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Sobald der Major feiner gewahr wurde, ſtrette er tóm Aus den letzten Tagen der ,, beiligen

freundlich die Hand hin.

Stadt".

Wir haben immer nach Ihnen ausgeschaut, Herr Doktor. Nun ist bald Mitternacht und kaum, daß man miteinander ge- bout 00% sprochen hat. Dabei hat mir meine Frau den ganzen Tag in In dieser Woche richten sich die Augen des Proletariats auf den Ohren gelegen, wie viel Dant wir Ihnen schuldig sind. Köln  , der Stadt der Kirchen und Kapellen, wie das Mittelalter Nun, Kind, entledige Dich Deiner Pflicht. Aber mach es nur sie nannte. Noch heute kann man fie mit einem gewissen Fug so nicht wie so manches Mal, daß Du Dich dann nicht das Rechte bezeichnen. Von dem revolutionären Geist, der auf der Peripherie zu sagen getrauſt." der rheinischen Metropole mächtige Industriezentren erstehen, bolt­reiche Arbeiterstädte emporwachsen ließ, ist in die engen, winteligen und krummen Gassen ihrer Altstadt bislang wenig eingedrungen. Entgegen dem rasch vorwärtseilenden Leben der Vororte ist sie ein Hauptstüzpunkt jener flerikalen Reaktion, die getreu ihrer Vergangen heit den großen Kampf der Arbeiterklasse ebenso wütend befehdet, wie sie einst die Todfeindin aller manufakturellen und kapitalistischen Entwickelung war.

" Ich glaube, Herr Doktor Grabaus weiß ganz gut, was ich ihm sagen will," erwiderte Marie Luise, und daß sich das nicht sagen läßt, wenn einen jeden Augenblick gleichgültige Menschen unterbrechen. Aber kommen Sie, fetzen wir uns." Sie ging voran zu einem Stuhl und setzte sich. Gnädige Frau, ich bitte Sie, sagen Sie nichts von Dank. Wofür denn Dank?"

Odoch, wir sind tief in Ihrer Schuld. Und ich be­fonders. Sie haben mir einfach meinen Bruder wieder­geschenkt."

Aber was habe ich dazu getan? Ihm Dinge gesagt, die er selbst längst gefühlt hatte. Auch ohne mich wäre es so ge­

tommen."

Aber wir alle haben auf ihn eingeredet. Uns hat er nicht geglaubt. Mir, seiner Schwester, hat er vor einem Jahre beinah die Tür gewiesen."

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Hundertfünfzig Jahre hindurch hatte der Kölner   Bischofsstuhl als Sinekure für die Prinzen des bayerischen Herrscherhauses ge­dient. Es entsprach dem sinkenden Wert der fendalen Naturalrente, wenn mit beginnender Geldwirtschaft mehrere Pfründen und Size in einer Hand zusammengefaßt wurden. So hatte Joseph Clemens  , Hildesheim  , Regensburg   und Freising   verbunden und die Einkünfte, seit 1688 Erzbischof von Köln  , mit dem Erzsize die Bistümer Lüttich  , die der Kurhut ihm bescherte, wesentlich vermehrt. Noch besser verstand dies sein Nachfolger Clemens August  , der lette Regent des Hauses Wittelsbach auf dem Kurstuhle git Köln  . Er war nicht nur reich dotierter Großmeister des " Damals war es eben noch zu früh." Deutschordens, inter feinem Krummstab standen schließlich Vielleicht, ja. Aber Sie glauben nicht, wie ich mich neben Köln   die Bistümer Regensburg  , Baderborn, Hildes­um ihn geängstigt habe. Wohl ganz verkehrter Weise. Aber heim, Osnabrück   sowie das Fürstbistum Münster  . Mit was für man ist so. Wir Frauen, glaub ich, sind besonders so. Was pflegte, zeigt die nachmalige Wahl" des österreichischen Prinzen Mitteln man solche Einkommensaufbefferungen zuwege zu bringen uns groß und nachahmenswert bei anderen erscheint, fegt uns war Franz zum Koadjutor von Köln   und Münster  . Von den Dom in Angst, wenn es Menschen tun, die wir lieb haben, und für herren der österreichischen Partei erhielt jeder 8000, von den Prälaten die wir uns verantwortlich fühlen." jeder 10 000 und jeder der Domdechanten 12 000 Taler nebst anderen Geschenken an goldenen Uhren, Dosen und dergleichen, wovon die für die Domprälaten bestimmten mit Edelsteinen besetzt waren. Das Geschäft" besorgte der Jude Simon Baruch   aus Bonn  . Was wunder, wenn da mitunter auch den heiligen Bater zu Rom   die Lust anwandelte, einen deutschen   Bischof zu weihen. war dies zum Beispiel bei Clemens August  der Fall, der 1727 am 9. November im Dominikanerkloster der Madonna della Quercia bei Viterbo   von Benedikt XII  . die Hand auflegung erfuhr. War die Zeremonie auch nicht gerade ein Geschäft, so war sie doch für Benedikt XII.   fehr einträglich. Er erhielt von Clemens Auguft ein goldenes Kreuz, sechs dergleichen Leuchter mit Juwelen geschmückt, einen Rosenkranz von feinen Berlen, woran in Gold, ein Kreuz in Diamant und in Geld einen Wechsel von das Pater noster von Smaragden in Gold gefaßt, eine Medaille 24 000 Reichsthalern, auch ein Stästchen in Gold mit Reliquien der in Köln   aufbelvahrten Gebeine der hl. drei Könige verehrt."

,, Aber Sie haben sich wirklich umsonst geängstigt, gnädige Frau."

" Das sage ich mir ja auch. Jezt, wo er sich zurückgefunden hat. Aber wenn ich denke, er hätte sich zeitlebens in diesem Elend begraben-"

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" Das ist es eben zeitlebens!" erwiderte Grabaus leb­Haft. So ist es immer, wenn Menschen etwas Außergewöhn­liches tun. Dann kommen immer die Furchtsamen und sagen: Noch mag das ja nicht schlimm sein, aber was soll draus werden, wenn es so weiter geht?" Doch da liegt eben das Ge­heimnis. Es geht niemals immer so weiter. Ueber kurz oder lang kommt von selbst die Reaktion. Die Natur strebt durch Kontraste zur Harmonie. Und wenn das Handeln eines Menschen nur aus gefunden Instinkten entspringt, dann sollten wir ihm seine Einseitigkeit und Maßlosigkeit gern verzeihen. Aber wir, die wir uns für irgend einen Menschen verantwortlich fühlen, sind immer froh, wenn er nur hübsch auf dem rechten Weg bleibt, nirgendwo anstößt, nie sich verliert. Und doch wissen wir alle, diese Normalmenschen sind immer Nachahmer gewesen und haben nie etwas Tüchtiges geleistet."

Gebhard stand hinter ihnen.

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Was für ein ernsthaftes Ballgespräch!"

Etwas nervös und ungeduldig wandte Marie Lunse sich um.

Berzeihung, gnädige Frau, wenn ich unterbrach." Bitte."

G"

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" Ich bin nämlich baß erstaunt, meinen Freund noch in Berlin   zu sehen." Ich soll morgen einen Vortrag halten," erklärte Grabaus. also die Wissenschaft hat Dich gehalten!" Wer ist eigentlich die hübsche Dame, mit der mein Bruder fanzt?" wandte Marie Luise sich an Grabaus. ,, Die Dame dort Ah, das ist ja Fräulein Thön, eine Schauspielerin vom deutschen Theater. Ihr Herr Bruder hat fie durch mich kennen gelernt, und ich wieder durch diesen Herrn."

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Mit großen Augen sah jetzt auch der Maler auf die beiden, die, strahlend und ganz mit sich beschäftigt, ohne jemand anders zu sehen, schnell immer näher famen.

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" Wahrhaftig ja- Fräulein Thön. Aber Verzeihung, meine Gnädigste- ich seh da plötzlich

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Gebhard machte eine tiefe Verbeugung und verschwand mit eben noch schicklicher Eile. Etwas schadenfroh schaute Grabaus ihm nach. Wolf und Maggie aber walzten arglos vorüber, mit roten Wangen, glänzenden Augen und bis über die Ohren berliebt.

( Fortsetzung folgt.))

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weist sich nicht nur Wie sehr die Kirche als Versorgungsanstalt des dels galt, er an der Persönlichkeit der Bischöfe und Nebte, die geradezu ausnahmslos ihm entnommen wurden. Die Domkapitel vor allem, die die Hirten zu wählen hatten, be­standen je länger je mehr nur noch aus Männern der blaublütigften Kreise. Immer enger schloffen sie sich als Mitglieder der feudalsten Raste ab, monopolijierten fie die Schätze der Kirche in der Hand weniger Familien. Bei der Wahl Joseph Clemens'   wies das Kölner  schlechter auf. Das alles war den Herrschaften bei weitem nicht Kapitel in der überwiegenden Mehrzahl Namen regierender Ge genug. Auf dem Generaltapitel vom 19. Juli 1706 erinnerten Dechant und sämtliche Kapitularen des Erz- und hohen Thumb­stiftes zu Cöllen" daran, wie sorgfältig Unsere liebe Borfahren dahin gezielt, damit die uralte Splendeur und Prärogative hiefiger hohen Thumbstiffts durch Nomination Auf- und An- Nehmung einiger zu denen fürst- u. gräflicher Edelpräbenden nicht genugsam qualifizirter Personen nicht in Abgang gerathen oder einigermaßen verdunkelt werden möchte." Sie beriefen sich auf das Generalkapitel vom 28. Februar 1655, in dem heilsamlich statuirt" sei, daß unter anderen darin vermelten Requifiten nicht allein erfordert werde, daß des Brobantis Eltern u. Boreltern, it. zwar des Großbatters Großbatter bereits als ein Churfürst- Graf u. Freyherrnstandt im heil. römischen Reich gesessen u. dergestallt begütert gewefen, oder annoch sehn, daß selbige derenthalben zu Krayz u. Reichs- Tägen beschrieben worden, sondern auch die übrigen Colla­teral- Agnaten auch von Kayser König- Chur u. Fürsten  , Graf u. Freyherrn- Stand gewesen und noch sehn." Sie beklagen, daß gleich mutlich dahero veranlaßt werden wolle, daß man sich eingebildet, wohl einiger Mißbrauch auf's neue eingeführt, derselbe auch ber die vorgemelte von des Herrn Probanten Großvatters Großbattern her erforderte Qualifikation nur allein vätterlichen, nicht aber mütter­lichen Seiten nöthig wäre, Ein solches aber für und an sich selbst zumahl irrig, da gemelte Statuten die Probation von Batter und mütterlichen Seithen erforderet und unsern alten Statuten und Brauch gemäß ist. Darum verordnen fie, daß hinkünftig darauf feft zu ewigen Tagen gehalten werden, und Niemand, er sehe auch wer er wolle, aufgenommen oder auch nominirt werden solle, Er habe dann sich vorgedachter Maßen durch flare unzweifelhaft Probationes von Batter und Mütterlicher Seithen

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