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Ach so," sagte Eberhard und lächelte. Wenn's Ihnen man schlüpfrige Bahnen gelockte Haubenterchen- Tugend am Schluffe nicht leid wird.

Wir sind arme Leute," gab seine Frau zu bedenken.

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Gewiß, das ist unangenehm." Sebald lächelte verzweifelt. Aber die Liebe" er stockte die Liebe fragt nicht nach Geld und Gut."

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" Das ist viel," meinte der Alte und blies einen dünnen Rauch­Streifen in die Luft. ,, Bei den teuren Opernhaus- Preisen!" Eine Blutwelle schoß in des Freiers Gesicht. O Eberhard winkte:" Lassen wir das. Sie sind also mit Trude einig?" Einig?" Sebald riß die Augen auf. Einig?" Dann erhob er steif das Genick:" Ich meine, wenn ich herkomme und erkläre: Ich nehme Ihre Tochter als Frau

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" Zum Heiraten gehören Zwei," belehrte ihn Trudes Mutter. ,, Und von Nehmen ist gar keine Rede," sagte Eberhard. 9a, erlauben Sie mal. Das wäre doch ich meine: das It fach gerade wie das große Los, hier hinten zwei Treppen auf'm Das heißt!" Frau Eberhard stemmte die Arme in die Seiten. Haben wir Sie eingeladen?"

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Ruhig, Mutter." Eberhard ging in langsamen Schritten zur Tür:" Trude!" Und kehrte um:" Bielleicht macht sie das Geschäft mit Ihnen."

Trude tam aus der Küche, lachend wie immer. Auf den ersten Blick ein großes Erstaunen:" Herr Bilderling!"

Ja. Sebalds Stimme zitterte noch vor Entrüstung. Ich tvill Sie heiraten, Fräulein Gertrud. Mehr können Sie doch nicht verlangen?"

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Ich verlang's ja gar nicht!" lachte Trude.

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Es ist mein heiliger Ernst! Ich habe Sie sehr gern.' Sie machen ja Spaß."

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Wirklich nicht!"

" Ich und Sie?" Gertrud wies mit dem Zeigefinger auf sich und ihn. Ist ja Unsinn." Sie lachte bis zu Tränen.

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Aber warum denn?" Sebald verlor seine Sicherheit. ,, Sie sind ja viel zu fein für mich," lachte das Mädchen. Sebald wußte im ersten Augenblick feine Antwort, weil er ebenso dachte. Dann fiel ihm aber etwas ein, was er irgendwo gelesen hatte:" Ich hebe Sie zu mir empor."

Nee," sagte Eberhard und klopfte ihm mit der Pfeife auf die Schulter. Das lassen Sie man. Also, wir sind fertig, nicht wahr?"

Sebald griff mechanisch nach Hut und Handschuhen. In seinem Ropfe wirbelte es. Born, Scham, Entrüstung drängten zum Aus­bruck, aber er brachte vor Ueberraschung kein Wort heraus.

Ohne Abschied genommen zu haben, stand er plötzlich auf der Treppe. Unbegreifliches war ihm widerfahren.

Das

dennoch triumphiere und einen ehrenfesten Bräutigam erhalte, schreckt Wildenbruch vor keiner, noch so argen Gewaltsamkeit zurück. Immerhin, die Bühnensicherheit, womit der schwerterrasselnde Quizzow- und Hohenzollern - Dichter auf einem gänzlich fremden Stoffgebiet in dieser Stilart sich bewegt, ist überraschend. Drama hat ganz unverhältnismäßig mehr Theaterblut als Suders manns berühmt gewordener Erstling. Auch in der Psychologie steckt mancher gut und scharf gesehene Zug; es wirkt sehr echt, daß die kleine, unschuldig- lustige Lene, die, wider Willen zur Braut des Fabrikanten avanciert, vor dem Mustermenschen eine unüberwind­liche Scheu empfindet, an den faden Späßen und Vertraulichkeiten seines windigen Herrn Bruders ein so ausbündiges Vergnügen hat und darüber die Liebe zu dem wackeren Büttgesellen um ein Haar vergessen hätte.

Die Aufführung bot durchweg abgerundete, fein aufeinander abgestimmte Leistungen. Gusti Becker war eine allerligbito ebenso natürlich in ihrer dalbrigen Frühli ve ill der angſt­m fung. See juoja brachte Marie Gundra Die Mutter Schmalenbach, Mar Kirschner den räfonierenden Onkel Ale heraus. Den Edelfabrikanten spielte Erich 3iegel, den liederlichen Bruder mit großer Verve Herr Köstlin. In kleineren Rollen wirkten Vittor Senger, als Büttgeselle, und Alwine Wiede.

Humoristisches.

11.

dt.

- Hinausgegeben. Soeben lese ich, Fräulein Irma, daß der alte Professor ein ganz junges Mädel geheiratet hat!.. Da sieht man wieder:" Alter schützt vor Torheit nicht 1"

"

,, Ach lassen Sie doch das Alter aus dem Spiel! Sie bleiben auch nicht ewig jung denn: Torheit schützt vor Alter

nicht!"

so,

-Peperl in Verlegenheit. Warum heulst Du denn dummer Junge?"

,, Mich friert's in d' Händ'!"

"

So steck' sie halt in die Taschen!"

" Ich kann nicht! Da hab' ich lauter Schneeball'n drinn'!"

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Auf der Alm. Vater, wieviel soll denn der Fremde für fein Krügl Milch zahlen?" ,, Verlang' halt drei Mark ,, auf der Alm gibt's toan' Sünd"!" ( Fliegende Blätter ".)

Notizen.

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- Vom Verlag Josef Scholz in Mainz sind uns zu­An diesem Tage wurde Herr Anton Sebald Bilderling irre an gegangen: Das deutsche Bilderbuch". Fünf Bücher zu je der Welt und an dem Zauber der eigenen Persönlichkeit. Begriffen. Enthält die Märchen Dornröschen, Marienkind, Aschen­hat er den Korb nie. puttel, Rotkäppchen und Hänsel und Gretel. Die Bücher sind von Julius Diez , Heinrich Lefler und Josef Urban , Adolf Münzer , Arpad Schmidhammer , Richard Scholz illustriert." Das deutsche Malbuch". Zehn Hefte a 40 Pf. Enthält Bilder zu deutschen Märchen, Landschaften usw. Jedes Bild erscheint zweimal; einmal bunt, damn in schwarz- weiß und getönt. Die Zeichnungen soll das Kind ausmalen. Die Landschafts Vorlagen stammen von Hans Thoma . c. 8olas Geburtshaus soll angekauft und zu einem 3ola- Museum umgewandelt werden.

-Die Mezzelsuppe. In diesem Jahre, so wird dem Darm­Städter Täglichen Anzeiger" aus Oberhessen geschrieben, beginnen die Hausschlachtungen etwas früher, da wegen der geringen Kartoffel­borräte die Schweinemast abgekürzt werden muß. Die uralte Sitte, zu der sogenannten Mezelsuppe" eine ansehnliche Zahl Freunde und Verwandte einzuladen, kommt immer mehr in Wegfall; nur in ganz abgelegenen Orten wird der alte Brauch noch beibehalten. Gerade in der Umgegend Gießens, namentlich aber in H., hatten Die Gastereien bei der Mezelsuppe einen solchen Umfang angenommen, daß sogar am nächstfolgenden Abend auch noch die Frauen geladen wurden, um außer Kaffee und Kuchen auch noch die verschiedenen Wurstsorten zu proben. Einmal hatten bei einer Mezelsuppe die Gäste so tapfer eingehauen, daß der Hausherr sehnsüchtig die Stunde des Aufbruches erwartete. Endlich zogen die fatten Schlemmer ab. Der Gastgeber geleitete sie mit dem Licht in der Hand bis zur Haus­türe. Da wendet sich der eine noch einmal um und sagt: Das Licht häst Du Dir spar'n könne, m'r härrn ach so de Weg gefunnel" Ach,' s galt mer ja net wege Euch," gab er darauf zur Antwort, ich wollt nur mei'm Säuche noch amol leuchte!"

Theater.

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Das österreichische Unterrichtsministerium plant die Heraus­gabe eines Allgemeinen österreichischen Volks Lieder­ichazes, der die Volkslieder aller österreichischen Nationen ver einen soll.- Bernhard Shaws Schauspiel Helden" wird die nächste Neuheit des Deutschen Theaters sein. D'rb'rbotte Fahne", Komödie in drei Aufzügen von Gustav Stoskopf , hatte im Isässischen Theater zu Straßburg einen durchschlagenden Erfolg.

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hl. Ein Kindertheater ist in New York von der Edu­cational Alliance" begründet worden. Schauspieler, Schauspielerinnen, Regisseure, Kontrolleure, Garderobenaufseher und Logenschließerinnen find Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren. Das Theater faßt 700 Pläge, der Eintrittspreis beträgt 1 M. Die Aufführungen finden am Sonntag von 4 bis 6 Uhr nachmittags statt.

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- Die in dem Sonzognofchen Opernwettbewerb preisgekrönten einattigen Operu , La Cabrera" von Dupont und Manuel Menendez" von Filiasi erlebten dieser Tage im Stadttheater zu Zürich ihre erste Aufführung in deutscher Sprache. Beide hatten Erfolg.-

Schiller Theater N." Die Haubenler che". Schauspiel in bier Aften von Ernst v. Wildenbruch . Die Haubenlerche" stammt aus der Zeit naturalistisch- dramatischer Hoch­tonjunktur vor etwa anderthalb Jahrzehnten. Sudermanns Ehre" mit ihrer Kontrastierung von Vorderhaus und Hinterhaus mag den Anstoß zu dem Stück gegeben haben. Aber wenn da in den parfümierten Reden des Grafen Trast eine gewisse sfeptische, auf­Lösende Tendenz hervorschimmerte, kann Wildenbruch den Stich ins Bu Erlangung eines tünstlerischen Platates, das Ideologisch- Konservative auch hier nicht verleugnen. Sein Fabrikant in wirksamer Weise ihre Bestrebungen veranschaulichen soll, schreibt fließt über von Edelmut und Arbeiterfreundlichkeit, und noch die Deutsche Gesellschaft für Volksbäder" einen charakteristischer ist die Gegenüberstellung des brav- zufriedenen Wettbewerb unter den Künstlern deutscher Reichsangehörigkeit aus. Büttgesellen, der wie Johann der muntere Seifensieder für seine Preise: 1000, 600 und 400 Mark.- Arbeit schwärmt, und des ewig verdrossenen Faktors Ale Schmalen­Die diesjährige Gartenbau und internationale - und i bach, der seinen giftigen Neid boshafterweise noch durch die Lektüre unst ausstellung in Düsseldorf hat einen Ueber­von Arbeiterblättern nährt. Voltsstückmäßig" im alten Sinne des schuß von 200 000 M. ergeben. Wortes ist wie die biedermännische Moral auch die Charakteristik,

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Jm Lichthof des Kunstgewerbe- Museums wird Aufbau und Handlung; alles wird laut, mit starker Unterstreichung heute die Sonder- Ausstellung Die Kunst im neueren des Bösen und des Guten, herausgesagt, und, auf daß die in höchst Buchdruck" eröffnet.­

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Verantwortl. Redakteur: Paul Büttner , Berlin.- Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.