wohl aber solche, bei denen die Krankheit einen Teil der Oberhaut zerstört hat. Vor zu optimistischer Aufsasiung wurde von Chirurgen auch deshalb gewarnt, weil diese Darstellung in die Presse gelangt, und die Krebskranken, die sie lesen, dadurch leicht dazu ver- anlaßt werden können, in der Furcht vor dem Mester des Chirurgen den zur chirurgischen Behandlung noch geeigneten Moment zu ver- säumen, in der Hoffnung, auch später noch durch die Röntgenstrahlen kuriert werden zu können. Rationell behandelte Dr. Kraft aus Straßburg   die Sache; er betonte, daß man die verschieden tief liegenden Krebse mit verschiedenartigen Röntgenröhren behandeln muffe, denn es gibt solche, bei denen die Strahlen tiefer dringen als bei anderen, bei denen diese schon in den obersten Körperschichten absorbiert werden. Auch wurde von Dr. Levh-Dorn empfohlen. die Röntgenröhre verschieden nahe an den Körper zu bringen, wenn man in verschiedenen Tiefen wirken wolle. Von anderen Krank- eiten ist besonders die Leukämie, eine schwere Erkrankung, bei er die im Blut vorhandenen Weißen Blutkörperchen eine abnorme Vermehrung erfahren, durch Röntgenstrahlen sehr erfolgreich bekänipst worden. Dr. S t r e b e l aus München   brachte die Heilwirkung einer von den Röntgenstrahlen ganz verschiedenen elektrischen Strahlenart zur Sprache, nämlich die der äußeren Kathoden st rahlen, die von den Physikern nach ihrem Entdecker, Professor Lennrd, als Lenard st rahlen bezeichnet zu werden pflegen. Die am negativen Pol einer Geislerschen Röhre entstehenden Kathoden- strahlen treten, nämlich wenn man in die Glaswand der Röhre ein Loch macht, und dies mit einem dünnen Aluminiumplättchen bedeckt, durch diese Metallscheibe ins Freie. Mit solchen äußeren Kathodenstrahlen hat Dr. Strebe! schöne Heil- Wirkungen bei Hautkrankheiten und, wie er an seinem eigenen Arm demonstrierte, völlige Enthaarung herbeigeführt. Dies ist für die- jenigen, welche entstellenden Haarwuchs beseitigen wollen, von um so größerer Bedeutung, als die dabei zutage tretende Heilwirkung die der Röntgenstrahlen bei gleicher Stärke des angewandten elektrischen Stromes um etwa das Millionenfache übertrifft. Sind damit die Verhandlungen des eigentlichen Kongresses er- ledigt, so bleibt noch eine Erwähnung der wirklich sehenswerten Röntgen- Ausstellung übrig. Zunächst ist hier eine große Zahl muster- gültiger Röntgenphotographien sowohl von gesunden Körperteilen als auch von erkrankte« und verletzten vorhanden. Da fleht man Fremdkörper, die in den Schädel eingedrungen sind, besonders Ge- schösse, ferner Knochenbrüche vor und nach der VerHeilung, so daß man nicht nur die Art der Verletzung genau sieht, ivas selbst- verständlich für den Arzt von der größten Bedeutung ist, sondern auch prüfen kann, ob die Heilung gelungen ist. Gallensteine, Nieren- steine, Herzkrankheiten, Gefäßerkrankungen, Lungenkrankheiten sind in schönster Deutlichkeit und reicher Zahl abgebildet. Dem Arzt ist sicher jedes einzelne Bild sehr lehrreich und wertvoll, der Nichtarzt aber hat dabei zuerst freilich die Empfindung der Bewunderung für die große Entdeckung, die der leidenden Menschheit so viel Nutzen bringt, daneben aber überwiegt doch die Freude, daß man diese Leiden und Krankheiten nicht am eigenen Körper zu fühlen braucht. Dieses Gefühl tritt mit ganz besonderer Schärfe dann hervor, wenn man die Abbildungen und plastischen Modelle von manchmal schauerlichen Hautkrankheiten betrachtet, die durch Röntgcnwirkung geheilt find, und die besonders von der Hautklinik der Charitö, von Professor Lassar und Von Dr. Jmmelmann ausgestellt sind. Im übrigen find die Röntgen- Photographien in erster Reihe von den öffentlichen Krankenhäusern ausgestellt, denen sich gleichwertige von einzelnen Aerzten anschließen. In dieser Abteilung der Ausstellung muß aber noch ein Objekt erwähnt werden, nämlich die von Dr. Krümmel in Hamburg   aus- §estellten Stereoskopbilder, die die Blutgefäße in der Hand, dem , der Bnfft, den Nieren usw. demonstrieren. Es ist geradezu ein ästhetischer Genuß, diese plastischen Bilder vor fich zu sehen, wie sie die feinsten Verästelungen der Blutgefäße, die zartesten Haargefäße in einer vorher nicht gekannten Naturtreue erkennen lasien; besonders zu Unterrichtszwecken für die Studierenden der Medizin sind diese Darstellungen ungemein wertvoll. Bei Betrachtung des instrumentellen Teils der Ausstellung'muß man fich daran erinnern, daß Röntgenstrahlen durch Jnduktions- ströme erzeugt werden, d. h. durch elektrische Ströme, die in einer in sich zurücklaufenden Drahtspule dadurch entstehen, daß in ihrer Nähe ein elektrischer Strom geschlossen oder geöffnet wird. So find denn die neuesten und umfangreichsten Drahtspulen ausgestellt, und §anz besonderes Gewicht ist auf die Stromunterbrecher gelegt, das eitzt auf die Instrumente, die den elektrischen Strom in rascher Aufeinanderfolge öffnen und schließen; hier gibt es Ouecksilber- strahlen, die abwechselnd den Leitungsdraht berühren oder auslassen und so den Stromschluß und die Stromöffnung herbeiführen, andere bewirken das gleiche durch rotierende Räder, wieder in anderen Fällen tun es Blasen, die aus einer Quantität Säure bald empor- steigen, bald Platzen; jede Methode hat ihre für bestimmte Einzel- fälle wichtige Vorzüge. Dr. Levy-Berlin und Dr. G r i s s o n- München haben sogar Methoden ersonnen und ausgestellt, den Stromwechsel ohne besondere Stromunterbrecher herzustellen, nur dadurch, daß sie den elektrischen Strom abwechselnd auf verschiedenen Wegen entlang leiten. Die Brauchbarkeit der Röntgenröhre hängt davon ab, daß gerade geimg Gas in ihr enthalten ist, nicht zu viel und nicht zu wenig. Durch den Gebrauch selbst verändert sich aber dieser Gas- gehalt, und so find hier viele Apparate ausgestellt, bei denen dib Gasregulierung mittels geeignet angebrachter Apparate vorgenommen werden kann; bei Reinhold Bürgers Apparat vollzieht sie sich sogar im Bedarfsfalle automatisch, also ohne Eingreifen der Menschenhand. Natürlich sind die bequemsten Krankenttsche aus» gestellt, auf denen die Pattenten durchleuchtet werden können, ohns quälende Lagen einnehmen zu müssen, sehr empfindliches photo- graphisches Papier, wie es ja für die Röntgenphotographie, die oft die zartesten Helligkeitsunterschiede wiedergeben mutz, notwendig ist. und endlich, um die durch den Wert und die Vorzüglichkeit jedes einzelnen Ausstellungsobjekts vollkommene Ausstellung auch äußer« lich vollkommen zu gestalten, eine erlesene Röntgenliteratur. kleines Feuilleton. io. Unsere Truthühner haben mit den wilden Truthühnern in den Vereinigten Staaten   von Amerika   und in Mexiko   so groß« Aehnlichkeit, daß man die Heimat dieser Haustiere wohl in de» neuen Welt suchen muß. Demnach müßten auch die Leute unrecht haben, die in alten lateinischen Werken Erwähmmgen oder Be­schreibungen dieses Vogels gefunden haben wollen. Nach den neuesten Untersuchungen haben die Urahnen unserer Puten in Mexiko   und Texas   gelebt, und zwar sind es vermutlich die alten Mexikaner ge- Wesen, die fich zuerst mit der Züchtung dieses Geflügels aS* gegeben haben. Als Fernando Cortez 1520 Mexiko eroberte, fand er mehrere Tausende von Truthühnern in den Höfen deS Palastes des Kaisers Montezuma  . Nattirlich war Spanien   daS erste Land Europas  , das diese exotischen Vögel zu sehen bekam, die damals den Namen der indischen Pfauen er- hielten. Es dauerte aber wahrscheinlich nur wenige Jahre, bis sie von Spanien   auch nach England kamen. Ein altes Gedicht berichtet, daß die Truthühner, die Karpfen und das Bier in demselben Jahr(1524) ihren Einzug nach England gehalten hätten. Zu vielen Irrtümern hat auch die englische Bezeichnung der Puten als Turkey Cooks(Hühner aus der Türkei  ) Anlaß gegeben. Man kann ihre Entstehung wohl nur durch die Annahme erklären, daß man damals den Ursprung der Truthühner wirllich in die Türkei   verlegte. Es wäre möglich, daß man in'jener Zeit, als das neuentdeckte West- indien mit dem eigentlichen Ostindien verwechselt wurde, auch di« indischen Pfauen nicht richttg unterzubringen wußte. Die Bekannt- schaff mit den indischen Hühnern, namentlich mit denen aus Calicut  » mag diese Verwechselung noch befördert haben. Im 16. Jahr- hundert waren die Puten in England eine Kostbarkeit allerersten Ranges, und der Erzbischof Cranner erließ 1541 ein Verbot, bei einem Gastmahl mehr als ein Stück der großen Geflügelarten zi» servieren, zu denen Kraniche, Schwäne und Puten gezählt wurden. 40 Jahre darauf waren die Truthühner schon zahlreicher geworden, so daß bei einem Bankett neben anderen Delikatessen im ganzen sechs Exemplare erschienen, von denen jedes nur 4 Schilling gekostet hatte, während Schwäne und Kraniche damals noch 10 Schilling und die Kapaunen eine halbe Krone kosteten. Auch bürgerte sich nun schon die noch heute in England herrschende Sitte ein, zu Weih- nachten einen Truthahn zu braten. Die Grafschaften Norfolk   und Suffolk   bemächtigten sich hauptsächlich der Truthahnzucht und schon vor 100 Jahren schickte die Stadt Norwich   in drei Tagen allein übe» 4000 Puten nach London  . In Frankreich   wurden nach der lieber- tteferung dem König Karl dem IX. beim Durchzug durch AinienS von der Bürgerschaft zwölf Truthühner als Seltenheit zum Geschenk dargebracht, aber schon viel früher war dies Geflügel auch dort be- kannt geworden. Als im Jahre 1546 ein reicher Bürger von Roueo ein Bankett veranstaltete, wurde in eineni Festgedicht von 442 Versen auch der auf der Tafel vertretene Truthahn besungen. Die städtische Frostwrhr in Colmar  . Es ist eine ältere Er« fahrung, daß sich den Frostschäden des Frühlings durch sogenannt« Schmokseuer begegnen läßt, indem durch den Rauch einer allzu großen Temperaturerniedrigung vorgebeugt wird; außerdem werden durch dichten Rauch die Strahlen der aufgehenden Sonne von den geftorenen Teilen der Obstbäume und Weinstöcke abgehalten, wo- durch ein allmähliches Auftauen ermöglicht wird. Es muh also die betreffende Gegend von einer künstlichen Wolke überzogen werden, welche die Wärmeaussttahlung verhindert. Die Arbeit des Einzelnen ist hier völlig zwecklos; vielmehr müssen sich die Rebenbesitzer und Obstzüchter einer Gemeinde oder von mehreren benachbarten Gemeinden zwecks gemeinsamer Räucherung zusammenschließen; mancherorts bestehen viele Räuchershndikate. Die in der oberrheinischen Tiefebene im Ober- Elsaß belegene Stadt Colmar  , welche in weitem Umkreise rings von Reben- und Obst- Pflanzungen umgrenzt ist, in denen die Spätfröste des Frühlings regelmäßig argen Schaden anrichten, ist einen Schritt weiter ge» gangen und hat im allgemeinen Interesse 1835 einen städttschen Räucherdienst eingerichtet, welcher der städttschen Raucher- kommission unterstellt ist und seit Jahren mit durchschlagendem Erfolg gewirkt hat. Aus der Praxis hat sich dabei ergeben, daß unter den verderblichen Frühlingsftösten streng unterschieden werden muß zwischen sogenannten Kältefrösten, die sich besonders an Bergabhängen fühlbar machen, deren Flächen kalten Winden aus- gesetzt sind, und den Strahlfrösten, welche in den Niederungen Reif- und Frostschaden verursachen. Die verheerende Wirkung diese« letzteren ist in einer starken Abkühlung des Bodens und der Pflanzen infolge der Wärme-Abgabe an den Luftraum zu suchen, insbesonders