Untersuchung ein Ende gemacht und daS Geständnis der beiden Frauen ergab die Richtigkeit der vom Sachverständigen behaupteten nachträglichen Schlachtung eines Huhnes. Von größter Wichtigkeit St die Blutuntersuchung ist die Serum-Methode geworden. n daS hierfür nötige Serum zu gewinnen, werden Tiere(be- sonders Kaninchen) mit Blut, das ihnen in die Bauchhöhle eingespritzt wird. wiederholt geimpft. Ist ein so be- Handeltes Tier zur Serumgewinmurg reif, so wird es chloroformiert und nach Aufschneiden der Brusthöhle seines Blutes beraubt. Der Tod tritt dann infolge Verbluwng ein. Um ein Serum zu gewinnen, das in der gewünschten Weise bei Untersuchungen von Mcnschenblut reagiert, muß man dem Versuchs- tier gesundes Menschenblut einimpfen. Dieses ist natürlich schwer zu beschaffen, da es nur vom lebenden Menschen gewonnen werden rann, weil Leichenblut zu schnell in Zersetzung übergeht. Da auch das bei Operationen frei werdende Blut, weil nicht keimfrei, nicht geeignet ist, so war Dr. Jeserich genötigt, sich für die ersten Serum- Präparate selbst Blut abzuzapfen. Dieses geschieht mit einem Vakuum- apparat jetzt so schnell und so, wenig schmerzhaft, daß sich imn so leichter Personen finden, die im Interesse der Wissenschaft solche ungefährlichen Blutabzapfungen mit sich vornehmen lassen. Das vom fertigen Versuchstier gewonnene Blut muß so be- handelt werden, daß es durchaus keimfrei bleibt. Daher müssen alle Gefäße und Apparate, die mit dem Blute in Berührung kommen, absolut steril sein. Von dem Blute scheidet sich das Blutloasser ab. Dieses wird dann noch mit Hülfe einer kleinen Zentrifuge oder unter Anwendung eines besonderen Filters gereinigt. Das Serum liefert nun, sobald es zu der durch Kochsalzlösung ausgelaugten Blutflüssigkeit gebracht wird, ganz bestimmte Reaktionen. Auf diese des näheren einzugehen, würde hier zu weit führen. Es ist aber interessant, daß mau mit Hülfe dieses Serums neuerdings feststellen kann: bestimmtes Menschenblut rührt von einem ganz bestimmten Menschen und von niemand anders her. P. M. G r e m p e. kleines fciallcton. e. Einschneien. Begeben wir uns nach den fernen nördlichen Ländern, sage» wir nach Rußland . Bor uns liegt eine weite, ebene Fläche, und auf dieser Ebene geht ein Mensch. Da erhebt sich ein eisiger Wind: unser Wanderer krampst sich vor Kälte zusammen und sucht seinen Schritt zu beschleunigen, aber daS Gehen wird ihm immer schwerer und schwerer, er fühlt, daß seine Kräkte nicht aus- reichen, und doch ist es bis zu einer menschlichen Wohnung noch sehr weit, und es droht ihn, die Gefahr deS Erfrierens. Doch unten am Horizont zeigt sich eine Trübung am Himmel, sie wächst unter dem beharrlichen Wehen des schneidenden Windes beständig an und nach geraumer Zeit, wo die Kräfte schon gänzlich zu erlahmen drohen, beginnt in dichten Flocken Schnee zu fallen. Jetzt atmet unser Wandrer ftei auf: er ist gerettet! Er wählt sich irgend ein bequemes Plätzchen, em solches, wo der Schnee recht hoch liegt, hier gräbt er sich mit den Händen eine Höhlung im Schnee, hüllt sich dichter in seine Kleidung und legt sich hinein. Allmählich wird der Wanderer von Schnee bedeckt. Man braucht nicht zu fürchten, daß er in seinem weißen Bette erstickt: Der Schnee läßt keine Wärme, aber ungehindert die Lust durch. Dem Eingeschneiten bleibt nur übrig, das Unwetter vorübergehen zu lassen, sich dann einen Weg durch den Schnee zu bahnen und seinen Weg fortzusetzen. So verfahren auch einige Tiere, z. B. die Birkhühner. Es ist eine Eigentümlichkeit dieses Vogels, die ihm mit gewissen anderen Hühnervögeln gemeinsam ist, sich bei heftiger Kälte in der Erwartung eines größeren Schneefalls einfach einschneien zu lassen. Gewöhnlich pflegt daS Birkhuhn des Abends, nachdem es zuvor am Tage den Kropf mit Birken knospen, Wacholderbeeren oder Fichtennadeln gefüllt hat, ein Loch im Schnee zu kratzen, wo es dami ganz stille liegt und sich ganz und gar von dem fallenden Schnee bedecken läßt. Auf diese Weise überdeckt, können die Birkhühner mehrere Tage zubringen. Sie erheben sich erst, wenn der starke Schneefall vorüber ist, oder wenn der Hunger sie dazu treibt. Ostmals trifft man ganze Schwärme von Birkhühnern aus diese Weise eingeschneit an, und gerät man zufälligerweise mit dem Fuße an eines dieser Löcher, pflegt die ganze Versammlung unter starkem Geschrei die Flucht zu ergreifen. Unter dem Schnee sind sowohl die jungen Kenne des Winter- kmnS als auch die jungen Gräser, deren Wurzeln bei der trockenen Kälte von dem Winde entblößt werden, soloohl der Bär in seiner Höhle als auch jedes Lebe- und Pflanzenwesen vor dem Verlust der Wärme und dem verderblichen schnellen Uebergang vom kalten zum wärmeren Wetter geschützt: denn unter dem Schnee ist es den ganzen Winter gleichmäßig warm. Der Schnee ist im Winter eine wärmende Hülle für die Erde, er ist dasselbe fiir sie, was für den Menschen ein wärmendes Winterkleid ist. kl. DaS Elend in der Mandschurei . Von dem Leben und Treiben der chinesischen Bevölkerung der Mandschurei während der Kriegszeit entwirft der Kriegskorrespondent deSNew Jork Herald", der sich bei der russischen Armee befindet, in einem vom Ende November da­tierten Briefe ein interessantes Bild: Zu Beginn des russisch-japa- nsschen Konfliktes schien es. als ob das chinesische Leben auf dem Kriegsschauplatz behaglich fortgehen würde. Die Landleute am Dalu, in Ta-Shiir-tschiao und Hai-tscheng hatten nicht viele Klagen zu führen. Zuerst beunruhigte sie das Eindringen der belvafsneten Fremden, aber bald benutzten sie die Gelegenheit und verdienten Geld von beiden Parteien. Die Russen schienen zwar abgeneigt, Siege zu gewinnen; aber sie gaben reichlich Geld aus..Wir kommen bald hierher zurück und müssen einen guten Eindruck machen," sagten sie. Bei Liaujang und im Tai-tse-Tal tobte zum erstenmal ein er» bitterter Kampf, unter dem auch die Chinesen litten; aber wenn Liaujang für sie das Fegefeuer war. so ist der Schaho die Hölle. Jeder in einer russischen Stellung gefundene Chinese wird erschossen. Die ganze russische Front entlang, die sich über 150 Kilometer er- streckt, gibt es keine Chinesen. Tie Dörfer sind unbewohnt und das Land liegt verwüstet. Chinesen, die vor wenigen Monaten noch wohl- habende Ackerbauer waren, bringen den russischen Soldaten jetzt als Hausierer Zucker, Brot und Tabak. Sie können sich schon russisch verständigen. Vor der Schlacht am Schaho flohen die Bewohner von 400 Dörfern nach Mulden; die Bevölkerung jener Stadt hat sich daher verdoppelt. Die Leute mußten in den Höfen schlafen, die Missionäre, der chinesische Gouverneur und die russischen Behörde» konnten nur wenig zur Linderung des Elends tun. Fetzt im Winter sterben viele Flüchtlinge infolge der Kälte. Ms ich am 21. No- vember von Mulden zur Front ritt, drang der kalte Wind durch alle meine Pelze, so daß ich fast erfror. Ueber die kahle, trostlose Ebene sah ich wie gewöhnlich eine Schar verarmter Chinesen nordwärts ziehen. Einige kamen in Wagen, in denen alte Männer und Frauen. Mädchen und kleine Kinder saßen, während das Gespann aus einem Bullen, einem blinden Pferd und zwei Eseln bestand; aber die meisten mußten gehen. Die Chinesen aus der Stadt sind im Gegensatz zu den arglosen und gastfreien Chinesen vom Lande argwöhnisch und habgierig. Ter Städler verkauft hauptsächlich alkoholische Getränke, Konserven und Unterkleidung, die in Japan gemacht ist, aber die Namen be» deutender europäischer und amerikanischer Firmen trägt. In den Charbiner Singspielhallen klagt man darüber, daß der gewöhnliche Bedarf an Champagner infolge des unglücklichen Krieges nicht aus Tokio gedeckt werden konnte. Die chinesischen Kaufleute in Mulden haben aber japanische Fabrikate aller Art über Sinmintoun ein- geführt, ohne daß die Japaner Widerspruch erhoben hätten. Im Gegenteil, sie sehen es wohlgefällig mit an, daß sich die Russen mit «Pariser Seife" aus Tokio waschen,schottischen Whisky" aus Dolo- hama trinken und in die Schlacht mit schlechtem Unterzeug aus Osaka ziehen. So kamen neulich dreißig Wagenladungen voll Waren nach Mukden, die aus Europa oder Amerika stammen sollten, aber fast ausnahmslos in Japan verfertigt Maren. Wenn die Geheimgeschichte des Krieges geschrieben wird, so wird sich wahrscheinlich Heransstellen, daß das schlechte japanische Bier mehr mit dem Verlust LiaujangS zu tun hat, als Kurokis Umgehungstaktik. Als Ohama in Liaujang einzog, sagte er den chinesischen Kmisleuten zu ihrem Erstaunen die genauen Preise ihrer teueren.europäischen" Weine und Delikatessen. Die unschuldigen Chinesen wußten nicht, wie er zu dieser Kenntnis kam. Seine Soldaten dursten auch nur ein Achtel der geforderten Preise zahlen, und trotzdem verdienten die Chinesen noch viel daran. Aber sie beklagten den Abzug der Russen, an denen sie 000 Proz. verdienten, schmerzlich. Ter Kriegskorrespondent im russischen Lager mutz manche Nachteile mit in den Kauf nehmen. Da er sich bei einem im Rückzug begriffenen Heere befindet, bekommt er das zurückgelassene Gepäck nie wieder. Zweitens handelt das Heer nicht über die Press», diese steigen infolgedessen, und er muh alles sehr teuer bezahlen. So kaufte ich neulich für 20 Rubel ein Schaffell, nachdem ich wie verrückt gehandelt hatte, und nachher entdeckte ich, daß der Marktwert fünf Rubel betrug.'Bediente, Pferdejungen, Kulis und Kauslente, alle verbünden sich, um die Preise hoch zu treiben und möglichst viel herauszuquetschen". Dieser Krieg ruiniert den mandschurischen Landmann und macht den mandschurischen.Händler reich, so daß sich die Bedeutung der Städte heben wird. Chinesische Schneider. Sattler, Photographen, Rickshaw-Führer, Diener und andere, die sich durch die Russeri bereichert haben, werden Land ankausen, Bergwerke bearbeiten und Fabriken in den Städten begründen; denn der Krieg treibt die ganze Bevölkerung in die Städte; viele Dorfbewohner werden in den Städten bleiben, weil sie keine Dörfer und kein Geld zum Beginn des Ackerbaues mehr haben. Aus Landarbeitern werden sie Fabrik» arbeiter. Wer aufs Land zurückkehrt, wird Knecht einer empor- gekommenen Gutsbcsitzerklasse werden. -o- Zucker aus dem Safte der Vogelbeeren. Im Jahre 18S2 hatte der französische Forscher Pelouze eine Zuckerart, die Sorbose, aus dem Safte der Beeren der Eberesche(Sordus aucupam) gewonnen. Seitdem war es nur in einzelnen Fällen gelungen, den Stoff von neuem zu erlangen, da man die Bedingungen, unter denen er ent- steht, nicht kannte und aufs Geratewohl darauf los experimentierte. Jetzt ist es G. Bertrand geglückt, die Methode der Sorbofegelvinnung und die chemischen und biologischen Vorgänge, tvelchc sich dabei ab» spielen, genau festzustellen. Der Zucker entwickelt sich in Gefäßen» in denen der Vogclbeersaft frei der Luft ausgesetzt ist, nachdem be- stimmte Bakterien darin ihre Tätigkeit entfaltet haben. Diese Klein» Wesen ncrmt er Sorbose-Bakterieni. In dem Saft der Ebereschen- beeren tritt, wenn dieser in einem offenen Gesäße im Freien einigs Zeit stehen bleibt, eine alkoholische Gärung ein. Räch wenigen Tagen ist aller vorhandene vcrgärungsfähige Zucker verschwundan und an seine Stelle ist Nkohol getreten. Nach der Gärung bedeckt sich der Saft mit einer sogenannten Kahmhaut, welche der Wir!»