Beete ein.Wie oft, so schließt der Pfarrer seinen Artikel, hört man doch die Klage, daß der Garten nichts einbringt, aber ich habe bisher noch immer feststellen können, daß es am unrationellen Betriebe lag. Planmäßig bewirtschaftet, bringt auch bei schlechtestem Boden der Garien immer seinen Ertrag." Theater. Berliner Theater. Modell. Lustspiel in vier Akten von Hermann Katsch. Vor ein paar Jahren debütierte Herr Katsch mit einem SchauspielFräulein Doktor", in dem neben viel traditioneller Schablone doch ein gewisser Theaterspürsinn zutage trat. Die geschickt aufgebauten Szenen in den« Laboratorium wirkten aus der Bühne durch Neuheit des Milieus. Nichts Bedeutendes, immerhin doch ein paar kleine Ueberraschungeir hätte man danach von dem neuen Stücke erwarten dürfen. Aber nur die Schablone, und dabei eine sehr ungelenk gehandhabte Schablone ist übrig gebliebeu; überraschend war allein die Kraft, mit der ein großer Teil des Publikums die Langeweile durch hitzigen Applaus wegzudemonstrieren suchte. Wer nicht das Lustspiel, nur die Geräusche nach den Aktschlüssen gehört, hätte an einen wirklichen Erfolg glauben können. Es ist ein völlig zweckloses Kommen, Gehen und Reden der Personen. Keine Figur, keine Situation, aus der etwas herausgeholt� wäre. Nicht einmal zu einer lustigen Atelierszene reichte die Erfindung. Der Dialog plätschert in farblosestem Papierdeutsch, da und dort durch mißglückte Witzattacken unterbrochen, hin. Die löbliche Tendenz gegen die Heucheleiferner" Gesellschaftskreise, die ihren Gouvernanten- dehüteten jungen Damen auch die verfänglichste» Koketterien gerne nachsehen, aber pharisäisch über die Mädchen, die aus Not oder aus Liebe dem Mnstler in seiner Werkstatt Modell stehen, die Nase rümpfen, entickulldigt nicht die Sünden im Dramatischen. Der junge Bildhauer, dessen obligate Genialität um so unglaubwürdiger er- scheint, da ferne hochgepriesene Statue der Musik leibhaftig auf der Bühne vor uits steht', vergißt, so wie sich ihm reiche Konnexionen Bieten, im Handumdrehen das lebendige, angebetete Urbild, hie schöne Violinspielerin, die, daß er sein Werk vollenden könne, im leichtesten Gewände ihm posiert hat. Nach einem halbjährigen Flirt mit dem frivolen Millionärstöchterchen, das et porträtieren soll, kehrt er, als das erste Fräulein wegen ihres Modell- Verbrechens von einem Feste ausgeschlossen wird, zu dieser zurück und verlobt sich feierlich mit ihr. Daneben läuft ein Don Juan , der an Physiognomielosigkeit das glückliche Paar womöglich noch übertrifft und ein in manchen Wendungen etwas besser geratenes Berliner Modellmädel im Stück herum. Die Aufführung war mittelgut, hinter dem Niveau der sonstigen Lustspielaufführimgen des Berliner Theater zurückstehend. dt. Musik. Ballett, Leidenschaft, Teufelei, Unschuldsseele, Karnevalstanz, Kirchenglocke, Fieberphantasie, Verführung, Gebet, Volksweise. Ver- zweislungsarie und abermals Ballett: das sind die urewigen Bestand- teile der französischen und nebenbei auch der italienischengroßen Öper". Und mit einer solcher» hat uws nun das National» Theater bekannt gemacht.Die Z a u b e r g 1 0 ck e", vier- aktige Oper von der bekannten Textfabrik BarbierundCarre, deutsch von Marion, Musik von Camille Saint-Saöns, wurde dort vorgestern(Dienstag) den Berlinern zum erstenmal vor- geführt. Ter größere Teil des Publikums scheint nicht gewußt zu haben, wohin diese Welt von Himmel und Hölle tun, und der kleinere Teil scheint sie um so mehr abgelehnt zu haben, als man nicht gerade sehr alt fem muß, um diese Wert überhaupt bereits gut zu kennen. he tirnbre d' a r g e n t", wörtlich: der Klang des Silbers, ist eines der frühesten Werke des jetzt siebzigjährigen be- rühmtesten Komponisten von Frankreich . Daß ein Mann von der Universalität des Saint-Saens das scheinbar universalste Ding der Welt, die große Oper, sozusagen im kleinen Finger hat, kann man sich denken. Ter Komponist ist nur nicht dies, sondern auch Dichter, Naturforscher, Musiktheoretiker ust» Als Komponist hat er so ziemlich jeglicher Gattung von Musikern Werke geliefert, nach denen diese gern greisen, weil darin sowohl ein wirkliches künstlerisches Wesen, wie auch genügend äußerliche Wirksamkeit, dankbare Partien und der- gleichen stecken. Seine stimphonischen Dichtungen stehen Ivohl als anerkannte Eigenartswerke obenan. Innerhalb seiner sonstigen Schöpfungen steht er, wie uns scheint, dort am höchsten, wo es be­sondere Tänze und dergleichen zu komponieren gibt. Auch die leiden- schaftliche Kraft, wie sie eben für die Bühnenwirksamkeit am Platze ist, besitzt er. Sonst aber denkt man unwillkürlich an Meherbeer und sagt sich: der hätte das ganze Teufelszeug eigentlich doch noch besser gemacht. Tatsächlich besser hat derartiges Offenbach in seinem Opernwerk: «Hoffmanns Erzählungen " gemacht. Die Erinnerung an dieses Werk, oder genauer mr das Drama in ihm, drängt sich unabweisbar auf. Der arme und kranke Maler Konrad seufzt nach Geld und nach der Tänzerin Fimnetta. Im Traum erscheinen ihm nun die vier Akte. Ter Arzt und die Tänzerin werden ihm zu teuflischen Figuren, mit denen er in allen möglichen Situationen den kürzeren zieht, bis er endlich wieder aufwacht. Inzwischen haben die unaufzählbaren Ver- führuiigskünste der Operntechnik auf den Zuhörer voraussichtlich nicht so bequem eingewirkt, wie auf den armen Konrad. Wenn doch wenigstens aus der Silberglocke eine schöpferisch eigenartige Silber- glockenmusit herausgezogen Ivärel Diese Glocke bekommt nämlich Kourad, um durch ihr Läuten Schätze Goldes zu finden, doch auf Kosten eines Menschenlebens. Mehr als bei anderen dramatischen Musikwerken muß man bei einem solchen nach sogenannten schönen Stellen fragen. Das sind nun vor allem die verschiedentlichon Ballettänze, die Saint-Saöns so meisterhaft zu komponieren versteht. Ebenfalls bemerkenswert scheint uns die musikalische Darstellung der Verführungskünste Fiamettas zu sein. Mit dieser Figur haben die Librettisten und der Komponist ein Gebilde geschaffen, durch das nun doch über die alte Blödsinnigkeit der reinen Bewegungstänze hinausgegangen ist, wie denn hier überhaupt danach gestrebt wird, dem Inhalt etwas zu geben, daß manvernünftige Klarheit" nennen könnte. Sodann darf man verschiedentliche rührende oder leidenschaftliche Opernarien heraus- greifen. Im ersten Akte singen zwei liebende Mädchen ein Gebet O Mutter der Gnade", mit dem dann im letzten Akte das Zurück- kommen vom Traume zur Wirklichkeit begonnen wird. Neben dieser melodiösen Arie stehen namentlich größere Verzweiflungsmonologe und dergleichen von dem Maler Konrad. Dazwischen gibt es dann die obligaten Lieblichkeiten, die sich im dritten Akt nach dem Muster von Leise zieht durch mein Gemüt" entsprechend breit entfalten. Alles in allem innerhalb eines längst als unselig erkannten Rahmens eine reichhaltige Kunstleistung l Der Direktion des Theaters gebührt aller Dank, daß sie unS in Berührung auch mit dem hält, was nun eimnal zur Geschichte der Musik gehört. Das Publikum war von vornherein sozusagen nicht auf den Abend gestimmt. Viel- leicht hätte selbst die vorher erhoffte Anwesenheit des Komponisten nicht viel mehr Besucher ins Theater gelockt. Schade um die hohen Einsätze, mit denen die Direktion den Daseinskampf einer Privat- Opernbühne führt. Tie Darstellung war tüchtig genug, daß sich schon um ihretwillen ein Besuch der weiteren Vorstellungen lohnt. Vor allem möchten wir die Ballettmeisterin Fernande Robertine nennen, die den choreographischen Teil des Ganzen leitete und sich durch ihre Wieder- gäbe der Fiametta als eine wirklich dramatisch intelligente Tanz- künstlerin erwies. Unter den Sängern war es in erster Reihe der Heldentenor Jose Classen. der unsere Aufmerksamkeit von An- fang bis Ende fesselte. Neben diesem Darsteller des Malers Konrad sollte den Arzt(der dann als gespenstischer Doktor Spiridion auftritt) ursprünglich Herr Melms singen. Dieser erkrankte, und an seine Stelle wurde anscheinend im letzten Augenblick von anderswoher der Gast Hans Spies geholt. Auch dieser schlug sich durch das Kunterbunt trefflich durch. Mit einigen Einschränkungen bezüglich Gesangstechnik und insbesondere Aussprache nennen wir anerkennend den Vertreter einer lyrischen Tenorrolle JohanuesReinhardt und die Darstellerin der Geliebten des Helden, A st r i d L 0 u s; auch Josefine Grinning führte eine ähnliche Rolle beachtenswert durch. Tie Chöre sind im National-Theater bekanntlich recht gut. das Orchester im allgemeinen auch. Ob in dessen Leitung nicht noch mehr Feinheiten herauszubringen wären, ist für den Kritiker stets schwer zu sagen; wer weiß, welche Verhältnisse den Kapellmeister zwingen, froh zu sein, wenn es nur immer zusammengeht! sz. Notizen. Bei den Leipziger Postämtern wurden im Jahre IVOS L'/a Millionen Bücherpakete im Gewichte von 12 Millionen Kilogramm aufgegeben. Ein sonderbarer literarischer Prozeß wird nach dem B. T." in nächster Zeit in Petersburg zur Verhandlung kommen. Eine junge Schriftstellerin hat ihren Verleger verklagt, weil er gegen ihren Willen das Bild einer halbnackten Frau auf dem Umschlag ihres Buches hatte anbringen lassen. Das Lessing-Theater bereitet eine Aufführung von Ibsens dramatischer DichtungPeer Ghnt" vor. Das Stück ist in Berlin noch niemals gegeben worden. GunnarHeiberg? vieraktiges SchauspielTragödie der Liebe" erzielte bei der Erstaufführung im Nationaltheater zu Kristiania einen durchschlagenden Erfolg. A n t 0 i n e übernimmt die Direktion des vom französischen Staate subventionierten Odeon-Theaters in Paris. 72 VerlagSfirmen haben sich bereit erklärt, ihre Verlags- werke kostenlos der geplanten Reichs-Musikbibliothek zur Verfügung zu stellen. W 0 l f-F erraris' OperDie n e u g i er i g e n Frauen" hat auch in Düsseldorf großen Erfolg gehabt. Bei C a s s i r e r tvird am 20. Januar eine L e i st i k 0 w- Ausstellung eröffnet. Auf der Sonne ist gegenwärtig ein Flecken maximum eingetreten. Insbesondere erregen im Augenblick drei mächtige, nebeneinander befindliche Flecken, welche fast in der Mitte der Sonnenscheibe stehen, die Aufmerksamkeit. In der Nähe von Olkusz (Gouvernement Kielce, Russisch- Polen) sind bedeutende Eisenerzlager entdeckt worden. Erz- proben Iveisen 42 Proz. Eisengehalt auf. Ein Schildbürgerstreich wird au? Osnabrück berichtet. Dort hatte das Stadtbauamt unzulässigerweise an einem öffentlichen Wege einen Stacheldraht ziehen lassen. Er mußte wieder entfernt werden. Was tat man? Man schickte einige Arbeiter mit Kneifzangen hinaus und ließ sie drei Tage lang die Stacheln einzeln abzwicken. Berantwortl. Redakteur: Paul Büttner , Berlin. Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer LrCv., Berlin L�V.