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Aber es bleibt das bestehen: nicht der ist ein guter Lehrer, der Ranges zu Fuß nach Paris   zu reisen. Er paate seine Ware auf bie Schüler zu gelehrigen Kopisten erzieht. Gerade in der Kunst den Rücken und begab sich nach der französischen   Hauptstadt, wo er muß dieses Erfordernis zuerst erfüllt sein: der Lehrer muß selbst vor dem ersten besten Laden eines Geigenmachers Halt machte. Der ein lebendig fühlender Künstler sein. Denn gerade hier kann Inhaber schloß aus dem schäbigen Aeußeren des Mannes, eigentlich nichts Positives, Musterhaftes gelehrt werden, sondern das daß dieser den Wert seiner Ware nicht kenne, wunderte Vorbild allein erzieht. Der Schüler muß den Charakter heraus- fich jedoch über die Höhe seiner Preisforderung, und erst fühlen, das Temperament, und der eine einzige Moment, wo er nach langem Feilschen wurden sie einig. Da er seine Preise dies bei dem Lehrer klar erfaßt, lehrt ihn mehr, als eine ganze bei diesem Geschäft bedeutend herabmindern mußte, ging Tarisio Anzahl Stunden, in denen er sich mühselig über die unseligen unzufrieden nach Italien   zurüd, indem er glaubte, den Wert seiner Stilwerke beugt, die meist das Arbeitswert solcher Lehrer darstellen. Instrumente für den Pariser   Markt überschätzt zu haben. Gleichwohl Mag vor zehn, zwanzig Jahren diese Art erklärlich gewesen entschloß er sich später zu einem zweiten Versuch und fand in fein, heute ist sie ein lächerlicher Zwang. Nicht die Person kommt hier Vuillaume, Thibout und Chanot entzückte Bewunderer feiner Ware in Betracht, sondern die Sache. Und um der Sache willen denn ganze und zugleich bereitwillige Abnehmer, die mit dem Gelde nicht Generationen werden durch solchen Unterricht mißleitet, und die ge- kargten. lehrigen Schüler kommen nachher wieder in leitende Stellungen oder treten in ausübende Gewerbe ein muß deutlich und flar gesagt werden, daß solche Arbeit den ärgsten Mißbrauch der Kunst darstellt. Cie tötet und erstickt das eigene Empfinden, ja, fie vernichtet die Kunst selbst. Denn sie leitet nicht hin zum eigenen, natürlichen Sehen, sondern zum Diebstahl an fremden Stilen. Ein Museum, das solche Arbeiten ausstellt, verrät die Kunst und stellt sich selbst bloß. Denn es stattet das vielleicht vor Jahren erklärliche Prinzip noch mit Autorität für die Gegenwart aus. Freilich es wird ja auch heute noch der Unterricht in gleicher Weise betrieben.

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So reiste er lange Jahre nach Paris   und London   und brachte eine sehr große Menge der prächtigsten Instrumente in die Hände von Leuten, die sie zu würdigen verstanden.

Tarisio war aber nicht nur ein großer Händler, sondern ein noch weit größerer Liebhaber. Als einst ein prachtvolles Gespann in Paris   an ihm vorbeifuhr, äußerte er, daß er viel lieber eine Stradivari besigen möchte, als zwanzig solcher Gespanne. Hatte er ein Meisterstück verkauft, verlor er es nie aus den Augen und wartete eine günstige Gelegenheit ab, es wieder in seinen Besitz zu bringen.

Zu Hause führte er das Leben eines Einsiedlers, niemand durfte seine Wohnung an der Porto Tenaglia in Mailand   betreten. Biolinen waren sein alles auf der Welt. Ms einst einige Tage ver­gingen, ohne daß sein Nachbar sein Ausgehen bemerkte, wurde auf Befehl der Behörden die Türe zur Wohnung des geheimnisvollen Mannes erbrochen. Sein ganzes Mobiliar bestand aus einem Tisch, einem Stuhl und dem Lager, auf dem der tote Tarifio lag. Die ganze Wohnung war aber mit den wertvollsten Instrumenten gleich­fam vollgepfropft. Diese ganze Sammlung wurde von dem bekannten Pariser   Geigenmacher Buillaume käuflich erworben.

w. Luigi Tarisio, der Geigensammler. Ab und zu begegnet man in den Tagesblättern der Nachricht, daß hier oder dort eine alte italienische Geige für einen erstaunlich hohen Preis verkauft vorden ist. Man hat sie bei irgend einem Trödler entdeckt, ein Kenner hat das Wertstück seiner Verborgenheit entrissen und hat dafür ein kleines Vermögen eingeheimist. Manchmal ist es wahr, manchmal aber auch nicht, zum Schaden der musikalischen Welt. Das liegt einmal daran, daß die echten Meistergeigen sehr selten find, und dann ist der geübte Kennerblid fast noch seltener, selbst bei Reuten, die sich etwas auf ihre Kennerschaft zugute tun. Aus meiner eigenen Erfahrung fann ich erzählen, daß vor eine einem solchen Kenner einigen Monaten alte Geige, Vor Gericht. Richter: Wie konnte denn nur diese wie wollte, eben reinigen Mart wüste Rauferei entstehen?" hundert

für

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Humoristisches.

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fie er unter den Händen weg gekauft worden ist. Der Käufer, ein Angeklagter: Na, na, Herr Richter; sagen Sie einmal Beamter, wußte natürlich auch nicht, was er eigentlich gekauft hatte. zu dem Herrn Staatsanwalt Bump", der schreit Spitzbub"... Da die Geige in zwei Stüden war, mußte sie ausgebessert werden, da wollen wir einmal sehen, ob Sie nicht auch im Handumdrehen und wurde dann von dem Geigenmacher und einigen gebildeten unter dem Tische liegen."- Musikern als eine Geige des Josef Guarneri festgestellt. -Im Theater- Restaurant. Gast: Was gibt's denn heute, Jean?" Kellner: Oben Die Jungfrau von Drleans", hier unten Leberknödel mit Sauerkraut" 1"-

Als ich das hörte, mußte ich an Luigi Tarifio, den Zimmer­gefellen, denken. Dem durfte die Geige nicht ungekannt aus den Fingern gekommen sein. Wer war Luigi Tarisio? Wie gesagt, ein Zimmergeselle, ein Proletarier, nebenbei aber ein gewiegter Geigen­Senner, dem wir viele echte Mustergeigen verdanken. Denn ohne ihn wären sie sicher zu Grunde gegangen.

Kleines Mißverständnis. Frember( zum Wirt in einem bayrischen Dorfe):" Hören Sie, hier gefällt mir's, ich würde wohl gern ein paar Wochen bei Ihnen bleiben; aber wie steht's mit den Pensionspreisen?"

Notizen.

Noch um 1700 war die Kenntnis der italienischen Geigenbau­funst äußerst spärlich, 50 Jahre später jedoch in allen Ländern ver- Wirt:" Pensionspreiß'n? Da können S' ganz ruhig sein, breitet. Dies verdanken wir größtenteils einem unternehmenden wir hab'n hier überhaupt gar toane Preiß'n net, net amol Manne, der, mit der feinsten Beobachtungsgabe ausgerüstet, eine pensionierte!" ( Meggendorfer- Blätter  ".) Menge von Perlen der italienischen Geigenmacherei ans Licht und unter das Publikum brachte. Es war der genannte Luigi Tarifio, ein Italiener, der Sohn armer Eltern, denen Musik und musikalische Instrumente ganz unbekannte Dinge waren. Der junge Tarisio- Die erste buddhistische Zeitschrift in Europa  erlernte die Zimmerei und arbeitete mit Unverdrossenheit, wenn ist, Der Buddhist", eine deutsche Monatsschrift für Buddhismus  , auch nicht mit Liebe. In seinen Mußestunden unterhielt er sich das die von Karl B. Seidenstücker in Leipzig   herausgegeben wird. Das mit, auf einer gewöhnlichen Geige einige Fertigkeit zu eriverben. erste Doppelheft( April- Mai) liegt bereits vor.- Da er ein feines musikalisches Gehör besaß, gefiel ihm seine erste Geige bald nicht mehr, und in seinem Bestreben, eine bessere git erwerben, erwachte in ihm die Liebhaberei, und damit war der Grund gelegt zu seiner späteren so unge­wöhnlich großen Kennerschaft. Er studierte alle Geigen, die in feinen Bereich tamen, und beobachtete deren Merkmale mit scharfem Auge. Seine Leidenschaft für Geigen verleidete ihm sein eigent liches Handwerk, und als er merkte, daß sie Gegenstand allgemeinen Verlangens wurden, beschloß er, seinen Lebensunterhalt durch den Handel mit alten Instrumenten zu verdienen.

Mit geringen Mitteln versehen und in armseliger Tracht durch­wanderte er die Ortschaften Italiens  , oft vom Hunger gezwungen, für ein paar Pfennige seine Kunstleistungen auf der Straße zum besten zu geben. Sein Vorrat bestand in einigen alten Geigen von geringem Wert. Wo er nur konnte, suchte er sich bei den Ein­wohnern auch des kleinsten Ortes einzuschmeicheln und beliebt zu machen, so daß es ihm leicht gelang, bei ihnen zu erfahren, wer eine Geige befaß. Damals befanden sich eine Menge der schönsten Instrumente in den Händen von Leuten, die teine Kenntnis bon deren Wert hatten und dem reisenden Hausierer oft gern ein unbezogenes Exemplar erster Güte gegen ein gewöhnliches, aber spielbares Instrument überließen. Als Holzarbeiter fiel es Tarisio auch nicht schwer, schadhafte Geigen wieder in Drdmung zu bringen, und so besuchte er die zahlreichen Klöster, in denen immer ausgezeichnete Geigen zu finden waren, die ihm gern zur Reparatur übergeben wurden. Er tat dies weniger, um sich dadurch etwas zu verdienen, als um seine Kenntnisse zu ver mehren und fich Bezugsquellen für die Zukunft zu merken.

Als Tarifio auf diese Weise manche gute Fiedel in seinen Befit gebracht hatte, beschloß er im Jahre 1827 mit einigen Geigen zweiten Berantwortl. Redakteur: Franz Nehbein, Berlin.-Drud u. Verlag:

- Die Londoner   Zeitungsverlagsfirma Harmsworth, Befizerin der Daily Mail" und 40 anderer Beitungen und Beit­schriften, hat jetzt auch das seit 114 Jahren bestehende Sonntags­blatt, Observer" angekauft.

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-Theaternachrichten. May Reinhardt ist Direktor des Deutschen Theaters geworden; die Direktion des Neuen Theaters behält er vorläufig bei. Unter Leitung von Rainz werden im Juli Mitglieder des Wiener Burgtheaters im Berliner   Theater an zwölf Abenden Werke des klassischen und modernen Repertoires zur Aufführung bringen. Ehetäfig", ein dreiaktiges Lustspiel von Bruno Köhler, ist vom Deutschen Volks Theater in Wien   angenommen worden. Die Brüder von St. Bernhard" von Anton Dhorn und Die große Leidenschaft" von Naoul Auernheimer werden in der kommenden Spielzeit in Paris  zur Aufführung gelangen.

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Die Pariser Akademie bewilligte in ihrer legten Sizung einen Preis von 4000 Frant an Capus für sein Stück Unsere Jugend", ebenfalls 4000 Frant erhielt Marcel Brev oft für sein Drama Die Schwächste". Henri Bataille wurden für sein auch in Berlin   aufgeführtes Drama Auferstehung", nach dem gleichnamigen Roman von Tolstoi  , 2000 Frant zuerkannt.­

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Bei dem Wettbewerb für den Rathaus Neubau in 8eiß erhielten den ersten Preis( 4000 M.) die Architekten Theodor Beif und Martin Elsässer   in München  ; für den zweiten Preis( 3000 M.) ist der Name des Entwurfes des Preisträgers noch unbekannt, da feine Adresse beigefügt war; den dritten Preis( 2000 m.) erhielt Hermann Buchert, Assistent der Technischen Hochschule  in München  . Eingegangen waren 43 Entwürfe. Borivärts Buchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW,

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