qualifizirt.� Wer dawider verstoße, solle für immer seines Vor-schlagrechtes verluftig gehen.Der prachtliebende Clemens August, der unter den letztenKölner Kurfürsten besondere Erwähnung verdient, stand vorwiegendunter französischem Einfluß� Sem ungleich wichtigstes Werk ist derBau der Landstraße von Köln nach Bonn, die Bunnestrazze undteilweise die lange Meil genannt, die er mit 3537 Lindenbäumenbepflanzen ließ. In Münster begann er einen Kanal, von dem manfich für den Handel große Vorteile versprach, der jedochnicht vollendet wurde. Bonn bedachte er mit den Lehrstühlenfür Theologie und Rechtswissenschaft sowie mit dem Gl>m-nasium Clementinum, Münster und Kaiserswerth dagegen mit jeeinem Zuchthaus. Eine reiche Tätigkeit entfaltete er im Bau vonSchlössern, von denen die von Brühl und Poppelsdorf die bemerkens-wertesten sind. Wie er den Handel begünstigte, so legte er im DorfePoppelsdorf Fayence-, Flanelle- und ,Savonerie"fabriken an. SeinHof war ein Sammelpunkt für bedeutende Künstler seiner Zeit; denberühmten Baumeister Lapotterie verschrieb er sich eigens zum Bauseiner Schlösser von Bordeaux nach Bonn. Ward er von fürstlichenPersonen besucht, so entfaltete er einen königlichen Aufwand. ImJahre 1733 lvar der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. bei ihm zuGast und bei dieser Gelegenheit war es, daß der nachmalige«GroßeFritz" auf dem Balle in Bonn eines kleinen Versehens wegen vonseinein Vater eine schallende Ohrfeige bekam. Wie verschwenderischClemens August zu wirtschaften verstand, zeigte er bei der Krönungfeines Bmders Karl(VII.) zum deutschen Kaiser. Er ließ für dieFeierlichkeit eine in Gold strotzende, ans 22 Stücken bestehendeKapelle in Lyon anfertigen; aus Silberstoff hergestellt und reichmit Gold gestickt, kostete sie an Arbeitslohn allein 62 333 Taler köln.,eine für die damalige Zeit gewaltige Summe.Sein Nachfolger war Max Friedrich aus dem schwäbischen Geschlecht der Königsegg-Rottenfels. das in Köln selber, namentlichanr dortigen Domkapitel reich begütert war. Er verfügte jedochbei weitem nicht über die Einkünfte seines Vorgängers, wie ihnauf der anderen Seite ein strengerer Sinn auszeichnete. Daherwohl das Sprich- und Volkswort:„Bei Clemens August trug manblau und weiß, da lebte man wie im Paradeis. Bei Max Friedrichtrug man sich schwarz und rot, da litt man Hunger wie die schwereNot." Schon 1773 hatte er eine Verordnung zwecks Herabminderungder kirchlichen Festtage erlassen; als er mm gar die Güter des 1773aufgehobene» Jesuitenordens zur Verbcsscrnna des Bonner Gym-nasiums verioenden und zum Unterhalt desselben von den Klösterneine regelmäßige Steuer erheben wollte, fand er fanatischen Wider-spruch. Wohl hieß es in seiner Aufforderung:„Meine übrigenBürger zeugen und ernähren die künftigen Bürger, fie bezahlenSteuern und andere Abgaben; werdet ihr euch wohl weigern,zu einem so edeln Zwecke, wie der des Unterrichtsund der Erziehung der Bürger ist, das Eurige beizutragen?" Trotz-dem sah da« Domkapitel hierin einen verfaffungs- und Wahl-kapitulationswidrigen Eingriff und nahm sich der Sache an; esbedurfte erst eines Entscheides des Reichskammergerichts, bevor diegeistlichen Volkserzieher nachgaben. Kaum mehr beliebt als MaxFriedrich war sein Nachfolger, der bereits erwähnte Max Franz ausdem Hause Oesterreich. Seine Wahl verdankte er in der Hauptsacheden Uebergriffen, die der preußische General von Wolffcrsdorf sichim Münsterschcn zuschulden kommen ließ, wie dies in den Denk-Würdigkeiten deS damaligen preußischen Gesandten von Dohmausdrücklich zugegeben wird. Daß Max Franz die Tortur ein-schränkte, das ländliche Schulwesen in etwas zu hebentrachtete und zu der Eröffnung der 1786 nach den Plänen seinesVorgängers errichteten Bonner Universität die geschicktesten Lehrerberief— die Schriften einiger von ihnen fanden sich bald daraufauf dem Index, und in Rom schrie man über JakobinismuS— vermehrten nicht die Sympathien, die Domkapitel und Bürgerschaft fürihn hegten. Den Protestanten, denen der Senat ein eigenes Schul-gebäude innerhalb der Stadt verwehrte, stellte er eines seiner Schiffefür den genannten Zweck zur Verfügung. Der Senat konnte hiernicht hindernd eingreifen, da der Bischof auf dem Stromalle landesherrlichen Rechte besaß. Das Schiff lag nebendem Bollwerk dicht am sogenannten Mühlengassentor undmit ihn« mußten sich die Protestanten tatsächlich bis zur An-kunst der Franzosen 1794 beHelsen. Charakteristisch ist ferner einBrief, den der Bischof am 33. März 1792 von Bonn aus an einenPfarrer seiner Diözese richtete, ein Schreiben, das heute noch unserenKlerikalen als Muster vorgehalten zu werden verdient und daher imWortlaute wiedergegeben sein mag. Der Bischof schrieb:„Aufeure gehtzte Anfrage um Erlmlbniß, die in eurem Pfarrdistriktwohnenden Protestanten bei ihrem Absterben auf den für dieKatholischen geweihten Kirchhofe begraben zu dürfen, ohnverhaltenwir auch hiermit, daß ihr vordersamst eure Pfarrgenossen ineuren Predigten und KatechiSmus-Lehre dazu vorbereiten müsset,damit dieselben keinen Tumult erregen. Wenn ihr euchdessen aber hinlänglich versichert habt, so mögen Wir eS allerdings geschehen lassen, daß ihr die Protestanten, welche in euremPfarrdistrikt sterben, auf den gemeinsamen Kirchhof beerdigen lasset,wobei ihr jedoch, zur Verhütung aller Unordnungen, den Begrab-«iffen selbst mit beizuwohnen habt. Wir vernehmen eure Be«mühungen, den Geist christlicher Duldung unter euren Pfarrgenossenzu verbreiten... und bleiben euch mit Gnaden gewogen."In den Anfang seiner Regierung fällt ein bemerkenswerter Vor-gang. Die in Köln ansässigen Lutheraner besuchten an Festtagen dieKirche in Mülheim, die Calvknisten jene im Dorfe Frechen; 1787machten fie einen neuen Versuch zur Erlangung freier Religionsausübung. Der Senat, dcffen Mitglieder sich einzeln insgeheim hattenbearbeiten lassen, gab dem Gesuche statt. Das Votilmerregte bei der Bürgerschaft ungeheueren Lärm. Die 22 Zünfte, indie die kölnische Bürgerfchaft zerfiel, traten zusammen und beschlosseneinen feierlichen Protest, weil nach der Stadtverfaffung der Senatüber Fragen von solcher Wichtigkeit nicht beschließen könne ohne dasGutachten und die Zustimnumg der Zünfte. In ihrem Protest-schreiben sagten sie:.Das ist den Protestanten nicht um eine Kircheund Schule, fie suchen den freien Handel, das Bürgerrecht und Teilnahme am Senat... Unsere Kinder lverden uns verfluchen, wenn wirihr Gesuch zugeben. Nein das nicht I Alt Geld, alter Glaube, eine heiligeStadt i" Dem Protest schloffen sich das Domkapitel, die Universität undder Klerus an. Aber der Senat gab den Vorstellungen kein Gehör,und als nun gar die Bestätigung deS BeschluffeS von Wien eintraf,kannte die Erregung der Spießbürger keine Grenzen. 5Nan verstiegsich zu der Drohung, gewaltsam einzuschreiten, sollten die Protestantenmit dem Bau einer Kirche zu beginnen wagen. Die Zünfte tatendein Senat kurz und bündig zu wiffen, sie würden eine jede zweiVertreter wählen, und verlangten, der Rat solle mit ihnen gemeinsameine neue Abstimmung vornehmen. Tatsächlich sah dieser fich ge-zwimgen, dem Ungestüm nachzugeben, und in einer kombiniertenSitzung des Rats mit den Abgesandten der Zünfte stieß mandas erste Dekret um. Als dies nach Wien berichtet ward,trug es dem Senate einen strengen Tadel ein und derWiener Hof befahl die unbedingte Aufrechterhaltung und Durch-führung des ersten Beschlusses. Der Senat wagte jedoch nicht, demBefehle nachzukommen, und berichtete in diesem Sinne nach Wien.Wirklich versammelten sich die Zünfte und trafen Anstalt, sich ge-wallsam zu widersetzen. Die Protestanten, hiervon zeifig unter»richtet, hatten Anlaß, den Ausbruch der Volkswnt zu fürchten. Sieüberreichten daher dem Senat einen notariellen Akt, in dem sie auf daSnachgesuchte Recht vorderhand verzichteten und baten, von weiterenSchritten Abstand zu nehmen. Ebenso wie eine Schule erhielten fieReligionsfreiheit erst, als die französische Revolution mit der Klein-staaterei des linken Rheinufers auch die der„heiligen Stadt" vomBoden fegte.—_ H. Laufenberg.Kleines Feuilleton.es. Im Lichthof des Kunfigewcrbeinuseums find die Arbeiten deskürzlich verstorbenen Prof. E. E w a l d, der Lehrer am Museum war,ausgestellt. Die Ausstellung ist auch dem Abendbesuch zugänglich.Angesichts dieser Arbeiten kann man allgemeine Bemerkungen nichtunterdrücken. Man niag es als persönliche Sache betrachten, daß derVerstorvene an vergangenen Stilen so offenfichtliches Gefallen fandund sich in Nachahmungen dieser Stile nicht gemig tun konnte. Aberes bleibt die Frage offen, wie solch ein Mann, dem, wie seine Arbeitenzeigen, jedes natürliche künstlerische Gefühl abging, als Lehrer berufen werden konnte. Es richtet fich dieser Vorwurf nicht gegen diePerson. Denn jeder Mensch mag tun und lassen, was er will, undwenn einem Künstler die Vergangenheit alles, die Gegenwart nichtsbedeutet, so mag man das hingehen lassen. Aber wie solch einKünstler dann an eine leitende Stelle berufen werden' kann, ist un-faßlich. Was helfen alle Reden und Programme, wemi der Nachwuchssolchem Erzieher überantlvortet wird, der ihn nur auf Stilkopie undNachahmung verweist und die Rawr ganz zurücksetzt.Der ganze Lichthof ist voll von Arbeiten, von denen jedeseinzelne Blatt in erschreckender Deutlichkeit die künstlerische Unfähig-keit zeigt. Einmal ist es die Renaissance, die ausgebeutet wird,dann das Rokoko, und so geht es weiter. Was verlangt wird,wird gemacht. Die Kunst sinkt unter das Handwerk hinunter.Zweifellos ist ein gelvisses Körnten hinter dieser Nachahmungssucht. Die äußere Gebärde, die Stilmerkmale werden mit Routineverwandt und die Ornamente stilgerecht gemischt. Auf Fächer werdenleichte, tanzende Rokokofiguren gesetzt. Fayencen sehen aus, alswollten sie alte Originale sein, für Grabdenkmäler erscheinen ernsteEngel, und auf Gobelins werden die üblichen blassen Gestalten an«gebracht, und als Fresko erscheint die bekannte sitzende Gestalt miteinem Buch oder ähnlichem Symbol. Die wenigen Skizzen nachder Natur zeigen eine beinahe kindliche Unbeholfenheit. DieserLehrer hätte selbst erst lernen sollen. Nur ein flüchtig hingesetzterweiblicher Kopf, dem die stizzenhaste Unfertigkeit ewigen Reiz ver-leiht, erschewt einigermaßen künstlerisch belebt. Diese Blumen aber.diese Häuser und Porträts find denkbar unnatürlich, schwer undunbeholfen.Daher bedeutet eine solche Ausstellung keine Pietät für denToten, für das Museum ist sie eine Blamage. Ts wird Leute geben,die werden sagen, daß solch ein Mann, der die Stile so sicherbeherrscht, daß er als ein wandelndes Stilkompendism erscheint undjederzeit wie ein Automat das verlangte Ornament aus dem Aermelschüttelt, vielleicht kein originaler Künstler war, aber dennoch einenguten Lehrer abgab. Allerdings, wenn es darauf ankommt, dieSchüler zu belehren, wie fi» geschickt von der Vergangenheit zehrenkönnen, ohne fich selbst um db Kunst zu mühen, dann mag solch einMann zum Lehrer geschaffen sein. Leider sehen unsere Lehranstalt«! insolchen Hinweisen die Quintessenz des Unterrichts. Sie züchten die Schüler,die man scharenweise in den Bibliotheken fitzen sieht, wie fie Mappenvoller Sfilsammlungeu ausplündern und ein Ragout aus allerleiVergangenheit zusammenbrauen.