Ja ich erwarte Dich."

-

Sie nidte Steinert leicht zu und verließ das Zimmer. Keßler folgte ihr, kam aber gleich wieder zurück. ,, Nun, was gibt's?"

122

Steinert war durch den kurzen Ton betroffen. Er merkte sofort, daß er wenig willkommen war.

" Ich möchte nicht stören, Herr Baumeister," sagte er zurückhaltend. Es sind in der Tat wichtige Dinge, die mich.

Mensch, machen Sie keine so lange Einleitung! Schießen

Sie los!"

Es handelt sich darum, Herr Baumeister, daß in den lezten Tagen auf Ihre Anweisungen hin Leute Summen an unferer Kasse erhoben haben, die..

11

Das kann ich mir ja denken," unterbrach ihn Kepler . Wenn Sie kommen, dreht es sich jedesmal um den verdammten Mammon... Scheren Sie sich zum Teufel oder lassen Sie mich damit in Frieden.. Ich habe den Kopf mit anderen Dingen voll. Ich baue und Sie schaffen das Geld!... Ich denke, so lautet doch unsere Abmachung!" , Gewiß, Herr Baumeister!.. " Nun schön dann brechen Sie nicht beständig unseren Kontrakt!.> Sie machen mich mit dieser Geldmisere noch frank! Sie reiben mich auf!..."

-

"

( Fortsetzung folgt.)]

Befferung."

Bon Ludwig Thoma .

( Nachdruck verboten.)

Wie ich in die Ostervalanz gefahren bin, hat die Tante Fanny gesagt: Vielleicht kommen wir zum Besuch zu Deiner Mutter. Sie hat uns so dringend eingeladen, daß wir sie nicht beleidigen dürfen." Und Onkel Pepi sagte, er weiß es nicht, ob es geht, weil er so viel Arbeit hat, aber er sieht es ein, daß er den Besuch nicht mehr hinausschieben darf. Ich fragte ihn, ob er nicht lieber im Sommer kommen will, jetzt ist es noch so falt, und man weiß nicht, ob es nicht auf einmal schneit. Aber die Tante sagte: Nein, Deine Mutter muß böse werden, wir haben es schon so oft ver­sprochen." Ich weiß aber schon, warum sie kommen wollen; weil wir auf Ostern das Geräucherte haben und Eier und Kaffeekuchen, und Onkel Pepi ißt so furchtbar viel. Daheim darf er nicht so, weil Tante Fanny gleich sagt, ob er nicht an sein Kind denkt.

Sie haben mich an den Postomnibus begleitet, und Onkel Pepi hat freundlich getan und hat gesagt, es ist auch gut für mich, wenn er kommt, daß er den Aufruhr beschwichtigen kann über mein Zeugnis.

Es ist wahr, daß es furchtbar schlecht gewesen ist, aber ich finde schon etwas Ausreden. Dazu brauche ich ihn nicht.

Ich habe mich geärgert, daß sie mich begleitet haben, weil ich mir Zigarren faufen wollte für die Heimreise, und jetzt konnte ich nicht. Der Frizz war aber im Omnibus und hat zu mir gesagt, daß er genug hat, und wenn es nicht reicht, können wir im Bahnhof in Mühldorf noch Zigarren kaufen.

Jm Omnibus haben wir nicht rauchen dürfen, weil der Ober­amtsrichter Zirngiebl mit seinem Heinrich darin war, und wir haben gewußt, daß er ein Freund vom Rektor ist und ihm alles verschuftet.

Der Heinrich hat ihm gleich gesagt, wer wir sind. Er hat es ihm in das Ohr gewispert, und ich habe gehört, wie er bei meinem Namen gesagt hat: Er ist der Letzte in unserer Klasse und hat in der Religion auch einen Vierer."

Da hat mich der Oberamtsrichter angeschaut, als wenn ich aus einer Menagerie bin, und auf einmal hat er zu mir und zum Fritz gesagt:

Nun, Ihr Jungens, gebt mir einmal Eure Zeugnisse, daß ich fie mit dem Heinrich dem seinigen vergleichen kann."

Ich sagte, daß ich es in Stoffer habe, und er liegt auf dem Tache vom Omnibus. Da hat er gelacht und hat gesagt, er tennt das schon. Ein gutes Zeugnis hat man immer in der Tasche. Alle Leute im Omnibus haben gelacht, und ich und der Friß haben uns furchtbar geärgert, bis wir in Mühldorf ausgestiegen sind.

Der Frizz sagt, es reut ihn, daß er nicht gesagt hat, bloß die Handwerksburschen müssen dem Gendarm ihr Zeugnis hergeben. Aber es war schon zu spät. Wir haben im Bahnhof Bier getrunken, da sind wir wieder lustig geworden und sind in die Eisenbahn eingestiegen.

Wir haben vom Kondukteur ein Rauchcoupé verlangt und sind in eines gekommen, wo schon Leute darin waren. Ein dicker Mann ist am Fenster gesessen, und an seiner Uhrkette war ein großes, silbernes Pferd.

Wenn er gehuftet hat, ist das Pferd auf seinem Bauch getanzt und hat gescheppert. Auf der anderen Bank ist ein kleiner Mann

*) Aus: Lausbubengeschichten." München . Albert Bangen. Preis 3 M.­

-

geseffen mit einer Brille, und er hat immer zu dem Dicken gesagt, Herr Landrat, und der Dicke hat zu ihm gesagt, Herr Lehrer. Wir haben es aber auch so gemerkt, daß er ein Lehrer ist, weil er feine Haare nicht geschnitten gehabt hat.

und den Rauch auf die Decke geblasen, und ich habe es auch so Wie der Zug gegangen ist, hat der Fritz eine Zigarre angezündet

gemacht.

Eine Frau ist neben mir gewesen, die ist weggerückt, und hat mich angeschaut, und in der anderen Abteilung sind die Leute auf­gestanden und haben herübergeschaut. Wir haben uns furchtbar gefreut, daß sie alle so erstaunt sind, und der Frizz hat recht laut gesagt, er muß sich von dieser Zigarre fünf Kisten bestellen, weil fie so gut ist.

Da sagte der dice Mann: Bravo , so wachst die Jugend her," und der Lehrer sagte: Es ist kein Wunder, was man lesen muß, wenn man die verrohte Jugend sieht."

Wir haben getan, als wenn es uns nichts angeht, und die Frau ist immer weitergerüdt, weil ich so viel ausgespuckt habe. Der Lehrer hat so giftig geschaut, daß wir uns haben ärgern müssen, und der Frik sagte, ob ich weiß, woher es fommt, daß die Schüler in der ersten Lateinklasse so schlechte Fortschritte machen, und er glaubt, daß die Volfsschulen immer schlechter werden. Da hat der Lehrer furchtbar gehustet, und der Dice hat gesagt, ob es heute kein Mittel nicht mehr gibt für freche Lausbuben.

Der Lehrer sagte, man darf es nicht mehr anwenden wegen der falschen Humanität, und weil man gestraft wird, wenn man einen bloß ein bißchen auf den Kopf haut.

Alle Leute im Wagen haben gebrummt: Das ist wahr", und die Frau neben mir hat gesagt, daß die Eltern dankbar sein müssen, wenn man solchen Burschen ihr Sihleder verhaut. Und da haben wieder alle gebrummt, und ein großer Mann in der anderen Ab­teilung ist aufgestanden und hat mit einem tiefen Baß gesagt: Leider, leider gibt es keine vernünftigen Deltern nicht mehr."

Der Frizz hat sich gar nichts daraus gemacht und hat mich mit dem Fuß gestoßen, daß ich auch luftig sein soll. Er hat einen blauen Zwider aus der Tasche genommen und hat ihn aufgesetzt und hat alle Leute angeschaut und hat den Rauch durch die Nase gehen lassen.

Bei der nächsten Station haben wir uns Bier gekauft und wir haben es schnell ausgetrunken. Dann haben wir die Gläser zum Fenster hinausgeschmissen, ob wir vielleicht einen Bahnwärter treffen.

Da schrie der große Mann: Diese Burschen muß man züchtigen," und der Lehrer schrie:" Ruhe, sonst bekommt Ihr ein paar Ohrfeigen!" Der Frib sagte:" Sie fönnen's schon probieren, wenn Sie eine Schneid haben." Da hat sich der Lehrer nicht getraut, und er hat gesagt:" Man darf keinen mehr auf den Kopf hauen, sonst wird man selbst gestraft." Und der große Mann sagte: Lassen Sie es gehen, ich werde diese Burschen schon kriegen."

Er hat das Fenster aufgemacht und hat gebrüllt: Konduktär, Konduktör!"

Der Zug hat gerade gehalten, und der Kondukteur ist gelaufen, als wenn es brennt. Er fragte, was es gibt, und der große Mann sagte: Die Burschen haben Biergläser zum Fenster hinausgeworfen. Sie müssen arretiert werden."

Aber der Kondukteur war zornig, weil er gemeint hat, es ist ein Unglück geschehen, und es war gar nichts.

Er sagte zu dem Mann: Deswegen brauchen Sie doch keinen solchen Spektakel nicht zu machen." Und zu uns hat er gesagt: Sie dürfen es nicht tun, meine Herren." Das hat mich gefreut, und ich sagte:" Entschuldigen Sie, Herr Oberkondukteur, wir haben nicht gewußt, wo wir die Gläser hinstellen müssen, aber wir schmeißen jezt kein Glas nicht mehr hinaus." Der Fri fragte ihn, ob er keine Bigarre nicht will, aber er sagte, nein, weil er keine so starken nicht raucht.

Dann ist er wieder gegangen, und der große Mann hat sich hingesetzt und hat gesagt, er glaubt, der Kondukteur ist ein Breuße. Alle Leute haben wieder gebrummt, und der Lehrer sagte immer: Herr Landrat, ich muß mich furchtbar zurückhalten, aber man darf feinen mehr auf den Kopf hauen."

Wir sind weiter gefahren, und bei der nächsten Station haben wir uns wieder ein Bier gekauft. Wie ich es ausgetrunken habe, ist mir ganz schwindlig geworden, und es hat sich alles zu drehen angefangen. Ich habe den Kopf zum Fenster hinausgehalten, ob es mir nicht besser wird. Aber es ist mir nicht besser geworden, und ich habe mich stark zusammengenommen, weil ich glaubte, die Leute meinen sonst, ich kann das Rauchen nicht vertragen.

Es hat nichts mehr geholfen, und da habe ich geschwind meinen Hut genommen.

Die Frau ist aufgesprungen und hat geschrien, und alle Leute sind aufgestanden, und der Lehrer sagte:" Da haben wir es." Und der große Mann sagte in der anderen Abteilung: Das sind die Burschen, aus denen man die Anarchisten macht."

Mir ist alles gleich gewesen, weil mir so schlecht war. Ich dachte, wenn ich wieder gesund werde, will ich nie mehr Bigarren rauchen und immer folgen und meiner lieben Mutter feinen Verdruß nicht mehr machen. Ich dachte, wieviel schöner möchte es sein, wenn es mir jetzt nicht schlecht wäre, und ich hätte ein gutes Zeugnis in der Tasche, als daß ich jetzt den Hut in der Hand habe, wo ich mich hineingebrochen habe.

Frizz sagte, er glaubt, daß es mir von einer Wurst schlecht geworden ist.