Maschinen, die man in den Dienst der Bauklempnerei gestekkt hat, sind allerdings erst in der jüngsten Zeit entstanden, so daß man sich von der geschickten Anwendung derselben für die Zukunft noch manchen Fortschritt versprechen kann. Aber vergegenwärtigen wir uns auch, wie mannigfach die Möglichkeit der Blechbearbeitung ist und wie reich demgemäß auch die DekorationSformen ausfallen müßten, wenn sich einmal begabte Künstler mit der rechten Lust und Liebe der Sache annehmen wollten. Die Bleche können durch Schneiden und Ab- scheren, durch Stanzen und Lochen, durch Biegen, Treiben, Drücken, Prägen, Ziehen bearbeitet und durch Nieten, Löten und Falzen vcr- bunden werden. Dazu kommen die mannigfachen Arbeitstechmken, welche zur Öberflächenverschönerung der Bleche dienen. Ich er- innere an das Schleifen und Polieren, an das Lackieren und Bron­zieren der Bleche, cm das Gravieren und Emaillieren derselben, on das Verkupfern und Vernickeln auf galvanischem Wege. Sehr be- kannt sind auch einige Blechfärbungen durch Chemikalien geworden, so das Schwarzfärben des Zinkes, das Brünieren des Kupfers, das Moirieren dc-s Weißbleches. Die mannigfachen Arbeitsmaschinen gestatten auch, künstlerische Arbeiten in Blech zu recht wohlfeilen Preisen auszuführen. Außer den mannigfachen Maschinenscheren, Pressen, Stanzen gibt es ganz ausgezeichnete Spezialmaschinen zur Formveränderung der Bleche. Ich will nur kurz die Abkante-, die Wulst- und die Rundmaschine, die Riffelwalzwerke, die Ziehbänke, Gesimsmaschincn, das Ovalwerk und den Ellipsenzirkel erwähnen. Und alle diese Maschinen werden in den mannigfachsten Aus- führungen, für große und kleine, für einfache und komplizierte Werk- stücke gebaut. Welch prächtige Wirkungen in der Tat mit diesen Mitteln erreicht werden können, das zeigten uns namentlich die großen Ausstellungen der letzter» Jahre, welche eigentlich schon die Anregung hätten geben müssen, diesem Gebiete mehr Aufmerksamkeit und Interesse zuzuwenden. Wenn man sich nun mit all den ausgezeichneten Arbeitsmitteln eingehend beschäftigt, so beginnt man in der Tat zu bedauern, daß das Kunsthandwerk bisher aus diesen Fortschritten so wenig Nutzen gezogen, ein so großes Feld, das der Mitwirkung künstlerisch empfindender Kräfte so sehr bedarf, bisher unkultiviert gelassen hat. Die Eisenschmiedekunst hat ohne Zweifel chre große EntWickelung den Architekten zu verdanken, die ihr ein ganz außerordentliches Interesse entgegengebracht haben. Wenn sie auch nur einen be- 'cheidenen Teil dieser Gunst der Bauklempnerci zuwenden wollten, so würden- sie auch diese zu einer großen Kunst ausgestalten. fh. Kldrns Feuilleton. -r. Gute Arbeit. Ein wundervoller Goldglanz lag aus den Straßen, der letzte Widerschein der sinkenden Sonne; er funkelte aus den Fenstern zurück, die Häuser, die Steine, alles badete sich in seinem Licht, selbst auf den Gesichtern der Menschen schien er einen Abglanz zurück zu lassen. Heller leuchteten ihre Augen, fröhlicher schritten sie aus. Langsam und behaglich schlenderte Grete durch den Schwärm. In tiefen Zügen atmete sie die reine Lust ein. Ah, das war ja Wohltat, nachdem man den ganzen langen Tag den Staub der Näh- stube geschluckt! Aber wie schön sie fertig geworden waren I So ganz ohne Hetzen, so gemütlich; wundervolle Arbeit, diese Konfeltionsstickerei, man brauchte nicht einmal nachts aufzubleiben und verdiente doch sein Teil. Seit gestern früh hatten sie und Mutter zusammen sieben Mark; fein, fein! Und daß es gleich immer beim Liefern Geld gab, das war das allerbeste I So gute Arbeit wie bei Lingerts hatten sie überhaupt noch nie gehabt. Man fühlte sich ordentlich geborgen dabei. Sie lächelte vergnügt und blieb an einem Schaufenster stehen. Wie hübsch die langen, weißen Handschuhe da drinnen aussahen, und so billig, nur sechzig Pfennige das Paar. Die konnte man sich jetzt am Ende leisten bei diesem guten Verdienst. O ja, gewiß, und ein Meter von den Spitzen da für die Aerniel auch, dann sah die alte Satinbluse wieder stisch aus, und man konnte das Vergnügen am Sonntag mitmachen. Ihre Augen leuchteten auf, sie trällerte eine Tanzweise vor sich hin und schwenkte das Paket am Arm im Takt dazu. Im Geist sah sie sich schon fettig; schwarzer Rock, rosa Bluse, lange weiße Spitzen um die Ellenbogen, es mutzte gut aussehen. Und Mütterchen bekam ein weißes Spitzenjabot. S» ging es wirklich, und der Spaß wurde nicht einmal viel kosten. Sie rechnete. Fünf Mark hatte Mitter noch zu Hause, und heut bekam sie sieben, machte zwölf. Da? waren ja Reichtümer, soviel hatte man ja sonst nie mehr gehabt am Mittwoch. Na, und nun noch drei Tage bis zum Sonntag, da schaffte man doch auch noch etwas fettig. Drei Garnituren wenigstens. Machte neun Mark. Am Ende gab ihr Frau Lingert auch Seidenmäntel, da gab es vier Mark pro Stück und sie fluschten doch. Sie war bei all dem Hin und Her nach der Seydelstratze gc- angt, nun stand sie vor der Fabrik. Finster gähnte ihr der hohe Torweg entgegen, eine kalte stockige Luft schlug heraus und bildete einen seltsamen Kontrast zu dem Sonnenleuchten draußen. Grete schaudette unwillkürlich zusammen. Sie fror. Es war, als legte sich ein unbekanntes Etwas über ihre Seele, aber nur für Augenblicke, dann suchte sie es abzuschütteln mit einem Lachen und sprang leichtfüßig die Treppen hinauf. Es waren nicht viel Arbeitettnnen zum Liesern da, nur zwei Frauen, die Kurbelsteppereien brachten. Das war auch so eine ver­nünftige Einrichtung bei diesen Lingerts, daß man den ganzen Tag liefern konnte; so brauchte niemand lange zu Watten. Sie nickte Frau Lingert zu und breitete ihre Arbeit aus. Die alte Dame, die eben einer Kurblerin Bescheid gesagt hatte, wandte sich ihr freundlich zu:Na, Fräulein Lange, fleißig gewesen? Heut hatte ich Sie noch gar nicht erivartet. Zeigen Sie mal." Sie nahm die schönen hellblauen Seidenmieder, sah sie durch und legte sie bei seite.So ist eS gut, Fräulein Lauge. Und nun möchten Sie Geld haben? Sieben Mark. Ich werde es Ihnen gleich aus- fettigen." Sie trat an das kleine Stehpult und schrieb. Grete setzte sich, der Schauer war weg und die Fröhlichkeit wieder da. So. Fräulein Lange, da ist Ihr Geld." Die alte Dame reichte ihr das Buch hin:Wünschen Sie noch etwas?" Sie sah Grete verwundert an. Ja, ich.. ich.. Dem Mädchen war es plötzlich wieder, als stiege ein kalter Frost in ihm empört.Ich danke... ich tvvllte ... ja, neue Arbeit möchte ich doch mitnehmen...." Ach ja, neue Arbeit." Frau Lingert lächelte über ihre Ver- geßlichkeit.Die ist nur heute nicht, Fräulein Lange. Die Koni- Missionen sind alle fettig, und was noch ist, lassen wir im Hanse machen," Keine... keine Arbeit?" Das Mädchen schrie es fast.Gar nichts?" Ueber das alte Geficht glitt ein Zug gütiger Teilnahme.Es ist ja vielleicht nur stir ein paar Tage, Fräulein Lunge. Fragen Sie morgen, übermorgen wieder an, oder noch besser, nächste Woche." Ja ja nächste.. Woche." Rein mechanisch nahm Grete ihr Lieferbuch und ging. Dämnierung auf den Straßen, alles dunkel und kalt. Das Mädchen schritt wie im Traum weiter. Keine Arbeit kein Verdienst. Wieder laufen, nüssen, suchen und wer weiß, ob man was sind. Ach ja, ach ja! Sie stöhnte auf und warf einen Blick seitwärts. Da war wieder das Fenster mit den weißen Handschuhen. Oh, nicht mehr dran denken. Und wie gehetzt lief sie in die wachsenden Schatten hinein. Je. Ueber den Appetit imZoo" plaudert Richard A. Starr in einem Londoner Blatte, wobei er seinen Ausfiihrungen Beobachtungen aus dem Zoologischen Gatten der englischen Hauptstadt zugrunde legt. Vor einigen Tagen wurde in den Käfig der Riesenschlange im Reptilienhaus ein junges Zicklein gesetzt. Das Tierchen kümmerte sich aber nicht um das scheinbar leblose Ungeheuer; dieses schien die Anwesenheit der kleinen Ziege ganz zu überiehen, nur die Basilisken- äugen, die wie grüne Diamanten in dem kleinen flachen Kopf sitzen, gingen unruhig hin und her. Damit scheint eine Fabel ans unserer Kinderzeit zerstött zu werden, daß nämlich die Schlange mit ihrem Blick ihr Opfer bannen kann. Die Ziege ging ganz sorglos im Käfig umher und wurde nach einiger Zeit wieder entfernt, da die Riesenschlange die ihr angebotene Mahlzeit ausgeschlagen hatte. Sie war nicht hungrig, trotzdem sie ihre letzte Mahlzeit vor mehr als drei Monaten eingenommen hatte. Jetzt wird sie wahrscheinlich vor März keine Nahrung zu sich nehmen. Die merkwürdigsten Beobachtungen über den Appettt kann man gerade im Reptilienhause machen. Früher, als die Heizvorrichtungen noch sehr unvollkommen waren, deckte man die größeren Schlangen nachts mit wollenen Decken zu. Oester fanden dann die Wätter morgens eine sehr gesätttgt aus- sehende Schlange, aber die Decke, war verschwunden. Mehrcrc wert- volle Schlangen gingen dadurch verloren, daß eine die andere ver- schluckte. Das kommt vor, wenn zwei Schlangen dasselbe Stück Nahrung an entgegengesetzten Enden zu verschlingen beginnen; kommen sie in der Mitte zusammen, so können oder wollen sie es nicht wieder ausspeien, und so verschwindet eine mit dem Kopfe vonveg im Innern der anderen. Oft verschluckt dabei die kleinere Schlange die größere. Einige Zahlen an« der jährlichen Rahrungsrechmmg mögen zeigen, was dazu gehört, 3000 Tiere zu füttern: 33 30Ö Eier; 322 560 Pfund Pferdefleisch; 18 200 Pfund Ziegenfleisch; 153 Lasten (1 Last 1,416 Kubikmeter) Klee ; 144 Lasten Heu; 238 Lasten Stroh; 6262 vierpfändige Brote; 5086 Ouart(1 Quart 1,14 Liter) Milch; 266 Büchsen Milchkonservcn; 303 Zentner Garneelen; 0530 Köpfe von Geflügel; 438 Pfund Zucker; 33 Töpfe Liebig- Ertratt; 6030 Bündel Gemüse; 125 Bündel und 144 Zentner Mohrrüben; 1166 Bündel Wasierkresse; 1306 Dutzend Bananen; S72Pstind Wein- trauben; 836 Pfund Datteln; 4700 Apfelsine». Die Geflügelköpfe bilden die Hauptnahrung der Nagetiere und verschiedener Vögel. Liebigs Fleischertrakt wird für die Wildkatzen und für die Affen ge- braucht, gelegentlich hartgekochte Eier für die Papageien und Vögel mit weichen Schnäbeln. Lebende Fische find die Beute der Wasfervögel, der Ottern und Robben; und die Garneclen werden hauptsächlich von den Flamingos verspeist. Das Löwenhaus braucht täglich 300 Pfund Pferdefleisch, 13 Pnnd Ziegenfleisch und eine Anzahl Schafmagcn; diese Rationen werden unter 30 Löwen , Tiger und Leoparden verteilt. Der Appetit leidet durch die Gefangenschaft. Ein ausgewachsener Löwe ftißt im Zoo etwa 18 Pfund Fleisch täglich, während ihm dies in der Freiheit nicht genügen würde. Der Löwe ftißt auck frisches Gras und leckt lvie die Hauskatze Milch aus einer Schale auf. Das geringe Ouanttnn Fleisch, das die