Ahr? Wäs habt Ihr getan. Euch zu helfen? Ihr seid gegangen und konntet Euch nicht den Mut für einen längeren Weg erhalten. Ihr seid nur gegangen, gegangen wie eine Herde Schafe!" .Er soll sterben l Sterben soll er!" brüllten sie durcheinander. Und der Wind sauste und brauste zu ihrem Brüllen, und Blitze zerrissen die Finsternis. Danko schaute aus die. um deretwillen er all die Mühe auf sich genommen hatte und sah. daß sie wie wild« Tiere waren. Viele umstanden ihn. aber aus den Gesichtern sprach kein Edelmut, und er durfte keine Schonung von ihnen erwarten. Da flammte sein Herz hell auf in dem Verlangen, sie zu retten und auf einem leichten Weg hinauszuleiten, und aus seinen Augen funkelten die Strahlen dieses gewaltigen Feuers. Und plötzlich zerriß er sich mit den Händen die Brust, riß sein zuckendes Herz heraus und hielt es hoch über den Kopf.   Es slammte so hell wie die Sonne und heller als sie, und der Wald verstummte, von dieser Fackel großer Menschenliebe erhellt; die Finsternis zerflatterte vor ihrem Licht und versank schaudernd tief im Walde, im Moderrachen des Sumpfes. Die bestürzten Leute aber standen wie versteinert. Nun laßt uns weitergehen!" rief Danko und stürzte voran; das glühende Herz hoch in den Händen, erhellte er ihnen- den Weg. Wie durch einen Zauber fortgezogen, drängten sie ihm nach. Da begann der Wald von neuen, zu rauschen und wiegte verwundert die Wipfel, doch sein Rauschen wurde von den Tritten der vielen vorwärts eilenden Leute übertönt. Alle schritten jecht schnell und kühn dahin, fortgerissen von dem wunderbaren Schauspiel des brennenden Herzens. Und plötzlich tat sich der Wald vor ihnen auseinander und blieb hinter ihnen zurück, dicht und stumm, und Danko und die Leute alle tauchten in einem ganzen Meere von Sonnenschein und reiner, regenfrischer Luft unter. Das Gewitter war hinter ihnen über dem Walde, und hier strahlte die Sonne, atmete die Steppe, funkelte das taubeglitzerte Gras wie tausend Brillanten, und der Fluß erschimmerte wie flüssiges Gold. Es war Abend, und in der untergehenden Sonn« erschien der Fluß rot wie das Blut, das in heißem Strahle Dankos zerrissener Brust entströmte... Der sterbende Danko warf einen Blick vor fich auf die weite Steppe, warf einen frohen Blick ringsumher in das sich vor ihm ausbreitende Lm,d, und er lächelte stolz und glücklich. Dann sank er um und starb. Die befreiten, hoffnungsfrohen Menschen bemerkten seinen Tod nicht und sahen nicht, daß neben Dankos Leichnam noch immer sein kühnes Herz flammte. Nur ein Vorsichtiger bemerkte es. und da ihn Furcht überkam, trat er mit dem Fuße auf das stolze Herz... Da zerstob es in Funken und erlosch. Das find die blauen Funken in der Steppe, die vor jedem Gewitter erscheinen.... kleines fcirilUton. Entartungen und Unarten der Kritik. In einem Artikel Theaterkritiken", den Dr. Hugo Ganz dieser Tage in der»Franks. Ztg." veröffentlichte, finden sich folgende, interessante Aussührungen: Der Kritiker muß ein ebenso charaktervoller, wie sachverständiger Mensch sein, soll er nicht den Versuchungen seines Metiers erliegen. Wo nun, wie in gewissen Schichten der Großstädte, das Eharakterhaben als Kennzeichen intellektueller Rückständigkeit gilt, ja einfach nicht geglaubt und als origineller Trick beargwöhnt wird, da gedeihen die Monstrositäten des Machtmißbrauchs, über die sich die Produzierenden oft so bitter, häufig auch mit Unrecht, in Klagen ergehen. Es bilden sich die Kritikerrmge, die Cliquen, die bald ganze Richtungen", bald einzelne Autoren oder Künstler wie ein Börsen- papier lanzieren und andere totschweigen oder schlecht behandeln. Im Mittelpunkte eines solchen Ringes stehen entweder einflußreiche Ver- leger oder Theaterdirektoren oder große Kunsthändler, die ein be- sondcres materielles Interesse an ihrerWare" haben. Da es ge- fchästlich vorteilhafter ist, an wenigen Artikeln viel, als an vielen Artikeln wenig zu verdienen, besteht von vornherein die Neigung, fich nur auf die Führung weniger Marken zu beschränken und diese mit allen Mitteln hoch im Kurse zu halten. Das gelingt nur, wenn man daS Publikum nicht verwirren läßt durch neue Namen. So kommt von selbst einkonservatives" Element in dieKunst". Nicht überall sind die Zusammenhänge zwischen Kunstgefchäst und Kritik so mit Händen zu greifen, Nne in einer großen Stadt des Ostens, wo die Kritiker der einflußreichsten Journale alsdramaturgische Beräter" des National-Theaters fixe Gagen beziehen. Das Verhältnis ist weit öfter auf bloße Gegen- seitigkeit gegründet lobst du mein Theater, führe ich dir deine Stücke auf; lobst du die Bücher meines Verlages, verlege ich dir auch die deinigen! Aber die Spielarten der Korruption sind auch damit noch lange nicht erschöpft. Kritiker haben schließlich wie die Volksvertreter auch nur Mandate auf Zeit. Ihr Brotgeber ist daS Publikum, das ihnen sein Vertrauen entziehen kann und deshalb mit allen Mitteln warm gehalten werden muß. Das naturlichste Mittel wäre dies: Vertrauen durch Ehrlichkeit zu verdienen. Aber ehrlich währt am längsten, weil eS am wenigsten gebraucht wird. Das Publikum ist eine unorganisierte Masse, die sich durch einige Wenige leiten läßt, und diese Wenigen find selten die Soliden. Die Elite der Nation hat ja besseres zu tun. als ihrem Urteil über Zeitungsreferenten Ausdruck zu geben; am lautesten geberden sich doch immer die mühigen Snobs, die Jourpilger, die nur aufGlanz" gehen und von den Dingen selbst meist absolut nichts verstehen.Ihr" Kritiker soll vor allem witzig sein, sollschreiben können", brillieren. Bereitet er ihnen recht oft daS Vergnügen, Künstler und Autoren zu rohem Beefsteak ver- arbeitet zu sehen, so kann er ihres Beifalls gewiß sein. Natürlich muß er dabei durch Sachkenntnis imponieren, denn der Snob legt Wert darauf, gut bedient zu werden. Das alles zwingt den Refe- renten, an dem Kunstwerke, über das er berichten soll, sich selber zu produzieren, wie der Mandatsbesitzer vor Ablauf der Legislatur- Periode gezwungen ist, zum Fenster hinaus zu reden. Der Snob liest aber nicht nursein" Blatt, sondern auch andere, er kontrolliert seinen Krittler und wehe ihm, wenn er mit anderenmaßgebenden" in Widerspruch gerät! Wehe ihm vor allem, wenn er ein Werk, das anderwärtsin der Luft zerrissen" wird, gut zu finden so naiv ist. Oder wenn er sich einem Diktate der Mode, die irgendwo in irgend welchen Konventikeln gemacht wird. widersetzt. Der Referatskünstler muß auf seine Feder acht geben wie eine Prima- donna auf ihre Stimme; er niuß jedes Lüstlhen, das da weht, be- achten. ES sei denn, er hat sich auf das Gegenteil verlegt. Er ist originell, er istdagegen". Es geht auch so, wie der Erfolg manch' vielgelesener Virtuosen zeigt. Am seltensten geht's mit schlichter Sach- lichkeit; dafür sorgt schon der Geist, der in den Hauptstädten herrscht, in Berlin   so gut wie in Wien  .... äs. Klater Klittern. Das Wort Klater habe ich zum ersten- mal in Berlin   von einer Frau anwenden hören, und zwar in sehr verächtlichem Sinne.Laß den Klater doch laufen!" hieß es. Ich dachte sofort an das plattdeutscheklatterig" in der Redensart:bat iS een klatterig Wedder vundag sheute)". Unter klatterig Wedder versteht man ein Wetter, wobei einem der Schmutz unter dem Schuhzeug kleben bleibt, sich beim Gehen loslöst und in größeren oder kleineren Stücken fortfliegt. Ferner versteht man im Plattdeutschen unter Klatte, einer Nebenform zu Klater oder Klatter, die Mistklunker bei Schafen und anderen Tieren, die in der scherzenden Volkssprache den lieblichen Namen Klabusterbeeren tragen. Außerdem kann es den angespritzten Schmutz und den Drecksaum am Kleide bedeuten. Besonders ver- breitet ist das Wort im nördlichen Deutschland  , kommt aber spur« weise auch im Mtteldeutschen und im Hochdeutschen vor, so in Thüringen  , wo es öfter heißt: er hat Klader an der Jacke. Im Bregenzer Walde bedeutet Klattoro ebenfalls die Kotklunker bei Tieren, in Tirol Klatl soviel wie Klecks. Klater ist ganz eigentlich ein niederdeutsches Wort, hat eine weite Verwandtschaft und zeigt mancherlei Nebenformen. Die bekannteste von diesen ist das hochdeutsche Klitter sKlecks), dem wir schon bei Johann Fischart   begegnen:ich laß meinen Büchern wohl Ruh, fällt ein Klitter drein, so bin ich unschuldig." Von diesem Klitter ist das heute oft in den Tageszeitungen ge« brauchte klittern, das richttger klüttern heißen müßte, abgeleitet. Ur- sprünglich bedeutet eS also: Flecke machen, beflecken. In bildlichem Sinne braucht man eS dann geringschätzig von fudelhastem Schreiben, ein Gebrauch, der besonders durch das Buch:Die Affentheurliche Geschichtsklitterung usw. von Johann Fischart  ", der im 16. Jahr» hundert zu Straßburg   lebte und durch seine witzigen Schriften un- gemein für die Verbreitung der Reformatton wirkte, in Umlauf gekommen ist. In diesem berühmten Buche heißt es an einer Stelle: Dasselb nachteulisch und fledermäufisch klittern skalmäuserischeö Nachtarbeiten, wie man's dem Demosthenes vorwarf) will ich mir bei leib nicht nach lassen sagen, sonder Wein her, der scherpfet daS Hirn. Außer in der Form von Klatte erscheint das Wort Klater auch noch in der bekannteren Gestalt von Kladde, daS ganz dieselbe Bedeutung hat. Man findet e« in der norddeutschen Schriftsprache in zweierlei Verwendung. Zuerst ist eS im Gegensatz zur Reinschrift der erste flüchttge Aussatz einer Schrift, serner bei Kaufleuten und in den Schulen Rorddeutschlands ein Buch, worein flüchttge Be- Merklingen und Angaben fürs erste niedergeschrieben werden. Hier haben Sie die Kladde meiner Uebersetzung." sLessing.) Ein ganz anderes klittern oder klüttern(plattdeutsch klötern, klütern) liegt dem Verbum klotzen oder klatschen zugrunde; ist somit mit dem besprochenen klittern nicht zu vermengen. Es bedeutet: klappern, ein klapperndes Geräusch machen, Worte klappernd umherwersen, um andere durch Geräusch und Wirrwarr zu betäuben. Führen wir hierfür eine Stelle aus Luther   an: So feret er itzt zu, füret aber Sprüche an alsJohannes ist Elias, Christus ist ein Weinstock" usw. Wenn das geschehen, so klüttert er lange und viel mit seinen eigen Worten usw.(Vom Abendmahl 1528.) Man sieht, daß das Wort klüttern hier mit dem Nebensinn de« Pfuschens gebraucht ist, und so ergibt sich hieraus denn leicht die sicherlich vielen unserer Leser bekannte Bedeutung: kleine unnütze Sachen verferttgen, allerlei kleine mechanische Arbeiten ausstihren. ohne sie eigentlich gelernt zu haben. g. Rauhfrost. In der jetzigen Uebergangszeit zwischen Winter und Frühling beobachten wir eine Anzahl von Nicdcrschlagsformen des in der Luft enthaltenen Wassers, die weder im Sommer noch im Winter in die Erscheinung treten, zu deren Entstehen vielmehr ein jäher Wechsel zwischen hoher und tiefer Temperatur notwendig