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ebenso vielseitig wie seine Vorgänger, hat sich noch nicht spezialisiert, über die fich die Scharen der Spaziergänger ergehen. Er liebt das auf das Theater beschränkt. Wie leise Melodien begleiten seine an- Wasser. Er liebt die stillen Seen. Er liebt die Lampions, die vor deutenden Zeichnungen den Text. Barter, freier ist in den Schau- den Teehäusern schaufeln. Etwas Schmerzlich- Lhrisches, Weiches ist spielerbildnissen sein Schüler Buntscho, der das Interieur mit in seiner Kunst. Stille weht von seinen Blättern. Schön gibt er sprechen läßt, den Raum vertieft, indem er die Schauspieler vor eine den dicken Schnee, der weiß auf Hütten, Bäumen und Sträuchern Ede des Bimmers stellt, so daß die nach hinten verschwindenden liegt. Stille... Wie ein Rausch wirken dagegen die lustigen Feste, Linien die Gestalt born hervortreten lassen, die bei Buntscho fleiner die er darstellt, wo das Voll sich in Bewegtheit freut und das dunkle gehalten ist wie bei seinem Lehrer. Waffer den stummen Hintergrund bildet zu den zahlreichen Gruppen, über die fich der blaue Abendhimmel ausspannt. Alles fleine, zarte, bildartige Blättchen, die wie Bekenntnisse wirken. Es ist eine stille Trauer dahinter. Man spüt das Ende. Ernst Schur.

Bu beinahe gespenstischer Größe erweitern fich diese Dar­stellungen bei Scharaku. Er gibt nur die Köpfe, die Mienen feiner Schauspieler, diese aber so groß, daß fie weithin fichtbar find. Starr erscheinen die Züge und doch find fie innerlich belebt. Eine gewiffe Härte und Strenge lenkt seinen Stift. Rücksichtslos läßt er feinen fünstlerischen Willen walten. Es scheinen nicht Menschen, sondern übernatürliche Wesen zu sein.

Bierlich und fein wirkt daneben wieder Kihonagas reife Kunst( 1742-1815), der die Frauengestalten so schön zusammen stellt. Er liebt die ruhigen Linien, die stillen Farben. Besonders gern verwendet er in seinen Blättern ein tiefes Samtschwarz, das schön neben dem Rot und Gelb steht. Rokokoartig muten die zier­lichen Frauen Schuntschos an, deren Leben er schildert, wie sie spazieren gehen, im Hause arbeiten, zuſammenfiken, sich erzählen. Immer spürt er eine anmutige Wendung der Falten, der Hände, des Gefichtes heraus. Feines Kompositionsgefühl zeichnet ihn aus. Er gibt ganz umfängliche Darstellungen, die aus mehreren Blättern sich zusammensetzen, die aber dennoch voller Harmonie find. Man merkt, daß auf dieser Stufe schon ein Maß von Können erreicht ist, das eine Beherrschung nach allen Seiten gestattet. Vieles Ausprobieren und Versuchen ging voraus, frühere Zeiten arbeiteten daran.

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er

Aus Utamaros( 1754-1806) vielseitigem Lebenswerk zeichnete die Tier- und Pflanzenwelt, die Landschaft hebt sich die Frau heraus; das Leben der Frauen schildert er. Er kennt ihre Toilettentünste. Er belauscht ihre heimlichen Gespräche. Sie fizen vor dem großen Metallspiegel und putzen sich und lachen und Uta­ maro   lächelt mit ihnen. Von da ist es nicht weit zum Kinde und auch hier bewährt sich dieser Künstler als feiner Schilderer. Wie zart und duftig malt er das leichte und farbig fo schöne Seiden­gewand einer spazierengehenden Frau. Dieses Schwarz, dieses Rosa, dieses Braun, dieses Grau er mischt es mit einer fabelhaften Sicherheit und Geschmad. Immer wieder geht er diesen Reizen nach. Diese schmalen Gestalten er prägt darin sein Jdeal, die fich blumenhaft bewegen, haben in ihrer Steifheit, in ihren immer gleichmäßig wiederkehrenden monotonen Rügen, das ebenso stereotyp ein zartes Lächeln belebt, in dem spitzen Mund, den schmalen Augen, etwas, das an gewisse Madonnenideale der italienischen Schulen er­innert. Besonders liebt er das langwallende, dann wieder zierlich aufgeſtedte, samtschwarze Haar der Japanerinnen, deffen fatten Ton er immer wieder mit Vorliebe dekorativ verwendet.

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Die folgenden Künstler Jeschi, Jescho, Toyokuni  ( 1769-1825) folgen Utamaro  . Auch sie schildern das Leben der Frauen. Sie bereichern die Farbenskala durch ein sattes Violett, das sie gern verwenden, das zeitweilig sogar vorherrscht und ihren Bildern einen besonderen Ton gibt, der sich mit dem Schwarz und Grau vornehm vermählt. Toyohiro( 1778-1823) legt bas Haupt­gewicht wieder auf eine aparte Linienführung, die sich zu seltener Kühnheit in dem Bild eines bäumenden Pferdes erhebt, dessen Kraft mit genialen Strichen festgehalten ist.

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Kleines feuilleton.

die Aufwärterin und trat bewundernd näher. Und wie schön die oe. Eine Abrechnung. Aber fein sehen Fräulein aus", sagte Jade fit!"

hohen Pfeilerspiegel. Ja, ich denke auch, tadellos, nicht wahr? Es " Ja? figt sie wirklich?" Fräulein Ermland drehte sich vor dem ist überhaupt ein hübsches Frühjahrskostüm." Staat mit machen, und nu noch der schöne neue Frühjahrshut dazu! Bidfein!" bestätigte die Aufwärterin. Da wer'n Fräulein Dis wird ja jroßartig."

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das Jadett langsam wieder auszog und auch den Rod aufzuhaken " Ich glaube auch", lächelte das Fräulein vergnügt, indem sie begami. Und so schöner Stoff wie dis is 1" Die Aufwärterin nahm das Kleid in die Hände und befühlte es verständnisvoll. Janz reine Wolle! Na, dis war wohl teuer?"

Ach nein", sagte Fräulein Ermland, ich hab' sogar sehr billig getauft, es toftet nur fünfundachtzig Mart."

" Fünfundachtzig Mart!" Die Aufwärterin schlug die Hände zu­sammen fünfundachtzig Mark für ein Kleid herrjeh Soviel hab' ich's ganze Monat nich zum Leben für mich und meine zwei Seinder. Ja, wer dis so kann!"

In die Stirn des Fräuleins schob sich eine Falte. Sie war offenbar etwas peinlich berührt, sehr pifiert sagte sie: Das ist doch gar nicht zu vergleichen, Frau Schulz! Und überhaupt, das Kleid ist doch auf Seide gearbeitet."

" Ja, ja ganz auf Seide." Die Frau strich mit der abgearbeiteten harten Hand wie liebtosend über den weichen Stoff und wandte sich dann von neuem ihrer Arbeit zu. Es blieb ein Weilchen still im Bimmer. Fräulein Ermland zog das Kostüm sehr sorgfältig auf einen Riegel und hing es in den großen Toilettenschrant. Sie seufzte vernehmlich:" Ja, der Saisonwechsel reißt ins Geld Das Kostüm... der Hut... der Wochenhut... Handschuhe jetzt muß ich noch ein paar helle Blusen haben... da fliegen die Goldstücke. Aber ich fage immer bei solchen Sachen: lieber eins zu viel wie zu wenig, da kommt es nicht drauf an, wenn nur die Sachen gut sind."

" Ja, ja, natürlich, wenn's nicht drauf anzukommen braucht..." nickte die Aufwärterin.

" Das teuerste ist immer das beste," sagte Fräulein Ermeland be lehrend. Das müffen Sie fich auch zum Grundsatz machen, Frau Schulz. Was ist denn mit so billigem Beug los? Die ersten sechs Wochen sieht solch Zwanzig- Mart- Kostüm noch gut aus, dann verliert es Fafson und wird lappig. Da darf es einfach auf ein Goldstück mehr nicht ankommen!"

In Hokusais Wert, das an Reichtum und Kraft in der japanischen Holzschnittkunst einzig dasteht, eint sich all das frühere Streben. Er vollführt energisch den Schritt, der noch zu tun war. Er haftet nicht mehr an der Vergangenheit. Es will nicht mehr nur schöne Linien, geschmackvolle Farben geben. Er drängt zum Ja, wenn man's hat", lachte die Aufwartefrau, aber wenn Leben hin. Ihm folgt er in all seinen Aeußerungen. Er beobachtet man nur zwanzig Mart hat und braucht' n kleid, denn is man das Leben auf der Straße. Er blickt den Wolken nach. Er vertieft schon froh übers 8wanzig- Mart- Kleid, dis können Se man glauben, sich in das Leben der Tiere, der Pflanzen. Den schnellsten Regungen Fräulein. Und wenn man' n Kleid braucht, und hat nich mal de fann er folgen, hält sie feft; mit der Schärfe, Sicherheit und Genauig- zwanzig Mart, wie ich jetzt, denn is't erst recht schlimm." feit eines photographischen Apparates und dieses Gerippe füllt Nun ja, von solchen Verhältnissen rede ich doch auch nicht," er aus mit seiner unermüdlichen, frischen, lebendigen Kunst. fagte Fräulein Ermland   ablehnend. Ich rede doch von meinen Er schweift in die Phantasien erregter Gehirne über, gibt Berhältnissen gibt Berhälmissen, wo es auf ein Behnmarkstück wirklich nicht an Sputdarstellungen, ja Traumerscheinungen und Phantasmagorien tommt Haben Sie übrigens heute die Wäsche mitgebracht, mit einzig dastehender Kraft. Er bändigt das Universum, dessen Frau Schulz? Ja? Dann geben Sie sie doch mal gleich her, ich ganze Fülle in seinem Wert aufbewahrt ist. Allem gibt er Richtig werde sie wegpaden." feit und Größe. Seine Skizzenbücher sind voll von reichsten, augenblicklichstem Leben. Seine volle Kraft zeigt er in seinen Land­schaften, die manchmal bödlinisch- seltsam in tiefen Farben ton­trastierend leuchten. Wilde Wogen sprigen weiß auf aus tiefblauem Grunde. Immer wieder stellt er das Tal, die Berge dar, am Morgen, in Nebel, bei Abend und im Mondenschein. Bei ihm wird die Landschaft selbständig. Er entdeckt die Seele der Landschaft. Dieses realistische Streben schadete ihm bei seinen Landsleuten, die den älteren Stilen folgten und Nachahmung wollten. Er steht als Bollwert an der Schwelle einer neuen Zeit. Er deutet nicht mehr an, er gibt die volle Gegenwart der Dinge, ihre Körperlichkeit und im Zusammenhang damit den Raum. Er erreichte ein hohes Alter und blieb immer ein unermüdlicher Lernender. Viel Schüler lernten von ihm, die seine Bielseitigkeit für sich spezialisierten und sein Gebiet fruchtbar bearbeiteten.

Als solch ein Spezialist erscheint Hiroshige  ( 1797-1855). Er entwickelt Hotusais Landschaftskunst. Reich und fein ist seine Kunst, wenn sie auch beschränkt ist auf ein engeres Gebiet. Er liebt die braunen Holzbrücken, die hoch im Bogen über das Wasser führen,

Sie öffnete das Wäschespind, während die Frau nach der Küche ging und ein großes Bündel hereinholte. Sie fnüpfte es auf und fchob dem Fräulein den Inhalt hin. Die Paradehandtücher habe ich' n bißchen gestärkt, Fräulein, und sehen Se mal,' s alles schön weiß und glatt geworden."

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Na, das will ich auch hoffen," sagte das Fräulein ungeduldig und zählte die einzelnen Stücke nach, umband sie mit blaugestickten Bändern und legte sie in den Wäscheschrank. Dann nahm fie das Portemonnaie heraus und warf einen Blick auf den Zettel. Erstaunt fab sie auf: Was haben Sie denn hier berechnet, Frau Schulz, vier Mark fünfundfiebzig fann doch das bißchen Wäsche nicht machen. Drei Mark fünfundachtzig hab ich mir berechnet."

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" Ach nein, Fräulein, bis is schon janz richtig." Die Schula kam näher. Da waren doch drei jroße Bettbezüge bei." Ach und die rechnen Sie zwanzig Pfennige das Stück?, ne hören Sie mal, funfzehn hatte ich gedacht, funfzehn Pfennige gibt man in der Waschanstalt auch nur.

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Da wird doch denn aber auch mit de Maschine jewaschen, Fräulein, und mit de Hand macht es viel mehr Arbeit und is so