-
182
Schwach und hilflos blieb fie ihr Leben lang. Wie ein Mädchen erſchien ſie ihm immer, und er fürchtete fich, ie Naturwiffenfchaftliche Ueberlicht.
in die Arme zu nehmen. Und es ging etwas von ihr aus, das ihm den Willen lähmte... Nur Wünsche und Bitten waren es, aber er wartete taum, bis sie ausgesprochen wurden. So Berging ihm mählich jedes Streben. Alle seine Gedanken umfreisten sie. Als sie dann krank wurde, war an etwas anderes nicht mehr zu denken..
Was hätte er heute sein können! Damals, auf der böhmischen Domäne, das Mädel sprang ihm ja fast auf den Buckel! Die einzige Tochter!.... Und ihr Bater Verwalter des Riefengutes... Der Herr seit Jahren draußen in der Welt. Forstmeister wäre er geworden!
Er lächelte verächtlich.
Ohne Schulen?... Mit seinen Kenntnissen?... Ja, freilich!... Abschuẞjäger wäre er noch oder ein alter Adjunkt, ben muni bu und vort als Aushülfe ruft, um ihn nach einigen Monaten wieder laufen zu lassen Er hatte ia felbst solche Leute gehabt... beschäftigen müssen. Jeder Taglöhner war ein Herr gegen einen solchen.
Plöglich kam ihm die Wut.
Bon Curt Grottewik.
Bei der Einteilung der Naturförper macht sich die große Mannig faltigkeit, die überall herrscht, besonders dann sehr störend bemertbar, wenn die Formen einander sehr ähnlich sind und nur in Kleinen Merkmalen voneinander abweichen. Da ist es oft in das Belieben des einzelnen Forschers gestellt, ob er die Varietät einer Pflanze oder eines Tieres als solche gelten lassen oder sie als eine neue Art anerkennen will. Noch größer wird die Schwierigkeit, wenn die Lebewesen an und für sich mikroskopisch flein sind und also nur mit Zuhülfenahme künstlicher Vergrößerungsmittel und besonderer Erkennungsmethoden identifiziert oder als verschieden nachgewiesen werden können. Der Laie mag sich wundern, daß zur Erfennung von krankheiterregenden Bakterien oft mehrere Tage in Anist die Form so ähnlich, daß ihre Verschiedenheit erst nach längerer spruch genommen werden müssen. Aber bei vielen Mikroorganismen Entwickelungszeit aus ihrem biologischen Verhalten oder sonstwie gefolgert werden kann.
Im Grabe noch machte er sie schlecht? weil er sein Wort Wesen verschiedene Entwickelungsstufen haben kann, wie sie ein nicht halten wollte.
Ein heiserer Laut drang ihm aus der Kehle. „ Lump!"
Schon wollte er den Kopf an die Mauer schlagen, da sprangen seine Gedanken wieder um.
...
Ein Wort... Nur ein Wort... Wie leicht wird das gegeben!... Was hatte er in seinem Leben nicht schon alles bersprochen!... Um Ruhe zu haben. seinen Dienst tuen zu fönnen. Es ging ja nicht anders!. Alle logen, und wer leben wollte, mußte mit lügen... Wenn er einem Kinde bersprochen hätte, den Mond herabzuholen... Und sie war doch hülfloser als ein Kind; als er ihr sein Wort gab
Was hatte Fritz von den Aerzten erzählt... daß sie lügen, um den Lotfranken das Sterben zu erleichtern. Ja, es war wirklich nichts anderes... er sah es ja, wie es mit ihr stand Wilfling schritt nach dem Bett und kehrte wieder zurück. Ja, dann hätte er auch die Ehe brechen können, als sie frank lag! Da hielt ihn ja auch nur ein Wort!.. Freilich, bas hatte er vor Zeugen gegeben!... Aber hat das schon jemand gehalten, wenn er anders wollte?...
•
Er wußte, was sie mit dem Versprechen im Sinne hatte. Auch nach dem Tode wollte sie immer um ihn sein, und an teine andere sollte er sich hängen, nicht einmal in Gedanken...
Und er gab ihr sein Wort und wollte es halten und hatte es gehalten bis heute.
Und heute?
Mit beiden Händen faßte er das Fensterkreuz und schluckte und schluckte. Die Lippen waren ihm ganz zersprungen. Bon heute an war er ein Wortbrüchiger!
Mußte es sein?
Margaret war ihm gut. Sie würde ihm alles opfern. In ihren Augen hatte er es gesehen... Und er wußte, daß er für sich nicht mehr einstehen konnte... Das vorhin war mur ein Scheinfieg. Er liebte sie... schon lange. Jetzt fonnte er sich das sagen Wenn er sein Wort hielt, mußte er sie unglücklich machen... Oder er schickte sie fort, sobald der Tag graute
Allein?
Ganz allein?"
Da blieb ihm nichts als die Kugel. Er sant auf einen Stuhl und schlug die Hände vors Geficht. Nur einen Weg sah er, den er gehen konnte.
Wenn er sie fragen könnte, die immer einen Nat gewußt und jeden Schmerz verstand.
Mit aller Gewalt rief er ihr Bild zurück, die gütigen Augen.
Und plöglich war es ihm, als klänge es deutlich an Sein Ohr:
Raß sie ehrlich bleiben... Heirate fie, wenn Du ohne sie nicht leben kannst,*. Die höchste Not trägt ihre Geseze in fich.
auf
Einen Augenblick noch lauschte er, dann stand er und streckte beide Arme aus. Und es war ihm, als fiele alles von ihm, das ihn bebrängt und bedrückt.
..
Frische Luft kam durchs Fenster. Leise rieselte draußen der Regen.
-
-
CHID HITH
Umgekehrt ist aus der verschiebenen Erscheinungsform noch nicht immer zu folgern, daß die betreffenden Kleinwesen nicht zu einer und derfelben Art gehören. Ganz abgesehen davon, daß ein solches Schmetterling als Raupe und Puppe besitzt, ganz abgesehen also davon können die Mikroorganismen vielleicht mehr als die höheren Lebewesen unter bestimmten Einflüssen besondere Formen annehmen. Das ist ein Gesichtspunkt, der überhaupt noch zu wenig gewürdigt wird. Verwandlungen von Mikroben unter dem Einfluß verschiedener Kulturen find wohl schon gelegentlich beobachtet worden. Wer weiß aber, wie viele solcher Kleinwesen als verschiedene Arten oder wenigstens als verschiedene Varietäten beschrieben worden sind, die nur Verwandlungsformen einer und derselben Tierart unter der Einwirkung verschiedener Medien sind. verbreiteten Alge, einer Beridinee, des Ceratium hirundinella. Die Dieser Gedanke ist besonders naheliegend gegenüber einer sehr Beridineen sind im allgemeinen meerbewohnende Algen, die neben den Kieselalgen den hauptsächlichsten Teil des im Ozean vorhandenen planttons bilden. Es find fleine, mit einer harter Membran umgebene, mit Schwebeorganen versehene Pflanzen, die sich durch Teilung vermehren. Das Ceratium hirundinella ist jedoch ein Bewohner füßer Gewässer, dessen Schwebeinstrumente in drei fleinen, bom törper vorgestreckten Hörnern bestehen. Dieses Kleinwesen ist nun in fast allen Seen Europas aufgefunden worden, überall aber find an ihm fleine Abänderungen in Form und Größe beobachtet worden. Besonders auffallend ist aber, daß diese Alge selbst in ziemlich nahe beieinanderliegenden Seen feine konstante Form besigt. Jüngst hat nämlich E. Zederbauer in der Desterr. bot. Beitfchrift" seine Beobachtungen über die Pflanze in zahlreichen Seen Desterreichs mitgeteilt. Er hat gefunden, daß ihre Vielgestaltigkeit jehr groß ist, namentlich sind die Formen des Bitburger Sees in Nordtirol weit verschieden von denen des Wörther Sees in Kärnten . Das find aber nur die beiden extremsten, die beiden am weitesten boneinander entfernten Aufenthaltsorte des Ceratium. Die Seen, die in der Mitte zwischen den beiden erwähnten liegen, also die Seen des Salzkammergutes, der Hallstättersee, der Traunsee , Wolfgang see , Mondsee und Attersee , sowie der Lunger und der Erlaufsce in Nieder- Desterreich, beherbergen dagegen diese Algen in einer Form, die zwischen den beiden Extremen in der Mitte steht. Die verschiedenen nördlichen Seen schließen sich hingegen in ihrer Ceratiumform mehr dem Bitburger , die südlichen Seen mehr dem Wörther See teilung ist doch keine natürliche, fie liegt in der logischen Gewohnheit, Bederbauer stellt also drei Hauptformen auf, allein diese Einvon vielen einander ähnlichen Formen zwei extreme und eine Mittelform als Hauptvertreter der Formenreihe herauszunehmen. Es tönnten ebensogut zwei und noch mehr Mittelformen herausgerissen werden. In Wirklichkeit ist eben in jedem See eine andere Ceratium= form vorhanden; benachbarte Gewässer haben, weil sie jedenfalls unter denselben Natureinflüssen stehen, auch nahestehende Formen der Alge. Wie Bederbauer bermutet, ist es die Temperatur, die die Gestalt und Größe der verschiedenen Ceratiumrassen bedingt. Je nach der Wärme verändert sich namentlich die Schwere des Wassers, dürfte das Wasser je nach seinem Gehalt an Kalt oder an Lösungen und diese dürfte für die Peridinee von großer Bedeutung sein. Auch aus dem Urgestein verschiedenes Gewicht besitzen. Es ist bei allen diesen Untersuchungen leider zu bedauern, daß sie immer an dem Punkte, der sehr wichtig wäre, schnell vorübergehen. Gerade wenn wir wüßten, welche Natureinflüsse eine bestimmte Form schaffen, fönnten wir am besten einen Einblick in die Entstehung der Arten erhalten. Jedenfalls sehen wir aber aus der Untersuchung Beder bauers, daß die Form unbedingt von den äußeren Einflüssen abhängt. In jedem See nimmt die Peridinee eine andere Gestalt, eine andere Größe an.
an.
Gerade die Mikro- Organismen dürften, weil sie auf einer sehr höheren Tiere und Pflanzen. Man hat oft gehofft, direkt in die niederen Stufe des Lebens stehen, wandlungsfähiger sein als die Werkstätte hineinbliden zu können, in der die Natur diese kleinen Besen schafft. Allein wir sind noch weit davon entfernt, das Organische aus seinen chemischer und mechanischen Elementen erflären zu können. Eine höchst seltsame Anschauung, die in dieses Gebiet fällt, hat Eriksson geäußert, und sie neuerdings durch be