Gefälle zu erheben hatte. Allem Anschein nach hat Antein das dort aufgedeckte geräumige Wohnhaus, das Anteia hieß, sowie die um- liegenden Fabrikanlagen zur Bearbeitung von Eisen, Bronze und zur Herstellung von Email errichtet. Das Wohnhaus verriet großen Wohlstand; unter anderem barg es feine Mosaik und Bildhauer- arbeiten. Des weiteren fand man in Anthee eine Kupferschmelze, bronzene Äunstgegcnstände, kleine Büsten von Gottheiten, Metall- Verzierungen für Hausgeräte und zahlreiche Schmucksachen, wie Haarnadeln, Armbänder und Spangen(Broschen). Außerdem wurden Stücke von Schmelztiegeln zutage gefördert, die noch Spuren von Bronze und verschiedenfarbigem Glasfluß enthalten, ferner sonstige Gießereiwerkzeugc und Zangen für Emailarbeiter. Von den Schmucksachen aus den Werkstätten von Anthee verdienen wohl am meisten Beachtung die Spangen und Sicherheitsnadeln, wovon sich fast 1000 Stuck im Museum von Namur befinden. Während die heutigen Sicherheitsnadeln durchweg von derselben Form und höchst einfach sind, erhielten die des zweiten Jahrhunderts durch Bearbei- tung mit.Hammer und Feile die zierlichsten Gestaltungen. Die verzinnten oder emaillierten Spangen wurden dagegen in Formen gegossen, und zwär nach demselben Verfahren, das heute noch bei den Goldarbeitern üblich ist. Die verzinnten Broschen sind länglich, Iräftig, von sehr feinem Guß und punzicrt, wobei den vorspringenden Teilen ein stärkerer Glanz gelassen ist. Die Emaillierung der Schmucksachen bekundet genauere Kenntnisse des Glasflusses.— Aus der Pflanzenwelt. — o— Selbständige Blattbewegung bei einer S a ll e r k l e e- A r t. Zu den Pflanzen, welche auf eine Erschütte- rung oder bloße Berührung hin mit einer Bewegung ihrer Blätter antworten, gehört auch die Gattung Sauerklee(Oxalis). Die drei- zähligen Blätter, die in ihrer Form an die des echten Klees (Trifolium) erinnern, senken sich nach mechanischem Reize abwärts. Nun hat Herr Hans Molisch indes, wie er in den Berichten der Deutschen botanischen Gesellschaft mitteilt, eine nene Eni- deckung an einer auf Java einheimischen Sauerklee-Art, der Oxalis hedysaroides, gemacht. Als er an einem warmen Sommertage vor einem sehr üppig gewachsenen, etwa>/z Meter hohen Exemplar dieser Pflanzengattung stand, um ihre Blätter zu betrachten, bemerkte er auf einmal, daß eines der Blätter sich ganz plötzlich nach unten senkte. Molisch glaubte zunächst, daß es sich nur um die gewöhnliche Bewegung handele, die durch irgend einen äußeren Reiz, eine Erschütterung oder einen Wechsel in der Beleuchtung hervorgerufen worden sei. Zu seinem größten Erstaunen sah er jedoch, daß, während er ganz ruhig vor der Pflanze stand, bald hier bald da, fast in jeder Minute ein Blatt sich plötzlich nach unten senkte. Vor allem ist die Schnelligkeit der Belvegung bei dieser Sauer- klee-Art sehr bemerkenswert. ES gibt nämlich auch einige andere Pflanzen, welche solche selbständige Bewegungen ausführen. Beim Wiesenklee ist die Erscheinung weniger auffällig, schon besser tritt sie an einem kleinen, zu den Schmetterlingsgewächsen gehörigen Strauche, der aus der feuchten Gangesniederung stammt, dem vssmodium fyrans, hervor. Bei ihm bewegen sich in warmer, feuchter Luft, ei einer Temperatur von 22 bis 25 Grad, die Blättchcn ruckweise im Kreisbogen durch die Luft, so daß sie in einer bis drei Minuten eine Umdrehung vollenden. Bei der erwähnten Oxalisart ist die Bewegung indes viel schneller und viel energischer. Bei ihr senkt sich die Blattspitze um einen Winkel von 30 bis 45 Grad in einer oder in wenigen Sekunden, und das ist ein Weg von einem halben bis anderthalb Zentimeter, den sie da zurücklegt. Die Einsenkung vollzieht sich in den Ge- lenken, sie erfolgt entweder plötzlich auf einmal oder in mehreren Absätzen. In letzterem Falle schieben sich zwischen je zwei einzelne Senkungsphasen Pausen von sekundenlanger Dauer ein, bisweilen »nacht die Bewegung bis zu sechs Absätze, um zum Ziele zu ge- langen. Alsdann kann sich die ganze Senkung auf eine Zeitdauer von 12 Sekunden erstrecken. Sie ist also selbst in diesem Falle ziemlich energisch. Erfolgt sie allerdings auf einen Ruck, so braucht sie gar nur eine bis zwei Sekunden. Die Rückkehr in die normale Lage dauert indes bei den Blättern, die sich gesenkt haben, recht lange, nämlich ungefähr fünf Minuten. Diese Aufwärtsbewegung geht auch ganz all- mählich von statten, so daß sie mit dem Auge nicht direkt beobachtet werden kann. An heißen Tagen kann man die selbständige Bewegung von oxalis hedysaroides sehr häufig �beobachten. Molisch zählte an einem Triebe, der nur fünf ausgewachsene Blätter besaß. bei einer Temperatur von 29 Grad innerhalb einer Biertelstunde 21 Senkungen von Fiederblättchen. Die Reihenfolge der sich senkenden Blätter ist eine ganz unregelmäßige, nur manchmal neigten sich die Seitenblättchen eines und desselben Blattes rasch nach einander abwärts. Welche inneren Einflüsse diese scheinbar selbst- ständige Bewegung der Sauerkleeart oder ähnlicher Pflanzen hervor- ruft, ist noch gänzlich unbekannt. Technisches. — Die Wanderung der Schienen. Im Aachener Bezirksvcrein deutscher Ingenieure hielt Ingenieur Dorpmüller einen Bortrag über eine von ihm konstruierte Vorrichtung, um die Längs- bewegungen der Eisenbahngleise, die sogenannte„Schienenwanderung" zu beseitigen. Die Vorrichtung bietet speziell eisenbahntechnisches svermrtwortl. Redakteur: Paul Büttner , Berlin.— Druck und Verlag: Interesse, von allgemeinerem Interesse aber dürften die Aus- führungen des Genannten über Ursache und Wesen jener merk- würdigen, den Nichtfachleuten wenig bekannten Erscheinung sein. Die Längsbewegung der Eisenbahnschienen, die bei zweigleisigen Bahnen fast mir in der Fahrtrichtung, selten in der um- gekehrten Richtung, beobachtet worden ist, wird durch die kleinen Spielräume ermöglicht, die man bei dem Stoß zweier Schienen frei lassen mutz, damit die Schiene bei großer Wärme nicht an ihrer Ausdehnung behindert werde. Das Wandern führt große Uebelstände in der Gleislage herbei; häufig ist es an dem Verwerfen der Gleise an heißen Sommertagen schuld, weil sich die Schienen, wenn die Wärmelücken geschlossen sind, mit den daran hängenden Schwellen seitwärts schieben oder nach oben heben. Ganz besonders wird aber dadurch die Bahnunterhaltung verteuert, indem das Zurückholen und die Instandsetzung der Schienen zum inindesten 30—40 Proz. der Kosten für die Gleisunterhaltung ausmacht. Die Ursachen dieser Längsverschiebung sind recht verwickelt. Zu- nächst sind es die Schläge der Räder an den Schienenstoßlücken, welche die Schienen in der Fahrtrichtung vortreiben, besonders bei Schnellzügen, und wenn infolge Verschleißes von Lasche und Laschen- kammer der Stoß seine Steifigkeit schon teilweise eingebüßt hat. Ferner verstärkt die rollende Reibung der Wagenräder und besonders die Reibung der gebremsten Räder auf den Schienen das Wandern. Auch die Kegelform der Radreifen hat wohl einen Anteil an der Wanderung, weil infolge etwaiger Spnrerweiteruugen und des Ver- schleißes am Randflansch die beiden Laufkreise derselben Achse un- gleichen Umfang haben und das eine Rad notwendigerweise gleiten muß. Dazu kommt noch, daß in Krümmungen durch das Anstreifen der Spurkränze der äußeren Räder die Schienen mitgerissen werden. In der geraden Linie wie in Krümmungen macht man die Beobachtung, daß fast durchweg der eine Schienensttang stärker wandert als der andere, wodurch sich die Stoßschwellen schräg stellen und Spurverengungen entstehen. In Strecken mit scharfen Krümmungen und starken Steigungen kommt es sogar vor, daß die eine Schiene vorwärts und die andere rückwärts wandert. Bei eingleisigen Bahnen, wo dasselbe Gleis in beiden Richtungen befahren wird, tritt das Wandern in geringerem Maße auf; es kommt jedoch auch hier besonders in Gefällen und Krümmungen vor, und die Bewegung hängt zweifellos von der Größe der Lasten ab, die in der einen oder anderen Richtung befördert werden.— (.Technische Rundschau".) Notizen. — LudwigThoma: Lausbubengeschichten. München . Albert Langen . Geheftet 3 M.— Das lustigste Buch, das mir seit Jahren in die Hände gekommen. Ein kleiner Lateinschüler„beichtet" seine Taten und Schwänke; in jenein Hochdeutsch, aus dessen Worten, Wort- und Satzfolgen der Dialekt hervorlugt. Aus jedem Vokal klingt er wieder. Die Charakterisierung der einzelnen Personen ist prachtvoll. Den Onkel Hab' ich gekannt und den Katecheten, den Lehrer, denr es das Herz zerreißt, daß man nicht mehr hauen darf. und besonders gut den Professor, der einmal mit auf die Jagd durfte. Aber alle meine alten„Todsünden", vom blauen Zwicker bis zur giftigen Wurst, sind mir eingefallen, als ich die„Besserung" las. Das Buch wird auch in Norddeutschland viele Leser finden. So recht genießen, mein' ich, kann eS aber nur: Wer katholisch getaust, auf dem Lande aufgewachsen und noch obendrein ein Förftersbub ist. Einen Fehler hat es leider: Es ist zu teuer.— s. — Das italienische Parlament hat dem Dichter Carducci einen Ehrensold von 12 000 Lire bewilligt.— — Die Gründung eines allgemeinen Städtebund- Theaters für den Harz ist zustande gekommen.— —„ M a m z e l l C o u r a s ch e", ein Einakter von Erich Korn, ist von dem Joseph st ädtischen Theater in Wien er- worden worden.— — Die Museen in Berlin haben die Konzession zur Ausgrabung des A p o l l o- T e m p e l s von D i d y m a bei Milet erhalten. Die Ausgrabungen werden unter Leitung des Profestors W i e g a n d im nächsten Frühjahr beginnen.— — 14718 A e r z t e Großbritanniens haben an den englischen Kultusminister eine Eingabe gerichtet, in der Gesund- heitslehre als Unterrichtsgegenstand für alle öffentliche Schulen und vor allein Aufklärung über die Eigenschaften und Wirkungen des Aftohols gefordert wird.— — Gewinnung von Leuchtgas aus Kokosnußöl. Für das Dienstgebäude de? Bureau of Government Laboratories auf den Philippinen, welches seiner Vollendung entgegengeht und mit den modernsten Einrichtungen und Hülfsmitteln ausgerüstet werden soll, ist eine eigenarttge Beleuchtung vorgesehen. Da die asiatische Steinkohle zur Erzeugung von Gas nicht wohl geeignet ist und der Bezug von europäischer oder amerikanischer Gaskohle sich verhältnismäßig zu teuer stellen würde, geht das genannte Bureau mit dem Plan um, sich das benöttgte Leuchtgas aus inländischem Kokosnutzöl zu verschaffen. Starke gußeiserne Retorten werden zu diesem Zwecke in Oefen zur Rotglut gebracht und das Kokosnußöl sodann langsam in dieselben abgelassen; hierdurch entwickelt sich ein hochwertiges Leuchtöl, welches ftei von Rauch und Rückständen ist.— („Der Tropenpfla�zer".) Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagSanstaltPaul Singer LcCo.,PVUin SW.
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21 (20.12.1904) 249
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