nähme langsam angefeuert und dann einmal volle Hitze entwickeltwerden. Dadurch brennt man den Ueberzug fest in das Stein-Material ein. Das Wasserglas schmilzt nach und nach ab und dieCarborundhaut tritt als glasurartige Schmelze auf.Glücklicherweise haben sich auch die Befürchtungen: der Car-borundüberzug würde vielleicht nicht dauernd auf dem Materialhaften, als nicht berechtigt erwiesen. Der richtig aufgetrageneUeberzug besitzt infolge seiner physikalischen Eigenschaften sehr hoheFestigkeit, bietet den mechanischen Einwirkungen großen Widerstandund schließt durch seine Dichtigkeit pyrochemische Wirkungen derGase auf das Material aus. Der Carborundüberzug ist auch sehrunempfindlich gegen plötzliche Temperaturwechsel; der Flugaschebietet er keinen Halt und bildet mit dieser keine Schlacke. Durch dieglatte, durchaus dichte und fugenlose Fläche des Carborundanstrichswird die zerstörende Wirkung der Feuerungsgase hintangehalten.In ganz ausgezeichneter Weise haben sich Carborundüberzügebei allen mit Gas oder Generatorgas betriebenen Feuerungsan-lagen: Tiegelschmelzöfen, Schweißöfcn, Zementieröfen, Härte- undGlühöfen usw., bewährt. Bei diesen Oefcn werden außer denWänden, Gewölben und Feuerbrücken auch die Feuerherde mit Car-borund überzogen. In gleicher Weise werden auch bei Trockenöfen,Tiegelöfen für metallurgische Zwecke, Schweißöfen mit und ohneGebläse, Glühöfen, Brennöfen für verschiedene Zwecke sämtliche vonden Feuergasen berührte Flächen durch Carborundbrei geschützt.Für Versuchszwecke hatte man einen Schweißofen hergestellt,der an allen Flächen einen nur 0,5 Millimeter starken Ueberzugaus Carborund hatte. Dieser Ofen war während sechs Monatetäglich zehn Stunden in Betrieb. Trotz der außerordentlichen Be-anspruchung infolge des täglichen Erkaltens und Wiederanzündenswar der Ofen nach einem halben Jahr im wesentlichen noch genauso gut beschaffen wie bei der Inbetriebnahme. Reparaturen desCarborunduberzuges waren während der halbjährlichen Betriebs-Periode nicht erforderlich gewesen.Bei mit Kohlen geheizten Oefen, wie Flammöfen, Puddelöfen,Schwcitzöfen usw. ist es gleichfalls angebracht, die vom Feuer be-rührten Flächen mit Carborund zu bestreichen, da hierdurch dieLebensdauer der Oefen wesentlich verlängert wird. Auch bei Keffel-feuerungcn wird der Carborundüberzug mit Vorteil im Vergleichzu den bisher gebräuchlichen Materialien angewendet. Auf einerAusstellung hat es sich gezeigt, daß die mit Carborund gestrichenenKesselfeuerungen beim Schluß der Ausstellung noch durchaus gut er-halten waren. Bei dieser Anlage wurde an jedem Abend derBetrieb unterbrochen und das Feuer am nächsten Tage wieder frischangefacht. Trotz der durch die jedesmalige Betriebsunterbrechunghervorgerufenen Abkühlung blieb der Ueberzug ganz, so daß alsoauch die größere Beanspruchung des Materials durch die starkenAbkühlungen keinen schädlichen Einfluß hatte. Besonders fürKohlenstaubfeuerungen wird der Carborundüberzug große Wichtig-keit erlangen. Die in dieser Hinsicht vorgenommenen Versuchehaben allen berechtigten Erwartungen entsprochen. In Gasanstaltenhat es sich als vorteilhaft erwiesen, die Retorten sowohl außen alsauch innen mit Carborundüberzug zu versehen, wobei die innereGlasur in Fortfall kommt. Sogar als Flickmaterial für undicht ge-wordene Retorten hat sich das Carborund bewährt. Es wurdenz. B. in einer Gasanstalt zwei Retorten, die große Risse aufwiesenund durchaus undicht lvaren, mit einem Gemenge von 50 TeilenCarborund und 50 Teilen Ton, die mit Wasser zu einem Brei an-gerührt waren, im glühenden Zustande in ungefähr drei Minutengeflickt und darauf sofort wieder beschickt. Tie Retorten warendadurch vollkommen dicht geworden. Man behielt diese so aus-gebesserten Retorten noch drei Monate im Betriebe, ohne daß diegeflickten Stellen zu Bedenken Veranlassung gegeben hätten. Undauch dann erfolgte die Außerbetriebsetzung nur wegen Umbauesdes Ofens. Auch für andere Teile der in Gasanstalten gebräuch-lichen Oefen hat sich der Carborundüberzug bewährt, nur mutz einfeuerfester, bindender Ton zur Herstellung der Mischung benutztwerden. Bei Schamottetiegeln wird die Lebensdauer durch denCarborundüberzug bedeutend erhöht; außerdem wird eine großeUnempsindlichkcit gegen Temperawrunterschiede erzielt.Die Anwendung des Carborundüberzuges stellt also einenäußerst wichtigen Fortschritt für die gesamte Heiztechnik dar, derden verschiedenen Zweigen des Gewerbes und der Industrie sehrzu statten kommen wird.—Rudolf Gerber.Kleines feuUUton.1. Madame. Am Bahnhof Friedrichstraße war sie eingestiegen,und als der Zug am Zoologischen Garten hielt, hatte sie noch keineSekunde geschwiegen. Sie erzählte ununterbrochen. Von ihrenReisen nach Schweden, Frankreich und Italien und dem Leben inden Modebädern..Erzählte und setzte eine so stolze Miene auf, daßdie Frau ihr gegenüber den Mund weit aufriß. Das schien ihrgroße Befriedigung zu gewähren..Ja." sagte fie, und ihr Doppelkinn wiegte sich würdevoll,»wann haben wir uns denn eigentlich das letzte Mal gesehen? WareS nicht vor meiner Reise? Richtig, im Januar..."Ihr Gegenüber nickte respekwoll.»Sie gingen damals wobl nach dem Süden?*„Ja!*Sie sah vor sich hin, als wolle sie sich an etwas sehr Wichtigeserinnern.„Wir fuhren damals über Paris nach Nizza,* sagte fie dann solaut, daß eS durch drei Coupss schallte,„nach Nizza...*„Nizza?* staunte die andere.„O. da soll es ja wunderbarschön sein I Haben Sie auch gespielt, ich meine in Monte Carlo?*«Ja*, sagte die weitgereiste Frau und rückte an ihren Brillant-ringen,„ich glaube, mein Mann hat 12 000 Fr. verspielt. Schlimmist's ja nicht und er hat nun mal seine kleinen Passionen. Siewissen doch, jeder reitet sein Steckenpferd.*„Ja", nickte die andere,„aber doch... Wie sagten Sie.12 000 Fr.?*Sie sah die elegante Frau wie ein Wundertier an. Der tatdas sehr wohl und das Doppelkinn setzte sich in Bewegung.„Ich weiß nicht," sagte fie.„12 000, oder etwas mehr, manbehält das nicht so genau."Das Unglaubliche geschah— sie schwieg auf einige Augenblicke.Schwieg, um den Eindruck ihrer Worte zu beobachten und iveidetesich an dem Staunen ihrer Bekannten, die gar nicht zu fassen ver-mochte, wie Leute 12 000 Frank verspielen können.Doch nicht lange, dann begann es von neuem:„... Ja. unddann werden wir wieder verreisen, und mein Mann hat gesagt,wir wollten doch nach Heringsdorf. Was, habe ich gesagt,Heringsdorf? Aber Alfred I Unter keiner Bedingung I Herings-darf, Misdroy und Ahlbeck— schrecklich, sage ich Ihnen!Nichts als Juden. Und alles solche, wissen Sie, solcheParvenüs und kleine Leute, kein einziger intelligenter Mensch! Na,und das geht doch nicht, unter keinen Umständen!"Die andere nickte nur, und ihre Augen wurden vor Staunengrößer und größer.„Schließlich hat er ja auch nachgegeben, und nun fahren wirnach Dinard. Denn Ostende und Norderney,— Gott ja, es ist jaganz schön, aber es ist doch nicht das.... Und in Dinard kannman schließlich noch leben. Die Umgebung ist berühmt, und dasMeer großartig. Zudem ist da wirNich anständiges Publikum,viele amerikanische Millionärsfamilien und die Spitzen derfranzösischen Aristokratie.„Na, das ist doch gleich etwas anderes."Sie sah zunr Coupöfenster hinaus rmd kam sich sehr vornehmvor. Die andere spitzte noch immer die Ohren.„Und Ihr Pflegctöchterchen?* frug fie dann.„Begleitet Sie dasKind a»f den Reisen?"„Meine Pflegetochter?" Die Stimme der reichen Frau klangerstaunt.„Aber wo denken Sie denn hin, meine Liebe? Nein, daskäme uns denn doch zu teuer! Wir haben doch so wie so schongenug getan, daß wir das Mädchen von meiner Schwester nahmenund nun erziehen lassen. Das kostet doch immerhin ein hübschesStück Geld, wenn man das Kind auch gar nicht in Samt und Seidekleidet."Sie sah nachdenklich auf die kostbaren Brillanten an ihrenFingern.„... denn so etwas... rechnen Sie doch nur mal nach: Essenund Trinken und Schulgeld, und heute ein Buch und morgen einBleistift und dann dies und dann jenes, das läuft doch ins Geld!Das können wir nicht. Und ich habe auch damals gleich zu meinerSchwester gesagt, daß sie für Kleider und Schuhwerk selber zu sorgenhat, denn schließlich, wenn wir das Mädchen nun noch bis zumvierzehnten Jahre zur Schule geheu lassen, ist eS doch wahrhaftiggenug l"„Ja, ja..." nickte die andere und fie machte ein Gesicht,als dächte sie an die 12 000 Frank in Monaco oder wohl gar anDinard.„Sabignyplatz I" rief draußen der Schaffner.Die vornehme Frau erhob sich und rauschte aus dem Coupö, dieandere trippelte hinterher.„Rein, und Heringsdorf... hörte ich durch das offene Fenstersagen. Die Dance schien wieder von ihren Reisen zu erzählen.Weiter brauste der Zug.—Astronomisches.. ie. Tägliche Sonnen Photographien werden, soweites möglich ist. seit geraumer Zeit in der Sternwarte zu Greenwichaufgenommen. Selbstverständlich ist die Erfüllung dieser Aufgabedavon abhängig, daß die Sonne überhaupt sichtbar ist. Weil dasWetter der Hingebung von London in dieser Hinficht nicht geradegünstig genannt werden kann, ist von Greenwich aus veranlaßtworden, daß die Sonne außerdem auch in Indien und aufder Insel Mauritius täglich photographiert wird. Dadurchist es den Astronomen in Greenwich möglich geworden, imvorigen Jahr von sämtlichen Tage» mit Ausnahme von dreienphotographische Bilder der Sonnenoberfläche zu erhalten. Besondersweil man auch in wissenschaftlichen Kreisen jetzt mehr der lieber»zeuguitg zuneigt, daß das Auftreten der Sonnenflecken einen be»stimmenden Einfluß auf den Gang des Wetters auf der Erde aus»übt, sind diese zuverlässigen Urkunden über den Zustand der Sonnen-oberfläche und seine Veränderungen von Tag zu Tag von erheb«sicher Wichttgkeit. Die Sonnenphotographien vom Jahre 1904 habenerwiesen, daß die durch die Fleckenbildung angezeigte Sonnentätigkenin starker Zunahme begriffen und daß die Sonne nicht an emem