In diesem Augenblid fam fich Reßler bereits als Herr der Situation vor. Bevor noch ein Stein von dem Theater stand, wurde er bereits um seine Protektion gebeten.

Herr Direktor, ich stehe Ihnen zu Diensten.

Voraus­

Kranold( schnellt auf): Damit tönnen Sie nicht aus Tommen?! Mann, das find ja über zwölfhundert Mark im Jahre. Hören Sie mal!( Seßt sich.) Verschwender unterstütze ich nicht." Hegner( gleichmütig lachend):" Verschwender is jut, Herr Kranold."

gesetzt natürlich, daß Herr Steinert, der die artistische Leitung Kranold: Anders kann man es kaum bezeichnen. Vier übernehmen wird, damit einverstanden ist."

und

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Steinerts fleine Augen leuchteten wie im Fieber. Seine ich das Wort schon höre!" erregten Züge waren wunderlich verzerrt. Er fuhr mit zit­ternder Hand beständig über seine Stirn und strich sich die grauen Haare zurück.

" Ich sagte Ihnen ja schon, das wird selbstverständlich gemacht. Eine Liebe ist der anderen wert!"

Lammfromm zog die Uhr." Ich muß jetzt ebenfalls gehen," sagte er. Ueber die Präliminarien find wir uns ja einig."

Der Oberfellner half ihm in den eleganten Ueberzieher, er zog die hellbraunen Glacés an und setzte seinen tadellosen Zylinder auf. Steinert sah in dem abgeschabten Mantel, den zerknitterten Filzhut zwischen den Händen hin und her drehend, wie ein heruntergekommener Glücksritter aus. Aber die Siegesfreude, Die in seinen Augen glänzte, ließ, in dieser Stunde wenigstens, die Armseligkeit seiner äußeren Erscheinung vergessen. Das dünne, halb verhungerte Männchen dünfte sich wie ein Im­perator...

In gehobener Stimmung verabschiedete man sich... ( Fortsetzung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

anten und oben.

Zwei Szenen von Ernst Breezang. ( Personen: Kranold, Befiger einer fleinen Fabrik. ein Arbeiter. Sandow, erster Buchhalter bei Kranold. Kranolds Tochter.)

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I.

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" Zulage!" Wenn

zivan zig Mark! Und num Zulage! Hegner: Ja, die Frau will auch essen." Kranold: Was geht das mich an! Ich hab' doch mit Ihrer Frau gar nichts zu tun! Außerdem fann sie ja. Recht gut fann sie da miteffen von vierundzwanzig Mart! Da lassen sich noch drei, vier Kinder von ernähren. Seh'n Sie, da ist der Slemann, der Hausdiener. Achtzehn Mark und sechs Kinder! Sechs! Haben Sie den Mann schon' mal tlagen hören?"

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Hegner: Sehr!" Kranold( erstaunt):" So?( Nachdenkliche Pause.) Na, jeden­falls geht es. Er lebt!"

seh'n

Hegner: Aber wiel Und die Wohnung sollten Sie' mal Stube und Küche für acht Personen!"

Kranold( ironisch): Damit geben Sie sich natürlich nicht zufrieden, he?"

Hegner: Nein. Ich hab' schon' ne Wohnung gemietet: zwei Stuben. Klein find sie ja man. Und die Küche( er breitet die Arme aus): wenn man sich so rumdreht, streift man beinahe alle wände."

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Kranold: Glauben Sie etwa, in den großen Zimmern ist das Glück zu Hause?( Er steht auf, legt wieder eine Hand auf Hegners Schulter. Bäterlich- elegisch): Kennen Sie nicht das herrliche Wort unseres großen Schiller: Raum ist in der kleinsten Hütte? Na ja, Sie lachen. Aber es liegt eine tiefe Weisheit in diesem Spruch. Wirklich! Oder frägt die wahre Liebe etwa nach dem Drum und Dran? Niemals! Und wenn Sie auch ein noch so tomisches Geficht machen, Herr Hegner, ich sag's Ihnen doch: auf einem ganz falschen Wege sind Sie, wenn Sie annehmen, das Glück sei in Aeußerlichkeiten zu suchen. Ganz im Gegenteil glauben Sie mir, ich habe Erfahrung darin! man fann sagen, daß die Hegner, Sorge im quadratischen Verhältnisse zur Größe des Haushalts steht! Sophie, Man kann sagen: der Weise schraubt seine Bedürfnisse auf ein mög­lichst niedriges Maß herab. Je weniger er braucht, je weiser ist er. und lebte in einer Denfen Sie an Diogenes ! Ein Philosoph Tonne! In einer Tonne! Und Sie beginnen- beginnen!-mit zwei Stuben! Wenn Sie Ihre Verhältnisse gleich auf fo großen Fuß stellen, müssen Sie natürlich mehr verdienen für Ihren Hauswirt nämlich! Ist das weise? Und die Folge? Alle Ihre Ansprüche wachsen. Wachsen und wachsen! Ihre Einkünfte halten nicht Schritt, tönnen nicht Schritt halten, wenn Ihr Arbeitgeber sich nicht ruinieren soll. Resultat: Der Hausfriede, das Familienglid find zerstört! Nein, lieber Freund, dazu biete ich meine Hand nicht! Fangen Sie klein und bescheiden an, strecken Sie sich nach der Decke und Sie haben das Geheimnis eines glücklichen Lebens entdeckt. Ihre Stellung wird und soll sich mit der Zeit verbessern gewiß, warum nicht? Sie sind ein tüchtiger Mensch und werden sich heraufarbeiten. Aber langfam, allmählich, verstanden? Nicht in so gewalt­famen Sprüngen die Anforderungen an Ihren Arbeitgeber steigern I

Unten. Arbeitszimmer Kranolds. Kranold( figt an seinem Schreibtisch, als Hegner eintritt): " Na, Hegner, was bringen Sie Schönes?" Hegner:" Ich möcht' gern mal' n Wort mit Ihnen reden, Herr Kranold."

Kranold: Schießen Sie los!"( Blickt ihn forschend an.) Es ist doch nichts im Betriebe-?"

Hegner: Nee. Ich komm' meinettvegen." Kranold( abuungsvoll): Ich habe wenig Zeit, Hegner. Hegner: Bloß' n paar Worte; es ist um' ne Zulage." Kranold( fehrt seinen Drehschemel mit einem Nud zu ihm): " Zulage? Zulage? Wieso denn?"

Hegner:" Ich mach' Hochzeit."

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Kranold: Hochzeit? Was, zum Teufel, fällt Ihren denn Alles muß organisch heranwachsen wie in der Natur!( Mit großer ein, Hegner?"

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Segner( zuckt die Achseln): Man muß schon mal." Kranoid: Muß? Wieso muß? Wer zwingt Sie dazu? Ich will doch nicht hoffen-?( Sieht ihn streng an, Hegner schüttelt lächelnd den Kopf.) Na also. Was soll denn das? Ich liebe das ganz und gar nicht bei meinen Leuten. Wissen Sie doch! Das erste istBulage! Wie Figura zeigt! Und dann immer wieder: Bu­lage! Bei jedem Kind: Zulage! Ja, zum Kudud, ich bin doch nicht dazu da, um Eure Göhren zu füttern! Jezt kommen Sie auch noch!( Steht auf, legt Hegner eine Hand auf die Schulter.) Hegner! Ich hab Sie stets für einen vernünftigen Mann gehalten! Nu' machen Sie solche dumme Geschichte."

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Hegner( lacht): Wieso dumm?" Kranold( ungeduldig):" Na, mein Gott, jede Heirat ist doch quasi' n dummer Streich."

Hegner( lachend): Das sind so Ansichten, Herr Kranold. Sie sind doch auch

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Kranold( erbost): Ja, ich bin auch! Und hab' meine schwere Sorge davon! Bleiben Sie ledig, Mann!" Hegner:" Ich hab' das Schlafburschenspielen satt. Außerdem ist das Aufgebot bestellt. Jetzt will ich's mal auf die andere Art versuchen."

Kranold( läßt sich refigniert nieder): Also dann ver suchen Sie! Meinetwegen. Ich lege Ihnen keine Hindernisse in den Weg. Gott bewahre! Wo werd' ich!"

Hegner: Ich krieg' also meine Zulage?"

"

Kranold( dreht sich mit einem Rud um): Wer sagt das?" Hegner: Dhne dem geht's nicht."

Kranold( eisig):" Ich fümmere mich grundsätzlich nicht um die Privatangelegenheiten meiner Leute. Jeder muß ja die Kon­sequenzen seines Handelns allein tragen."

"

Hegner: Ganz recht. Jedenfalls kann ich als Verheirateter mit meinem jezigen Lohn nicht auskommen.( Pause.) Na, es bleibt shir also weiter nichts übrig, als

Kranold( schnell einfallend):" Wieviel haben Sie?" Hegner: Vierundzwanzig Mark die Woche."

Anstrengung): Kurz und gut! Ich lege Ihnen eine Mark zu!" ( Setzt sich erschöpft.)

Hegner: Unter drei geht's nicht-" Kranold( schlägt mit der Faust auf den Tisch): Das heißt-1" Alles ist genau ausgerechnet."

Hegner: Kranold:

Bassen Sie auf

"

Soll ich Ihnen' mal eine Rechnung aufmachen? Hegner: Danke. Es ist da so allerlei, was sich nicht vorhersehen läßt. Krankheiten können kommen oder sonst was." Kranold( ironisch): ja! Was passiert nicht alles in der Welt! Ihre Großmutter fann sterben, Ihr Onkel tann zu Besuch tommen gewiß! D, es gibt soviel dunkle Möglichkeiten, die Geld kosten. Auf die Weise bringen Sie's schon heraus.( Er erwartet eine zustimmende Antwort; steht dann auf.) Also, Hegner, eine Mark

Hegner: Nein. Drei. Dder ich fündige."

Kranold: Hegner! Mann, bedenken Sie Ihre zukünftige Frau! Wollen Sie um ein paar lumpiger Silberlinge willen Ihr Glück aufs Spiel fezen?"

Hegner: Jch frieg' ja ein gutes Zeugnis von Ihnen. Damit findet sich denn schon was Besseres.( Will ab.) Kranold: Sie überlegen's sich noch, was?" Hegner: Oder Sie. Adieu."( Ab.)

Kranold( für sich): So ein verfluchter Kerl!"

II.

Dben. Salon in Kranolds Wohnung.

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Kranold: Num, mein lieber Herr Sandow, was führt denn Sie in so feierlichem Aufzuge zu mir? Sie sehen ja aus wie ein frischgebackener Bräutigam! Ach so, ich verstehe: Sie wollen mir gewiß Ihre Verlobung ankündigen-?"

Sandow( verwirrt): Ja, das heißt Ich bitte tausendmal um Entschuldigung, wenn ich wenn ich

Kranold: Nun?"

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Sandow: Bermutlich wissen Sie bereits, daß ich- daß ich­