen an, er ist bloß Nulpe! Ja, was ist denn Nulpe? In Leipzig nennt man den Lutschpfropfen, den Zulp der Kinder, und auch wohl die Zigarre einen Nulp, in Schlesien trägt die Tabakspfeife den schönen Namen Nulpe. Nulpen, nuppeln bedeutet also sa viel wie saugen, lutschen, und zwar nach der Art der kleinen Kinder, die die Lippen dabei in eigentümlicher Weise bewegen. Nulpe ist also ein Mensch, der weiter nichts kann oder tut, als am Pfropfen saugen, der hülflos und ohnmächtig ist, wie ein kleines Kind, das sorglos am Lutschbeutel nulpt.
ch. Ueber ,, seltsame Kuchen" plaudert eine englische Zeitschrift: einen Eierkuchen but, wenn er in schwindelnder Höhe auf seinem Seil balanzierte. Auch als er über den Niagara ging, diente ihm so das Seil als Küche, und er wiederholte sein Künststück noch in vielen seltsamen Lagen, zum Beispiel, als er über die Themse ging. Im Jahre 1665 wurde, wie alte Chroniken ausführlich erzählen, die Kirchturmspike von Salisbury als Küche benutzt. Ein Bleidecker namens Handley war die 400 Fuß hinauf gestiegen und machte sich dann mit dem größten Gleichmut daran, ein reichliches Mahl zu kochen, zu dem auch ein Hammelrücken und Geflügel gehörte. Als im Jahre 1762 der Turm wieder ausgebessert wurde, tochte James Grist, der von dem Spaß seines Vorgängers gehört hatte, ein Gericht Bohnen mit Speck zum größten Erstaunen der untenstehenden Menge. Die Kirchtürme scheinen besondere Anziehungskraft für Abenteuerlustige zu haben. Einmal erkletterten fünf junge Burschen unter der Führung eines gewissen Pierre Roubaud den Kirchturm der Kathedrale von Baheur. Als sie die riesige vergoldete Statute des hl. Michael , die den Turm damals frönte, erreicht hatten, zogen sie die mitge nommene Kochgeräte heraus, bereiteten sich ein Wahl und verzehrten es mit gutem Appetit. Am Schluß des Festes tranfen sie auf das Wohl der Zuschauer, die ihren Evolutionen mit größter Spannung folgten. An einem warmen Julitage des Jahre 1900 glitt das amerikanische Unterseeboot Argonaut " langsam in eine Tiefe von 35 Fuß unter der Oberfläche. An Bord befand sich eine Gesellschaft von Gästen, die Kapitän Lake eingeladen hatte, an einem unter Wasser gefochten Diner teilzunehmen. Das Diner war ein glänzender Erfolg, ebenso das Abendessen und das Frühstück, das sechs Monate später unter ähnlichen Bedingungen an Bord des Hollandbootes " Fulton" serviert wurde. Aehnlich wurde eine Taucherglocke vor
zu den am meisten bewunderten Taten Blondins gehört es, daß er
"