und geduldig gemalt, mit aller Delikatesse in den kleinsten Einzel- heilen, die alle darauf hinzielen, den ganzen Eindruck herauszuheben. B a l u s ch e k stellt ein großes Bild aus:„Die Spiritisten". Die Luft des Jnnenraums ist gut beobachtet. Auch die Charakteristik der einzelnen Gesichter ist klug erfaßt. Im ganzen aber erscheint das Format zu groß. Wohltuend in der kräftigen, natürlichen Wirkung ist das weibliche Porträt von Habermann, das ganz frei ist von der sonstigen übertriebenen Manier dieses Künstlers. Dora Hitz stellt ein umfangreiches Bild„Kirschenernte", frisch und lebhaft, in den Farben aus. U h d e ist gut mit drei Bildern vertreten, von denen namentlich das eine„Schularbeiten" sehr schönleichtund fein wirkt, der Raum vertieft fich da so üngezwimgen. T h o m a gibt ein .Selbstporträt" und ein in tiefen, schönen Farben gemaltes „Sommerglück", tiefes Blau des Himmels, das satte, warme Grün der Sttäucher, und links und rechts eine blühende Hecke mit roten und blauen Blüten. Um bei den Landschaften zu bleiben; Hagen gibt zwei anspruchslose, aber gute Arbeiten; sonniges Leuchten zeichnet das .Waldtal" von Herzog aus; Hettner läßt sich durch die italienische Landschaft zu glühenden Farben hinreißen; Moll malt den Schnee, dessen zarte Farbigkeit ihn reizt; Dill gibt zwei seiner feinen Dachauer Moorlandschaften, blaß in grau und gelb gemalt; Alberts malt die„blühende Hallig" zart und duftig; Haider verleiht seinen Gebirgslandschaften einen ttäumerischen Zauber, der fich in dem stillen, gleichmäßigen, sanften Grün melancholisch ausspricht. Auch Ulrich Hübner beweist in seinen der Mark entnommenen Laudschafteir ein geschultes Empfinden; er bevorzugt lichte, graue Farben. Bon den Porträtisten sind noch Breher, Exter , Gudden, Keller, Klein. König, R. und S. Lepsius,(letztere mit einem feinen Kinder-Doppelporträt), Levier, Mackensen, Rhein , Sauter zu nennen. Mit zwei skizzenhaft ausgeführten kleinen Bildchen„Bauersfrau" und„Alter Mann" legt Dam- b e r g e r Proben eines sicheren, geschmackvollen Könnens ab. Das Interieur ist weich und duftig, die Töne braun und grau. Nur die Gesichter sind deutlich herausgearbeitet. Das andere verschwimmt und gibt nur leise einen Farbenton hinzu, dessen warmes Braun an die Jnterieurbilder der Holländer gemahnt. Gute Stilllebenmaler sind Breyer, Gabler, Herr- mann. Weiß. Feine Interieurs, die um ihrer stillen Farben und der weichen Atmospäre die Maler reizen, geben Reiff er- scheid. Pottner, Kuehl, Hübner, Borchardt, Block. Zügel vertritt das Tierbild. Vor allem ist da die in leuchtenden Farben gemalte Schweineherde zu erwähnen. » In sieben plastischen Werken zeigt K l i n g e r die verschiedene Ausdrucksfähigkeit seiner Kunst. Seine„Liszt-Büste" ist eine erstarrte Inspiration, ein Festhalten des Momenrs, der Ausdruck einer Vision in den überlebensgroßen Zügen. Sein„Nietzsche " wächst da- gegen ruhig aus dem hohen, einfachen Sockel hervor. Die Be« Handlung' ist breitflächig, ernst, gesammelt; der Blick konzentriert, vor fich hin gerichtet. Der„Brandes" ist wie eine lebendige Augenblicksstizze, höchste Porträtähnlichkeit. DaS„Brahms-Denkmal" wirkt ruhig wie ein Idyll. Eine Treppe führt in geschwungener, breiter Linie zu dem Pavillon, auf desien Bank am Rande der Ton- dichter in ungezwungener Stellung sitzt und hinaussieht. Es ist eine friedliche Ruhe in den Linien, die die abgemessene Klarheit, die stille Schönheit Brahmsschcr Musik, dieses Reife und Stille in ihr, gut übertragen. Der Torso in Marmor, die„Schlafende", die in dein Stein liegt, als sei sie erst halb aus ihm herausgewachsen und strebte in ihr totes Sein zurück, ist fein und lebendig im Körper. Das Gesicht ist oberflächlich behandelt. Zierliche Leichtigkeit zeichnet die liegende Figur in Bronze aus, jene Feinheit und Grazie der reinen Form, die Klinger von der Antike gelernchmd die unwillkürlich an die Kleinplastik der Renaissance erinnert. Den großen Mittelsaal beherrscht der in der Mitte des Raumes stehende Löwe Gauls. Ruhig und machtvoll steht er da. Die schöne, großflächige Modellierung, die das Gewebe der Muskulatur so deutlich hindurchschiinmern läßt, kommt prägnant zum Ausdruck. Man kann ganz um das Werk herumgehen, überall ist der Eindruck ein abgeschlossener, es ist aus einem Guß. Natur und Kunst sind hier in eins restlos vereint. Ebenso brett und kräftig ist der als Gipsmodell ausgestellte Adler. Auch hier ist ein Zielstreben in dem Körper, eine Kraft, die in der Behandlung groß zum Ausdruck kommt. Aus dem Vorbild der Natur ist durch eindringliche Treue sichtbar das Wesen der Erscheinung herausgeholt. Ohne daß eine Verflachung Platz gegriffen hat, erhalt dieses Tier etwas Typisches; eS ist in der Ausführung eine Erhöhung der Art angestrebt, die das Zufällige der Erscheinung fallen läßt. Das gereinigte Bild ersteht bor den Blicken, keine bloße Narur mehr und doch mit dem tiefften Sinn der Natur umkleidet. Wie groß und breit sind die Flächen der Brust und der Fittiche gearbeitet. Das gesammelte Hinstreben der Kraft findet seinen letzten ruhenden Ausdruck in dem Blick des Auges, daS scharf in das Weite des Raumes fich einbohrt. Auch den Arbeiten H u d l e r s eignet jene ernste Behandlung, die, ohne eindringlich zu betonen, den Gegenstand durch die Art und Weise der Darstellung über das Zufällige der Erscheinung heraus- hebt. Der„Träumer" sowohl wie der„Dengler" find vorzüglich in ihrem Material(Bronze) gedachte und gearbeitete Alte. Dem »Dengler" hastet vielleicht noch etwas Genreartiges an, daS aber c» bei längerer Bettachtung sich ganz verliert, so daß die Ruhe, der Wechsel der Flächen dann allem sich heraushebt. Wie still und einfach sitzt der„Träumer" dal Nur eine volle Reife der Künstlerschaft verzichtet so auf alles Betonen und Unterstreichen. Voller Leben ist dieser sitzende Akt, das dunkle Metall ist von glänzenden Lichtern umspielt. Diese Ruhe, dieses Für-sich-sein, das anderswo leicht zum Klein-Jdyllischen geworden wäre, hat die Größe des ganzen Eindrucks hier für sich gewonnen. Qrin besondere? Streben scheint in Kolbe sind hindurchringerr zu wollen. Vorderhand merkt man noch Einflüsse. Teils Rodin , teils Klinger. Das sitzend verschlungene Weib ist halb Klinger, halb Rodin ; eigen daran ist die rauhe, kernige Art der Behandlung. Die Mienen des„Krieger und Genius" und der„Sklavin" mahnen in ihrer Herbheit an Klinger. Die Bewegung der„Sklavin" ruft die Eriimerung an Rodin wach. Merkwürdig kleinlich und überladen wirkt T u a i l l o n mit seinem „Herkules und Eurystheus", ein Modell für ein Marmorrelief. Was früher in seinen Arbeiten war, die edle Ruhe der einfachen Linien, ist hier ganz aufgegeben. Dafür ist das Detail(belebter, aber auch kleinlicher. Es ist etwa? eigentümlich Charakterloses und Unnützes, Unbegründetes in diesem großen Relief. Ein Relief von Stuck, „Kämpfende Faune", gefällt wegen der lustigen, ausgelassenen Be» wegung, die sich in ornamentalen Linien von dem Rot des Hinter» g rundes abhebt. Charakter ist in dem strengen Relief von Lang, „Trinker", das in scharfen Formen glatt die Silhouette eines ttinkenden Jünglings heraushebt. Eine besondere Gruppe sind die Porttätarbeiten. Als solche find sie zusammenzustellen. Es zeigt sich da im allgemeinen durch- gehends ein Grnndcharakter festgehalten. Dieser ist ernste, sachliche Behandlung, leises Anklingen der Bedeutung als Porttät, Betonen des künstlerischen Eindrucks. Markig und fest modelliert Ber- mann die Züge. Es ist etwas Malerisches in den Flächen, die dem Lichte und Schatten Raum geben. Glätter ist Hahn, der eine Herme vom Boden aus emporwachsen läßt, die oben in leichter Stilisierung ein männliches Porttät zeigt. Auch Harr ach, Klimsch , Poeppelmann zeigen die gleiche leichte Betonung des Porträtartigen, ohne in allzu große Aehnlichkeit zu verflachen. Sie folgen der Natur, ohne ihr Sklave zu werden. Durch besonders großflächige Behandlung zeichnet sich ein Jünglingskops von Ja e ck le aus. Eine Halbbüste von Pfeifer gefällt durch die lichte grünliche und braune Tönung des Umhanges und des Haares. Die Arbeiten von Kraus sind verschieden. In dem„Römisches Mädchen" holt er aus dem Modell, dessen Eigenart er noch unter» streicht, dekorative Werte heraus. In der kleinen Arbeit„Römischer Kater" beobachtet er genau die tterische, ruhende Form. Sein „Bocciaspieler" ist frei und groß, voller Leben und verhaltener Be- wegung. Leicht abgewogen sind die_ Verhältnisse, und_ alles in schwebendem Gleichmaß. Kleine Tierplastiken, aber herber, stilisierter als die weiche Arbeit des'„Katers" von'Kraus, gibt Groß. Ein Geier, eine Ente, kleine Arbeiten von besonderem Reiz in der Be- Handlung und genauen Beobachtung. Götz erscheint fast zierlich in seiner genrehasten Figur„Mädchen mit Krügen". Eigenartig ist die farbige Majolika von Heyne „fitzender Jüngling"; der Körper ist weiß, der Stein blau, das Haar braun. Die leuchtende Glasur tritt noch hinzu. Die Behandlung ist nicht kleinlich, fondern betont die gegebenen farbigen Gegensätze. Heines„Teufel" mit den ungeheueren Plattfüßen, den krettn- hasten Gesicht erscheint in der weichen Behandlung der Konturen wie die Ausgeburt eines ttankhaften Traumes. Arn Eingang stehen die beiden Koloffalbüsten Schumann(von Hartman n) und Bach(von Kolbe), jener träumcrisch-versunken, mit der Note der Schwermut, dieser machtvoll, groß, ja herrisch und gebieterisch. Adolf Hildebrands formschöne und ruhige Art bewährt sich in dem launigen„Pntto" und dem ernsten, gesammelten „Merkur ". Den Umständen entsprechend stellt die kleine Sammlung von Schwarz-Weißblätttrn nur eine Auswahl und keine Uebersicht dar. Sie sind meist künstlich gesehen, unter einem ftemden Einfluß, und dieser Einfluß heißt Beardsley . Die Mode verlangt, daß ein bischen Perversität verständig eingemischt wird. Die Städte München , Düffeldorf, Stuttgart , Leipzig , Frankfurt a. M. schneiden mit alt- modischen, aber technisch feinen und sicheren Arbeiten besser ab. Janssen, Mutzenbecher, Gabler, Eckener sind da zu nennen. Besonders für sich steht K l i n g e r mit feinen und graziösen Blättern. Die stärkste Kraft ist hier Käthe K o l l w i tz.— Ernst Schur. Teilung au cd brieflich!... i. Sehr geehrte Majestät! Antwortlich Ihres Geehrten vom 6. d. M. teilen wir Ihne» ergebenst mit, daß wir leider Ihr Angebot, künstig zu herabgesetzten Preisen regieren zu wollen, nicht akzeptteren können. Ueberhaupt /ist es ein Mißverständnis Ihrerseits, daß wir auf Ihre Dienste ver» zichten wollen, weit Sie uns zu teuer geworden sind. Es ist ja gewiß wahr, daß ein Präsident viel billiger zu haben ist als ein Sultan, und bei den schlechten finanziellen und sozialen Verhältnissen unseres Landes wäre an sich jede Ersparnis sehr angebracht.
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22 (18.6.1905) 116
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