SfournlosMe hur. Sie von den Flammen seltsam beleuchtet wurde. Paska geruhte endlich, sich Basilios zu erinnern und zog Phn hinter einen Felsvorsprung: das Geplauder der Damen, das Geschrei der Knder und das Geträller der jungen Herren übertönte ihre Stimme. Bist Du noch hier?" frug sie spöttisch, als ob sie ihn ganz aus dem Gesicht verloren hätte.Und wenn Dein Herr Dich sucht?" So findet es mich nicht," antwortete er und blickte sie keck an, ganz erbittert von Aerger und Unruhe. Also sprich'. Was ist es, womit er droht? Was hat er gesagt, als er hörte, daß seine Befehle und Drohungen mir bei einem Ohr herein und beim anderen herausgehen? Sag' doch, sprich. Junge!" Aergerlich über das letzte Wort, erwiderte er: Und was liegt Dir daran, da? zu wlstxn?" Nun.,. so aus Nerrgtcr. Also rede... Wie nennt man Dich?" -Mit meinem Namen." Ach, laß doch die Dummheiten!" sagte sie und wurde ernst.Sag' mir noch einmal, was Du mir damals in der Kirche gesagt hast, seine eigenen Worte." Ich weiß sie nicht mehr." Schnell, stelle Dich nicht so dumm. Tu sagtest, wenn ich nicht sogleich fortginge, würde er mir den Spaß verleiden. War es so oder nicht?" So war's." Was wollte er denn damit sagen? Daß er mich tot- schlagen würde? Oder wollte er das nicht sagen?" Sicher!" log Basilio. Warum hat er es denn nicht getan? Du siehst doch, daß mir der Spaß noch nicht verleidet ist. Sieh nur, was für ein vergnügter Abend!" Sie deutete nach dein Feuer hin, aber Basilio schob verächtlich die lluterlippe vor.Findest Du das nicht? Amüsiert Ihr Euch besser bei Euren Ziegen? Aber nun sage, womit hat er sonst noch gedroht? Hol' Dich der Teufel. Junge, so sag's doch!" Sie faßte ihn am Arm und schüttelte ihn heftig; er schwankte und wäre fast in den felsigen Abgrund gestürzt, der sich zu ihren Füßen auftat. Er fiel nicht, weil Paska ihn hielt, doch seit diesem Augenblick versank er in einen weit tieferen Abgrund. Er sagte alles, was sie wissen wollte:Ja, Melchior drohte immerzu, sie totzuschlagen, oder wenigstens sie zu stehlen und gebunden in seine Hütte zu tragen, wo er sie martern wolle, um sie dann Hungers sterben zu lassen oder von dem steilsten Felsen hinabzustürzen, wohin sich nicht einmal die Ziegen verstieger,." Und ich bin sein Blut!" rief sie in ehrlichem Schrecken aus.Sein Blut bin ich! Unsere Väter waren Söhne der- selben Mutter, rechte Brüder, weißt Tu? Was habe ich ihm üur getan?" Mit ihm geliebelt hast Du!" Nicht die Spur! Er hatte sich solche Dummheiten in den Kopf gesetzt, aber ich habe immer nein und nein und nein! gesagt. Und als ich einundzwanzig Jahre alt wurde, da sagte ich ihm: Jetzt bin ich frei, zu tun, was ich will und was mir gefällt? geh' und laß mich in Ruhe, ich kann den Milchgeruch nicht leiden..." Den Milchgeruch?.. sagte Basilio für sich. Sie begriff, daß sie ihn gekränkt hatte, und da ihr daran lag, ihn zum Freunde zu haben, sagte sie lächelnd: ... Wenn solch ein Mensch ihn mit sich herumträgt, wie Dein Herr. Er sieht selbst aus wie ein Tier, wie ein Schaf mit schmutzigem, gelbem Vließ. Und das kannst Du ihm nur sagen, wenn Du Lust hast!" Ach, so sprichst Du nur, weil Du wohl weißt, daß ich ihm nichts sagen werde!" Nun, es gibt Hirten und Hirten, lenkte sie ein: er ist »uir ein schmutziger Tölpel, aber es gibt auch Hirten, die mehr wert sind als schöngekleidete Herren." Basilio, der sich öfters in der Quelle betrachtet und sein hübsches Gesicht wohl bemerkt hatte, war ganz verdreht vor Vergnügen. Ja, sag's ihm nur, und sage ihm auch, daß ich an mich halten will, so lange ich kann, aus Rücksicht für den alten Blinden. Aber er soll mich nicht reizen, sonst setze ich alle Rück- ficht beiseite, und wenn er es nicht anders will, dann soll es unser Beider Blut kosten..." Ich sage ihm gar nichts." So, Du willst ihm gar nichts sagen? Daran wirst Du freilich gut tun, denn sonst möchte er mit Dir anbinden..Er ist ja wie toll! Aber Du brauchst keine Angst zu haben. Junge: Paska Carta beschützt Dich und sie schlug sich an die Brust und Paska Carta hat Leute, die zu ihr stehen. Wenn ich gewollt hätte," fügte sie leiser hinzu,so säße er jetzt im Gl- fängnis, wie eine Grille im Schilfrohr. Und wenn er mich noch weiter plagt, so werde ich ihm zeigen, wer er ist und wer ich bin: dann werden die Hörner seiner hundert Ziegen nicht hin- reichen, um ihn aus der Schlinge zu befreien, in die er fallen soll." Basilio wußte nicht, was er auf solche Prahlerei ant- Worten sollte: er blieb stumm und starrte in die Ferne, in traurige Betrachtungen versunken. Das Feuer war im Erlöschen; der rote Schein, den es kurz zuvor über Wald und Felsen geworfen, wich dem letzten, violetten Schimmer vom Horizont her. Die Landschaft versank in Schatten und der dunkelrote Mond ging langsam unter. Genug," seufzte Basilio, und rüttelte sich auf.Ich gehe jetzt. Seht Ihr zu, wie Ihr fertig werdet. Ich werde schon genug haben an dem Schelten und Schimpfen, mit dem er mich heute abend überhäufen wird. Aber jetzt gehe ich." (Fortsetzung folgt. fraii Fhrtcrts FJcmtibaiia. Vor einigen Jahren ist eine Frau Hattert wegen Kuppelei hart verurteilt worden, weil sie die Bedürfnisse der Lebewelt allzu auf« fällig organisiert hatte. Der ittsche Weltspötter Shaw hat in seiner Madame Marren eine internationale Bordellgrofsistin gezeichnet, die mit einem reichen Sprößling der englischen Aristokratie das GeschlechtSgcwcrbe so kaufmännisch und so großartig be­treibt, wie eine Aktiengesellschaft nur eine Kohlengrube ausbeuten kann. Als man dem aristokratischen Geschlechtshändler wegen seiner gigantischen Kuppelei moralische Skrupel äußert, da erinnert der Mann an seinen höchst angesehenen Bruder, der noch feudaler ist als er selbst: Der lebt von einer Fabrik, die Hundette von Mädchen beschäftigt, von denen keine einen Lohn bezieht, der die Notdurft des Daseins fristet kuppelt dieser Fabrikfeudale nicht? Eine triumphierende Logik wer von den Herrschenden des kapitalistischen Systems kuppelt nicht, wer zeugt nicht Prostitution, körperliche, geistige, seelische Prostitution! Geschäft ist alles, und jedes Geschäft hat in irgend einer Weise die Art des Gewerbes der Frau Warren. Das Strafgesetz schützt nur eine launenhafte Auswahl moralischer RechtSgnter. nicht mehr und nicht weniger, als gerade dazu gehören, um die Fiktion des chttsilichen und sittlichen Staates aufrecht zu erhalten, ohne im übttgen die Geschäfte zu störeu. Auch Frau Hattert in Berlin scheint von der Rasse der englischen Frau Warren zu sein. Auch sie hat den Ehrgeiz gehabt, dein Zuge der kapitalistischen Eittwickelung gemäß das Sexualgewerbe im Großbetrieb zu konzentrieren. Ihre Beziehungen reichten von den Garderegimentern der Markfreiherrcn bis zum Hause Rothschild . Sie versöhnte die Rassen, sie adelte das Kapital und kapitalisierte den Adel, sie organisierte die Wonnen des Lebens auf Stunden, Tage, Monate und Ewigkeit. Ihr gastfreies Haus war nicht nur eine bunte und lustige Höhle des Lasters, das nur gegen Barzahlung vergnügt ist, es war auch eine segensreiche, wohlgepflegte Stamm- baumschule, in der siechende Reiser der vornehmsten Menschenzucht gesund gepfropft wurden. Wenn Männer und Weiber, ohne amtliche Genehmigung, zu- samineilgcbracht werden und laut Tarif.leben", dann nennt man das Kuppelei. Wenn aber das Standesamt zur Herstellung solcher Beziehungen mit herangezogen wird, so heißt das Heiratsvcrmittelung, die allerdings aber zuweilen, wenn der Vermittler gar zu hohe Preiie fordert und die Notlage armer schwacher Gardeofstziere ausbeutet, in das Strafkapitcl des Wuchers hineinragt. Der verschuldete gennanische Freiherr, der seinen Namen und seine Hand einer jüdischen Millionärs- tochter zu verkaufen geruht, nmß in der Tat dagegen geschützt werden, daß dieses Geschäft mit hohen Provisionen belastet wird. Frau Hattert , die dem Kuppcleiparagraphen zum Opfer fiel, ist der Wuchcrfalle glücklich entronnen. Der Freiherr v. Maltzahn, der für erfolgreiche Heiratsvcrmittelung der Madame Hattert einen Wechsel über 100000 Mark ausstellte und nach dem Erfolg ihn nur teilweise bezahlte, ist nicht für bewuchert erachtet ivorden. Und seine Kameraden in den Kavallerie-Attacken gegen jüdische Geldschränke unter dem Oberkommando der Frau Hattert auch nicht. Wie immer man über Frau Hartert als Kupplettn denken mag, als Heiratsvermittlerin verdient sie nicht nur Freisprechung, sondern auch die Adelskrone. Für verhältnismäßig bescheidene Preise diente sie in genialer und eifriger Privattnitiattve demselben Werke, dem unsere gesamte deutsche Politik gewidmet ist: Der Erhaltung der Landwirtschaft, der Forderung vaterländischer Wehrkraft in Heer und Flotte. Der preußische Junker, der nach den Zeugnissen von Männern wie Arendt die deutschen Siege erfochten hat, bedarf nun einmal der goldenen Blutmischung. Schon Bismarck rühmte in seiner zattcn Weise die wertvollen Ergebnisse der Zuchtwahl zwischen