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charakteristischer Zug fiel mir noch auf, was übrigens zu dem vorher Gesagten stimmt: trotzdem min von allen Seiten auf einen ein gebrüllt und eingeblökt wird und man sich in einem Stalle zit befinden und den Duft des kostbarsten Stoffes des Landes zu riechen meint, denkt man doch gar nicht daran: hier bist du auf dem Lande, in der großen Freiheit der Natur! Auch aus dem Landschaftlichen ist ebenso wie aus dem Tierischen nicht das Suggestive, Befreiende herausgeholt, die große Naturstimmung, wie sie Segantini und Millet zum Berspiel haben. Es sieht alles nach Schule, Rezept oder Berechmmg aus.
Dies sei nur angedeutet, um zur Charakteristik zu dienen. Abgesehen davon ist Zügel ein guter, solider Maler mit achtunggebietenden, technischen Eigenschaften. Er führt jedoch nicht zur Natur, sondern er bleibt innerhalb der Grenzen einer beschränkten Kultur. Das liegt auch daran, daß er sich die Fortschritte der modernen Lichtmalerei nicht so zu eigen macht. Er ist zu schwer in seinen Tönen. Damit haftet seinen Bildern im Grunde etwas Rückständiges an, das allerdings dem geschlossenen, bildartig abgeschlossenen Eindruck zu gute kommt.
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Meteorologisches.
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Rauft nun jemand einen solchen falschen Fasan und er bemerkt den Betrug, was dann? Der Gastwirt fann vielleicht zur Strafe gezogen, polizeilich belangt werden? Durchaus nicht. Wir sind hier im klassischen Lande der Diebe und Räuber. Polizei kennt man hier zu Lande nicht. Und die etwaigen Soldaten, welche Europäer manch mal die Polizei des Mandarinen" benamsen, sind ärger als die Diebe. Letztere haben noch ein wenig Anstand, diese scheren sie höchstens. Soldaten und Beamte, diese ziehen ihnen das Fell vom Rücken. Somit bleibt nichts übrig, als sich still zu ärgern und den Entschluß zu fassen, ein andermal flüger zu sein. Oben besagte Fasanen der falschen Sorte dienen noch als Paradestücke. Zum Beispiel es ist eine Hochzeit. Nach chinesischer Art sitzen immer je acht und je acht Gäste an einem viereckigen Tische, dem sog. Acht Geister- Tische, denn ein jeder Gast ist ein himmlischer Besuch. Auf jedem Tische müssen sich ein oder zwei Paradestücke finden. Einen echten Fasanen oder Kapaunen zu kaufen, wäre zu teuer. Somit hilft ein falscher Kapaun oder falscher Fasan gar trefflich aus. Ja, man serviert auch Paradestücke aus Holz, so eine tihtige Schweinekeule. Auf das Holz klebt man eine echte Schwarte, man begießt das ganze mit jener obigen öligen, dicken Sauce, und die Keule sieht ganz appetitlich aus. Noch ein anderer Brauch: Gegen Ende jeden Vierteljahres suchen die Beamten der Mandarinen Trinkgelder zu Willy Willy". Jm Scott. Geogr. Mag." 1904 бe= erpressen bei den angesehenen Familien. Das machen sie nun so: Sie bringen eine echte Visitenkarte vom Mandarin. Dazu eine Liste schreibt St. M. Macdonald den gefürchteten und sehr häufigen mit kostbaren Geschenken. Eine Sänfte mit den kostbaren Geschenken australischen Tornado, den„ Willy- Willy". Steine, Baumstämme folgt nach und wird in den Empfangssaal getragen: Schinken, Braten, und alle möglichen Gegenstände, sagt Macdonald, werden vom Fasanen usw., dem Chinesen gar liebe Kostbarkeiten. Die Hallunken Zentrum des Wirbelwindes gefaßt und in die Luft geworfen, von Bedienten haben dem Mandarin mehrere Visitenkarten ent- während er mit furchtbarer Schnelligkeit dahinrast. wendet, die Sänfte für das Tragen der Geschenke geliehen und dann großen Umfang an, so pflegt er das Land zu verwüsten und jede haben sie bei einem Garküchenmeister einige Paradestücke geliehen. Ansiedelung hinwegzufegen, die auf seinem Wege liegt. Man kauft sich von den Sterlen aber doch lieber um einige Pfennige sehr viel Aehnlichkeit mit einer sich fortbewegenden Wasserhose und Tos: Hier find 400 oder 500 Käsch für die Leute," ruft man ein wird wahrscheinlich wie diese durch entgegengesetzte Luftströmungen Die Gewalt des Willy- Willy" läßt sich nicht bewenig laut, auf daß die Hallunken es hören;„ mit Karten und Ge- hervorgerufen. schenken nur eiligst fort, ich mag nichts sehen." Das ist doch gewiß rechnen; an einer Stelle, über die der Sturm hinweggegangen war, fand Macdonald Bäume von zwei Fuß Dicke, die wenige höflich: alle Welt ist befriedigt.- Fuß über den Wurzeln abgerissen waren. Sein Herannahen kündigt sich durch ein eigentümliches Geräusch an, das man filometertveit hört, und wenn sich jemand in seinem Zuge befindet, ist das einzige Rettungsmittel der bekannte Notbehelf, sich flach auf die Erde zu legen. Manche von den durch den Sturm mitgeführten Gegenständen sind recht sonderbarer Art, und die wunderbaren Berichte einiger Reisenden mögen darauf zurückzuführen sein, besonders die Erzählungen von Fischen und kleinen Tieren, die vom Himmel geregnet" feien. Macdonald selbst fand einmal nach dem Vorüberrasen eines Willy- Willy" in dem Wasserloch, an dem er lagerte, einen schönen Silberbrassen von 15-20 Zentimeter Länge, der dorthin nur durch einen solchen Tornado gebracht sein konnte. ( ,, Globus.")
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Kunst.
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sch. Bei Schulte geht's diesmal recht laut her. Es brüllt und blökt von den Wänden. Die Agrarier kommen! Und solch ein Kunstsalon achtet auch nicht nur auf Kunst. Er muß wissen, was der Tag an Ereignissen bringt. Er spekuliert damit. Flugs stellt Schulte eine Kollektion 3ügel aus. Bügel malt nämlich nur Kühe, Schafe, Schweine, Pferde alles ein dem Landwirt wohlvertrauter Umgang. Der eine oder der andere wird vielleicht diesen renommierten" und wohlgelittenen" Kunstsalon aufsuchen. Der eine oder der andere greift vielleicht in seinen Beutel! Nimmt ein Tier in Del mit nach Hause. Vielleicht auch regt ihn das an, sich selbst malen zu lassen. Zu diesem Zwecke empfiehlt sich hier ein Porträtmaler glättester Sorte als Maler von Grafen , Leutnants und anderen hohen Tieren.
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Humoristisches.
Nimmt er
Er hat
Die Bocklederne.„ Euern reizenden Dackel habt Ihr Um ernsthaft zu reden Bügel fann etwas, und es ist schade, wohl nicht mehr, Moosbäuerin?" daß er so als Zugstück benutzt wird. Sein Name ist bekannt, mein' Alten seine lederne Hos'n is' vom Nagel' runter eine ganze Schule geht von ihm aus. Er haftet nicht am auf ihn g'fall'n und hat' n derschlag'n." Gegenständlichen. Er malt feine Tiere nicht so öde
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Naa
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und glatt, er stellt sie ins Freie, und Licht und Luft spielt um sie. Auf den Fellen der Schafe spielt das Sonnenlicht. Es glüht auf wie sich die Zeiten ändern! In den ersten Wochen haben wir abends Aus dem Tagebuche einer jungen Frau.„ Ach, den breiten Rücken der gefleckten Rinder, die im Bache baden oder auf dem Acker stehen. Esel stehen auf heißem Strande am Meer. gar keine Lampe gebrannt, später dann eine gemeinschaftliche und jetzt zwei." Durch das Laub glisert die Sonne, und Schweine liegen fuhlend im moraftigen Waldboden, ein Durcheinander leuchtender Flecken. Gerade diese Schweinebilder zeigen Bügel malerisch am temperament bollsten. Dann bricht die Dämmerung herein über die weite, rote Haide. Die Herde zieht heim, eine schwere Masse von grauen Farben, die sich über den rotblühenden Boden wälzt, hinter ihr erscheint in dunkler, unklarer Silhouette der Schäfer.
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mal ein fettes Schweinchen. Das Tier wiegt wohl schwer? Vergleich, Korpulente Dame:" Da habt Ihr ' wicht!" Bauer: No, ös zwoa werd's net viel auseinanda sei' im ( Meggendorfer Blätter. ")
Notizen.
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Sein Objekt, das Tier, ist Zügel nur Mittel zu malerischer Darstellung. Das Tierhafte läßt er auf sich beruhen. Er gibt es nur so weit, als er richtig" bleiben will. Das ist zugleich seine Grenze. Seine Kunst hat etivas Rechnerisches, Schematisches. Sie ist falt. Sie läßt an ein Rezept denken. Man freut sich über die immer geLungene, nie mißglückte Verteilung der farbigen Massen. So ein Wedekind hat sein neues Drama Hidalla" vom großes Bild mit der ganzen Herde auf der Haide hat wirklich Raum Lessing- Theater zurückgezogen. Das Stück wird die und Vertiefung, wenn auch der Hintergrund oft ein wenig leer be- Uraufführung im Münchener Schauspielhause erleben. Handelt ist, und die Farbe ein wenig schwer bleibt. Es ist etwas Der Kaiserjäger," vieraftige Komödie von Hans Vollendetes darin. Aber diese Freude hat nichts Hinreißendes. Ostwald und Oskar Brennert, geht Mitte Februar im Und diese Vollendung scheint berechnet. Es mag zum Teil daher Berliner Theater zum erstenmal in Szene. kommen, daß Zügel schon zu viel Schüler hat, die feine Art fritiklos übernehmen. Und das Merkwürdige ist, daß diese Art lehrbar ist, sie ist in den Grundzügen Homöopathie".- ohne Rest übertragbar. Bügel ist gleichweit von dem Im Verlage der Kunsthandlung E. Arnold in Dresden charakterlosen Durchschnitt entfernt wie von dem überragenden wird demnächst ein umfassendes Verzeichnis der Ra= tünstlerischen Einzelgenie. Er ist ein Talent, das nur das will, was dierungen des schwedischen Malers und Nadierers Anders er leisten fann und in ehrlicher Arbeit fand, wo dieses Gebiet liegt. 3orn unter genauer Angabe der Entstehungszeit, des Inhalts, Dies Gebiet baute er ruhig und fortschreitend aus. Darum ist ihm der Größe, der Techniken und Zustände sämtlicher Platten ereine Stollettivausstellung nicht günstig. Sie läßt seine Monotonie scheinen. hervortreten. Hier und da, zwischen anderen Bildern verstreut, auf In Münster ist der Universitätsprofessor Hermann großen Ausstellungen freut man sich mehr über die Frische. Landois , der bekannte Zoologe und plattdeutsche Dichter, im Als neues Moment macht sich namentlich in den großen 70. Lebensjahre gestorben. Weit verbreitet ist sein dreibändiges Bildern ein Zug zu einer monumentalen, ernſten Einfach- Werk Westfalens Tierleben". Er war auch der Gründer des heſt der Massenverteilung bemerkbar. Ms eigentümlich Zoologischen Gartens in Münster .
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