5 12. Der Ausschuß hat jede Krankheit zu verhindern. Zuwider«Handlungen hat der Ausschuß zu verantworten.Z 13. Wird in Akkord gearbeitet, so dürfen Todesfälle nicht vorAbarbeitung etwa erhaltener Vorschüsse eintreten, andernfalls haftetder Ausschuß für die Rückzahlung des Vorschusses.H 14. Im Interesse der sachgemäßen Erledigung ihrer Auf-gaben dürfen die Mitglieder des Ausschusses weder Zeitungen lesen,noch Versammlungen besuchen, noch sonstwie sich politisch betätigen.8 IS. Der Ausschuß hat zu verhindern, daß die Arbeiter desBetriebes sich Vereinen anschließen, Versammlungen besuchen, sozial-demokratische oder anarchistische Zeitungen und Schriften lesen oderihre Kinder in bessere Schulen schicken. Ueberhaupt hat der Aus-schuß dafür zu bürgen, daß die Arbeiter sich eines nüchternen,strengen, soliden, nur der Arbeit gewidmeten Lebenswandels be-fleißigen.§ 16. Im Interesse der Arbeiter übernimnit der Ausschuß dieVerpflichtung, daß die Arbeitsprodukte zu höchstmöglichen PreisenAbsatz finden. Wird das nicht erreicht, so sind für den Schaden derAusschuß bezw. die von ihm vertretenen Arbeiter verantwortlich zumachen.8 17. Der Ausschuß hat auf dem Lande den Wegzug vonArbeitern nach der Stadt zu verbieten. Für Uebertretungen desVerbots haftet der Ausschuß.m§ 18. Die Erlernung von Lesen, Schreiben, Rechnen seitenslandarbeitender Personen auf dem flachen Lande ist durch den Aus-schuß zu verhindern.8 19. Bei politischen Wahlen übernimmt der Ausschuß die Ver-sorgung der Arbeiter mit Wahlzetteln. Die Wahl ist frei, ihre Ans-Übung Pflicht. Sozialdemokratische und anarchistische Zettel dürfennicht abgegeben werden. Weitergehende Verbote kann der Landraterlassen.8 20. Zuwiderhandlungen gegen die 88 6—19 werden außerder zivilrechtlichcn Haftung bestrafta) durch Auflösung des Ausschusses,d) durch Entziehung der Diäten.c) durch Geldstrafen von mehr als IlXI M. und Hastvon sechs Wochen bis drei Monaten.Die Strafen können kombiniert werden.«Joe.kleines feuilleton.— Eine Pariser Straßenszcne. Im„Neuen Pester Journal"schildert Joseph Siklosy eine amüsante Pariser Stratzenszene in fol-gender Weise: Ort der Handlung: der Platz vor dem Ostbahnhofmit der großartigen Perspektive des Boulevard de Strasbourg. VomBahnhos her schreitet bedächtig ein langbärtiger älterer Herr, eineReisetasche in der Hand tragend. Er winkt mit der anderen Handeinem träge vorbeizottelndcn leeren Wagen, den er mit dem Rufbesteigt:„Kutscher, fahren Sie mich zur nächsten Metro-Stationl"Der Kutscher schmunzelt. Denn in der Zeit von kaum einerMinute ist die Station der Untergrundbahn an der Ecke des BoulevardBarbes erreicht. Lächelnd dreht sich der Kutscher zu dem erstauntenPassagier zurück, der aber ebenfalls witzig ist, indem er beim Aus-steigen sagt:„Nun, das war schnell, meiner Treu; es wird daher auch außer-ordentlich billig seinl Wieviel zeigt der Taxametre?"Der Kutscher runzelt jetzt die Stirne.„Bourgeois," lautetseine Gegenfrage,„wo sehen Sie denn an meinem Wagen einenTaxametre? Mir gebührt die Taxe für eine„Course"; machtil Frank 50, das Trinkgeld nicht gerechnet."„Trinkgeld will er auch noch," ereifert sich der Fahrgast, wäh-rend sich bereits Neugierige ansammeln;«dieses Stücklein hätte ichdoch auch zu Fuße laufen können."„Bourgeois," entgegnet der Kutscher, jetzt sehr wohlwollend,«falls Sie nicht etwa zum ersten Male in einer Voiture sitzen, müssenSie wissen, daß eine Course eine Course bleibt und 1 Frank 50 kostet.Für dasselbe Geld hätte ich Sie natürlich auch bis zum anderen Endevon Paris fahren müssen."„Wirklich?" repliziert der Langbärtige, feuerrot' werdend;«wollen Sie mich belehren über die Pariser Fiakcrtaxen, die Annodazumal bestanden? Wenn Sie mir auch ansahen, daß ich in einemGrenzdepartcment lebe und schon seit etwas längerer Zeit nicht inParis war, so weiß ich darum doch, was für Neuerungen in unserergeliebten Metropole ins Leben treten."(Sich pikiert an die Um-stehenden wendend:)„Sie lachen; offenbar weil es Ihnen Spaßmacht, den Kutscher zu unterstützen, der einen aus der Provinzprellen Willi Aber es wird ihm nichts nützen, daß er den Taxa-mötr« versteckt hqtl"(Erneutes Gelächter. Ter Provinzler mitdem langen Bart ereifert sich daher noch mehr.)„Ja. den Taxa-metrel Oder eigentlich Taximetrel Die Akademie hatte Recht.indem sie nachwies, daß der Ausdruck richtiger: Taximetre lautenmutz. Glauben Sie nur immerzu, daß wir anderen nicht ebenfallsalles mit Interesse verfolgen, was Paris angeht— mit mehr Aufmerksamkeit vielleicht, als die Pariser selber allen ernsten Dingengegenüber zu bekunden pflegen..."Die Heiterkeit der Menge nimmt überhand. Der Kutscherschüttelt sich vor Lachen.«Aber, Bourgeois," ruft er auS, seinen Bauch haltend,„wennich wirklich einen Taxametre oder Taximetre hätte, so würde er jabei Ihren überflüssigen, endlosen Gesprächen mein Guthaben beiIhnen zu einer ungeheueren Summe anwachsen lassen.... Mer,so sehr ich nun bedauern muh, ich habe diese Maschine nicht; wederTaxametre noch Taximetre. Darum bleibt es, zu Ihrem Glück,bei den 1 Frank 50. die Sie mir schulden, und dem kleinen Trink-geld, das ein anständiger Mensch zu geben nie unterläßt.... WeißGott, das Geschäft ging schon schwer genug, bevor noch der Taxa-metre aufkam— der ja nur ein Versuch ist! Die meisten Wagen,wie der meine, haben ihn noch nicht. Also bezahlen Sie mich—oder steigen Sie wieder ein, damit wir zum nächsten Polizeibureaufahren. Das kostet Sie aber dann eine neue Course, wie Ihnen derKommissär selbst bestätigen wird..."Der Kutscher hatte noch nicht ausgeredet, als der Fremde schoneiligst in die Tasche griff. DaS Wort„Polizei" schien auf ihnEindruck zu machen. Jedenfalls wollte er nicht weitere Scherereienhaben. �„Da sind zwei Frank," sagtg, er,„hol' Sie der Teufel!"Ter Kutscher bedankte sich, sprang aber im nächsten Augenblickmit einem Flricbc vom Bocke herab, um dem davongehenden Fremdennachzueilen. Dieser hatte sich vergriffen— anstatt eines ZweiFrankstückes, das er aus seiner Tasche zu holen meinte, eine der neu-artigen Nickelmünzen im Werte von fünf Sons dem Kutscher gc«reicht. Dessen Wut war daher begreiflich. Da der Fremde ihmnicht Rede stehen wollte, packte er ihn— beim Barte und der erwiessich„nachgiebiger", als der Mann selbst sich vorhin gezeigt hatte.Der lange graue Bart blieb dem verblüfften Kutscher in der Hand.Der Mann selbst aber entkam, und zwar mit so raschen Schritten,daß er'auf einmal ein junger Mann geworden zu sein schien....War er am Ende gar der Bankkassierer aus Nancy, auf den gefahndetwird? Aehnlich sieht es schon einem französischen Desraudanten,eine Million zu stehlen und sich wegen einiger Centimes herumzu-streiten.«.."Geographisches.k. Forschungsreisen durch das unbekannteInnere Neu-Gnineas schildert A. E. P r a t t im„WideWorld Magazine". Die erforschten Gebiete dieses Landes reichennicht weiter als 20 englische Meilen von der Küste.„DaS Innereist vom Fuße des weißen ManneS noch gar nicht betreten, und dieGeheimnisse, die zivischcn den dichten Urwäldern lauern, find nochnicht enthüllt." Pratt verbrachte zwei Jahre unter den wildenKannibalen und lernte dabei Land und Leute genau kennen. Erwar vor allem damit beschäftigt, seltene Schmetterlinge und Motteneinzufangen und wurde bei diesem Tun von seinem sechzehnjährigenSohn und einer Anzahl Eingeborener unterstützt.„Eine Ueberfnllevon Vögeln und anderem Getier lebt in diesen Wäldern. Mit dem erstenMorgengrauen erhebt sich ein wundervoller Chor unzähliger Stimmen.von dein Krächzen der Papageien bis zum gellen Schrei desParadiesvogels hört man es in tausend Tönen durch die einsamenWildnis hallen. Oft erhob sich ein Geräusch, das mich wähnen ließ,ich hörte einen Schnellzug herankoinmen. Es kam ein Rauschen,Brausen und Dröhnen zu mir herüber, daß ich unwillkürlich ver»meinte, mich in der Nähe einer Bahnstation zu befinden. Doch wardieser merkwürdige Lärm nichts anderes als das Schlagen undFlattern von Vogelschwingen. Das Rauschen wurde lauter, undplötzlich flogen über das Feld zehn oder zwölf große schwarzeNashonivögel. Dies« Vögel, deren gewaltiger, langer Schnabel ihnenein groteskes Aussehen leiht, haben sehr breite schwarze Flügel. Inscharfem Gegensatz zu den, regen Treiben und Gelärm des Vor»mittags steht die tiefe Stille' des Nachmittags. Gegen drei Uhrlischt alles Leben aus. Schlaf senkt sich auf Tier und Baum.Schweres Schweigen liegt über die Natur gebreitet,„so schwer, daßman sich zu sprechen fürchtet". Nur dann und wann dröhnt aus einertiefen Felsenschlucht ein Krachen und Splittern herauf, wennein Baum niederstürzt, vom Alter gebeugt, oder Aestebrechen. Pratts tägliches Aufspüren von Schmetterlingen.sein nächtliches Suchen nach Motten erregte den Unwilleneines benachbarten Häuptlings Ka-fu-lu, der eine Zeitlang dieExpedition mit Sago und anderen Lebensmitteln versorgt und dafürreichliche Geschenke an Messen,, Tabak, Kalliko bekommen hatte.Der drohte nun, er würde meine Leute mit dem Speer erlegen,mein Lager plötzlich überfallen und auch und meinen Sohn töten.Als ich darauf meinen tüchttgsten und zuverlässigsten Mann Ow-bowzu ihm sandte, brachte er ihn zwar nicht um, aber er nahm ihmalles weg, was er am Leibe trug, seine Kleider, seine Messer, seinenTabak, seine Bambnspfeife, so daß der Arme ganz„aus-gezogen" zu mir zurückkam: nur sein Gewehr hatte er noch, vordem der Häuptling eine große Angst hatte und um desscnttvillen er ihnhatte ziehen lassen. Ich ging nun selbst zu dem„Ehrenmann", dersich zunächst'auch gegen mich hartnäckig verstockt zeigte, nach einemzweistündigen Gespräch aber die gestohlenen Sachen wieder heraus-gab. Einen bezwingenden Eindruck hatte auf ihn endlich die Drohunggemacht, ich würde ,hn nach Port MoreSby hinunterschicken und dortins Gefängnis setzen lassen. Mein Sohn hatte schwere Gefahren beiden Madms zu bestehen, als er mit nur wenigen Leuten einen Ver-proviantternugszug unternahm. Die Maduis hatten gerade einenMenschen getötet und verspeist und waren dadurch ans den Ge-schniack dieses nicht oft zu erlangenden Bratens so erpicht,daß sie meinen Sohn zwingen wollten, ihnen einen seiner