100
Menschen ein bestimmtes Maß von Lebenskraft zugemessen sei, bon| deffen schnellerem oder langsamerem Verbrauch die Länge seines Lebens abhänge. Dementgegen fagt Weber:
" Die ganze Theorie, daß durch reichliche geistige Tätigkeit und förperliche Bewegung das Leben verkürzt, und daß das gegebene Maß von Lebenskraft früher verbraucht wird, ist nach meiner Er fahrung unrichtig. Ein gewisses Maß ist allerdings nötig, und Berioden der Ruhe sind gut; aber wir haben es sicherlich nicht mit einer abgemessenen Menge von Kraft zu tun, sondern das Etwas in den Zellen und Geweben, das lebendige Material, welches der Neußerung der Kraft zugrunde liegt, wird durch reichliche Tätigkeit, so lange sie nicht unmäßig ist, erhalten und fortwährend verjüngt." An anderer Stelle führt er gegen die Theorie von der„ Abnübung des Körpers" aus:„ Der tierische Körper ist keine Maschine, die aus toten Substanzen wie Holz oder Leder zusammengesezt ist, sondern er besteht aus lebenden Organen und Geweben. Diese aber werden durch Tätigkeit nicht nur nicht abgenutt, sondern im Gegenteil fräftiger ernährt und in besserem Zustande erhalten. Ein Uebermaß von Bewegung ist natürlich schädlich. Arbeit führt aller
dings zu Gewebsverlust, der Verlust wird aber ausgeglichen durch vermehrte Zufuhr und gesteigerte Assimilationsfähigkeit."
Die Mahnung, sich nicht zuviel und zu früh dem süßen Nichtstun bei Tag und Nacht hinzugeben, braucht nun zwar an die werktätige Volksmasse nicht gerichtet zu werden. Die tapitalistische Ordnung der Dinge sorgt schon dafür, daß der Lohnarbeiter nicht zu wenig arbeitet und nicht zu viel schläft. Für die große Mehrheit ist die gegenteilige Mäßigung, die Einschränkung der zu langen Arbeit und die Ausdehnung der Ruhezeit am Blake.
Hier die Maste der Kunstsinnigteit, für Kunstbummler in Ausstellungen und Ateliers, Anwärter auf ein Preisrichterannt und vornehme Protektoren der schönen Künste.
Hier die Maske der Wissenschaftlichteit mit dem Doktorhut, unter dem auch Dummtöpfe und hohltöpfe vom Nimbus der Weisheit umflossen sind.
Hier die Maske der Wohlhabenheit für angehende Pleiteriche. Verschafft sechsstelligen Kredit.
Hier die Respettsmaste, ohne die Sie sich in feinem Salon und feiner feinen Gesellschaft sehen lassen können, wo man den erbärmlichsten Tröpfen und ausgemachten Schuften Nespekt bes zeigen muß...
Kaufen, taufen, meine Herrschaften! so lange Vorrat und die Masterade des Lebens währt. Wer weiß, wie bald die Masken fabrikation eingestellt wird. Denn wenn einmal der kapitalistische Karneval zu Ende ist und die sozialistische Glocke schlägt, dann heißt es: Alles demastieren!-
-
t. Die Aerzte der Urmenschen. Unter den Australnegern, die man bisher- wohl mit Unrecht für die am meisten zurückgebliebene Völkerschaft des Erdballes gehalten hat, bestehen Vorschriften für die ärztliche Fürsorge, so weit man von einer solchen aber zugleich an sich höchst merkwürdig sind. Zuweilen scheint es, sprechen kann, die zu satirischen Vergleichen geradezu berausfordern, manches spielend getrieben haben, als ob die verachteten australischen Ürmenschen seit langer Zeit was in Europa mit großer Feierlichkeit behandelt wird. Zunächst verdienen die für die dortigen Medizinmänner bestehenden Vorschriften eine Erwähnung. Bei einigen Stämmen dürfen die Aerzte keine Die gute Lehre, die für die werktätige Berufsarbeiterschaft aus heißen Getränke zu sich nehmen und kein Fett essen, bei anderen der Darlegung Webers zu ziehen ist, liegt auf dem Gebiet des müssen sie sich aller Leckerbissen enthalten, z. B. der dort sehr ges geistigen Lebens. Wer seinen Organismus vor frühem Altern schäßten Eidechsen, ferner des Fleisches von wilden Kazen und und vorzeitigem Verfall schüßen will, der lasse seine Gehirntätigkeit Sunden. Nur die alten, grauhaarigen Medizinmänner dürfen alles nicht einrosten. Intellektuelles Leben, Gedanken effen und dann sogar von ihren jüngeren Fachgenossen verlangen, arbeit, lebhafte geistige Interessen erhalten daß sie die für sie selbst verbotenen Delikatessen heranschaffen. Tatdie Lebensenergie frisch und geben Anwartschaft sächlich haben die alten Doktoren und besonders der spezielle Lehrer auf ein höheres, leistungs- und genußfähigeres bas Recht, einen jüngeren, der gegen ihre Vorschriften handelt, einfach zu töten. Alte wie junge Aerzte sind verpflichtet, gegenüber Möge dieser Gedanke vielen ein Ansporn sein zur lebhafteren dem Bublikum eine sehr bestimmte und gleichmäßige Haltung zu Anteilnahme an dem geistigen Leben der sozialistischen Bewegung!- wahren. Alle Krankheiten werden durch das Vorhandensein von Fremds Ed. David. förpern erklärt. Beispielsweise glaubt man, daß ein Kranker irgendwo in seinem Körper an unrechter Stelle einen Knochen habe. Es ist dann die Aufgabe des Arztes, diesen Knochen an seinen richtigen Ort zu bringen und seinen weiteren Wanderungen, die sich gewöhnlich bom Kopf nach unten hin vollziehen, ein Ziel zu setzen. Bei anderen Stämmen ist die Heilkunde noch sonderbarer, wird übrigens auch gelegentlich von Weibern ausgeübt. Arzt zu werden ist bei den Australnegern nicht leicht, denn es gehört dazu eine lange und strenge denen der Kandidat der Medizin sich mit einem Schußgeist unterhält Borbereitung. In diese Zeit fallen gewöhnlich auch Visionen, in und mit ihm Eingeweide austauscht". Der Einfluß des Medizinmannes beruht fast ausschließlich auf einem Amulet, das in der Nase getragen wird.
Alter.
Kleines feuilleton.
st. Der Mastenmarkt. Mastenverkäufer: Immer' ran, meine Herren und Damen! Kauft Masten, Masten! Reichste Auswahl Masken für den Karneval des Lebens. Das Leben ist ein Starneval, nur nicht so lustig, Narretei an allen Ecken und Enden. Wer feine Maske trägt, kommt nicht vorwärts, wer sein natürliches Geficht zeigt, wird verhauen. Kauft, tauft, ohne Maske bringen Sie's zu nichts. So eine Maske ist zwar zuerst etwas unbequem, aber man gewöhnt sich bald daran; es gibt Leute, die sie sogar im Bett nicht ablegen und sich genieren, vor sich selber ohne Maske zu erscheinen. Reichste Auswahl, meine Herrschaften, billig und solid. Immer' ran!
Hier die Maske der Frömmigkeit. Hochmodern, fein, schick, erst heute sind für den Hof mehrere Dugend abgeholt worden. Sehen Sie nur, wie schön sie die Augen verdrehen kann! Bewundern Sie den täuschenden Gefichtsausdruck von Sanftmut, Unschuld, Seelenreinheit, Uneigennüßigkeit, Nächstenliebe. Mit dieser Maske kann man die höchsten Orden ergattern, Hofbantier werden, von Spießbürgern bequem herauslocken, was sie auf die hohe Kante ge legt haben. Daher besonders empfehlenswert für Bankrotteure in spe. Aber Vorsicht, daß Sie nicht ohne sie betroffen werden, wenn Sie am Spieltisch weilen oder zu Sünderinnen schleichen.
Kulturgeschichtliches.
ge. Weibliche Trunkenbolde im Mittelalter. Häufig sind im Mittelalter und dann im 16. Jahrhundert Verordnungen, durch die die Behörden der Trunksucht der Frauen zu steuern suchten. Der Rat zu Heilbronn fertigte im Jahre 1561 einen Erlaß aus, in dem es heißt:" Dem Trunke ergebene Weiber sollen vom Stadtknechte herumgedängelt und ihnen an den Kopf ein Zettel In München wurden unter dem 19. April 1566 und 16. Christmond angeheftet werden mit den Worten: Versoffene Krugsurfchel". 1570 Verbote erlassen, aus denen man ersieht, daß dazu mal Weiber und Kinder bei den Weinen von Desterreich Hier, meine Herren und Damen, die Maste des Patrio- und Welschland gleich Männern zechen lernten, während merttismus, unentbehrlich für konservative, liberale und freifinnige würdigerweise vom Bier darin keine Rede ist. Dagegen wendete sich Politiker und Wahlkandidaten, Sedansfestredner, Brotwucherer. Ohne im Jahre 1576 die aus gemeiner Bürgerschaft" zu Borna an den diese Maske können Sie weder Kommerzienrat werden, noch im Amt Rat ihrer Stadt mit dem Gesuch, daß den Weibern am Abend die Karriere machen. Wenn Sie die Feder an diesem Mechanismus Bierzechen verboten sein sollten, in Ansehung, daß daraus allerhand drücken, ruft sie dreimal Hurra!". Kaufen Sie eine! Sie rentiert Unrecht und Beschwerung nicht allein dem Wirte, sondern auch den Personen, so die Zeche für sie bezahlen müssen, entstände. Und fich zu mehr als 10 000 Broz. Hier die Maste der Arbeiterfreundlichkeit, zurzeit während die Weiber fäßen und zechten, ging's daheim im Haus und fehr modern bei hohen Herrschaften, Ministern und Staatssekretären, of übel zu mit dem Gesind und den Kindlein." Der Chronist fügt Fabrikanten, liberalen Rednern. Sie muß aber mit großer Sorg- jedoch betrübt hinzu:„ Hat solches aber nit viel helfen wollen, und falt angelegt und recht fest gebunden werden, denn die Arbeiter find mag wohl deren Weiblein Einrede das Meiste dazu beigetragen mißtrauisch uad erspähen leicht das Fuchsgesicht darunter. Und haben". hier dieselbe Fasson in Schwarz, echt römisches Fabrikat, unMedizinisches. fehlbar wirksam bei Köpfen, die mittels der Schwarzkunst in eine camera obscura( Dunkeltammer) verwandelt find.
-
Hier, meine Damen, etwas Apartes für Sie, die Maske der Liebe. Damit tönnen Sie reiche und vornehme Partien machen, Millionäre an Ihren Triumphwagen spannen, Ihren Courmachern und Männern das Gold spielend aus den Taschen zaubern und sie zu Drahtpuppen und gehorsamen Pantoffelfüssern machen.
Kaufen, taufen, meine Herren! Sie finden bei mir alle Sorten auf Lager. Hier die Gesinnungsmaste, unentbehrlich für politische Redakteure und Journalisten, läßt sich durch eine verborgene Borrichtung mit Leichtigkeit auf jede Gesinnung einstellen.
Hier die Maste der Wohltätigteit, ein wenig foftspielig, aber äußerst fleidfam, und was die Hauptsache: rentabel, sehr rentabel.
-
hr. Wurst vergiftung. Wurstvergiftung wird am häufigsten nach dem Genuß von Leber- und Blutwürsten beobachtet, also bei einer Ware, die recht fett und wasserhaltig ist und daher besonders leicht berdirbt. Gewöhnlich sind die Würste nicht ausreichend gekocht und geräuchert worden, so daß das Kochen und Räuchern nicht bis zum Innern der Würste vordrang, daher erkranken oft Menschen, welche von der Mitte der Wurst gegessen haben, während die Wurst enden unschädlich sind. Schon einige Scheiben Wurst, bei welchen der die Krankheit hervorrufende Spaltpilz zur Entwickelung gelangt ist, genügen, um die Vergiftung zu erzeugen. Manchmal ist die giftige Burst schon an ihrer beränderten Farbe, an ihrem unangenehmen Geruch und am widerlichen Geschmack zu erkennen, manchmal fehlen aber auch diese warnenden Zeichen. Das Krankheitsbild der Wurstvergiftung ist ein außerordentlich charakteristisches.