mit großer Kunstfertigkeit Mauern mit den charakteristischen Zickzack-Verzierungen zu errichten und die Specksteinblöcke auf praktische Weisezu bearbeiten. Aus deu aufgefundenen Werkzeugen und Guß-modellen. aus dem zweckmäßigen Ineinandergreifen der entdecktenMinengänge sei zu entnehmen, daß sie sehr geschickt im Bergbau»varen und ungeheure Schätze aus dem Boden gewannen. Hall der-mutet, daß sie Gold im Werte mindestens von 75 Millionen Pfd.Sterl. zutage gefördert haben.—(„Globus.")Ick. Ein Bermögcn fiir eine Tulpenzwiebel. Vor kurzem bezahlteein Herr aus Tarrhtown im Staate New Dork 80 000 M. für eineinziges Exemplar einer neuen Nelkenart. Die Nelke stammte vonder„Lawson Nelke", aber sie hatte gewisse Besonderheiten, die derElternstock nicht besaß. Von ähnlichen Verkäufen ist in den letztenJahren öfter berichtet worden: aber sie sind nur selten im Vergleichzu der„Tulpenmanie", die im siebzehnten Jahrhundert in Hollandherrschte, und von der die„Household WordS" mancherlei Interessantes erzählen. Damals brachten einzelne Zwiebeln ungeheuereSummen. Reiche Leute mußten unbedingt eine Tulpensammlunghaben. Der Preis einzelner Zwiebeln stieg höher als der derEdelmetalle; die Archive von Allmaer zeigen, daß eine Zwiebel, der„Vizekönig" genannt, für 4203 Gulden verkauft wurde. Die Sucht,Tulpen zu besitzen, nahm unglaubliche Dimensionen an undergriff alle Klassen der Bevölkerung in höchstem Maße.Solche Käufe waren an der Tagesordnung, und die Kaufleute wett-eiferten mit einander, wer sich die seltensten Zwiebeln verschaffenoder die höchsten Preise bezahlen konnte. Ein Kaufmann ausHaarlem gab sein halbes Vermögen für eine Pflanze aus, uur umsie seinen Freunden und Bekannten zeigen zu können. Der Tulpen-Handel hatte im Jahre 1634 den Markt so monopolisiert, daß alleanderen Industrien des Landes darüber vernachlässigt wurden; da diePreise immer noch stiegen, wagten manche Leute ihr ganzes Ver-mögen, um wenige Zwiebeln anzukaufen. Am wertvollsten war dieArt„Semper Augustus", von der es zu einer Zeit nur zwei Exem-plare, eines in Amsterdam und eines in Haarlem, gab. Natürlichwollte man gern eins von beiden besitzen; ein unternehmenderMann bot zwölf Acres Bauland für die Tulpe inHaarlem. Für die Amsterdamer bezahlte der Käufer4606 Gulden, einen neuen Wagen, ein Paar Pferde und einGeschirr. Für einzelne Zwiebeln der Varietät„Vizekönig" wurdenvier fette Ochsen, acht fette Schweine, zwölf fette Schafe, vier Last>Roggen, ein Anzug und dergleichen gezahlt. Solche und ähnlicheTauschgeschäfte wurden öfter vorgenommen. Das Interesse war sogroß, und die Leute verfuhren dabei so geschäftsmäßig, daß imJahre 1636 auf den Börsen verschiedener großer Städte Märtte ein-gerichtet wurden; allmählich begann man zu spekulieren und esdauert» nicht lange, so waren einige„Tulpenjobber" plötzlich reichgeworden. Alle Besitzstücke wurden in baares Geld verwandelt, oftmit großem Verlust, und mit dem Gelde wurde auf den Tulpen-rnärkten spekuliert. Auch Ausländer wurden von dem Fieber er-griffen, so daß Reichtümer nach Holland strömten und das Land sichin einer blühenden Lage befand. Dieser Zustand hielt aber nichtlange an; es kam ei» großer Krach. Hunderte verarmten völlig.Natürlich verbreitete sich die Manie auch nach England, aber nur inbeschränktem Maße. Die Zwiebeln wurden an der Londoner Byrseverkauft, aber die Jobber konnten trotz aller ihrer Anstrengungenkeine außerordentlichen Preise erzielen. Aber noch im Jahre 1835brachte eine Zwiebel auf einer Auktion in London 1506 M.. undeine andere war von einem Gärtner im Katalog mit 4300 M. an-geführt. Infolge der Tulpenmänie in Holland kam es auch manch-mal zu komischen Zwischenfällen. Ein Matrose bekam einmal zumFrühstück einen Bückling geschenkt und steckte eine Zwiebel, die erauf dem Ladentisch liegen sah, in die Tasche, um sie dazu zu ver-zehren. Als der Besitzer seine Zwiebel vermißte, die einen Wert von6600 M. besaß, herrschte große Aufregung im Laden, bis schließlichder Verdacht auf den Matrosen fiel. Der Kaufmann eilte zumSchiff, aber er konnte nur noch den letzten Bissen der Zwiebel imMunde des Matrosen verschwinden sehen. Der arme Kerl mußtejedoch mehrere Monate im Gefängnis zubringen, weil er ein so kost-fpieligeS Frühstück verzehrt hatte.Völkerkunde.ie. Afrikanische Seife. Ein bekannter Satz sagt, amSeifenverbrauch könne man den Kulturstandpunkt eines Volkes be-messen; wenn dies richtig und der Seifenverbrauch allein maßgebendist, muß Jnner-Afrika ein ungemein hoch kultiviertes Land sein, dennin Togo allein z. B. werden jährlich für mehr als 50 000 M. Seifeneingeführt; und es scheint, daß diese Menge europäischer Seifenur für diejenigen bestimmt ist, denen die einheimischeSeife nicht gut genug ist, denn der Hauptverbrauch wird im Landeselbst erzeugt. Natürlich liegt dort die Scifenherstellung, wie jedewirtschaftliche Tätigkeit, den Frauen ob, und ebenso natürlich ist es,daß diese Fabrikation heute noch nach primitiven Methoden ausgeübtwird. Nachdem man das Bedürfnis empfunden hatte, die besondersunter der Einwirkung der glüh-nden Sonne entstehenden Verun-reinigungen der Haut zu beseitigen, und nachdem einevielleicht auf zufälliger Beobachtung begründete Erfahrung in derHerstellung eines geeigneten Reinigungsmittels entstanden war, hatteman nicht mehr das Bedürfnis, etwas Besseres an Stelle des Gutenzu setzen. Die Seife wird in der Weise hergestellt, daß man dasHolz von gewissen geeigneten Bäumen verbrennt. Die Ascheschüttet man in einen Topf, dessen Boden ein Loch hat, überdas man einige Holzstücke so legt, daß sie eine Art vonSieb bilden; darauf gießt man Wasser, das durch dasBodenloch langsam absickert. Dies aschenhaltige Wasserbenutzt man als die zur Seifenbereituua notwendige Lauge; sie wirdzusammen mit Palmkernöl so lange gekocht, und zwar unter stetemUmrühren, bis aus dem Gemisch ein steifer Brei entstanden ist.Diesen Brei tut man in eine Form, die aus zwei aufeinander ge-legten Eßschüsseln zusammengesetzt ist, in der dann der Brei erkaltetund ziemlich hart wird. Nun ist die Seife, die Kugeln von derGröße unsrer Kegelkugeln bildet, zum Gebrauch fertig. Sie hatzwar einen nicht besonders angenehmen Geruch, aber sie erfülltihren Zweck.—Medizinisches.hr. Die Pflege des kindlichen Gehörorgans. So vielesegensreiche Erfolge die öffentliche Gesundheitspflege auch bereits erzielthat, so darf sie doch nicht rastend stillstehen, sie hat immer wiederneue Aufgaben zu erfüllen, es gibt immer noch genug Elend undUnglück au? Krankheiten und Gebresten, denen sich durch einerationelle Hygiene vorbeugen ließe. Kann man sich z. B. unalück-lichere Geschöpfe denken als die armen Kinder, die durch ansteckendeKrankheiten in ihrer frühesten Jugend das Gehör ein-gebüßt haben, infolgedessen auch nicht sprechen lerntenund nun als taubstumme Krüppel durchs Leben wandernmüssen? Und doch hätten sich die meisten dieser Unglücks-fälle durch eine rationelle Gesundheitspflege verhüten lassen. Manmuß nämlich bedenken, daß die schweren Gehörstörungen nicht durchdirekte Erkrankungen des Gehörorgans entstehen, sondern durch in-direkte von der Nase und vom Rachen fortgeleitete Entzündungen.Bei den ansteckenden Kinderkrankheiten: Scharlach, Diphtherie,Masern und Keuchhusten erkranken nämlich immer die Nase, dieMund- und Rachenhöhle, ja die meisten dieser Erkrankungen nehmenvon hier ihren Ausgang. Die Entzündung leitet sich dann nach demGehör fort, es entstehen Mittelohrkatarrh und Eiterungen, indemkrankmachende Keime nach dem Gehörorgan geschleudert werden.Letzteres ist am meisten gefährdet, wenn bereits vorher Nase undRachen bei den Kindern chronisch erkrankt waren. Man gewöhne daherdie Kinder daran, möglichst frühzeittg Nasen- und Nachenhöhle durch�richtiges Schnauben und Spülen zu säubern, ebenso sollen dieKinder frühzeitig gurgeln lernen und den Mund und Rachen spülen.Ist eine ansteckende Krankheit ausgebrochen, so muß die Schleim-Hautschwellung und Schleimansammlung beseittgt werden und nachdem Rate Prof. Ostmanns in Marburg die Nase durch ein Spraygespült werden. Nicht minder verlangt die Mundhöhle eine sorg-fältige Pflege. Die Zähne sollen sorgfältig gebürstet und der Mundmit einer warmen Kochsalzlösung oder dünnem Kamillentee gespültwerden.Notizen.— Auch Richard Beer-Hofmann(Wien) hat den ihmzuerkannten Anteil am Volks-Schillerpreise dem Stiftungs-fonds geschenkt. Kann ihm kaum schwer gefallen sein: Sein Varerist Millionär.—— Reinhardt dürfte Direktor des Deutschen Theater?werden. Das Neue Theater wird dann Operettenbühne; dieLeitung übernimmt Leopold Müller, der einen Monat langMitdirektor des National-TheaterS gewesen.—— Für das Kaiser Friedrich-Museum ist derälteste und größte bis jetzt bekannte Knüpfteppich—- er stammt aus dem Anfang des dreizehnten Jahr-Hunderts und war früher in einer Moschee zu Damaskus— an«gelauft worden.— Dem Bildhauer Rafael Donner(1692—1741) soll inWien ein Denkmal errichtet werden.—— Von dem Leipziger Professor S t e i n d o r f f, der an derCheops-Pyramide Ausgrabungen vornimmt, sind bisjetzt 50 Grabbauten aus Stein oder Ziegel freigelegt worden. Mankann in den Straßen dieser kleinen Gräber st adt umhergehenund in die Kultkammern eintreten, in denen einst den Toten vonden Hinterbliebenen geopfert wurde. Die Schächte sind bisweilen10 und 15 Meter tief in den Felsen gehauen; unten öffnet sichmeist eine kleine Kammer, in der der Tote beigesetzt war. DieSkelette waren meist vermorscht. Die Mehrzahl der Gräber stammtaus dem dritten Jahrtausend vor Christi Geburt. Sie bergen einefehr große Menge von Proben ägyptischer Kunsttätigkeit, namentlichlebenswahr gut erhaltene Steinfiguren von Würdenträgern, Beamten,Dienern, Fleischkochern, Milchseihern, Vierbrauern, Schlächtern,Bäckern ze.—— In Burgdorf(Haimover) mußte dieser Tage derSchnellzug Hannover— Hamburg plötzlich halten. 3>veiFrauen waren unter der geschlossenen Schranke eine? Bahn-Überganges durchgekrochen, mitten zwischen den Schienen stehengeblieben und in ein so eifriges Schwatzen gekommen, daß sie dieganze übrige Welt vergaßen.—Die nächste Nummer des Unlerhaltungsblattes erscheint amSonntag, den 14. Mai.Verantwortl. Redakteur: Paul Büttner, Berlin.— Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VcrlagsanjtaltPaul Singer LrTo., Berlin 2 V/-