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Floffenen Tiefen und den Bakt löfte, der mich an ewige Gewalten bindet. Sind sie dem Glück nachgejagt, die ich verehre? Glück oder Unglück, Genuß oder Verzicht find das nicht alles Dinge, die verfinken, wenn ich nach hohen Zielen ftrebe?
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Drei gute Stunden mochten die beiden abwechselnd gefahren und hinter dem kleinen Maultierwägelchen hergestiegen fein, in einer so unbarmherzigen und geradezu lächerlichen Sonnenglut, als wenn sie auf unnatürlich schnelle Weise zu Mohren gebrannt werden sollten. In ihrer Gesellschaft bo fand sich ein Botaniker aus Upsala, ein gottsjämmerliches Kerlchen mit einem Höcker auf der Brust und einem spitzen Rinn wie ein altes Mütterchen. Der hatte unterwegs, eine furze Strecke hinter Waidbruck , ihr Mitleid und ihre Neugierde erregt, denn diese sonderbare Figur, die da die Straße hinankeuchte, war mit dem sonderbarsten Gepäck belastet. Auf der linken Seite trug er eine altmodische Reisetasche und rechts ein Futteral, das wie ein riesiges Aftenbündel aussah, fich hinterher aber als Pflanzenpresse herausstellte. Er fragte sie nach der Länge des Weges, und als sich ergab, daß er dasselbe Ziel hatte, luden die beiden ihn zum Einsteigen ein, was er nach einigem Sträuben annahm.
Gierige Schnafen umschwärmten die blutigen Weichen der Maultiere, die aufgeregt mit ihren Schwänzen peitschten, weißer Staub wirbelte unter ihren Füßen auf, in den braunen Felswänden schwenzelten behende Eidechsen, tief unten wand sich zwischen Wiesen und Rebengärten die glitzernde Eisack, bis dann die Straße nach einer großen Kehre neue Aussichten eröffnete auf nackte, erschreckend fühne Dolomitzaden.
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Immer wieder fostete er alle Erregungen des Wiederfehens, indem die ungeduldige Sehnsucht seine müden Füße vorwärtstrieb, und eine dunkle Gewalt, die sich bald gab als Sorge um ihr Wohl, bald als Ahnung einer Enttäuschung, die aber im Grund Furcht vor etwas im eigenen Innern war, fie zugleich hemmte.
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdrud verboten.)
Lütticher Weltausstellung.
IL
Zu einer Durchwanderung der Industrie- und Maschinenhalle benutzt man, wenn man sie des Studiums wegen unternimmt, am besten die Vormittags- und Mittagsstunden. Die Ausstellung ist dann meist nur von Fachleuten und Fremden besucht; erst nach zwei Uhr, vor Beginn der öffentlichen Konzerte, stellen sich die Lütticher Abonnenten und die mit den Lokalzügen aus den benach barten Städten herangekommenen Vergnügungszügler ein. wird es in den Hallen ungemütlich: ein Strom vorwärts haftender Schauluftiger ergießt sich in die Gänge, und wer sich Notizen macht oder sich von den Ausstellern diese und jene technischen Einzelheiten erflären läßt, hat alsbald Neugierige um sich.
Dann
Durch den im ersten Bericht beschriebenen großen Bortalvorbau des Industriegebäudes gelangt man zunächst in eine große, an den Seiten offene Halle. Rechts und links an dem hohen Bogeneingang ſtehen auf einem Sockel zwei Arbeitergruppen aus der Eisen- und Bergwerksindustrie: Heimkehrende Arbeiter mit ihren Gerätschaften, die Frau mitten unter ihnen, als hätte der Künstler andeuten wollen, daß während man dem weiblichen Geschlecht die rechtliche Gleich stellung versagt, man es in Belgien für qualifiziert erachtet, gleich dem Mann die schwerste Grubenarbeit zu verrichten. Von der Halle führt der Weg zu einem langen, größtenteils mit Pavillons belgischer Aussteller besetzten Durchgang, der die Industriehalle der Breite nach durchschneidet und an der Rüdfront durch einen breiten tunnelartigen Verbindungsgang unter den Gleisanlagen der Nordbahn direkt in die Maschinenhalle führt. Der Weg bildet gewissermaßen die neutrale Grenzscheide zwischen der den ganzen linken Flügel der Industriehalle einnehmenden französischen Industrieabteilung und den rechts gelegenen deutschen, englischen, amerikanischen, italienischen, chinesischen, japanischen und spanischen Abteilungen.
Auf eine wehmütig singende Art erzählte der Botanifer von seinem Leben. Er war Konservator der naturwissenschaftlichen Sammlungen der Universität. Im Winter haufte er allein in den großen leeren, nach Kamphor duftenden Sälen, wenn aber der Sommer fam, trieb er sich auf Wiesen und Bergen umher und sammelte Blumen und Gräfer. Uebrigens stellte sich heraus, daß er glücklich war wie ein Bräutigam, der seine Braut sehen soll, denn die Regierung hatte ihm ein Reisestipendium ausgesetzt, womit er fast in einer Tour bon Frankreichs Industrieausstellung nimmt also fast allein den Upsala bis nach Waidbruck gefahren war, um an den Ab- gleichen Raum in Anspruch, wie alle eben genannten Abteilungen hängen des Schlern zu botanisieren. Nach seiner Schilderung zusammen; und noch günstiger gestaltet sich das Verhältnis für die war der Schlern das Dorado der Botanifer, es gab dort französische Republik , wenn man die von ihr im Ausstellungsgelände Pflanzen der seltensten Art. Besonders nach einer Orchidee erbauten besonderen Hallen und Pavillons für die französische Landstand sein Sinn, er meinte, wenn er nur diese fände, wäre sein wirtschaft, die französische Lebensmittelindustrie und die verschiedenen ganze Reise bezahlt. Wolf, dem die phantastischen Wunderlich zweifelhaft sein, ob nicht Frankreich die erste Benfur gebührt, französischen Kolonien mit in Betracht zieht. Man kann dann wirk blumen borschwebten, die man in den Schaufenstern groß zumal auch manche Gruppen der belgischen Abteilung, speziell der städtischer Blumenläden sieht, war sehr enttäuscht, als er hörte, belgischen Lurusindustrie, einen französischen, fast kann man fagen es sei ein unscheinbares, winziges Pflänzchen, faum zu ent- Bariser Anstrich haben, und zwar selbst in Industriezweigen, in decken, wenn nicht sein starker Duft es berriete. denen technisch Belgien den größeren französischen Nachbar überholt hat. Jedenfalls ist, wenn man von der Maschinenausstellung abfieht, Frankreich im ganzen nicht minder gut vertreten als Belgien selbst, in einzelnen Branchen sogar weit reichhaltiger.
In Seis, wo sie den letzten Aufenthalt machten, hörten fie, das Badhaus von Rates sei so besetzt, daß, wer nicht vorher bestellt hätte, fein Zimmer mehr befäme. Als Wolf davon dem Botaniker Mitteilung machte, meinte dieser forglos, er würde alsdann die Nacht im Freien zubringen.
,, Slafen werde ich doch nicht. Ich bin so munter, daß ich nicht flafen fann. Und ich werde schon ein Plätzchen finden, wo ich nicht in den Abgrund falle."
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,, Aber erkälten werden Sie sich."
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,, D, ich denke nicht. Ich bin sehr abgehärtet. In Sweden habe ich das oft getan. Und die Nacht ist ja so sön. fie nicht fön?" fragte er in leis singendem Ton.
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Diese starke Beschickung der Lütticher Ausstellung durch Frank reich wird hier allgemein anerkannt und lebhaft biskutiert. Die Grande Nation hat es ersichtlich aus politischen Gründen darauf angelegt, sich dem fleinen Belgien als wohlwollender Nachbar zu erweisen, der nicht fleinlich rechnet, wenn es gilt, dem befreundeten, gleichsprachigen Nachbarstaat einen Dienst zu leisten. Auf den ver schiedensten Gebieten tritt dieses Bestreben hervor; so hat zum Beispiel die Stadt Paris offiziell die Ausschmüdung des Vennes und Boverieviertels der Ausstellung mit Gartenanlagen und deren Unterhaltung während der Ausstellungsdauer übernommen. Als gute Deutsche preußischer Nation beginnen wir unsere Wanderungen jedoch mit der rechtsgelegenen, durch ein ArkadenGrabaus schritt voran; aus seinen Haaren rann das portal geschmückten deutschen Abteilung. Der Mittelbau stellt eine salzige Waffer über die dunkelrote Stirn, neßte die Wimpern Riesen Germania dar, die, segenspendend, zwei zu ihren Füßen und biß in die Augen, die, geblendet von allzu viel Licht, er- stehende und zu ihr aufblidende markige männliche Gestalten, Ber mattet von allzu viel Bracht, nun zu Boden schauten auf die fonifitationen der geistigen und körperlichen Arbeit, schüßt. Ueber gleichmäßig vorwärts schießenden, grau bestaubten Schuhe. der Gruppe erhebt sich ein Baldachin, der in durchbrochenen Buch Halb wie im Traum ging er, ganz erfüllt von der Empfin- truppig, wie es" die offizielle Heraldit verlangt, der Reichsadler. staben das Wort„ Deutschland " trägt, darüber schwebt steif und dung Marie Luisens, die mit ihm sprach, ihn umschwebte in Der Entwurf ist eine Arbeit des Berliner Architekten und Bau all den wechselvollen Erscheinungen aus vergangener it. inspektors Franz Jaffé , die Bildhauerarbeit hat Robert Schirmer Und während er ihre Gestalt sah und ihre Stimme hörte, geliefert. Für die Borhalle eines großen Kunstgewerbemuseums stellte er sich zugleich vor, daß sie bald, in einer Stunde schon wäre vielleicht die Gruppe ganz geeignet; hier wirkt sie zu massiv - was er jetzt faum begreifen konnte leibhaftig vor ihm und schwer, umſomehr als man die gegenüberliegenden belgischen stehen würde. Seine Hand würde ihre schlanke und weiche Bavillons zu nahe an das Portal herangerüdt und vor diesem nur ampreffen. Ihre hell aufleuchtenden Augen würden auf ihm einen ungefähr drei Meter breiten Durchgang gelaffen hat, so daß ruhen und diese Woge von entzückter Freude über ihn er- man den Kopf in den Nacken legen muß, um die oberen Partien gießen, in der sein Herz jedesmal zitternd emporschnellte. Er bes Bortals zu erkennen. Gleich hinter dem Portal liegt die Kollektivausstellung bes würde unter den blonden Löckchen ihre weiße Stirn sehen, und Rheinisch- Westfälischen Kohlensyndikats: eine in technischer Hinsicht höchst thr Mund würde zu ihm sprechen. Und er was würde er intereffante Abteilung, die zum Teil aus Mobellen von Bechen und antworten? Schachtanlagen, Kokswerken, Hochdruck Bentrifugal und Abteuf
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