Glück mehr, bielleicht bei Halefeldt. Ich Hab' Pech gehabt in letzter Zeit. Es ist immer anders gekommen. Nu gilt der Prophet nichts mehr in seinem Vaterlande. Undank ist der Welt Lohn." Halefeldt schien tief nachzusinnen. Dann sagte er zögernd: „Du, das ist doch Schwindel— das Ganze." „Schwindel?" Kruse fiel aus den Wolken.„Schwindel nennt er das! Haue ich jemand absichtlich über's Ohr? Nicht in die Hand. Im Gegenteil: je mehr die Leute gewinnen, je lieber ist's mir. Aber wie gesagt: ich treff' jetzt so oft vorbei und die andern muffen mit darunter leiden. Vielleicht Hab' ich wieder Glück, wenn Du bei mir eintrittst." „Es war also doch wieder eine Enttäuschung," sagte Halefeldt. „Sei doch kein Frosch, Mannl Ist'ne ganz reelle Sache. Ich finde zehn für einen. Aber gerade Dir gönn' ich's— aus alter Freundschaft und weil ich'n ehrlichen Menschen brauche." Halefeldt trank sein Bier aus und sah nach der Uhr:„Ich muß gehen." Kruse packte ihn am Rock. „Sprechen wir uns wenigstens aus!" „Für solche Machinationen bin ich nicht zu haben, Kruse." „Machinationen I Mensch, wo haste bloß die Wörter Herl Das war doch geschimpft I" Er hielt ihn fest.„Es ist wirklich'ne gold-- reelle Sache, Halefeldt!" „Auffassung." „Kannst selber Dein Glück dabei machen, wenn Du auf meine Tips setzst— ganz abgesehen davon, daß ich Dir dreimal soviel Gehalt geb' wie Du jetzt hast." Halefeldt zuckte zusammen, dann riß er sich los und ging mit langen Schritten zur Tür hinaus. Kruse sah ihm verblüfft nach:„So ein dummer Kerll So ein Schafskopf!— Kellner, zahlen!"— 1k. Von Falkenberg nach Freienwalde . Schon hinter Ebers- walde erheben sich die Hügelrechen, die über Niederfinow und Falken- berg sich neben der Bahn gegen Freienwalde hinziehen und hier ihre höchste EntWickelung erreichen. Zunächst zeigen sich die welligen Höhen vom einstigen Waldbestande entblößt, und nur aus den Rainen und Senkungen zwischen den Feldern grüßen uns die mit weißen Blüten völlig übersäten Schlehengebüsche. Bei Falkenberg setzt der Wald ein. Wir steigen aus und wandern auf der Straße nach Freienwalde durch den Ort. An seinem Ende verlassen wir die Chaussee, um den Weg rechts in den Wald einzuschlagen. An den grünenden Erlen des Stadtbruchs führt er hin, während auf der anderen Seite auf steilen Hängen Kiefern mit Buchen abtoechseln, bis das Laubholz die Oberhand gewinnt, und die Buchenkronen im frischen Frühlingsgrün sich wie Gewölbe hoch über dem Wege zu- sammenziehen. Unzählige weiße Blumen des Sauerklees schmücken den Boden zwischen dem braunen Laube, blaue Veilchen stehen da- zwischen, und am Wegrande erschließen sich die Blüten des Stein- brechs. Ein tiefer Hohlweg führt uns in die industrielle Siedelung des Alaunwcrks hinab, wo wir uns nach rechts an kleinen Arbeiter- Häuschen vorüber zum Wege nach dem Teufelssee wenden, den wir nach einer schönen Waldtoanderung erreichen. Der in der Mark an rundliche Gewässer im Walde reichlich verliehene Name Teufelssee mag mit Sagen zusammenhängen, die aus alter Zeit her sich gewöhnlich an solche Wasserspiegel geheftet haben. Wir Wanderer von heute sehen dem friedlichen Waldteiche nichts Diabolisches an. Aber an einer Stelle des Ufers fallen steile Halden aus dunkelbrauner, fast schoko- ladefarbiger, ausgelaugter Alaunerde ins Auge, die Ablagcrungs- Produkte der Freienwalder Alaungewinnung. Sie erstrecken sich bis ins Waffer hinein und bilden dort den„Laugensumpf" mit einer eigenartigen Vegetation. Wir folgen weiter dem Wege nach der Waldschcnke und dann zur„Grünen Tanne". Dabei schneiden wir zuletzt, immer im Walde, die Berliner Chaussee und erreichen von hier, ab durch den hübschen Hohlweg des„Düsteren Grundes" - das Freienwalder Brunnental bei der„Grünen Tanne". War die Hitze nicht zu groß, so stehen uns von hier aus noch viele Wege in ' Idas Waldrevier nach allen Seiten offen, von denen die bevorzugtesten � gum Badsee führen. In dessen Umgebung senken und heben sich die Waldwege fast wie in einem Gebirgslande, und gewiß ist dieses Gebiet mit dem kleinen See im tiefen Grunde eines der schönsten im märkischen Ländchcn.— — Eine„feuchte" Statistik teilen die„M. N. N." aus Washington mit: Das statistische Bureau des Handelsamtes hat eine interessante Statistik zusammengestellt, worin auf Grund von Zahlen nachgewiesen wird, was und wieviel von jedem Stoffe die einzelnen Nationen trinken. Diese Schlußfolgerungen sind auf fünf Getränke und an dem Beispiele der hauptsächlichsten Konsu- mcntcn unter den Kulturnationen aufgebaut. In Betracht kommen die Vereinigten Staaten , Deutschland , England, Frankreich , Ruß- land, Oesterreich-Ungarn , Italien , Portugal , Argentinien und Chile . Der gesamte Teeverbrauch des Jahres 1304 betrug 510 Mill. Pfund; davon entfallen auf England 25614 Mill., Rußland 127, die Bereinigten Staaten 110, Deutschland 7, Oesterreich, Frankreich , Argentinien und Chile zwischen 1VL> und 3 Millionen Pfund, Spanien 833 000 und Italien 115 000 Pfund. An Kaffee wurden ins- gesamt 21ä Milliarden Pfund verbraucht, wovon auf die Bereinigten Staaten 961 Millionen Pfund entfallen; Deutschland folgt mit 397, Frankreich mit 168, Oesterreich mit 109 Millionen; es kommen sodann Italien , England, Spanien und die übrigen obengenannten Länder Verantwortl. Redakteur: Paul Büttner , Berlin.— Druck und Verlag: mit einem Konsum von 39 Millionen herab bis 614 Mill. Pfund, Bierstatistiken liegen nur aus 8 Ländern vor, deren Gesamt- verbrauch 5753 Millionen Gallonen(1 Gallone gleich 4,5 Liter)* betrug. Davon entfallen auf Deutschland 1783 Millionen, auf England 1501, die Vereinigten Staaten 1494, Oesterreich 492, Frank- reich 289, Ungarn 38 und Italien 7 Millionen Gallonen. Von Whiskey, Brandy und anderen Spirituosen wurden in acht Ländern 687 Millionen Gallonen genoffen, darunter in Rußland 174 , in Deutschland 124, in den Vereinigten Staaten 121, in Oester- reich 8214, Frankreich 7214, in England 5814, Ungarn 4314, Italien 11 Millionen Gallonen. Weinstatistiken liegen aus 9 Ländern vor. Der Gesamtkonsum ist für 1904 3090 Gallonen. Frankreich führt mit 1343 Millionen, es folgen Italien mit 92314, Spanien mit 33114, Oesterreich-Ungarn mit 231, Deutschland mit 124, Portugal mit 72, die Vereinigten Staaten mit 4314 und England mit 1614 Millionen Gallonen. Für Rußland liegt hier keine Statistik vor. Es ist bei dieser interessanten Statistik nicht zu übersehen, daß diese Ziffern häufig irreführend sind, d. h. wenn man den Konsum mit der Bevölkerungszahl vergleicht. So wird bei einer solchen Be- rücksichtigung offenbar, daß nicht in Deutschland , sondern in England das meiste Bier getrunken wird, nämlich 35,42 Gallonen auf den Kopf, während in Deutschland nur 30,77, in Oesterreich-Ungarn 20,36, in den Bereinigten Staaten 13,28 auf den Kopf getrunken wird. Der Verbrauch der Spirituosen ist nicht wieder in Rußland am bedeutendsten, sondern in Oesterreich mit 3,09 Gallonen auf den Kopf; dann kommt Ungarn mit 2,19 Gallonen, Deutschland mit 2,11, die Bereinigten Staaten mit 1,48, England mit 1,33, Frankreich mit 1,35 und erst an siebenter Stelle Rußland mit 1,26 Gallonen. während Italien nur 0,34 Gallonen auf den Kopf verbraucht. Nur beim Wein geben die Gesamtzifsern dasselbe Bild wie die Bercch- nung auf den Kopf der Bevölkerung.— Humoriftisches. — Immer nobel. Frau von Goldlack(zu ihrer Tochter, als zufällig die Salontüre offen steht):„Ich bitt' Dich, Malwine, der Jean ist momentan nicht da— mach' Du provisorisch die Türe zu I"— — Aus einem Junggesellen- Tagebuch.„Die meisten Ehen sind eine Enttäuschung— mitunter sogar eine vierfache: 1. für d e», der sie nicht kriegt, 2. für sie, die ihn nicht kriegt, 3. natürlich für d e n, der sie kriegt und 4. für die, die ihn kriegt."— — Ablenkung. Bürgermeister(zum versammelten Ausschuß):„Der Gocklbauer vo' Wifling hat mich den größt'n Ochsen von der ganzen G'meind' g'heitz'n... Könnt Ihr Euch dös g'fall'n lass'n?!"—(„Fliegende Blätter ".) Notize«. — Unter den Neudrucken, die der I n s e l- V e r l a g vorbereitet, befindet sich auch der S i ni p l i c i s s i m n s von Grimmelshausen . Der Neudruck wird nach der ersten Aus- gäbe von 1669 mit sorgfältiger Wiedergabe der 80 Vollbilder her- gestellt.— — Von einem Berliner Theater erzählt ein Berliner Blatt folgendes: Es gibt in Berlin eine Bühne, die seit langer Zeit nicht nur ausverkaufte Häuser hat, es ist auch ivochenlang vorher kein Billett zu bekommen— das Geschäft muß doch also glänzend gehen. Aber nun die Kehrseite: Der Etat ist so enorm hoch, daß selbst bei dem ausverkauften Hanse noch täglich ein Defizit von 400�-500 M. ist; erst bei der 30. Borstellung etwa beginnt der wirkliche Verdienst. Und wieviel Stücke bringen es überhaupt zu einer so hohen AufführnngSziffer. Zwei Fehlschläge und das— Gründungskapital ist verloren. — Haydns sämtliche Kompositionen, auch jene, die bisher nur im Manuskript bekannt sind, sollen im Auftrage des österreichischen Unterrichtsministeriums herausgegeben werden. Die Herstellimg der Ausgabe wollte mau einer Leipziger Firma übertragen. Dagegen erhoben aber die österreichischen Musikverlegcr und Notenstecher Einspruch. Die Wiener Handelskammer sprang ihnen bei. Jetzt wird die Sache wahrscheinlich iin Inland gedeichselt werden.— — In Ponte Stolli bei Florenz ist nach dem„B. T." die be- rühmte Madonna von Lucca della Robbia aus der Kapelle gestohlen worden.— — Die n o r d w e st l i ch e Durchfahrt. Aus Montreal wirb der„Frankfurter Zeitung " berichtet: Herr Low, ein Angestellter der kanadischen Geologischen Anstalt hat 1903/04 auf dem Dampfer „Neptune" im Auftrage der kanadischen Regierung ausgedehnte Fahrten im Gebiete der Hudsou-Bai und hinauf nach Norden bis Kap Sabine gemacht. In seinem Bericht erwähnt Low, daß er im November 1904 bei Beechh-Jsland kein Eis westlich in der Bnrrow-Straße und nur wenige lose Schollen im Wellington -Kanal sehen konnte, und daß die Aussichten auf eine g ü n st i g e n o r d- westliche Durchfahrt derartig waren, daß man an Bord all- gemein die fehlende Anweisung zu einem solchen Versuche bedauerte. Auf diesen Bericht hin hat nun die Regierung beschlossen, in diesem Sommer Herrn Low zu ermächtigen, die nordwestliche Durchfahrt zu versuchen.— Vorwärrs Vuchdruckerei u.VerlagsaustaltPaul Singer L-Co., Berlin L1V.
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22 (14.5.1905) 93
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