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und draußen auf der Bank überließ man ihm ohne weiteres den auf die leberraschung der anderen, wenn fie inne würden, wem Plazz neben der Türe, um den sonst bitter gekämpft wurde. Heinz alles vermacht hatte!

Erzähle, Heinz, erzähle!" schrien alle.

Zaler".

Also, ich habe geerbt," begann Heinz, und zwar tausend Beter sprang von der Bank in die Höhe, ohne an die Gicht in seinem linken Fuß zu denken, so daß er jämmerlich stöhnen mußte. Die Linden- Marie ließ ihr Stridzeug sinten, und wollte etwas sagen, aber Katrin Parr tam ihr zuvor. Ben wem, Heinz, bon wem?" Von wem anders als von meinem lieben Konsul Hoffmann! Beim Pfarrer liegen sie, Du kannst hingehen und sie Dir ansehen, Katrin Parr, sonst kommst Du wieder und sagst, daß alles er­logen sei!"

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Katrin schüttelte den Kopf." Tausend Taler! Ist es die Mög­lichkeit? Was, um Gotteswillen, willst Du mit so viel Geld an­fangen?"

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" Ho, das wird mir schon einfallen, was ich damit anfangen foll," meinte Heinz. Und Euch vergesse ich nicht dabei," fuhr er fort. Dir, Peter, taufe ich drei Pfund vom feinsten Tabat, der Katrin eine Brille die beste, die der Krämer in seinem Laden hat und der Linden Marie schenke ich Wolle zu sechs Baar Strümpfen." Er zog sein Schnupftuch hervor, seine eigene Großmut rührte ihn.

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Beter schlug dem Heinz auf das Knie. Wann Holst Du ihn?" Wen?" fragte Heinz.

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" Run, den Tabak."

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Wenn ich das Geld habe," sagte Heinz. Und das kann ich erst holen, wenn ein Jahr vorbei ist; so lange liegt's beim Pfarrer."

,, Erst in einem Jahr?" riefen im Chor die drei Alten, denen man die Enttäuschung von den verrunzelten, alten Kindergesichtern ablesen konnte.

Warum denn?"

" So stand's im Testament," log würdevoll der Matrose. Ich fann es erst holen, wenn das Trauerjahr zu Ende ist."

" Da hat er auch ganz recht gehabt, der Herr Konsul, das kann -er auch verlangen," bestätigte Katrin Parr. Also in einem Jahr wirst Du reich, Heinz?"

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" Ja, und wenn ich sterbe, sollt Ihr alles haben!" fuhr Heinz fort, alles!"" Natürlich kommts auf Euch an, wie viel ein jedes bekommt!"

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Ach, du meine Güte, ich bin ja schon so alt", jammerte die Linden- Marie ,,, ich erleb's am Ende nicht mehr!" Dann brauchst Du es ja auch nimmer", tröstete sie der Peter. Von dem Abend an hatte es der Heinz Brehm gut im Armen­hause. Er durfte überall der erste sein, er bekam den besten Plaz, die größten Stücke Brot, die Frauen bedienten ihn, und der Peter trabte ihm nach auf Schritt und Tritt. Zu alledem zwinkerte der Heinz nur mit den schlauen Aeuglein und ließ sich's wohl sein. lebel dran war Katrin Parr. Erzählte der Matrose eine seiner Geschichten und trug faustdick auf, so daß ein Kind es merken fonnte, wie er log, so mußte sie lieblich lächeln und tun, als glaube sie es; denn das hätte ihr schlecht bekommen können, wenn sie noch einmal ihr beliebtes:" Das ist erlogen, Heinz", gerufen hätte.

Heinz hatte sie nämlich beiseite genommen und ihr gesagt, daß er ihr alles, was er besige, vermacht habe, aber das müsse er sich ausbitten, daß sie nie mehr an seinen Erlebnissen zweifle.

Sie zogen zusammen aus. In ihrem besten Staate, die bes wußten Papiere in den Händen, begaben sie sich in das Dorf zu ihrem Seelsorger, der auf's höchste erstaunt war, als die Alten die tausend Thaler von Heinz Brehm von ihm forderten. Als sie darauf die drei Briefbogen vorwiesen, in denen Heinz jedem einzelnen von ihnen sein gesamtes Vermögen vermacht hatte, dem Peter Nerinser, der Jungfrau Katarine Parr und der Linden- Marie, da schüttelte der Pfarrer den Kopf und suchte den guten Leuten be greiflich zu machen, daß fich der Matrose einen Scherz mit ihnen erlaubt habe.

Die drei waren ganz niedergeschmettert. Die Linden- Marie wollte etwas sagen, brachte aber nichts heraus, und flennte in ihr rottariertes Umschlagetuch; die Katrin Barr aber war bleich vor Born. Sie streckte ihre tnochige Hand aus, schüttelte sie und schrie: ,, Erlogen ist alles, erlogen!" Denn das war ihr das Aergste. Nicht, daß sie nun nichts bekam, aber daß fie ein ganzes Jahr zu allen den Lügen hatte schweigen müssen und noch freundlich dazu lächeln, das verzieh sie dem Heinz Brehm nicht, nie, nie! Erlogen ist alles!" schrie sie noch einmal.

Der Peter aber schüttelte den Kopf, nahm seine Pfeife aus dem Mund und meinte: So etwas fann ja teiner erfinden!"

Darauf zogen die armen Alten heim. Drei Tage saßen sie um das Haus herum, schütteten einander gegenseitig das Herz aus, schimpften auch weidlich über Heinz Brehm. Am vierten Tag aber, als alles so still blieb, feiner etwas sagte und keiner lachte, da tat der Peter einen Seufzer:" Ich wollte der Heinz lebte noch!" " Ich auch", sagte die Linden- Marie und trocknete sich mit der Schürze die Augen. ,, Und ich auch", brummte die Katrin Parr, ich auch, wenn's schon alles erlogen war!"

Kleines feuilleton.

Die Bahama- Inseln. In der Juni- Sigung der Berliner Gesellschaft für Erdkunde hielt Professor Dr. Plate einen Vortrag über die Bahama- Inseln. Einem Bericht des Reichs- Anzeigers" entnehmen wir das Folgende: Die nördlich von Kuba und östlich von Florida interni 21. bis 26. Grad nördlicher Breite gelegene, etwa über sechs Breiten- und ebensoviel Längengrade fich erstreckende Infelgruppe besteht aus 29 großen, 661 fleinen Inseln und areal befigt ungefähr die Größe von Baden. Bekanntlich gehört zu 2387 Felsen von geringer Ausdehnung. Das bewohnbare Gesamt­dieser Gruppe die Insel Guanahani, von den Spaniern San Salvador genannt, die Columbus am 12. Oftober 1492 als erstes and entdeckte. Merkwürdigerweise besteht teine lebereinstimmung, welche der Inseln Guanahani ist. Die von den Spaniern in späterer Beit San Salvador genannte größere Insel ist es keinesfalls; denn sie stimmt in keinem Punkte mit der Beschreibung, die Las Casas von der Insel und ihrer Umfahrung macht. Dagegen besteht die größte Wahrscheinlichkeit dafür, daß es die von den Engländern, als den derzeitigen Besitzern der Bahamagruppe, Wattinginsel genannte, am meisten gegen Osten vorgeschobene tleine Insel ist. Die Bahama Run, fie zweifelte natürlich nicht mehr daran, verzog aber beim Infeln gelten in Europa als in einer gewissen Abgeschiedenheit von Zuhören den Mund, als ob sie auf etwas Saures gebissen hätte. Nordamerikanern gelten sie ungefähr dasselbe wie uns Capri. Wer der Kulturwelt liegend. Das ist aber durchaus unrichtig. Den Der Heinz sah es und freute sich diebisch darüber. Auch dem Beter hatte er sein Vermögen versprochen, und der einige Zeit in einem wunderbar schönen Klima leben will, dummen, alten Linden- Marie ebenfalls. Jedem der dreien hatte er geht aus den Vereinigten Staaten nach den Babama- Inseln, auf einem Bogen Postpapier ein regelrechtes Testament verfaßt wo sich aus diesem Grunde auch eine Fremdenindustrie, ähnlich der von Capri und Neapel , entwickelt hat. Mit beiden Blägen und feierlich seinen ganzen Namen darunter gefeßt: Daniel Heinz Brehm! Und jeder hütete dieses Stück Papier als seinen köstlichsten haben die Bahama- Inseln die herrlichen Farben von Land, Meer und Schap: Die Frauen hatten ihn unter ihren Strümpfen und in der Himmel gemeinsam, ja der Vortragende ist der Meinung, daß Bibel, und der Peter zu hinterst in seiner Schublade, unter einem nirgends anders in der Welt solche Beleuchtungseffekte vorkommen, großen, rotfeidenen Taschentuche, das er als sein bestes niemals ge- die alljährlich nach den Bahamas fonimen, find bequeme Berbin­wie auf dieser Inselgruppe. Bei der großen Schar der Touristen, brauchte. Alle drei zählten die Tage und Wochen bis zu der Zeit, bungen mit dem Festlande hergestellt, im wesentlichen zwei. Die wo Heinz reich sein würde, und sie an seinem Glüd teilnehmen birette, 42 Tage in Anspruch nehmende Verbindung zur See von sollten, und die Tage waren ihnen noch nie so langsam vergangen. New Port nach dem Hauptort der Inselgruppe, dem 10 000 Ein­Es fehlten nur noch drei Monate an dem Jahre, während wohner zählenden Nassau auf der fleineren Insel New Providence, welchem der Herr Konsul betrauert werden sollte. Sie machten oder der Landweg zu Eisenbahn von New York nach Niami in Pläne für Heinz. Florida und von da in 16-18 Stunden zu Dampfer nach Nassau . Die Seefahrt auf der einen oder anderen Route ist interessant durch die Kreuzung des Golfstromes, der an der nordamerikanischen Küste entlang nach Norden gerichtet ist. Die Grenze des Golfstromes gegen das ruhige Wasser ist durch ungeheuere Tangmassen bezeichnet, die sich an den Rändern stauen.

Wenn er das Geld bekommen, prahlte Heinz, dann sollten es die andern gut haben! Dann wollte er mit ihnen eine Spazier­fahrt machen nach Kronstadt , und dort sollten sie Kaffee und Rahm­fuchen bekommen! Im Armenhause bleibe er natürlich nicht, er nehme sich eine Stube, und die andern sollten ihn dann öfters be­suchen. Er wollte dann Kümmel kommen lassen! Die drei leckten fich die Lippen!

Sämtliche Jufeln der Gruppe verdanken ihre Entstehung den Korallen; aber das Vorkommen vieler Süßwasserschnecken beweist, Aber wider Erwarten wurde Heinz frank und starb. Die drei daß die Bildung zum größten Teil über dem Meere im Trocknen alten Menschen drängten alle egoistischen Gefühle, die fich wider erfolgt ist, was auch der berkittete Korallensand, mit dem die Ober­ihren Willen breit machen wollten, zurück, und betrauerten und befläche des überaus porösen und zerklüfteten Kalfsteins überall aus weinten den alten Freund und Spaßmacher drei Tage lang. Sie gefüllt ist, flar erweist. Diese Entstehungsweise bringt es mit sich, geleiteten ihn zu Grabe, fie flochten ihm einen Kranz und trugen daß nirgends Erhebungen über 120-125 Meter vorhanden sind, daß ihn auf Heinzens letzte Ruhestätte. der Strand überall nach einem schmalen Streifen spigen, zerriffenen, feintörnigen Stalfgefteins aus zerriebenem Korallensand besteht und daß Vegetation an den Stellen entstanden ist, wo in den Löchern und Klüften des Kalfgesteins fich allmählich Humus

Dann aber liefen fie nach ihren Strümpfen, ihrer Bibel und dem roten Schnupftuch und machten sich zusammen auf den Weg, um dem Pfarrer die wichtigen Dokumente einzuhändigen. Jedes freute sich