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' nen Stuhl und fing von frischem an; er fonnt' feine neuen Worte finden, aber er brauchte all die alten noch mal und brauchte sie in ne neue Reihenfolge. Als die anderen fanden, daß der Bettel die Rechnung war für die Zimmermiete, das Mittagessen und all die anderen Sachen, die wir gehabt hatten der gemeine Kerl hatte felbst das nich bezahlt folgten sie Klaus sein Beispiel. Einige bon die Redensarten waren so kräftig, daß Sie fast Ihren Hut daran hätten aufhängen können, und was die Kulör betrafna, der Wirt sagte, er hätt' nun dreißig Jahr seine Wirtschaft in die Hafengegend, aber er hätt noch nie was gehört, was diese Wortmalerei nahe kommen tät. Natürlich, es blieb uns nig über, als zu berappen, und dann gingen wir los und suchten Thedje Kiesling. Aber ipir haben ihn nie gefunden!"
Kleines feuilleton.
tg. Echte Trauer. Denk Dir, August, der Rudolf ist tot!" Frau Kröfel hielt ihrem Mann ein Zeitungsblatt hin.
Der wandte sich ein wenig auf seinem Schneidertisch:" Rudolf? Rudolf? Ach so! Das ist ja Dein nobler Bruder."
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Sie sah ihn vorwurfsvoll an: August! Er war garnicht so! Er nicht."
Ree." Krösel lächelte spöttisch.„ Bloß hergetraut hat er sich nicht, weil sie's ihm verboten hat. Na, und er war ja so artig 1 So gern artig!"
August!' nem Toten soll man nichts Schlechtes nachreden." Nee. Aber nachlügen braucht man ihm auch nichts. Und die Wahrheit können sie nicht mitbegraben, die Bagage, die! Die Hand mit der Nadel fuhr erregt hoch.
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„ Mein Bruder war er." Der Frau liefen ein paar Tränen über die Wangen. Und im innersten Herzen ist er nie schlecht gewefen. Heute wird er begraben. Ich geh hin nach' m Kirchhof und bring'n' n Kranz."
Was? Wo sie Dir nicht mal' ne Todesanzeige geschickt haben? Wo sie uns einfach links liegen lassen und Du's man zufällig durch ' ne alte Zeitung erfährst?"
" Wegen der andern geh ich ja nicht." Sie überlegte einen Augenblick. Nee, August, ich muß! Mein Bruder war's und ich kann nicht anders."
Er sah sie an.„ Na, wenn Du's nicht über's Herz bringst. Aber haste denn was anzuziehen?"
" Das schwarze Kleid von Muttern ist doch noch da. bischen Krepp liegt auch noch wo.' s wird schon gehn." nach der Uhr.„ Aber' s ist ja die höchste Zeit! Ich muß wenn ich noch zurecht kommen will." Sie eilte hinaus.
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Und' n Sie sah machen,
Strösel stichelte weiter. Und er dachte daran, daß der Gestorbene fich feit seiner noblen Hochzeit immer fern von ihnen gehalten, weil fie arm waren; und daß die neue Verwandtschaft es an Beweisen ihres Hochmuts nicht hatte fehlen lassen. Gegrämt hatte er sich nicht weiter darum. Aber er setzte auch keinen Zylinderhut auf um einen, der ihn im Leben nicht kennen wollte.
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Seine Frau trat wieder herein:„ Bin ich so gut, August?" Er musterte sie flüchtig. Für meine Leiche wärs gut genug. Ob für die ich weiß nicht. Aber Du kannst bei dem feuchten Wetter doch nicht in der bloßen Taille gehen! Nimm Dir wenigstens' n
Umbang."
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Ich hab doch man bloß den gelben."
" Dann nimmste eben den gelben!" Und als sie zögerte, sprang
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Frau Krösel hörte nichts mehr. Die Tür der Kapelle war geöffnet worden. Dort lag der Tote aufgebahrt. Sie drängte als eine der ersten hinein und wollte, laut weinend, den fleinen Kranz auf das Fußende legen. Hart wurde ihre Hand zurückgestoßen. Die Schwägerin stand neben ihr:„ Das läßt Du!" Ein blißender Blick.
Und jemand sagte halblaut:" Ganz recht. So' nen Fünfgroschen- Kranz!"
Aber' s ist doch mein Bruder!" schluchate Frau Krösel. " Weinen tut sie auch, als ob sie allein hier wäre," ließ sich eine andere Stimme vernehmen.
" Ja. So wird Trauer markiert."
Dann sprach der Pastor. Die allgemeine Entrüstung versteckte sich hinter Taschentücher und Hüte. Die Mienen wurden feierlich. Bis die Träger zum Sarge griffen.
Frau Krösel wollte dicht dahinter bleiben. Aber ihre Schwägerin nahm sie beim Arm:„ Mach Dich doch nicht fortwährend so auffällig!" Ein allgemeines Beifallsgemurmel stimmte ihr zu. Einige lachten ärgerlich: So eine Dreistigkeit!"
Und ehe die Zurechtgewiesene eine Antwort gefunden, sah sie sich schon wieder an das Ende des Trauerzuges gedrängt. Als letzte ging sie hinterdrein. Als letzte warf sie Kranz und Erde hinab.
Sie stand noch an der Gruft, als die anderen sich schon allmählich entfernten, da trat die Schwägerin noch einmal an sie heran. Ihre Stimme bebte vor Wut:" Das hast Du ja ausgezeichnet gemacht! Recht feierlich sollt's werden, deshalb hab' ich Euch schon gar feine Anzeige geschickt. Und nun kommst Du einfach hierher und störst die ganze Feierlichkeit! Jawohl, die ganze Feierlichkeit war hin! Bloß wegen Deinem gelben Umhang und Deinem lauten Weinen! Das soll wohl echte Trauer sein, was? Hahaha! Echte Trauer in Gelb! Fein!" Sie rauschte davon.
ihr
Mann merkte doch etwas. Dann mußte fie's erzählen. Frau Krösel fagte nichts. Sagte auch zu Hause nichts. Aber
Er nickte dazu, lachte sogar und meinte:" Ja, siehste Grete: einer hat die Trauer in sich,' n anderer hat sie an fich. Die echte, das ist die, die der Schneider macht. Ich weiß es, denn es ist mein Fach. Aber um die Bagage meß ich mir keinen Rock an!"
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Humoristisches.
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Zuvielverlangt. Bädermeister( zum Gelegenheitsdichter): Ich möchte gern zur Hochzeit meiner Tochter ein Gedicht bestellen; sie heißt Amalie und er Paul. Könnten Sie es nicht so einrichten, daß sich ihre Namen reimen?"
Meine Frau besteht darauf, daß Da ist ihr nichts zu viel, die
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-Ein Musikalischer. unser Aloist' s Geigenspiel lernt. Stund' fostet sie zehn Mark!" „ Herrschaft!... Für so einen Buben tät's doch die Hälfte!" " Ja wissen Sie, der Lehrer kostet auch nur die Hälfte; die anderen fünf Mark frieg' Jch als Schmerzengeld!"
- Naiv. Fritzl( der ein Mikroskop geschenkt erhielt, vor anwesender Gesellschaft):„ Ach, Papa, fei so gut und fang' Dir einen Floh, ich möchte ihn mir durch's Mikrostop anschau'n!" ( Fliegende Blätter. ")
Notizen.
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- Georg Rei des vieraftige Tragikomödie Schusselchen" er vom Tisch, holte den Umhang und legte ihn ihr um: Wär ja ist im Verlag von Schuster u. Löffler, Berlin , als Buch ernoch schöner! Sich die Schwindsucht holen, was?"
Wenn's man nicht auffällt.
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" Dann fällt's auf! Jst auch noch so!"
Sie ging feufzend, kaufte einen einfachen Blattfranz und fuhr mit der Elektrischen hinaus. Kam gerade zurecht, als die Equipagen vorgefahren waren, und der Trauerzug sich durch das Friedhofstor in Bewegung feyte. Sie schloß sich hinten an. Die lebrigen merkten es erst, als vor der Kapelle ein kleiner Aufenthalt entstand. Stießen sich au und flüsterten: Wer ist denn das?"
Achselzucken ringsherum und neugierige Blicke.
Ein großer Herr in tadellosem Schwarz trat auf sie zu: find wohl falsch hier, Frauchen?"
Sie
„ Nee. Es ist doch mein Bruder. Dort steht ja seine Frau. Wird er noch mal aufgemacht?" Sie schluchzte. Ich möcht'n so gern noch mal sehn."
Der Schwarze zuckte die Achseln und entfernte sich.
schienen.
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Der Schwäbische Schillerverein hatte eine Ausgabe sämtlicher Dramen und Gedichte Schillers zum Preise von 1 M. veranstaltet. 45 000 Exemplare waren in furzer Beit verkauft, 55 000 Exemplare mußten nachgedruckt werden. - Die Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart hat die Memoiren des verstorbenen Reichskanzlers Hohenlohe erworben.
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c. Die spanische Akademie veranstaltet eine Voltsausgabe des„ Don Quixote"; 60 000 Exemplare werden umsonst verteilt. Von den angekündigten, Dramaturgischen Blät tern"( Herausgeber Karl Ludwig Schröder in Wien ) ist das 1. Heft, eine Doppelnummer von 48 Seiten, erschienen. Eine allgemeine nationale Schiller Ausstellung findet vom 9. bis 15. Mai in sämtlichen Räumen des
Frau Krösel versuchte, zu ihrer Schwägerin zu kommen, um ihr Goethe- Schiller- Archivs in Weimar statt.- einige Worte des Beileids zu sagen.
Man nicht so drängeln", murrte einer.
„ Wer ist denn die bloß?"
Angeblich' ne Schivester von Nudolf", erklärte der Große.
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Auch' ne Verwandtschaft!"
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Diese Taktlosigkeit mit' m gelben Umhang!"
" Hat vielleicht keinen andern."
Dann bleibt man eben zu Hause!"
B Die Frau des Gestorbenen wurde blutrot unter ihrem schwarzen Witwenschleier und wollte die Schwägerin nicht sehen. Aber die war schon neben ihr und drückte ihr weinend die Hand.
„ Ach Du, Grete." Ganz obenhin. Dann ein Blick auf den Umhang.„ Aber wie kannst Du denn
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Ermanno Wolf- Ferrari , der Komponist der„ Neu gierigen Frauen ", hat eine neue Oper:„ Die vier Grobiane" geschrieben.
Willroiders Kolossalgemälde„ Nach der Sintflut" ist von der Mainzer Galerie angekauft worden.
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Den alten Papst Palast in Avignon will man in ein Museum für religiöse Sunst umwandeln. Auf der Disco- Insel bei Grönland wird eine wissenschaftliche Station angelegt. Es sollen arktische Forschungen betrieben werden.
Eine neue Art von Orchideen( Bastard) ist in England gezüchtet worden. Für ein Exemplar werden 100 000 Mart verlangt.
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